Verfolgung einer Lehrerin: Persönlicher Bericht über 11 Verhaftungen in 20 Jahren

(Minghui.org) Die 75-jährige Mu Zhihong wurde wiederholt verhaftet – einmal war sie drei Jahre im Gefängnis. Seit 1999 verfolgt das kommunistische Regime Chinas Falun Dafa.

Mu ist eine pensionierte Lehrerin aus der Stadt Shizuishan, Ningxia. Zuletzt geriet sie am 10. Mai 2018 wegen ihres Glaubens an Falun Dafa ins Visier der Verfolger. Fünf Polizisten kamen zusammen mit mehreren Leuten aus dem Nachbarschaftskomitee zu ihr nach Hause. Sie riefen einen Schlosser, um in Mus Wohnung einzubrechen. Dann durchsuchten sie die Wohnung und beschlagnahmten ihre persönlichen Sachen. Schließlich verhafteten die Polizisten sie und brachten sie zur Polizeiwache in der Qingshan Straße. Noch in der gleichen Nacht ließen sie sie wieder frei.

Mus Gesundheitszustand verschlechterte sich schnell nach ihrer letzten, der elften, Verhaftung. Sie wird derzeit im Herzkrankenhaus Ningxia behandelt.

Mu berichtete von den Torturen, die sie erlebt hatte, weil sie weiter Falun Dafa praktizieren wollte.

„Seit 1999“, schrieb sie, „durchsuchten Yan Chengwei, He Honglin und andere Beamte der Polizei von Dawukou unzählige Male meine Wohnung und konfiszierten meine persönlichen Sachen.“

Mus Zusammenfassung ihrer Leidensgeschichte

Mein Name ist Mu Zhihon. Ich bin eine pensionierte Lehrerin aus der Shenhua Kohleindustriegruppe in Ningxia. Wegen Arthritis, Herzkrankheiten, Magenproblemen und anderen Beschwerden war ich sehr schwach und wog weniger als 40 Kilo. Ich versuchte alle Arten von Medikamenten und gab jedes Jahr etwa 10.000 Yuan [1] für Arztrechnungen aus. Nichts half mir, wieder gesund zu werden, also musste ich in den Vorruhestand gehen.

Als ich zu praktizieren begann, dauerte es sechs Monate, da hatte ich mich von meinen Leiden erholt und begann zuzunehmen. Einige Freunde und Verwandte erlebten meine Veränderungen mit und begannen ebenfalls, Falun Dafa zu praktizieren.

Verhaftungen und Inhaftierungen

Am 21. Juli 1999, dem Tag, als die Verfolgung in China begann, war ich an einem Platz, wo die Falun-Dafa-Übungen praktiziert wurden. Damals führten zwei Polizisten die Praktizierenden nach Hause. Einige Tage später kamen Yan Chengwei und He Honglin von der Polizei von Dawukou zu mir, verhafteten mich und hielten mich fünfzehn Tage lang fest. Das war meine erste Festnahme und rechtswidrige Inhaftierung.

Diese beiden Polizisten verhafteten mich kurz darauf wieder und brachten mich in ein Untersuchungsgefängnis, wo ich eine Woche lang eingesperrt war. Wie ich erfuhr, war der Grund ein Besuch von Jiang Zemin in Ningxia. Der damalige Vorsitzende der Kommunistischen Partei hatte Falun Dafa verboten. 1999 wurde ich drei- bis viermal inhaftiert, meistens während großer Feiertage oder wenn ein hochrangiger Regierungsbeamter in meine Stadt kam.

Um weiteren Verhaftungen zu entgehen, hielt ich mich über sechs Monate lang von meinem Zuhause fern. Nach meiner Rückkehr nach Hause im August 2000 verhafteten mich Yan und zwei Polizisten und brachten mich ins zweite Untersuchungsgefängnis Shizuishan. Das war meine sechste Inhaftierung. Dann wurde ich ins Frauenarbeitslager Ningxia gebracht, wo sie mich ein Jahr lang festhielten.

Im Arbeitslager misshandelt

Am 30. August 2000 kam ich im Arbeitslager an. Die Praktizierenden dort waren gezwungen, täglich von 5:00 Uhr bis nach 22:00 Uhr zu arbeiten. Außerdem beauftragten die Wärter Drogenabhängige und die schlimmsten Häftlinge mit der „Umerziehung“ von Praktizierenden. Sie sollten uns dazu bringen, unseren Glauben aufzugeben. Uns wurde befohlen, weder mit anderen Praktizierenden zu sprechen noch die Falun-Dafa-Übungen zu machen. Taten wir es dennoch, waren die Strafen drakonisch.

Eine Praktizierende namens Feng Jianying wurde in eine Isolationszelle gebracht und bekam weder zu essen noch durfte sie schlafen, nur weil sie mich gegrüßt hatte. Ein Häftling hatte dies den Wärtern gemeldet. Andere Praktizierende und ich traten in einen Hungerstreik, um gegen diese Ungerechtigkeit zu protestieren, bis Feng eine Woche später wieder rausgelassen wurde.

Zudem wurden wir angewiesen, Materialien zu lesen, die Falun Dafa verleumdeten, und jeden Tag eine Zusammenfassung unserer Gedanken zu schreiben. Zwei Häftlinge wurden beauftragt, mich rund um die Uhr zu überwachen. Eine schlief im selben Bett wie ich, während die andere auf dem oberen Etagenbett schlief.

Besonders Wärter Ma Li behandelte uns schlecht. Wir waren gezwungen, stundenlang bewegungslos draußen zu stehen: Trotz des eisigen Winters waren wir kaum bekleidet und im Sommer waren wir der brennenden Sonne ausgesetzt. An Regentagen mussten wir stundenlang laufen. Wir durften danach keine trockene Kleidung anziehen sondern mussten sofort mit der Arbeit beginnen.

Nach der inszenierten Selbstverbrennung Anfang 2001 behandelten die Wärter die Praktizierenden schlechter. Sie versuchten, uns täglich der Gehirnwäsche zu unterziehen. Da ich mich weigerte, meinen Glauben aufzugeben, wurde meine Arbeitslagerhaft um 105 Tage verlängert. Ich wurde erst am 20. November 2001 freigelassen. Zu diesem Zeitpunkt war ich abgemagert und schwach.

Weitere Inhaftierung

Meine siebte Verhaftung erfolgte im April 2002. Zwei Beamte waren mir gefolgt, als ich meiner Nichte etwas Geld für Arztrechnungen bringen wollte. Die Polizisten Yan und He verhafteten mich am nächsten Tag und brachten mich zum zweiten Untersuchungsgefängnis Shizuishan.

Dort angekommen erfuhr ich, dass meine Nichte Li Ailing, ebenfalls Praktizierende, im selben Untersuchungsgefängnis war. Die Polizei von Dawukou berichtete dem Provinzbüro 610 und der Polizei, dass ein schwerer Fall, der die Staatssicherheit untergraben habe, gelöst worden sei. Die an diesem Fall beteiligten Polizeibeamten erhielten Auszeichnungen und Preise. Ein Wärter in dem Untersuchungsgefängnis sah die Auszeichnungen und fand es belustigend, wie eine alte Frau, deren Nichte mittleren Alters und zwei einfache Bürger die Staatssicherheit untergraben konnten!

Meine Nichte und ich wurden 30 Tage später gegen Kaution freigelassen.

Die achte Verhaftung erfolgte kurz nach dem chinesischen Neujahrsfest 2005. Zuerst hielten mich die Beamten auf einer Polizeistation fest, dann in einem Untersuchungsgefängnis. Da ich sechs Tage lang nichts gegessen hatte, hatte sich mein Gesundheitszustand verschlechtert und ich wurde in ein Krankenhaus gebracht. Als einmal kein Aufseher zu sehen war, entkam ich und flüchtete in eine andere Stadt.

Untersuchungsgefängnis Yinchuan

Im Dezember 2006 wurde ich zum neunten Mal verhaftet. Polizisten kletterten mit einer Leiter in den zweiten Stock des Hauses. Sie brachen in meine Wohnung ein, deckten meinen Kopf mit meiner Hose zu und durchsuchten meine Wohnung. Dann sagten sie mir, dass sie Polizisten aus der Stadt Yinchuan seien. Sie forderten mich auf, ein Dokument zu unterschreiben. Als ich mich weigerte, unterschrieb stattdessen ein Beamter das Dokument.

Im Untersuchungsgefängnis Yinchuan wurde ich in eine kleine Zelle gebracht, die für sieben Häftlinge ausgelegt, aber mit vierzehn belegt war. Ohne Decke zitterte ich nachts ständig. Auch erhielten wir nicht genügend zu essen.

Dennoch mussten wir jeden Tag von 5:00 Uhr morgens bis Mitternacht arbeiten. Als im Sommer alle Türen geschlossen waren, war es in diesem Raum wie in einem Backofen. Die Arbeitsbelastung war groß. Wenn man die Quote nicht erreichte, wurden alle Häftlinge bestraft.

Um gegen unsere rechtswidrige Inhaftierung zu protestieren, traten zwei Praktizierende – Jiang Hongying und Zhang Xiaoping – und ich in einen Hungerstreik. Wir wurden alle in eine geheime Zelle gebracht. Wir hörten, dass Zhang mit Kot zwangsernährt wurde.

Die langanhaltende intensive Zwangsarbeit, die Unterernährung und der Schlafmangel machten mich schwindelig, schwach und ich bekam einen unregelmäßigen Herzschlag. Die Wärter ignorierten es.

Trotz meines schlechten Gesundheitszustandes musste ich Ende Mai 2007 zu einer Verhandlung vor das Bezirksgericht Xixia. Etwa einen Monat später verhörten mich Beamte erneut und sagten mir, dass ich zu drei Jahren Haft verurteilt worden sei. Meine Familie beauftragte einen Anwalt und ich legte Berufung beim Mittleren Gerichtshof von Yinchuan ein, aber das ursprüngliche Urteil wurde bestätigt.

Ich war 260 Tage in dem Untersuchungsgefängnis und wurde dann im August 2007 in ein Gefängnis verlegt.

Gefängnis: Blindwütige Folterung

Im Frauengefängnis von Yinchuan wurden Mordstraftäter, Drogenabhängige, Prostituierte und Diebe gefangen gehalten. Viele von ihnen hatten die Todesstrafe oder lebenslange Haft erhalten.

Die Arbeitsbelastung war groß. Einen Tag nach meiner Ankunft dort wurde mir Arbeit zugewiesen, bei der ich mit Bekleidung zu tun hatte. Einige der Stoffe enthielten giftige Substanzen, wie z.B. Formaldehyd, und ich reagierte mit Allergien darauf. Über meinen gesamten Körper breitete sich allmählich ein Ausschlag aus. Es juckte und war schmerzhaft. Da ich eine Praktizierende war, ignorierten die Wärter meine wiederholten Anträge auf eine Versetzung in einen anderen Bereich.

Ich war in der Abteilung 2, wo ein quasi-militärisches Führungssystem eingeführt war. Die Essenszeit dauerte weniger als 20 Minuten. Oft hatte ich nicht genügend Zeit zum Essen, da ich das Essen zu spät erhielt. Meine körperliche Verfassung verschlechterte sich dadurch noch weiter.

Mehrere Wärter aus dem Pekinger Gefängnissystem kamen im Februar 2009 und schulten lokale Beamte, wie man Praktizierende „umerzieht“. Sechs zuverlässige Häftlinge wurden beauftragt, mich rund um die Uhr zu überwachen.

Während meiner ganzen Zeit in diesem Gefängnis wurde ich gefoltert. Ich war gezwungen, über zwanzig Stunden am Tag bewegungslos auf einem kleinen Hocker zu sitzen. Von Zeit zu Zeit schlugen mich Insassen. Manchmal zogen mir alle sechs Häftlinge alle meine Kleider aus und nahmen eine Leibesvisitation vor.

Ich war gezwungen, Artikel zu lesen und mir Videos anzusehen, die Falun Dafa und seinen Gründer diffamierten, und jeden Tag musste ich eine Zusammenfassung meiner Gedanken schreiben.

In den drei Monaten wurde mir der Schlaf entzogen und ich durfte nur etwa ein bis zwei Stunden schlafen. Ein Häftling stellte sicher, dass ich keine Falun-Dafa-Schriften rezitierte.

Die Gruppe, die mich „umerziehen“ sollte, wurde immer wieder neu organisiert. Oft griffen mich die Beamten bei den großen Versammlungen an. Sie behaupteten, dass Praktizierende in Yinchuan und Peking Falun Dafa aufgegeben hätten.

Ich erlag schließlich dem immensen Druck und erklärte, dass ich auf meinen Glauben verzichten würde. Danach bedauerte ich es jedoch sehr und war oft in Tränen aufgelöst. Nach meiner Entlassung kehrte ich zu Falun Dafa zurück.

Am 17. Juni 2016 wurde ich zum zehnten Mal verhaftet, als ich meinen Cousin besuchte. Polizisten brachten mich zu meiner Wohnung, befahlen einem Schlosser, die Tür zu öffnen, und beschlagnahmten Falun-Dafa-Bücher und andere persönliche Gegenstände.

Familie gequält

Mein Cousin wurde bei meiner zehnten Verhaftung fast einen ganzen Tag lang festgehalten. Die Polizei durchsuchte seine Wohnung, filmte die Wohnung und bedrohte seine Familienmitglieder. Seine Frau wurde terrorisiert, sein dreijähriger Sohn war verängstigt und weinte und ein anderer älterer Verwandter, der in der gleichen Gemeinschaft lebte, bekam nach dieser Tortur eine Herzerkrankung.

Meine Familienmitglieder, sogar meine Kinder, waren betroffen. Einmal war mit mir nur mein 14-jähriger Sohn zu Hause. Yan und andere Beamte schoben uns beide in einen Polizeiwagen. Ich protestierte heftig, woraufhin sie meinen Sohn freiließen.

Als ich nach dem chinesischen Neujahrsfest 2000 meinen Vater in der Provinz Anhui besuchte, reisten vier Polizisten aus Ningxia 1.600 Kilometer, um mich bei meinem Vater festzunehmen. Für meine Familienmitglieder waren die Folgen schwerwiegend , vor allem für meinen Vater. Als ich 2006 erneut zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt wurde, verstarb er wenige Monate später.

Während meiner Zeit im Arbeitslager durchsuchten Polizisten meine Wohnung, um nach Materialien über Falun Dafa zu suchen. Sie gruben sogar das Blumenbeet um und demontierten Heizungsrohre.

Inzwischen sind viele Jahre vergangen, seit Falun Dafa verboten wurde, und das Leid von meiner Familie und mir ist jenseits der Vorstellungskraft eines normalen Bürgers. Dennoch: Nichts konnte und wird meinen Glauben an Falun Dafa ändern.


[1] Das sind umgerechnet ca. 1.260 Euro. Zum Vergleich: Das durchschnittliche Einkommen eines Arbeiters beträgt in den Städten Chinas monatlich umgerechnet etwa 300,- Euro