Kultivierung in der Tian Guo Marching Band

Vorgetragen auf der Deutschen Fa-Konferenz 2019 in Bad Kissingen

(Minghui.org) Seit 2012 bin ich Mitglied der europäischen Tian Guo Marching Band. Später wurde ich auch Mitglied des Koordinationsteams. Ich möchte von meinen Kultivierungserfahrungen berichten, wie ich mich verändert habe und Teil dieses Projektes geworden bin.

1. Mich selbst verändern

Am Anfang war ich sehr stolz darauf, Teil dieses heiligen Projektes zur Errettung von Lebewesen zu sein. Ich war aktiv bei Treffen dabei, stellte Fragen und unternahm Verschiedenes, um das Projekt effektiver zu machen. Im Laufe der Zeit erschienen mir die anderen Koordinatoren langsam und passiv, als ob sie nicht wirklich den starken Wunsch hätten, Lebewesen zu erretten, sondern einfach nur Aufgaben erledigten. Ich war der Meinung, dass wir aktiver sein und an mehr Paraden teilnehmen sollten.

Die anderen Koordinatoren waren nicht dieser Ansicht. Meine Vorschläge wurden oft abgelehnt und ich fragte mich, ob sie Menschen erretten wollten oder nicht. Warum sollten wir derart langsam vorgehen? Ich hatte noch weitere negative Gedanken, die ich nicht ablehnte und die deshalb immer mehr zum Vorschein kamen. Oft sah ich die Lücken der anderen – zum Beispiel wollte einer der Koordinatoren viele Dinge tun, konnte sie aber nicht sorgfältig umsetzen und musste auch oft korrigiert werden hinsichtlich der Informationen, die an die Mitglieder weitergegeben wurden. Ein anderer Koordinator suchte oft im Außen, um Probleme zu lösen. Ein weiterer Koordinator war nicht stark genug, um Entscheidungen zu treffen. Diese negativen Gedanken kamen zum Vorschein und wurden immer stärker.

Außerdem waren wir gerade in der Vorbereitungszeit für die Europa-Tour. Ich war mit meiner täglichen Arbeit sehr beschäftigt und befand mich in einem Zustand, in dem ich leicht wütend wurde. Dadurch wurden die Konflikte noch größer. Irgendwann war ich geistig sehr erschöpft und dachte daran, das Koordinationsteam zu verlassen. Die anderen könnten meinen Part mit übernehmen. Ich würde weiterhin in der Band bleiben, aber nur mein Instrument spielen und an Paraden teilnehmen. Ich wollte jedoch keine Koordinationsaufgaben mehr übernehmen. So hätte ich keine Konflikte mehr und weniger Druck, wäre aber immer noch im Projekt, um mein Gelübde zu erfüllen. Das wäre doch gut, oder? Bei einem Treffen teilte ich den anderen meinen Entschluss mit und gab als Grund an, dass ich keine Zeit für meine persönliche Kultivierung hätte. Es würde keinen Sinn haben, damit weiterzumachen, ohne das Fa zu lernen und die Übungen zu praktizieren.

Ein paar Tage später träumte ich, dass die alten Mächte freudig um den Meister herumtanzten. Der Meister befand sich in der Mitte, aber er war ganz und gar barmherzig, ohne Emotionen wie Traurigkeit oder Wut. Als ich diese Szene sah, weinte ich. Es war wirklich meine Schuld, dass die Situation so war. Doch unabhängig davon, was ich für richtig oder falsch hielt und was ich tat, der Meister war immer noch da, um mich zu beschützen. Er ertrug für mich die Last, damit ich mich nach oben kultivieren und Lebewesen erretten konnte. Ich wachte mit Tränen im Gesicht auf und erkannte, dass ich das Team nicht einfach so verlassen konnte. Ich musste nach innen schauen! Auch wurde mir klar, dass das der Weg war, den der Meister für mich arrangiert hatte. Es kam nicht darauf an, was ich dachte oder tun wollte. Das Einzige, was ich als Praktizierender zu tun hatte, war, den arrangierten Weg gut zu gehen.

Als ich nach innen schaute, entdeckte ich Kampfgeist, die Wurzel meines Problems, sowie die Anhaftung an die Zeit. Ich wollte mich beeilen, da die Zeit der Fa-Berichtigung bald enden würde; ich wollte mich beeilen, da sonst nicht genug Lebewesen errettet würden. Diese beiden Anhaftungen lagen dem Problem zugrunde, und die alten Mächte verstärkten sie noch. Mein Fehler war, dass ich sie nicht ablehnte, als sie auftauchten. Ich folgte ihnen einfach, weil ich der Meinung war, dass ich recht hatte. Ich hatte die Anzahl der Paraden, an denen wir teilnahmen, höher bewertet als die harmonische Kooperation innerhalb des Teams. Damit möchte ich sagen, dass die Gedanken, die langsam in meinem Kopf auftauchten, von diesen beiden Anhaftungen kamen. Ich erkannte sie nicht rechtzeitig, und sie gaben mir das Gefühl, dass sie richtig seien und dass ich im Recht sei, wenn ich ihnen folgte. 

Es war so, wie der Meister im Zhuan Falun über „Das eigene Herz erzeugt Dämonen“ sagt:

„Er denkt: ‚Bin ich wohl ein Buddha? Vielleicht bin ich auch wie ein Buddha gekleidet.‘ Dann sieht er, dass er genau wie ein Buddha gekleidet ist. ‚Aber ja, ich bin wirklich ein Buddha.‘ Darüber ist er hocherfreut. ‚Ich bin vielleicht auch gar kein kleiner Buddha.‘ Dann sieht er, dass er doch ein großer Buddha ist. ‚Vielleicht bin ich sogar noch höher als Li Hongzhi! Ich gucke mal, aber ja, ich bin wirklich höher als Li Hongzhi.‘“ (Li Hongzhi, Zhuan Falun 2012, Seite 361)

Langsam erkannte ich, dass diese beiden Anhaftungen wiederum Ursachen auf einer noch tieferen Ebene hatten, und zwar Ruhm, Gefühle und das Streben nach eigenen Vorteilen. Ich wollte höher sein als andere und ich wollte, dass meine Vorschläge angenommen werden. Ich wollte alles selbst entscheiden und mich selbst bestätigen. Wir kultivieren Wahrhaftigkeit, Güte, Nachsicht und müssen im Kultivierungsprozess grundlegende Anhaftungen wie Ruhm, Eigennutz und Gefühle ablegen. Als ich das erkannt hatte, fragte ich mich jedes Mal, wenn ein Gedanke auftauchte, ob das nach Ruhm strebende Herz dahintersteckte und ob ich an der Zeit festhielt. So entsprachen meine Handlungen dem Fa.

Außerdem lernte ich, die Mängel der anderen zu akzeptieren. Ich lernte, auf ihre Vorzüge zu achten und empathisch zu sein, wenn sie sich in schwierigen Situationen befanden. Auch berichtigte ich meinen Gedanken, dass Kultivierung nicht heißt, dass ich die Anhaftungen der anderen nicht mehr sehen werde. Kultivierung heißt, das Herz trotzdem zu öffnen, um einen gemeinsamen Körper zu bilden und sich gemeinsam zu erhöhen. Das ist zwar einfach gesagt. Aber ich brauchte lange, um es herauszukultivieren und es aus dem Herzen zu tun.

2. Die Europa-Tour

Vor zwei Jahren haben wir mit der Marching Band die erste große Tour durch einige Städte organisiert. Dabei haben wir Erfahrungen gesammelt und uns verbessert. In diesem Jahr fand die zweite größere Tour statt, die neun Tage dauerte und uns durch Großstädte und Städte mit vielen chinesischen Touristen führte. Sie begann nach der europäischen Fa-Konferenz in Prag, und dann spielte die Band in der österreichischen Touristenstadt Wien, in München während des Oktoberfestes, in Zürich und zuletzt in Luzern.

Die Vorbereitungszeit betrug etwa ein Jahr. Es mussten viele Dinge vorbereitet werden, wie die Route, die Busse, die Paraden, lokale Praktizierende, Unterkunft, Essen … Ich arbeitete täglich fast zehn Stunden, lernte Fa, machte die Übungen, übte mein Instrument und, wenn ich wieder in meinem Zimmer war, arbeitete ich weitere drei Stunden, um die Tour zu organisieren. Bei der Anmeldung der Mitglieder, der Zimmervergabe und der Überprüfung der Zahlungen war ich meistens beteiligt. Für die Anmeldung gaben wir eine Frist bekannt, damit wir wussten, wie viele Mitglieder an der Europa-Tour teilnehmen würden. So konnten wir die Unterkünfte buchen und Essen bei lokalen Praktizierenden bestellen. Oftmals erhielten wir nach Ablauf der Frist zusätzliche Anmeldungen oder bestehende Anmeldungen wurden geändert. Ein Mitglied fragte zum Beispiel an, ob es teilnehmen könne, ohne in der Band mitzuspielen; oder es gab Neuanmeldungen oder Stornierungen. Aufgrund dieser Änderungen musste alles neu geplant werden: die Zimmervergabe, die Bezahlung, die Information an die örtlichen Praktizierenden über die aktuelle Anzahl an Mahlzeiten, die für die Band geliefert werden sollten, usw.

Bei der Vorbereitung für die erste Tour musste ich mich oft dazu zwingen, solche Änderungen zu akzeptieren. Denn ich war der Ansicht, dass die Tour arrangiert wurde, um Lebewesen zu erretten und es die Pflicht aller Mitglieder sei, daran teilzunehmen. Der Meister hätte den Platz für jedes Mitglied arrangiert, und wenn man daran etwas änderte oder absagte, würde man nicht dem Fa folgen. So dachte ich früher. Dann hörte ich nach der Tour einen Erfahrungsaustausch, dass eine Unterstützerin sich erst angemeldet und dann wieder abgesagt hatte. Doch während sie nicht mit der Band unterwegs war, konnte sie einigen Chinesen dazu verhelfen, aus der Kommunistischen Partei Chinas auszutreten. Dadurch erkannte ich, dass der Meister alles arrangiert hatte und ich Änderungen ohne Beschwerde und andere Gedanken akzeptieren sollte.

Bei der Planung für die zweite Tour hatte ich keine negativen Gedanken. Ich beschwerte mich nicht wieder über Änderungen, sondern akzeptierte sie einfach. Denn ich verstand den Fa-Grundsatz, mich selbst loszulassen und zuerst an andere zu denken. Auch gehörte das zu meiner Kultivierung der Barmherzigkeit.

Auf der Tour geschahen viele Dinge, die das Koordinationsteam lösen musste. So sah ich beispielsweise, wie ein Koordinator das eingesammelte Geld der Mitglieder sehr spät am Abend zählte, sodass er am nächsten Morgen die Übungen auslassen musste. Ein anderer Koordinator ging um zwei Uhr nachts ins Bett, nachdem er ein Problem gelöst hatte. Es gab Planänderungen in letzter Minute. Kurz vor der Abfahrt zur Parade verschwand ein Mitglied, woraufhin die ganze Band warten und nach ihm suchen musste, sodass sie nicht rechtzeitig am Veranstaltungsort ankam. Vor allem in der Schweiz traten etliche Störungen auf. Nach einer langen Busfahrt aus München kamen wir erst spät in der Unterkunft an und hatten nicht genug Bargeld dabei, um die Unterkunft zu bezahlen. Am nächsten Tag verursachte der Busfahrer einen Unfall, sodass die Polizei kommen musste. Am Abend parkte der Busfahrer den Bus direkt auf der Straße und lokale Praktizierende mussten in dem Hotel, in dem der Fahrer übernachtete, nach ihm suchen und ihn zu unserer Unterkunft zurückbringen, damit er den Bus woanders parken konnte. Diese Probleme mussten gelöst werden, und wir kamen oft erst spät ins Bett. Sie waren wirklich Prüfungen für mich, um zu sehen, ob ich gemäß dem Fa mit ihnen umgehen konnte.

In diesen Situationen wurde mir klar, dass ich mich nicht mehr über andere beschwerte. Ich konzentrierte mich nur darauf, die Probleme, mit denen wir konfrontiert waren, zu lösen. Ich dachte nicht darüber nach, warum wir auf das Problem gestoßen waren, wer es verursacht hatte und wer zuständig war, es zu lösen. Ich war einfach da, um die Probleme zu lösen oder um andere bei der Problemlösung zu unterstützen oder die Störungen mit aufrichtigen Gedanken zu beseitigen. Später bemerkte ich, dass die negativen Gedanken aus meinem Körper entfernt waren. Dies war nach und nach geschehen, ohne dass ich es bemerkt hatte. Ich merkte nur, dass diese negativen Gedanken in bestimmten Situationen nicht mehr auftauchten. So wusste ich, dass sie beseitigt waren. Danke, Meister. Doch ab und zu tauchten doch noch schlechte Gedanken auf. Aber ich wusste, dass sie nicht meine eigenen Gedanken waren, und lehnte sie ab.

3. Die Gabe

Am zweiten Tour-Tag in München gingen wir nach dem Auschecken zum Marienplatz, um ein Platzkonzert zu geben. Als wir dort ankamen, informierte mich ein Mitglied, dass man ihr Instrument im Bus vergessen habe. Doch der Bus war bereits auf dem Weg zum Parkplatz – weit weg vom Marienplatz. Nun hatte sie kein Instrument, wie sollte das Problem gelöst werden? Sollte ich lokale Praktizierende bitten, zum Parkplatz zu fahren und das Instrument zu holen? Es tauchten noch weitere Schwierigkeiten auf. Während unseres Auftritts war ich unkonzentriert und fragte mich, wie die Probleme gelöst werden konnten. Warum war das passiert? Hatten wir Lücken? Hatte ich eine Anhaftung, die ich loslassen sollte?

Wir spielten ein paar Lieder, und dann hielt ein Praktizierender eine Rede über Falun Dafa und die brutale Verfolgung in China. Dann spielten wir wieder, und danach war wieder der Redner an der Reihe – das wiederholte sich mehrmals. Ich beobachtete, dass viele Leute stehenblieben und zuschauten, wenn die Band spielte. Wenn der Redner sprach, gingen die Leute weiter. Als wir wieder zu Ende gespielt hatten und der Redner anfing, sah ich, wie ein chinesischer Praktizierender auf ein chinesisches Touristenpaar zuging, das unserem Auftritt zugesehen hatte. Der Praktizierende fing an, Informationsmaterialien zu verteilen, aber die beiden Chinesen drehten sich um und gingen weg. Bei dieser Szene hatte ich den folgenden Gedanken: „Bitte geht nicht, wir sind für euch hierhergekommen.“ Plötzlich blieben sie stehen und nahmen die Informationsmaterialien an. Als ich das sah, kamen mir die Tränen. Und mit einem Mal waren all die Probleme, über die ich nachgedacht hatte, einfach verschwunden. Ich war in einem Zeit-Raum, in dem die Zeit stehengeblieben war. Es war wie ein Feld der Barmherzigkeit und ein solcher Konzentrationszustand, in dem mich nichts und niemand stören konnte. Es fühlte sich so an, wie der Meister in diesem Gedicht beschreibt:

„Wahre Gedanken entfalten sich, der ganze Himmel aufgeklärt“(Li Hongzhi, Tiefe Ergriffenheit, 29.06.2010, in: Hong Yin IV)

4. Fazit

In diesen Jahren der Kultivierung wurde mir langsam klar, dass der Meister immer an meiner Seite ist, um mich auf meine Anhaftungen hinzuweisen, mich auf meinem Kultivierungsweg zu beschützen und mir zu sagen, welchen Weg ich gehen soll. Warum scheitere ich dann immer noch, wenn Prüfungen kommen? Weil ich entweder die Hinweise des Meisters nicht verstehe; oder weil ich nicht daran glaube, dass die Hinweise auf den Prinzipien Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht basieren und ich sie für natürliche Erscheinungen halte; oder weil ich die Hinweise wegen meiner Anhaftungen missverstehe; oder weil ich meine Anhaftungen einfach nicht aufgeben will. Doch das muss ich, um mich noch höher kultivieren zu können.

Danke, verehrter Meister.Danke, liebe Mitpraktizierende.

Rubrik: Fa-Konferenzen