Kultivierung bei den „kleinen Angelegenheiten“

Vorgetragen auf der Deutschen Fa-Konferenz 2019 in Bad Kissingen

(Minghui.org)

Sehr geehrter Meister, liebe Praktizierende,

hiermit möchte ich meine Erfahrungen der letzten Zeit mit euch teilen, in der Hoffnung, dass wir alle Fortschritte machen.

Ich arbeite bei der Dajiyuan. Da ich in einem relativ abgelegenen Ort wohne und sich meine Arbeitszeit nach amerikanischer Zeit richtet, nehme ich nicht oft an großen Veranstaltungen teil. Aber der Meister hat uns gesagt, dass alles, was uns begegnet, Kultivierung ist; so denke ich, dass alles zum Kultivieren da ist, auch wenn es um Alltagsangelegenheit geht. Man kann sich dadurch kultivieren und erhöhen. 

Nun möchte ich euch einige dieser Alltagsangelegenheiten mitteilen.

1. Du schaffst es, must nur rennen

Letztes Jahr nach einer Shen Yun Show fuhr ich von der Schweiz nach Hause. Ich hatte ein Ticket gekauft und dann festgestellt, dass ich nur 3-4 Minuten zum Umsteigen hatte. Ich musste aussteigen, den Bahnsteig wechseln, wieder einsteigen. Es wäre viel zu hektisch gewesen. Deshalb wollte ich einen anderen Zug nehmen. Aber der junge Mann am Schalter sagte mir mit ruhigem, aber festem Ton: „Sie schaffen das, Sie müssen nur rennen.“

Mir war sofort klar: Das war ein Hinweis vom Meister. Ich hatte mich eine Zeitlang in einem Zustand befunden, wo alles geregelt zu sein schien. Ich lernte das Fa und beschäftigte mich in einem Projekt. Aber ich spürte einen Stillstand und konnte nicht weiter. Ich wusste, dass ich nach Bequemlichkeit strebte. Es war so, wie mit der Bahn fahren: Ich wollte nicht so knapp mit der Zeit sein, ich wollte alles ganz gemütlich machen. Bei der Kultivierung hinkte ich schon hinterher. Ich musste mich beeilen, die Zeit war knapp.

Ich habe mich fast zwanzig Jahre lang kultiviert, bin aber nicht fleißig, selbst die täglichen Übungen schaffe ich nicht. Immer wieder suche ich eine Ausrede, um die Übungen nicht zu machen. Ich weiß, dass ich unbedingt mit solchen grundlegenden Dingen anfangen muss. Aber es hat fast wieder ein Jahr gedauert. Erst im September habe ich angefangen, jeden Tag die fünf Übungen zu machen.

2. Ein Spülmittel von miserabler Qualität

Ich hatte die Ehre, bei der Shen Yun Berichterstattung mitwirken zu dürfen. Es ist zwar körperlich sehr anstrengend, aber ich spüre dabei jedes Mal die Erhöhung in meiner Kultivierung. Ich fühle mich dann, als ob diese Arbeit mich nach vorne zieht. Inzwischen stelle ich immer höhere Anforderungen an Reporter. Ich weiß ganz genau, wie wichtig diese Arbeit ist. 

Genau deshalb war ich früher besorgt, dass ich mich so schlecht kultiviert hätte. Ich fürchtete, die Mission nicht erfüllen zu können.

Letzten Winter brachte ein Spülmittel mich richtig zum Nachdenken. Es war ein Spülmittel von miserabler Qualität. Ich konnte so viel nehmen, wie ich wollte, es wirkte nicht. Eines Tages dachte ich: „Ich möchte doch nicht so sein wie dieses Spülmittel. Es sieht nur so aus wie ein Spülmittel. In Wirklichkeit funktioniert es nicht.“

Es gibt nicht so viele Praktizierende, die die Bedingungen eines Shen-Yun-Reporters erfüllen. Es sind nur noch wenige Leute, die das wirklich tun dürfen. Ich habe die Ehre, diese großartige Arbeit machen zu dürfen. Ich muss es unbedingt gut machen. Ich weiß nicht, welche ernsten Folgen es hat, wenn diese Aufgabe nicht gut oder nicht gut genug gemacht wird.

Der Meister hat in „Dafa-Jünger müssen das Fa lernen“ gesagt: 

„Du denkst, wie auch immer, ich habe die Dinge für Dafa gemacht. In Wirklichkeit hast du es nicht, du hast es nur der Form halber gemacht. Die zu errettenden Menschen sind nicht errettet worden. Die Dinge, bei denen eine Zusammenarbeit aller angesagt ist, damit es wirkt, haben keine Wirkung gehabt.“ (Li Hongzhi, Dafa-Jünger müssen das Fa lernen, 16.07.2011)

Ich sagte zu mir, es dürfe nicht oberflächlich und leichtsinnig gemacht werden.

3. Eine Erfahrung beim Auswendiglernen des Fa

Nach Shen Yun 2018 begannen wir, das Fa auswendig zu lernen. Wir lernen einen Satz nach dem anderen. Wenn wir mit einem Satz fertig sind, sprechen wir ihn mit dem Satz davor zusammen. Dann lernen wir diesen Satz weiter mit dem nächsten Satz.

Wir sind zu dritt in der Gruppe. Eine merkt sich den Satz schnell, aber sagt ihn dann mit reichlich viel Fehlern auf. Dann korrigiert sie sich. Bei der Korrektur kommt es zu anderen Fehlern, manchmal ein Wort zu viel, manchmal zu wenig. Sie macht immer wieder Fehler. Eine andere Praktizierende lernt es nicht so eilig. Es dauert zwar ein Paar Sekunden länger, aber sie schafft es mit einem Mal, und zwar fehlerfrei.

Ich beobachtete lange und dachte darüber nach, woran es bei der ersten Kultivierenden lag, wo das Problem war und warum ich so etwas gesehen hatte. Mir war klar, dass ich auch solche Probleme hatte. Der Meister vergrößerte durch das Verhalten der anderen das Problem, damit ich es gut sehen konnte.

Ich hatte ein hektisches Herz gesehen, das immer hastig zum Ziel eilt, nicht solide ist und versucht, auf gut Glück zu spielen in der Hoffnung, dass es klappen könnte.

Ich erinnerte mich an eine deutsche Praktizierende. Letztes Jahr versuchte sie, mir per Telefon zu erklären, was ich bei einer Arbeit machen sollte. Wir mussten damals eine neue Funktion lernen. Sie macht alles langsam, ordentlich, strukturiert. Sie versucht, den anderen beizubringen, wie eine Sache zu machen ist und warum es so ist. Mir war das viel zu langsam und ich wurde ungeduldig. Ich kannte einen Schritt und wollte gar nicht den Grund für diesen Schritt verstehen. So probierte ich es mit diesem oder jenem Knopf aus. Die Folge war, dass ich nicht mit ihr mithalten konnte. Was ich kannte, kannte ich. Was ich lernen sollte, habe ich immer noch nicht gelernt.

Diesmal hatte ich sie aus der Ruhe gebracht. Sie sagte zu mir: „Ihr Chinesen seid alle so.“ Ich konnte gerade noch meinen Mund beherrschen und entschuldigte mich sogar bei ihr. Aber innerlich teilte ich ihre Meinung überhaupt nicht. In den Augen der chinesischen Praktizierenden bin ich ernsthaft, ziemlich sorgfältig und verantwortungsbewusst. Ich bin gar nicht so, wie sie behauptete.

Jetzt habe ich durch das Verhalten der Praktizierenden in meiner Gruppe verstanden, dass diese deutsche Mitpraktizierende recht hatte. Das Problem ist, dass ich nicht begriffen hatte, dass ich bei vielen Angelegenheiten halbherzig bin. Ich dachte, ich sei ernsthaft; ich dachte, ich sei sorgfältig; ich dachte, ich hätte ehrlich und ordentlich gehandelt. Aber in Wirklichkeit bin ich selbstgerecht. Ich bin mit der halben Flasche schon zufrieden. Es reicht mir, wenn es so ungefähr ist. Es gibt ein chinesisches Sprichwort: „8 und 9 sind nicht weit entfernt von 10. So gebe ich mich damit zufrieden, wenn ich 8 erreicht habe.“

Ich musste an die Shen-Yun-Künstler denken. Angenommen, es wird von ihnen verlangt, eine Bewegung 100-mal zu machen, und zwar jeden Tag. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass sie die Bewegung gar nicht 100-mal zu machen brauchen. 10-mal wäre vielleicht schon mehr als genug. Aber um ein einziges Mal 100 Prozent auf der Bühne hinzukriegen, machen sie jeden Tag die Übungen – ohne Wenn und Aber. Sie müssen 100 Prozent erreichen. Die Bewegungen müssen einwandfrei, fehlerfrei sein.

Bei unseren Interviews, egal wo sie stattfanden, hörte ich am häufigsten: „Die Künstler sind perfekt, präzise, exakt, punktgenau. Sie haben bestimmt wahnsinnig viel geübt, sie haben sich unglaubliche Mühe gegeben.“ Mir ist klar: Ohne tägliches 100-maliges Üben könnten sie dem Publikum nicht solche hervorragenden Leistungen auf der Bühne zeigen.

Wir diskutierten in der Gruppe über das Problem und gewannen ein hohes Verständnis zu dieser Frage. Wir versuchen nun, auch bei anderen Dingen dieses hastige, oberflächliche Herz zu beseitigen. 8 und 9 sind zwar nicht weit entfernt von 10, doch das entspricht nicht unseren Anforderungen.

4. Eine Praktizierende hat mich fertiggemacht

Eine Praktizierende hat mich vor kurzem richtig fertiggemacht. Bei der Zeitungsarbeit hatte sich der Arbeitsvorgang ein wenig geändert und meine Seite wurde einer anderen Gruppe zum Korrekturlesen gegeben. Zu meiner Überraschung ging die Koordinatorin, der die Korrekturarbeit weggenommen worden war, richtig auf mich los. Sie warf mir vor, mein Wort nicht gehalten zu haben. Ich hätte ihr meine Seite versprochen, sie aber dann jemand anderem gegeben.

Sie hatte mich vorher gefragt, ob die Änderung des Arbeitsvorgangs mir etwas ausmachen würde. Ich fand die Veränderung zwar ein bisschen umständlich, aber ich wusste auch ganz genau, dass es eben meine Kultivierung war. Deshalb sagte ich zu ihr, ich würde mich nach ihnen richten; ich würde versuchen, mit ihnen gut zusammenzuarbeiten.

Wir hatten abgemacht, eine Woche später mit dem neuen Prozess anzufangen. Aber am nächsten Tag fragte der Chefredakteur mich, ob es nicht besser wäre, wenn ich mit einer anderen Gruppe arbeiten würde, so dass ich meine alte Gewohnheit behalten konnte. Das fand ich natürlich angenehmer. So hatte der Chefredakteur die Arbeit verteilt. Und das war der Grund, warum die Kollegin mich beschuldigte, mein Wort nicht gehalten zu haben.

Ich wollte es ihr erklären, aber sie wollte nicht zuhören und machte mich weiter mit schweren Worten fertig. Sie schlug mir ernsthaft vor, die Sache zukünftig ernster zu nehmen, man müsse sein Wort halten. Das sei kein Spiel, keine Kleinigkeit. Ohne sein Wort zu halten, gebe es kein Vertrauen. Zum Schluss schrieb sie noch: „Wenn ihr euch so benehmt, will keiner mehr etwas mit euch zu tun haben. Man will euch nur fernbleiben.“ Sie wünschte, dass ich es gut machte.

Ich war ruhig und wusste, dass ihre Worte vom Meister kamen. Ihre schweren Vorwürfe stimmten mich nachdenklich. Ich hatte es wirklich für nichts Besonderes gehalten, als ich mein Versprechen nicht hielt. Ich hatte mein Versprechen gar nicht ernstgenommen. Es war mir leicht über die Lippen gekommen. Auch fand ich es normal, wenn ich mein Versprechen nicht in die Tat umsetzte. Ich hatte nicht einmal gemerkt, dass ich mein Wort gebrochen hatte. „Ein Versprechen ist Gold wert“ – so etwas kannte ich nur aus Büchern. Es konnte vorkommen, dass ich Kindern etwas versprach und es mir später dann wieder anders überlegte. Oder ich versprach, an einer Aktivität für Dafa teilzunehmen, tat es dann aber doch nicht.

Ich möchte mir nicht ausdenken, was die Folge sein könnte, wenn wir den heiligen Vertrag nicht einlösen, den wir mit dem Meister abgeschlossen haben, bevor wir auf der Erde herunterkamen. Ich sagte zu mir: „Ich muss auf solche ‚Kleinigkeiten‘ achten.“

Nachdem die Kollegin mich beschimpft hatte, riss ich mich zusammen und arbeitete einen Artikel eine Nacht lang durch, was ich der anderen schon vor Langem versprochen hatte und eigentlich wieder hatte zurückziehen wollen.

5. Schlusswort

Ich weiß, dass ich bei der Kultivierung nicht fleißig bin. Manchmal bin ich richtig frustriert, wenn ich bei mir überall Anhaftungen entdecke. Aber mir ist auch klar, dass ich mich genau im Gegenteil anstrengen soll. 

Das Gedicht „Herz beruhigen” vom Meister gibt mir Mut. 

Der Meister schreibt:

Schicksalsverbindung geknüpft,
Schon dabei, Fa zu kultivieren,
Die Bücher mehr lesen,
Der Vollendung näher.
(Li Hongzhi, Herz beruhigen, 27.01.1998, in: Hong Yin)

Der Meister hat es uns deutlich gesagt. Ich verstehe, dass ich praktisch nur mehr Fa lernen und mir mehr Mühe geben muss. Wenn ich eine Prüfung nicht bestanden habe, verzweifele ich deshalb auch nicht und gebe mich auch nicht geschlagen. Ich möchte nur weitermachen, Schritt für Schritt vorankommen. So ist eben Kultivierung.

Das ist mein jetziges Verständnis. Ich bitte um eure barmherzige Korrektur.

Vielen Dank, Meister. Danke, liebe Kultivierende.

Rubrik: Fa-Konferenzen