Dem Wiedersehen mit meinem Vater sehe ich voller Freude entgegen

(Minghui.org) 

Heimatlos

In der Internationalen Kunstausstellung Die Kunst von Zhen-Shan-Ren gibt es ein Gemälde mit dem Titel Heimatlos. Dieses Gemälde stellt ein kleines Mädchen dar, das gerade von der Schule nach Hause kommt und feststellt, dass seine Eltern nicht da sind. Die beiden weißen Papierstreifen an der Tür sind offizielle Mitteilungen, dass das Haus vom Büro 610 (einer Gestapo-ähnlichen Organisation speziell zur Verfolgung von Falun Dafa) versiegelt und zum Abriss freigegeben wurde. Auf dem roten Papier an der Türe steht „Wahrhaftigkeit, Güte, Nachsicht“. 

Das kleine Mädchen ist plötzlich heimatlos geworden.

Ölgemälde: Heimatlos

Als ich mir das Einführungsvideo für die Ausstellung anschaute, liefen mir Tränen über das Gesicht. Als ich dann das Gemälde Heimatlos sah, konnte ich meine Gefühle nicht mehr kontrollieren. Ich vergrub mich unter einer Bettdecke und weinte mich aus, weil ich eine ähnliche Erfahrung durchgemacht hatte.

Mein Vater begann Falun Dafa zu praktizieren, als ich zwei Jahre alt war. Er lehrte mich, wie man meditiert. Es war leicht für mich, die Beine zu überkreuzen.

Jeden Tag lernte mein Vater die Falun-Dafa-Bücher mit mir. Ich saß auf seinem Schoß und las das Buch mit ihm. Manchmal war ich schelmisch und hielt das Buch absichtlich so weit von mir weg, wie ich meine Arme ausstrecken konnte. Wenn der Abstand zu weit war, sagte mein Vater: „Ich kann die Worte nicht mehr sehen.“ Ich aber lachte, weil ich sie deutlich sehen konnte.

Am meisten liebte ich es damals, den Gedichtband Hong Yin zu lesen. Wir konnten das Buch schnell zu Ende lesen. Wenn wir aber das Zhuan Falun lasen, musste ich lange Zeit sitzen und konnte auch nicht viel davon verstehen. Doch die Gedichte in Hong Yin konnte ich verstehen. Ich lernte jedes Gedicht auswendig und hatte das Gefühl, sie seien sehr schön und stünden mit mir in Beziehung. Durch Dafa gewann ich ein Verständnis der Welt und wuchs glücklich auf.

Als ich sechs Jahre alt war, suchte ich einmal nach der Schule unter all den Eltern draußen wie üblich nach meinem Vater, konnte ihn aber nicht entdecken. Es war eigenartig für mich, weil er sonst immer früher ankam und auf mich wartete. Ängstlich beobachtete ich die Leute, die kamen und gingen. Zum Schluss war ich als einzige Schülerin der Schule noch übrig. Ich dachte, ich hätte vielleicht irgendetwas falsch gemacht und mein Papa würde mich nicht mögen.

Ich musste also meinen Weg nach Hause allein aus dem Gedächtnis finden. Auf dem Weg überlegte ich mir: „Ich werde ihm sagen, dass ich groß genug bin und allein nach Hause gehen kann. Dann ist er sicher stolz und lobt mich.“

Als ich vor der Tür zum Apartment stand, klopfte ich immer wieder, doch niemand antwortete oder machte die Türe auf. Ich rief nach meinem Vater und dachte, ich muss irgendetwas Schlechtes getan haben, das ihn so wütend auf mich gemacht habe. Immer wieder sagte ich zu der Tür: „Papa, ich weiß, ich mache Fehler, ich weiß, dass ich es falsch mache. Vergib mir doch bitte. Ich flehe dich an, bitte, mach doch die Tür auf!“

Ich weiß nicht mehr, wie lange ich rief und weinte. Ich erinnere mich nur noch, dass ich in Tränen ausbrach und verzweifelt vor der Tür schrie. Dann sagte ich: „Papa, ich muss auf die Toilette, ich kann es nicht mehr zurückhalten! Bitte, mach die Tür auf!“ Eine ältere Dame kam die Treppe herunter und sagte, ich könne ihre Toilette benutzen. Ich schüttelte den Kopf, weil ich befürchtete, dass mich mein Vater, wenn er die Tür aufmachen würde, dann nicht sehen könnte.

Als es stockdunkel war, kam einer meiner Verwandten und nahm mich mit zu meinen Großeltern mütterlicherseits. Ich hörte, wie meine Verwandten meinem Vater Vorwürfe machten. Ich erfuhr aus ihrer Unterhaltung, dass mein Vater ins Gefängnis gesperrt worden war.

Ich war verstört und wusste nicht, warum mich mein Vater plötzlich allein gelassen hatte. Ich fragte mich, ob er mich wohl immer noch lieb hatte, wenn er zurückkäme. Ich konnte nicht herauskriegen, warum meine Verwandten so über meinen Vater sprachen und warum sie mich so völlig anders anschauten. Diese Nacht konnte ich nicht schlafen und weinte immer wieder in meinem Bett.

Dieser Tag hinterließ in meiner Erinnerung eine schmerzhafte Narbe. Ich vermisste meinen Vater und konnte nicht herausbekommen, was da vor sich ging. Ich hatte das Gefühl, keiner verstand mich. Von da an wurde ich still und furchtsam. Manche Menschen fürchten sich vor Käfern, Dunkelheit und Geistern, ich aber fürchtete mich vor Menschen. Ich wagte nicht, mit Fremden zu sprechen.

Das Haus meines Großvaters war geschäftig, jeden Tag gingen Leute ein und aus. Sie stellten mir Fragen oder sagte einige Worte zu mir. In diesen Situationen fühlte ich mich aber bedroht und verletzt, egal, ob sie mich voller Sympathie oder mit Geringschätzung anschauten. Ich wusste: Falun Dafa ist gut, Meister Li Hongzhi ist gut, mein Vater ist ein guter Mensch und es war einfach falsch, ihn ins Gefängnis zu sperren. Angst hielt mich jedoch davon ab, meine Gedanken zu äußern.

Schließlich kam mein Vater wieder nach Hause. Ich war überglücklich, dass er endlich wieder zurück war. Doch da waren auch eine Menge Familienmitglieder um ihn herum und ich fürchtete mich, auf ihn zuzugehen. Ich schaute zum Fenster hinaus und hielt mich zurück. Er kam herüber, hielt mich in seinen Armen und nahm mich auf den Schoß. In diesem Augenblick verschwanden mein Missmut und mein Einsamkeitsgefühl sofort. Von da an war ich nur noch in Sorge, mein Vater könnte wieder in Gefahr kommen.

Sooft er zu spät kam, um mich abzuholen, machte ich mir Sorgen. Gewöhnlich kam es daher, dass er ein Treffen oder etwas zu erledigen hatte. Jedes Mal, wenn er sich verspätete, verwandelten sich meine Angst und Sorgen in Wut. Ich weinte und fragte mich, warum er mir das wohl antat. Er entschuldigte sich immer und erklärte mir geduldig, warum er sich verspätet hatte.

Als mein Vater gesetzwidrig eingesperrt gewesen war, hatte er mir einen Brief geschrieben. Darin schrieb er, er vermisse mich sehr, und bat mich, ein gutes Mädchen zu sein. Er versprach mir, mit mir zu den Schaukeln am Fluss zu gehen, wenn er wieder daheim wäre. Ich trug diesen Brief immer bei mir und las ihn unzählige Male.

Damals war ich verschlossen und verbrachte die meiste Zeit damit, mir Gedanken über mich selbst zu machen, was die Außenwelt übertönte. Meine Mitschüler sahen mich die ganze Zeit in den Brief versunken und wurden neugierig. Einmal konnte ich nicht anders, als zu lächeln, als ich den Abschnitt über die Schaukeln las. Einige meiner Mitschüler sahen das und schnappten sich den Brief.

Als sie mich wegen meines Vaters fragten, sagte ich, er sei im Gefängnis. Sie fragten, ob mein Vater ein böser Mensch sei, wie er im Gefängnis gelandet und was passiert sei. Ich erstarrte, nahm den Brief zurück und hörte auf, mit ihnen zu reden. Meine Kindheit machte mich zu einem Igel, sensitiv und ängstlich, verletzt zu werden.

Im Gegensatz dazu war mein Vater optimistisch. Seine positive Art beeindruckte mich, wenn er zuhause war. In seiner Anwesenheit war ich lebhaft, heiter, sorglos, optimistisch und glücklich. War mein Vater aber abwesend, fühlte ich mich von der Welt isoliert. Ich wurde negativ, melancholisch und überspannt und verbrachte meine Kindheit auf diese Weise polarisiert.

Ein verlorenes Kind

Meine Mutter, die im Ausland lebte, holte mich zu sich, als ich in der 6. Klasse war. Ich sah meinen Vater fünf Jahre lang nicht mehr. In diesen fünf Jahren erlaute mir meine Mutter nicht, irgendwelchen Kontakt mit Falun Dafa zu haben. Einmal fand sie in der Browser-Chronik ihres Computers heraus, dass ich ihn benutzt hatte, um das Zhuan Falun zu lesen. Sie schimpfte mich einen ganzen Nachmittag lang aus. Ich war so eingeschüchtert, als ich ihr wütendes Gesicht sah, dass ich nicht wagte, das Buch noch einmal zu lesen.

Inzwischen war nur die verschlossene Seite meiner doppelten Persönlichkeit übriggeblieben. Selten sprach ich mit jemandem und wandte mich an meine Mutter, wenn ich etwas von irgendjemandem benötigte. Wenn jemand mich ansprach, wandte ich meinen Kopf zur Seite und weigerte mich zu antworten. Viele Male stand ich auf der Straße und schaute den Fahrzeugen nach und überlegte, wie ich mein depressives Leben beenden könnte. Unzählige Male weinte ich im Bett.

Ich war seltsam, egoistisch, selbstzentriert und voller Selbstmitleid. Depression und Vereinsamung dominierten mich und ich fühlte mich alles andere als glücklich. Sooft ich aber das Gefühl hatte, das Ende der Welt sei gekommen, fielen mir die Worte von Meister Li ein: „… deshalb ist der Selbstmord eine Sünde.“ (Fa-Erklärung in Sydney, 1996) Immer wenn ich keine Hoffnung mehr hatte, kamen mir die Gedichte aus Hong Yin in den Sinn und verbanden mich mit Dafa.

Während dieser Zeit beantragte meine Mutter die Auswanderung für unsere Familie, doch mein Vater konnte keinen Pass bekommen, weil er auf der Schwarzen Liste stand. Weil also meine Mutter auf den Auswanderungsantrag geschrieben hatte, dass mein Vater einmal in Haft gewesen war, wurde der Antrag lange Zeit nicht bewilligt.

Damit wir auswandern konnten, erpresste meine Mutter meinen Vater, sich von ihr scheiden zu lassen, doch mein Vater willigte nicht ein. Ich sah ein, mein Vater wollte mir eine vollständige Familie geben, obwohl meine Mutter immer jähzornig, unhöflich und unvernünftig war.

Immer wieder stellte mir meine Mutter die gleiche Frage: „Für wen entscheidest du dich? Entscheidest du dich für deinen Vater oder für deine Mutter?“ Ich sagte zu ihr: „Ich weiß es nicht. Es gibt keinen Weg, das zu entscheiden, und es gibt auch keine Antwort auf diese Frage.“ Jedes Mal wenn sie mich das fragte, musste ich lange darüber nachdenken. Schließlich sagte ich zu ihr: „Ich entscheide mich für Papa.“

Sie ignorierte meine Einwände und die meines Vaters und beantragte die Scheidung. Das Gericht räumte meiner Mutter das Sorgerecht ein und mein Auswanderungsantrag wurde daraufhin bald bewilligt.

Ich sagte zu ihr: „Du hast unsere Familie zerstört und so kann ich nur halb so viel Liebe bekommen wie andere Kinder. Ich möchte eine vollständige Familie.“ Von da an beneidete ich alle Kinder, die zwei Elternteile hatten.

Mir fielen all die bösen Dinge ein, die meine Mutter meinem Vater angetan hatte. Sie war wütend geworden, sooft sie ihn Falun Dafa praktizieren sah. Einmal schlitzte sie seine Hand mit einem Messer auf, so dass diese stark blutete. Sie goß ihm einmal Urin aus einem Nachttopf über den Kopf, weil er abends zu einer Fa-Lerngruppe gegangen war. Einmal schlossen mein Vater und ich eine Zimmertür ab, um Dafa-Bücher zu lesen und die Übungen zu machen. Als meine Mutter die Musik hörte, schrie sie, hämmerte gegen die Tür, brach sie schließlich auf und beschimpfte meinen Vater.

Ich wandte mich von Dafa ab und fühlte mich die ganze Zeit, die ich bei meiner Mutter verbrachte, im alltäglichen Leben verloren. Einmal auf dem Weg zur Mittelschule sah ich plötzlich mehrere Buddha-Statuen, so groß wie der Himmel. Der Anblick war unverkennbar. Ich war schockiert. Auch nachdem ich eine lange Strecke zurückgelegt hatte, waren die Statuen immer noch da.

Da erkannte ich das Wunder von Dafa und die Barmherzigkeit des Meisters. Nach der Schule ging ich in die naheliegende Bücherei und las das Zhuan Falun auf einem Computer. Als ich das Kapitel „Menschen wirklich zu hohen Ebenen anleiten“ aus Lektion 1 las, musste ich weinen. Ganz allmählich veränderte ich mich zum Besseren, als ich das Zhuan Falun zu lesen begann und mich Dafa wieder anglich.

Nun bin ich erwachsen und die Menschen sagen zu mir, ich sei lebhaft, gutgelaunt und gesprächig. Sie sagen, es wäre kaum zu glauben, dass ich früher einmal so verschlossen und schlecht gelaunt gewesen sei. Es kommt daher, weil Dafa mich zu einem neuen Menschen gemacht hat. Ich habe mein Denken und mein Verhalten den Dafa-Prinzipien Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht angeglichen.

Wieder an der Seite meines Vaters

Ich entschloss mich, meine Mutter zu verlassen, weil das Leben mit ihr schmerzhaft und düster war. Sie zwang mich jedoch, bei ihr zu bleiben, und ließ nicht zu, dass ich meinen Vater besuchte. Ich musste zu anderen Mitteln greifen. Ich warf mich aus Frustration jeden Tag gegen eine Wand. Ich jammerte jede Nacht, um sie dazu zu bringen, mir ein Flugticket zu kaufen, damit ich meinen Vater in China besuchen konnte. Damals war ich nicht barmherzig und verstand nicht, dass ich zu Menschen, die mir Kummer bereiteten, gütig sein sollte.

In den fünf Jahren, die ich bei meiner Mutter zubrachte, wusste ich nicht, wie ich mit Menschen umgehen und mit ihnen auskommen sollte, selbst wenn es enge Verwandte waren. Ich war völlig von der Gesellschaft isoliert. Und so war ich, als ich zu meinem Vater zurückging, arrogant und dominierend und hatte schlechte Laune. Wenn ich unglücklich war, warf ich mit Gegenständen um mich, goss Wasser auf meine Mitschüler und trat sie mit Füßen.

Abends blieb ich lange aus und meine Mitschüler fürchteten sich vor meinen Launen. Zu Hause meinten meine Verwandten, ich sei ein böses Kind, und manche Dinge, die ich täte, seien unverzeihlich.

Mein Vater jedoch war anders. Ganz gleich, wie schlecht ich mich auch verhielt, kritisierte oder schimpfte er mich in keiner Weise. Er nahm mich einfach beiseite und las das Zhuan Falun mit mir. Nachdem ich von der Schule heimgekommen war, blieb ich jeden Abend lange auf, um mit ihm zu lesen. Waren wir damit fertig, las er mir neben meinem Bett Erfahrungsartikel von der Minghui-Webseite vor und ich hörte ihm zu, bis ich einschlief.

Mein Vater führte mich mit Freundlichkeit und Güte und so nach und nach veränderte ich mich.

Er ließ mich auch Shen Yun anschauen (die Shows waren damals auf DVD in China erhältlich). Er sagte, er sei jedesmal gereinigt worden, wenn er sie anschaute. Ich glaubte es ihm nicht. Ich hörte mir lieber Pop-Songs an und mir fiel es schwer, dem klassischen Programm zuzusehen. Nachdem ich es eine Weile angeschaut hatte, wechselte ich zu einer Varieté-Show im Fernsehen. Ich konnte die Magie, von der mein Vater gesprochen hatte, nicht nachempfinden.

Aber als ich dann fleißiger Falun Dafa praktizierte, schaute ich mir auch Shen Yun immer lieber an. Einmal sah ich mir alle früheren Shows von Shen Yun an. Ich konnte nicht sagen warum, aber ich mochte sie einfach. Durch die Musik, den Tanz, den Belkanto-Gesang und die traditionellen Geschichten fühlte ich mich friedlich, ruhig und sicher.

Wegen meiner schattenhaften Kindheit befürchtete ich immer, die Tür könnte plötzlich aufspringen und böse Menschen würden hereinstürmen und meinen Vater mitnehmen, während er zuhause Falun Dafa lernte. Ich sorgte mich auch um seine Sicherheit, wenn er nicht zuhause war. Ich hatte immer Alpträume, träumte von Polizisten, die kamen, um uns zu verhaften. Die Angst blieb auch immer noch, nachdem ich aufgewacht war. Nie habe ich meinem Vater von meinen Ängsten erzählt und sagte nur, ich wolle wieder ins Ausland zurück.

Die Alpträume kommen zurück

Wieder im Ausland rief mich meine Mutter am Tag vor meiner Zwischenprüfung im ersten Hochschuljahr an und sagte mir: „Dein Vater ist festgenommen worden.“ Ich konnte nicht anders, ich musste weinen. Ich wusste nicht, wo er eingesperrt war oder welcher Art Folter er ausgesetzt war. Ich fragte mich, ob ich ihn wohl je wiedersehen würde.

Ich rief meine Großmutter mütterlicherseits in China an und wollte sie beruhigen, brachte aber kein Wort heraus und weinte einfach ins Telefon hinein. Sie seufzte und sagte immer wieder zu mir: „Weine nicht, weine doch nicht!“ Es fühlte sich an, wie das Ende der Welt. Ich konnte mein Zittern nicht kontrollieren.

Es war Mitternacht und ich wohnte allein in einem gemieteten Apartment in der Nähe der Hochschule. Ich eilte ins Wohnzimmer, setzte mich auf den Boden und brach in Tränen aus.

Als Kind hatte ich mich noch nie für meinen Vater eingesetzt, wenn er verhaftet wurde. Dieses Mal musste ich mich für ihn einsetzen. Ich rief das Büro 610 an, das für seine Festnahme zuständig war. Die Antwort war bedrohlich. Sie sagten, ich dürfe keine Kontakte zu Menschen haben, die Falun Dafa praktizierten, sonst hätte das Auswirkungen auf meine Ein- und Ausreisevisa. Ich versuchte, vernünftig mit ihnen zu reden, doch sie hörten gar nicht zu. Sie waren gehirngewaschen und verleumdeten ständig Falun Dafa. Ihre Art zu denken, war irrational und es war schwierig, mit ihnen zu kommunizieren.

Da mein Vater eingesperrt war, sagten sie zu ihm, ich würde verhaftet werden, falls ich nach China zurückkäme. Er warnte mich, ja nicht zu kommen.

Später erfuhr ich, dass er in einer Gehirnwäsche-Einrichtung war und ihm viele Tage lang der Schlaf entzogen wurde. Ich wollte sehen, wie lange ich es ohne Schlaf aushalten könnte, um nachzuempfinden, was er durchlitt. Nach nur einem Tag fühlte ich mich aber schrecklich. Die Trauer und der Schmerz in meinem Herzen waren unbeschreiblich.

Erhöhung

Durch Fa-Lernen wurde ich wieder heiter und positiv, weil ich einsah, dass der ultimative Entschluss, mich zu kultivieren, etwas Erfreuliches und die Verfolgung nur ein Teil des Prozesses war. Am Ende jeder Shen Yun Aufführung werden die Kultivierenden zu Gottheiten. Die Verfolgung ist nur von kurzer Dauer – ich durfte sie nicht als traurige Geschichte betrachten.

Obwohl ich verstand, dass das Endziel der Kultivierung ist, göttlich zu werden, konnte ich nicht begreifen, warum mein Vater so grausam verfolgt wurde. Jedesmal wenn ich mit Menschen über die Verfolgung sprach, wenn ich über seine Erfahrungen sprach, zeigte sich mein Hass auf die Gesetzesübertreter ganz von selbst.

Ölgemälde: Entschlossenheit

In meiner Stadt gab es in diesem Jahr eine die Internationale Kunstausstellung die Kunst von Zhen Shan Ren. Als Freiwillige erläuterte ich den Besuchern die Kunstwerke. Eines der Gemälde heißt „Entschlossenheit“. Das Mädchen auf dem Gemälde hängt am Metallgitter einer Gefängiszelle und fünf Ziegelsteine hängen an einer Kette um ihren Hals.

Ich sagte zu den Besuchern: „Dieses junge Mädchen ist ungefähr so alt wie ich. Sie war lange Zeit so aufgehängt. Der blutige Handabdruck auf dem oberen Stein zeigt, dass sie ihn vorher gehalten hat, doch die jetzige Position zeigt, dass sie das nicht mehr kann. Beachten Sie, dass ihre Hände geschwollen sind.

Die Fußabdrücke auf ihrer Kleidung deuten an, dass sie mit Füßen getreten wurde. Obwohl sie so brutal mit ihr umgehen, hat sie in ihren Augen keinerlei Hass, wenn sie auf die Männer schaut, die sie verfolgen.

Ihr Gesichtsausdruck strahlt Reinheit und Entschlossenheit aus und Erbarmen mit ihren Peinigern, aber kein Bedauern.“

Als ich das sagte, spürte ich selbst zum ersten Mal die Entschlossenheit und Barmherzigkeit des Mädchens auf dem Gemälde. Ich begriff, dass der nächste Schritt in meiner Kultivierung war, keinen Hass gegen diejenigen zu empfinden, die uns verfolgten.

Ich hatte derartige Geschichten über Barmherzigkeit schon vorher auf Minghui.org gelesen, hatte mich aber damit nie selbst in Verbindung gebracht. In diesem Augenblick fühlte ich mich großartig und erlebte die Kraft der Barmherzigkeit.

Das Mondfest steht bevor. Einem künftigen Wiedersehen mit meinem Vater sehe ich voller Freude entgegen.