Loyalität und Mut – Die Geschichte von Wen Tianxiang

(Minghui.org) Wen Tianxiang (1236-1283 n. Chr.), Dichter und Politiker, lebte in den letzten Jahren der Südlichen Song Dynastie. Er beschützte die Song Dynastie und weigerte sich, sich Kublai Khan [1], dem ersten Yuan-Kaiser zu unterwerfen, von dem er gefangen genommen worden war. Dadurch wurde er zum Symbol für Patriotismus und Loyalität.

Schon in jungen Jahren zeigte Wen Tianxiang literarisches Talent. Mit 20 Jahren wurde er von Kaiser Lizhong der Song Dynastie mit dem ersten Rang ausgezeichnet, nachdem er die kaiserlichen Prüfungen – lokale wie auch regionale – bestanden hatte. Anschließend bekleidete er mehrere Ämter in der Regierung der Südlichen Song Dynastie.

Unter der Führung von General Bayan fiel im Jahr 1275 die mongolische Yuan Armee in Song ein und eroberte zahlreiche Städte. Die Verteidigung von Song brach zusammen, da mehrere Song-Generäle getötet oder gefangen genommen worden waren. Wen setzte sein Familienvermögen ein und stellte eine Armee von 30.000 Mann auf die Beine, um die Mongolen zu bekämpfen. Als sich die Mongolen der Hauptstadt näherten, wurde Wen zum Kanzler erhoben und gebeten, mit der mongolischen Armee den Frieden auszuhandeln. Später wurde er von Bayan gefangen genommen. Er konnte fliehen und kehrte nach Fuzhou zurück, wo er die Song-Armee in vielen Schlachten anführte.

Bayans Armee eroberte einen großen Teil Chinas und zwang die Kaiserin Mutter, im Jahr 1276 den Befehl zur Kapitulation zu erteilen. Die kaiserliche Familie einschließlich der Kaiserin Mutter wurde nach Dadu (dem heutigen Peking), in die Hauptstadt der Yuan-Dynastie geschickt. Wen jedoch kämpfte weiter gegen die Mongolen, bis er im Jahr 1278 gefangen genommen wurde.

In Gefangenschaft versuchte Wen sich zweimal das Leben zu nehmen, jedoch ohne Erfolg. Als man ihm eine Position in der Yuan-Regierung anbot, lehnte er vehement ab. Er schrieb die berühmten Klassiker wie „Zheng Qi Ge” (Das Lied des aufrichtigen Geistes) und „An Lingdingyang vorbeigehen“. Letzteres endet mit folgenden Zeilen:

„Alle Menschen sind sterblich, aber meine Loyalität wird die Annalen der Geschichte auf ewig erhellen.“

1279 kam Wen – von der Armee eskortiert – in Dadu an. Kublai Khan, der Yuan-Kaiser versuchte über vier Jahre lang, Wens Loyalität zu gewinnen, da er wusste, dass Wen von der Han-Bevölkerung sehr respektiert wurde und sehr einflussreich war. Während dieser Zeit war Wen eingesperrt. Doch Wen wies die Angebote Kublai Khans entschieden zurück.

Eines Tages im Jahr 1282 fragte Kublai Khan ihn persönlich: „Haben Sie einen Wunsch?“

„Ich wünsche mir nur einen schnellen Tod“, antwortete Wen. Am nächsten Tag wurde Wen im Alter von 47 Jahren hingerichtet.

Taoismus und Erleuchtung

Der vielleicht interessanteste Abschnitt in Wen Tianxiangs Leben waren die vier Jahre vor seiner Hinrichtung. Viele glaubten, dass ihn in dieser Zeit ein taoistischer Meister besucht und ihn den Tao gelehrt hatte.

Wen schien eine Schicksalsverbindung mit dem Tao zu haben. In einem seiner Gedichte beschrieb er seine Liebe zur Natur und wie er in seinen frühen Jahren in Einsamkeit fern der irdischen Welt gelebt hatte.

Ebenso schrieb er über die Gelegenheit Ling Yang Zi, einen taoistischen Meister, zu treffen:

„Unerwartet traf ich den großen Meister Lu (Ling Yang Zi), als ob das Treffen vor vielen Leben arrangiert worden wäre; bei unserem Zusammensein waren es nur wenige Worte, doch waren sie tiefgründig. Als ich hoch und tief schaute, ließen meine Sorgen nach.“

Ling Yang Zi war jener, der ihn im Gefängnis besucht hatte. In Wens Schriften steht geschrieben: „Ich traf einen heiligen Mann, der mir ‚den großen hellen Weg‘ beibrachte. Deshalb bin ich frei von der Sorge um Leben und Tod.“

In einem anderen Gedicht schrieb er über seine Erleuchtung:

„ ...Nach Ruhm zu streben, zerstört die eigene Natur (genauso) wie Loyalität und Gehorsam schwere Bürden des Lebens sind. Die wahrhaft Hervorragenden und Vollendeten in dieser Welt sind jene, die sich befreien konnten und göttlich wurden.“

Von Wen wird geglaubt, dass er die Erleuchtung im Da Huang Ming Fa (Der große helle Weg) erreicht hatte. In Wirklichkeit war er entschlossen, seine Tugend auf Kosten seines Lebens zu beschützen.

So wie Konfuzius sagte:

„Ein willensstarker Gelehrter und ein Mann der Tugend wird nicht versuchen, seine Tugend zu opfern, um zu leben. Er ist sogar bereit, sein Leben opfern, um seine Tugend vollkommen zu bewahren.“


[1] Kublai Khan, ein Enkel Dschingis Khans, Gründer und erster Kaiser der Yuan Dynastie.