Nachträgliche Meldung: Polizei schikaniert 75-jährige Blinde

(Mingui.org) Im Jahr 2016 war eine damals 72-jährige Falun-Dafa-Praktizierende [1] für 19 Tage in einer Gehirnwäsche-Einrichtung eingesperrt. Infolge der dort erlittenen Folter erblindete sie auf dem rechten Auge. Die Sehkraft des linken Auges war stark beeinträchtigt.

Seit ihrer Freilassung wurde Wu Yangzhen häufig von Mitgliedern des örtlichen Nachbarschaftskomitees und der Polizei belästigt – entweder direkt oder telefonisch. Dadurch verschlechterte sich ihre Gesundheit und sie verlor schließlich das Sehvermögen auf beiden Augen.

Wu Yangzhen

Nach Anzeige gegen Jiang Zemin in Gehirnwäsche-Einrichtung gebracht

Nachdem die Verfolgung ihres Glaubens im Juli 1999 begonnen hatte, wurde die ehemalige Mitarbeiterin des Instituts für Messtechnik der Provinz Shandong viele Male festgenommen und inhaftiert. Am 3. Juli reichte Wu eine Strafanzeige gegen den ehemaligen Staatschef Jiang Zemin beim Obersten Gerichtshof und der Obersten Staatsanwaltschaft ein.

Mitglieder des Nachbarschaftskomitees Xinshequ in der Linhe Straße nahmen dies als Grund, Wu aufzusuchen. Sie drohten ihr, sie wegen der eingereichten Anzeige ins Gefängnis zu bringen. Wu sollte ihren Wohnsitz verlegen. Sie befahlen ihr sogar, Falun Dafa zu beschimpfen. Doch die Praktizierende weigerte sich.

Am 2. November 2016 holten die Mitglieder des Nachbarschaftskomitees Wu aus ihrer Wohnung ab und brachten sie in eine lokale Gehirnwäsche-Einrichtung – eine außergesetzliche Einrichtung, in der Falun-Dafa-Praktizierende festgehalten werden.

In China sind Nachbarschaftskomitees freiwillige Nichtregierungsorganisationen, sie werden jedoch von den lokalen Verwaltungen der Wohnviertel kontrolliert. Solche Komitees haben die Aufgabe, alle Familien in ihrem Wohnviertel auf Parteitreue zu kontrollieren. So überwachen sie im Rahmen der Verfolgungspolitik auch die lokalen Falun-Gong-Praktizierenden. Obwohl sie keine rechtliche Befugnis haben, Menschen zu verhaften, arbeiten sie oft mit der Polizei zusammen.

Während ihrer Gefangenschaft wurde Wu misshandelt und gefoltert. Als sie am 21. November 2016 freigelassen wurde, war sie auf dem rechten Auge völlig erblindet. Das Sehvermögen des linken Auges war stark beeinträchtigt.

Beschwerde gegen die Täter und Richter

Im Juni 2017 reichte Wu eine Strafanzeige gegen die Verwaltung des Wohnviertels Linhe Straße wegen Verletzung ihrer persönlichen Freiheit ein. Die Verwaltung des Wohnviertels hatte ihre Unterbringung in der Gehirnwäsche-Einrichtung zu verantworten. Das erste Eisenbahnverkehrsgericht der Stadt Guangzhou erfasste Wus Fall. Am 17. Juli wies der Vorsitzende Richter den Fall aber aus Mangel an Beweisen zurück.

Es gibt zwei Möglichkeiten, in China Berufung einzulegen. Die Beschwerdeunterlagen können bei einem Prozessgericht eingereicht werden, das dann verpflichtet ist, die Akten an ein entsprechendes Berufungsgericht weiterzuleiten. Oder der Antragsteller legt die Unterlagen direkt einem Berufungsgericht vor.

Wu entschied sich, ihre Berufung über das örtliche Prozessgericht beim Mittleren Gericht für Eisenbahnverkehr der Stadt Guangzhou einzureichen. Nachdem das Gericht zweimal die Berufung abgelehnt hatte, nahm der Richter des Strafgerichts namens Huang Wus Berufung an. Er leitete sie jedoch nie an das höhere Gericht weiter, wie es das Gesetz vorschreibt.

Im August 2017 schickte Wu ihre Berufungsunterlagen direkt an das Berufungsgericht. Sie reichte auch eine Beschwerde gegen Richter Huang und seine beiden Beisitzer ein, weil sie ihre Berufung nicht weitergeleitet hatten.

Zu Hause schikaniert

Am 4. August 2017 schikanierte die Polizei Wu in ihrer Wohnung. Am 7. September kamen die Beamten erneut. Sie befragten Wus Familie und forderten von ihnen, dass sie Formulare ausfüllen.

Am 13. November 2018 wurde Wu von sieben Personen bedrängt. Drei von ihnen waren Polizisten in Uniform. Keiner von ihnen wies sich aus. Wu erklärte ihnen, wie sie in der Gehirnwäsche-Einrichtung gefoltert und misshandelt worden war, weil sie Falun Dafa praktiziert. Dabei wurde sie ständig unterbrochen.

Als die Polizei Wu aufsuchte, wurden nachfolgende Fotos von Überwachungskameras aufgenommen.

Drei Männer und eine Frau (zwei von ihnen in Uniform) schikanieren Wu am 4. August 2017.

Zwei Frauen und ein Mann in Uniform schikanieren Wu am 7. September 2017.

Sieben Personen schikanieren Wu am 13. November 2018 (Die Frau in Blau ist Wus Tochter.)

Wu (auf der Couch) wird am 13. November 2018 schikaniert. (Die chinesischen Schriftzeichen auf dem Foto besagen, dass die eingekreiste Person die Belästigung leitete.)

Wu wird am 13. November 2018 schikaniert. (Die chinesischen Schriftzeichen auf dem Foto besagen, dass Wu aufgrund ihrer Blindheit zu Hause auf die Hilfe ihrer Tochter angewiesen ist.)

Wu wird am 13. November 2018 schikaniert. (Die chinesischen Schriftzeichen auf dem Foto besagen, dass der Mann in dem gestreiften Shirt Wus Tochter befiehlt, in einen anderen Raum zu gehen. Sie werde dort vernommen.)

Frühere Berichte:

In der Haft auf einem Auge erblindet - Frau zeigt Richter an, die ihre Anzeige gegen die Täter zurückgewiesen haben

72-Jährige verliert Augenlicht nach Folter in Gehirnwäsche-Einrichtung


[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.