Jede Prüfung ist eine Gelegenheit, sich zu kultivieren
(Minghui.org) Seit meiner Kindheit war ich eine Perfektionistin. Stets hatte ich die mir zugewiesenen Aufgaben bis zum Ende durchgeführt. Meine Kollegen sagten, dass ich vertrauenswürdig sei, weil ich stets mein Bestes gäbe, um Anweisungen durchzuführen – egal ob es erfolgversprechend aussehe oder nicht.
Vor ein paar Tagen nahm ich an einer Feier zum 50-jährigen Klassentreffen teil. Viele ehemalige Mitschüler erinnerten sich noch an mich und meine Art, sehr ernsthaft mit allem umzugehen.
Auch meine Kultivierung nehme ich sehr ernst. Als im Jahr 1998 das Jingwen des Meisters ‚Entwurzeln‘ in Essentielles für weitere Fortschritte I veröffentlicht wurde, las ich es mehrmals durch.
Meine ernsthafte Einstellung war jedoch manchen Menschen in meinem Umfeld unangenehm.
Als mir zum Beispiel ein ehemaliger Mitschüler sagte, dass er sich nicht traue, mir in die Augen zu schauen, nahm ich das als Kompliment an. Einmal war eine Praktizierende einige Zeit abwesend. Als sie sich wieder dem Praktizieren in der Gruppe anschloss, fragte sie die anderen Praktizierenden, ob der Meister neue Vorträge veröffentlicht habe – mich fragte sie aber nicht. Später hörte ich von Mitpraktizierenden, dass sie damals nicht gewagt hätte, mit mir zu sprechen.
Ich kritisiere die Leute nie mit harten Worten. Aber ich vermute, meine Einstellung und mein Tonfall zeigen meine Unzufriedenheit, Strenge und Intoleranz.
Das Ergebnis davon war, dass die anderen Praktizierenden nur mit mir sprachen, wenn sie es absolut mussten. Sie tauschten untereinander ihre Erfahrungen und Geschichten aus, ich war davon ausgeschlossen. Sogar nachdem ich begriffen hatte, dass die anderen nur mit mir sprachen, wenn sie es mussten, dachte ich, es sei deswegen, weil sie selbst Fehler hätten.
Meine Anhaftungen zeigen sich
Eines Tages im April 2017 nähte ich gerade etwas. Da bemerkte ich, dass mein Fingerhut nicht mehr bei meinen Näh-Utensilien war. Ich dachte nich weiter darüber nach. Vielleicht sah der Meister, dass ich den ersten Hinweis ignorierte. Einen Monat später verschwand auch der zweite Fingerhut. Als ich erkannte, dass das Verschwinden kein Zufall war, erinnerte ich mich daran, dass „Fingerhut“ im Chinesischen ausgesprochen wird wie „Ding (Druck) Zhen“ (Nadel). Und „Zhen“ (Nadel) hat die gleiche Aussprache wie das chinesische Schriftzeichen für Wahrhaftigkeit. Ich dachte, es bedeute, dass ich aufrichtig sein und mich wirklich selbst kultivieren sollte.
Im August 2017 verlor ich plötzlich eine Menge Haare. Im Chinesischen sind die Worte dafür „Tuo Fa“, was genauso ausgesprochen wird wie „weit entfernt vom Fa“.
Durch diese Hinweise erkannte ich, dass ich einige Lücken in meiner Kultivierung hatte. Ich sollte nach innen schauen. Aber wo sollte ich anfangen?
Vor vielen Jahren veröffentlichte der Meister das folgende Gedicht:
„Kultivierung, es gibt Wege, Herz der PfadDafa grenzenlos, Bitternis das Schiff.“(Li Hongzhi, Falun Dafa, 24.07.1992, in: Hong Yin I)
Als ich dieses Gedicht wiederholt gelesen und rezitiert hatte, kam ich zu der folgenden Einsicht: Das Geheimnis der Kultivierung war‚ „das eigene Herz zu kultivieren“ und „Schwierigkeiten und Leiden zu ertragen“. Seither gewöhnte ich mir an, mich selbst zu überprüfen, wenn ich auf Schwierigkeiten oder Konflikte stieß.
Scheinbar hatte ich die ganze Zeit nach innen geschaut und nichts verpasst. Was war also mein Problem?
Der Meister sagt:
„Das Fa kann allen Eigensinn aufbrechen, das Fa kann alles Böse besiegen, das Fa kann alle Lügen strafen, das Fa kann den rechten Gedanken festigen.“ (Li Hongzhi, Störungen beseitigen, 05.07.2000, in: Essentielles für weitere Fortschritte II)
Als ich den Wunsch hatte, mich zu verbessern, bemerkte ich als erstes meine Anhaftung beim Essen. Eine bestimmte Art von Nudeln mochte ich so sehr, sodass ich sie jeden Tag aß. Nachdem ich diese Anhaftung erkannt hatte, aß ich sie nur noch gelegentlich.
Der Meister sagt:
„Essen ohne schmecken – Des Mundes Eigensinn abtrennen.“(Li Hongzhi, Im Dao, 04.01.1996, in: Hong Yin I)
Ich begann, das Fa zu rezitieren, anstatt nur das Fa zu lesen. Jeden Tag machte ich zusätzlich eine weitere Meditationsübung. Das Fa auswendig zu lernen, ließ mich die tiefere Bedeutung hinter den Worten erkennen. Ich fühlte mich umgeben von der immensen Barmherzigkeit, dem Verständnis, der Toleranz, der Wertschätzung und Ermutigung des Meisters.
Anderen meine Meinung aufdrängen
Eines Tages wies mich ein Praktizierender darauf hin, dass die Worte für „Fingerhut“ („Ding Zhen“) auch „Konkurrenz“ und „Kompromisslosigkeit“ bedeuten könnten. Ich stimmte ihm zu, dass ich damit ein ernstes Problem hatte. Wenn ich glaubte, im Recht zu sein, drängte ich den anderen oft meine Meinung auf.
Die Tochter einer Mitpraktizierenden (auch eine Praktizierende) hatte eine kleine Tochter. Sie beschlossen, ihr den Spitznamen „Taotao“ (ungezogen) zu geben. Diesen Spitznamen mochte ich nicht! Deshalb sagte ich zu ihr, dass ich den Namen wegen der negativen Bedeutung unpassend fände.
Als die Praktizierende wieder einmal ihre Enkeltochter „Taotao“ erwähnte, unterbrach ich sie: „Warum nennst du sie immer noch so?“ Sie regte sich über meine Einmischung auf und sagte, dass ich anderen nicht meine Meinung aufzwingen könne. Ihr Schwiegersohn sei kein Praktizierender, deshalb wolle sie keine Missverständnisse verursachen.
Später erfuhr ich, dass sie ihrer Tochter gar nichts von meinen Worten erzählt hatte.
Ein anderer Praktizierender fragte mich, ob es mir schon aufgefallen sei, dass Praktizierende oft, wenn sie angeregt über etwas diskutieren würden, plötzlich damit aufhören würden, sobald ich meine Meinung äußere.
Ich erkannte, dass dies eine weitere Anhaftung war. Ich verteidigte sehr dickköpfig meinen Standpunkt und war dabei oft rücksichtslos. Um eine Konfrontation mit mir zu vermeiden, hörten die anderen auf zu reden, sobald ich meine Meinung äußerte.
Obwohl wir Falun-Dafa-Praktizierende sind, können wir dennoch unterschiedliche Meinungen haben. Ich denke, wir können unsere Meinung ehrlich äußern. Aber wenn die andere Person etwas nicht akzeptieren kann, wir aber darauf beharren, im Recht zu sein, zwingen wir anderen unsere Meinung auf. Als ich diese Anschauung herausfand, wusste ich, dass ich sie loslassen musste.
An einem Tag im November 2017 tauchte der eine Fingerhut wieder bei meinen Näh-Utensilien auf – zwei Monate später war auch der andere wieder da.
Vor ein paar Tagen besuchte ich die Großmutter der Praktizierenden in ihrem Zuhause. In ihrem Zimmer sah ich viele Bilder an der Wand hängen. Zwischen den Gemälden hingen zwei schwarze Blatt Papier. Es gefiel mir nicht, aber ich hielt mich zurück und sagte nichts.
Meine Erhöhung in die Tat umsetzen
Als ich nach Hause kam, dachte ich immer noch daran. Dann schickte ich ihrer Tochter eine Text-Nachricht. Außerdem wies ich sie darauf hin, dass dies nur eine Empfehlung von mir sei. Ich war nicht eigensinnig darauf aus, dass sie meinem Vorschlag folgte.
Da ich die Anhaftung erkannt und meine Meinung anderen nicht mehr aufgezwungen hatte, wusste ich, dass ich mich verbessert hatte. Dies ist mein derzeitiges Verständnis aus einigen meiner Erfahrungen.
Wir sollten uns selbst überprüfen, auch wenn eine Sache harmlos aussieht. Wir wissen, dass es nichts Belangloses oder Zufälliges in der Kultivierung gibt.
Beim Nach-innen-Schauen sollten wir tiefer suchen. Falls wir uns nicht wirklich selbst analysieren können, wenn andere uns auf Anhaftungen hinweisen, dann versuchen wir, uns stattdessen zu verteidigen. Möglicherweise denken wir dann immer noch, dass die Anhaftung ein Teil von uns ist, und wollen nicht, dass sie berührt wird.
Du solltest der Person, die dir deine Mängel oder Anhaftungen aufzeigt, aufrichtig danken.
Das Obige ist mein persönliches Verständnis. Bitte zeigt mir alles Unpassende auf.
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