Vorsitzender Richter gibt zu: „Es zählt nicht, was ich sage“

(Minghui.org) Die Ortsansässigen schätzen sie als aufrichtige Bürgerin und großzügige Nachbarin. So reagierten sie äußerst verärgert, als Jiang Yuqin, 66, verhaftet und anschließend verurteilt wurde. Jiang stammt aus der Stadt Zibo, Provinz Shandong.

Um die Lage unter Kontrolle zu halten, wollten die Behörden mit verschiedenen Mitteln verhindern, dass sich die Nachricht über ihre Strafverfolgung verbreitete. Mehrere Agenten stürmten dazu sogar mitten in der Nacht ihre Wohnung, um ihre Familie einzuschüchtern.

Jiang Yuqin lebt im Wohnkomplex Hebin im Bezirk Zhangdian, Stadt Zibo. Sie zögert nie, jemandem in Not zu helfen. Einmal bezahlte sie sogar einen Klempner aus der eigenen Tasche, um ein ernsthaftes Abwasserproblem in der Anlage zu lösen. Ihre Mitbewohner waren deswegen so gerührt, dass sie das Nachbarschaftskomitee Hebin anschrieben und eine Auszeichnung für ihre guten Taten forderten.

Daraufhin traf sich der Komitee-Vorsitzende Li Cheng mit Jiang. Sie lehnte die Auszeichnung ab mit der Erklärung, dass sie durch das Praktizieren von Falun Dafa gelernt habe, auf andere Rücksicht zu nehmen und dafür keine Gegenleistung wolle.

Verhaftung im Vorfeld eines Wirtschaftsgipfels

Li dankte ihr für ihre nachbarschaftliche Hilfsbereitschaft – später meldete er sie jedoch der Regierung Zhangdian. Diese hatte ihn angewiesen, vor dem Gipfel der Shanghai Cooperation Organization die Falun-Dafa-Praktizierenden in seinem Zuständigkeitsbereich zu beobachten. Der Gipfel fand vom 9. bis 10. Juni 2018 in Qingdao (etwa 260 Kilometer von Zibo) statt.

Mehr als zwanzig Beamte brachen am 29. Mai 2018 in Jiangs Wohnung ein und verhafteten sie. Viele Falun-Dafa-Praktizierende, die in nahegelegenen Städten um Qingdao leben, wurden vor dem Gipfel schikaniert und verhaftet. Die Behörden wollten damit verhindern, dass sie nach Qingdao reisten, um für ihren Glauben zu appellieren.

Nachbarn fordern Jiangs Freilassung – Behörden verärgert

In der Zeit von Jiangs Inhaftierung schrieben viele ihrer Nachbarn Briefe an die Staatsanwaltschaft des Bezirks Zhangdian und das Bezirksgericht Zhangdian. Sie bezeugten, dass Jiang einen guten Charakter habe und viele Beiträge zu ihrer Gemeinschaft geleistet habe. Sie forderten ihre Freilassung mit der Begründung, dass sie wegen ihres Glaubens nicht hätte verfolgt werden dürfen. Einige Nachbarn versorgten Jiangs Angehörige sogar mit Mahlzeiten.

Der Leiter des Nachbarschaftskomitees Li, der Jiang gemeldet hatte, äußerte sein Bedauern. Er legte dem Gericht eine eidesstattliche Versicherung zur Unterstützung vor und bat um Jiangs Freilassung.

Da Minghui über ihren Fall berichtete, riefen viele Falun-Dafa-Praktizierende außerhalb Chinas auch die Behörden in Zibo an, um Jiangs Freilassung zu verlangen.

Lokale Regierungsbeamte reagierten verärgert auf die Aufmerksamkeit, die der Fall von Jiang erregte. Sie befahlen der Polizei, mitten in der Nacht in die Wohnung ihrer Familie einzubrechen und ihr zu drohen, keine Informationen mehr an die Außenwelt weiterzugeben.

Die Staatsanwaltschaft und das Gericht führten eine Untersuchung durch und kamen zu dem Schluss, dass Jiang tatsächlich ein guter Mensch ist und keine Gesetze verletzt hat. Jedoch, so ihre Aussage, hätten sie kein Mitspracherecht, wenn es um „Falun-Dafa-Angelegenheiten“ gehe. Richter Guo Jian, der für den Fall zuständig ist, sagte sogar zu einem von Jiangs Verwandten: „Es gibt nichts, was ich tun kann. Obwohl ich der Vorsitzende Richter bin, zählt nicht, was ich sage. Alles wird von meinen Vorgesetzten entschieden. Ich muss ihren Befehlen folgen. Nicht nur diesmal entscheiden sie, sie entscheiden über alle Falun-Dafa-Fälle. Ich hatte noch nie die Befugnis, in diesen Fällen meine eigenen Entscheidungen zu treffen.“

Jiang wurde im Oktober 2018 zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Kürzlich wies man sie ins Frauengefängnis der Provinz Shandong ein.

Früherer Bericht:

Neighbors Angered Over the Arrest of One of Their Own


[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und verbreitete sich rasant. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit 1999 in China verfolgt.