Geschichten aus dem alten China: Die Gefahr der Begierde
(Minghui.org) Die Menschen im alten China glaubten, dass unter allen Sünden, die einen davon abhalten, Tugend zu erlangen, die sexuelle Begierde die schlimmste Sünde ist. Es wurden viele Geschichten geschrieben, die vor der Begierde warnen, wie auch die beiden folgenden Geschichten verdeutlichen.
Die erste ist die Geschichte eines Gelehrten, der fast seine Karriere einbüßte, weil er nicht vor der Begierde auf der Hut war [1]. Die zweite aus der Enzyklopädie You Yang Za Zu [2] handelt von Xu Xun, einer der bekanntesten Gottheiten der taoistischen Religion. Als einziger Schüler, der den Pass der Begierde überwand, wurde er ausgewählt und durfte seinem Meister helfen, den Schlangendämon zu erledigen.
Ein Gelehrter und seine Mission
Im alten China wurde der Erfolg eines Mannes hauptsächlich an seiner Fähigkeit gemessen, offizielle Prüfungen bestimmter Schwierigkeitsgrade zu meistern. Je mehr Prüfungen er abgelegt hatte, desto höher würde seine Position in der Regierung ausfallen.
Es gab einen Gelehrten in Shandong namens Lin Changkang. Er hatte die Prüfung ersten Grades schon in jungen Jahren abgelegt, doch die Prüfung zweiten Grades konnte er noch nicht einmal mit 40 ablegen. Eines Tages dachte er verzweifelt daran, seine Karriere aufzugeben. Plötzlich hörte er eine Stimme neben sich, die zu ihm sagte: „Lass dich nicht entmutigen!“
Erschrocken fragte Lin: „Wer ist da?“
„Ich bin ein Gespenst. Ich bin dir die letzten paar Jahre gefolgt“, antwortete die Stimme.
Lin bat das Gespenst, sich doch zu zeigen. Zunächst lehnte das Gespenst ab. Nachdem Lin zum wiederholten Male gefragt hatte, sagte das Gespenst: „Ich kann mich zeigen, aber bekomm keinen Schreck, wenn du mich siehst.“ Lin war einverstanden.
Das Gespenst erschien und kniete blutüberströmt vor ihm nieder. „Ich bin Bauer. Ein Mann mit Nachnamen Zhang aus dem Bezirk Ye hat mich ermordet und meinen Körper unter dem Mühlenstein vor der östlichen Brücke zurückgelassen. Du wirst in Zukunft Magistrat des Bezirks Ye sein. Deshalb bin ich dir gefolgt und habe dir insgeheim gedient in der Hoffnung, dass du zusiehst, dass mir Gerechtigkeit widerfährt.“
Das Gespenst nannte Lin auch das Jahr, in dem er die Prüfung zweiten Grades ablegen würde und in welchem Jahr die kaiserliche Prüfung. Dann verschwand das Gespenst. Als die Zeit nahte, die das Gespenst vorhergesehen hatte, schaffte Lin die Prüfung zweiten Grades. Jedoch die nächste Prüfung legte er nicht zu der Zeit ab, die das Gespenst vorausgesagt hatte.
„Wenn es um Ruhm und Reichtum geht, wie kann da ein Gespenst über alles Bescheid wissen!“ Dies gab das Gespenst mit einem Seufzer von sich. „Es liegt an deinem Fehlverhalten. Es ist nicht so, dass ich es falsch vorausgesagt hätte!“, hörte Lin die Stimme des Gespenstes aus dem Nichts. „Du hattest an einem bestimmten Tag unerlaubten Geschlechtsverkehr mit einer Witwe. Niemand auf dieser Welt wusste es, doch es wurde in der Unterwelt aufgezeichnet. Dir ist schon vergeben worden, doch nun musst du zwei weitere Jahre warten, um die kaiserliche Prüfung ablegen zu dürfen.“
Lin war schockiert, als er erfuhr, dass die Taten eines jeden aufgezeichnet werden. Er bedauerte sein Verhalten, lebte von da an tugendhaft und war besonders vorsichtig, wenn es um Lust und Begierde ging. Zwei Jahre später bestand er die kaiserliche Prüfung und wurde zum Magistrat des Bezirks Ye ernannt.
Als er sein Amt einnahm, ging er hinaus, um sich die Stadt anzusehen. Er sah einen Mühlenstein vor der östlichen Brücke, so wie es das Gespenst beschrieben hatte. Er befahl, den Stein wegzuschaffen. Da kam ein Leichnam zum Vorschein. Lin bestellte Zhang ein und befragte ihn, denn den Namen Zhang hatte das Gespenst genannt. Zhang gab den Mord zu und wurde daraufhin bestraft.
Der Taoist, der den Schlangendämon bezwang
Es wird gesagt, dass Xu Xun ein Schüler von Wu Meng war, einem taoistischen Meister in der Jin Dynastie (266-420 n. Chr.). Einmal zog Wu begleitet von über hundert Schülern Richtung Jiangdong, um das Gebiet von Schlangendämonen zu säubern. Als sie an einen Ort namens Gao'an gelangten, befahl Wu seinen Schülern, hundert Pfund Holzkohle in Stücken gleicher Länge vorzubereiten und sie auf dem Altar zurückzulassen.
Nachts verwandelten sich die Holzkohlestücke in junge Frauen in weißen Kleidern. Sie gingen zu Wus Schülern und versuchten, sie zu verführen. Am nächsten Morgen schaute Wu nach seinen Schülern und bemerkte, dass nur Xus Kleidung frei von schwarzen Flecken war. Im Vertrauen auf Xus Tugendhaftigkeit und Fähigkeit brachte Wu ihn an den Ort, an dem ein riesiger Schlangendämon die Menschen verfolgte. Als das Monster sich zeigte, nahm Xu ein Schwert und tötete es. Xu wurde später eine der am meisten verehrten Gottheiten der taoistischen Religion.
Quellen:
[1] Diese Geschichte entstammt Zensiert von Konfuzius: Geistergeschichten von Yuan Mei (1716 – 1798 n.Chr.)
[2] You Yang Za Zu ist eine Enzyklopädie, die von Duan Chengshi in der Tang Dynastie geschrieben wurde (618-907 n.Chr.)
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