Nach fast zehn Jahren Haft erneut festgenommen – mit persönlichem Bericht über die Aufenthalte im Zwangsarbeitslager

(Minghui.org) Am 11. Juni 2020 wurde eine Falun-Dafa-Praktizierende [1] aus der Stadt Shenzhen, Provinz Guangdong in ihrer Wohnung verhaftet. Ohne einen Durchsuchungsbefehl vorzuweisen, durchsuchten Polizisten die Zimmer und beschlagnahmten dabei Falun-Dafa-Bücher, Computer, Mobiltelefon, Bankkarte, Kreditkarte sowie Personalausweis und Führerschein der Praktizierenden. Die Beamten zwangen Xue Aimei sogar, ihren Geheimcode für die Bankkarte preiszugeben. Ein Durchsuchungsprotokoll hingegen erhielt sie nicht.

Die Praktizierende Huang Yali aus Anlu in der Provinz Hubei, die gerade bei Xue zu Besuch war, wurde ebenfalls festgenommen.

Nach Insiderinformationen war Xue ins Visier der Behörden geraten, weil sie in einem Bus Informationen darüber verteilt hatte, wie die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) die Coronavirus-Pandemie vertuscht hatte. Dabei ging die KPCh mit ähnlichen Methoden vor, die sie auch bei der Verfolgung von Falun Gong anwandte. Die Polizei machte Xue aufgrund der Überwachungskameras im Bus ausfindig. In jedem Stadtbus in Shenzhen befinden sich im Passagierraum etwa zehn Kameras.

Am Abend des 13. Juni wurden Xue und Huang in die Haftanstalt Bao´an gebracht. Xue weigerte sich, während des Verhörs zu kooperieren. Die Polizei setzte gewaltsam ihre Fingerabdrücke unter ein Dokument. Als die Beamten Xue zwangen, sich auf einen Metallstuhl zu setzen, erlitt sie eine Verletzung am Oberschenkel. Am 18. Juli wurde die Verhaftung genehmigt.

Am 8. September verlegte man die beiden Frauen in die Haftanstalt Nanshan. Während der Haft nahm Xue fast zehn Kilogramm ab.

Frühere Inhaftierungen

Die fast 50-jährige Xue hat früher im Finanzbereich gearbeitet. Bevor die KPCh 1999 die Verfolgung von Falun-Gong-Praktizierenden eingeleitet hat, studierte sie Wirtschaftswissenschaften an der Southern Illionois University in den Vereinigten Staaten. Als Xue während den Ferien nach China zurückkehrte, verteilte sie Informationsmaterialien über Falun Dafa, um auf die Verfolgung aufmerksam zu machen. Sie wurde verhaftet und daran gehindert, ihr Studium in den Vereinigten Staaten zu beenden.

Im Alter von über 30 Jahren wurde Xue drei weitere Male verhaftet. Gegen sie wurden zwei Haftstrafen im Zwangsarbeitslager verhängt – einmal für zwei Jahre und drei Monate sowie für drei Jahre. Sie wurde drei Monate lang in einer Gehirnwäsche-Einrichtung festgehalten und zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Insgesamt war Xue neuneinhalb Jahre inhaftiert. Die besten Jahre ihres Lebens verbrachte sie in feuchten, schmuddeligen Gefängniszellen.

Xues jüngste Festnahme und ihre Haft stürzten ihre betagten Eltern, die bei ihr in Shenzhen leben, in tiefe Trauer. Ihr 83-jähriger Vater ist bettlägerig und gelähmt. Da die 80-jährige Mutter nicht allein für den Vater sorgen kann, musste Xues jüngerer Bruder seine Arbeit kündigen. Er zog aus der Stadt Yantai in der Provinz Shandong nach Shenzhen, damit er sich um seine Eltern kümmern kann.

Persönlicher Bericht über zwei Aufenthalte im Zwangsarbeitslager

Als ich im November 2002 in meine Heimatstadt in der Provinz Shandong zurückkehrte, waren meine Familie und Freunde, die Polizei und die Gesellschaft im Allgemeinen alle dagegen, dass ich Falun Dafa praktiziere. Wegen des starken psychischen Drucks ging es mit meiner Gesundheit rasch bergab. Meine Gelenke fühlten sich allesamt kalt an und ich konnte nichts mehr berühren, selbst Kaltes nicht. Mein Gedächtnis verschlechterte sich. Mein Körper fühlte sich wie ein fünf Zentner schwerer Stein an. Obwohl ich nichts tat, war ich die ganze Zeit über müde und litt unter Schlaflosigkeit. Der Druck machte es mir unmöglich, mich auf das Praktizieren von Falun Dafa zu konzentrieren. Ich folgte dem Vorschlag meiner Mutter und ging zu einer Untersuchung ins Krankenhaus – aber sie konnten nichts finden. Auch den Rat, es mit traditioneller chinesischer Medizin, Jogging und Sauna zu probieren, beherzigte ich. Erfolglos. Mein Zustand verschlechterte sich weiter.

Als ich nach dem chinesischen Neujahrsfest 2003 in die Stadt Shenzhen zurückkam, war die Situation unverändert. Viele Male blickte ich vom Dach meines Wohngebäudes herab und dachte, dass all die Schmerzen aufhören, wenn ich springen würde. Tief in meinem Inneren wusste ich jedoch, dass Falun Dafa gegen Töten und Selbstmord ist; und wenn ich es getan hätte, hätten die von der Regierung kontrollierten Medien Falun Dafa für meinen Tod verantwortlich gemacht. Ich befreite mich von den Selbstmordgedanken und mit Hilfe anderer Praktizierender nahm ich nach und nach die Lektüre von Falun-Dafa-Büchern und das Praktizieren der Übungen wieder auf. Von Tag zu Tag verbesserte sich meine Gesundheit.

Etwa zur Zeit meiner Genesung, im Oktober 2003, wurde ich mit anderen Praktizierenden verhaftet und in die Haftanstalt Nr. 1 in Nanshan gebracht. Ich erinnere mich noch immer an die Namen von zwei Beamten, Fu Zhansheng und Zhao Hui. Fu hatte ein loses Mundwerk und fluchte die ganze Zeit. Ich konnte nicht glauben, dass er einen Hochschulabschluss hatte. Er stopfte mir einen Abwaschlappen in den Mund und schlug mir gegen die Brust.

Die Polizisten beschlagnahmten viele unserer Gegenstände, darunter zwei Computer, zwei Drucker, ein CD-Brenner und ein Dutzend eBooks und USB-Laufwerke sowie viele Falun-Gong-Bücher und -Materialien, dazu 14.000 Yuan (rund 1.800 Euro) Bargeld. Wir weigerten uns, bei der Festnahme zu kooperieren. Später wurde ich zu drei Jahren Zwangsarbeit verurteilt, während gegen die beiden anderen Praktizierenden jeweils drei Jahre Gefängnis verhängt wurde. Ich bat Zhao, mir das beschlagnahmte Geld zurückzugeben. Er weigerte sich und gab mir auch keine Quittung.

Über 40 Tage lang befand ich mich in der Haftanstalt im Hungerstreik. Die Wärter zwangen mich zu essen und verprügelten mich dabei. Eine Wärterin hatte Mitleid mit mir und sagte, sie wolle mich nicht leiden sehen und hoffe, dass ich vorzeitig freigelassen würde. Später wurde ich auf Anweisung des Büros 610 [2] Nanshan in das Frauenzwangsarbeitslager Sanshui verlegt. Die Leitung im Arbeitslager erfuhr nichts davon, dass ich mich im Hungerstreik befand. Man befürchtete, dass sie mich wegen meines schlechten Zustands nicht aufnehmen würden.

Die Wärter des Arbeitslagers sperrten mich in eine dunkle Zelle, die speziell für die Aufnahme von Falun-Dafa-Praktizierenden bestimmt war. Alle Fenster waren mit dickem Stoff verhängt. Fünf Wärter und zwei drogenabhängige Häftlinge versuchten abwechselnd, mich einer Gehirnwäsche zu unterziehen. Die Wände waren mit Plakaten bedeckt, auf denen Falun Dafa verleumdet wurde. Ich war gezwungen, in der Mitte des Raumes auf einem am Boden liegenden Brett zu schlafen.

Aus Protest gegen die Misshandlung setzte ich meinen Hungerstreik fort. Da die Verantwortlichen im Arbeitslager nichts von meinem früheren Hungerstreik in der Haftanstalt wussten, führten sie nicht sofort eine Zwangsernährung durch und warteten eine Woche, bevor sie mich in ihre Klinik brachten. Während der Zwangsernährung führte der Arzt die Ernährungssonde falsch ein, sodass mir das Blut aus der Nase spritzte. Als man bemerkte, dass ich kurz vor dem Tod stand, brachte man mich ins Städtische Krankenhaus Sanshui.

Die Leitung des Arbeitslagers informierte meine Mutter, die über tausend Meilen von Yantai in der Provinz Shandong nach Shanshui in der Provinz Guangdong reiste, um mich im Krankenhaus zu besuchen. Die Wärter forderten sie auf, zuerst für meinen Krankenhausaufenthalt zu bezahlen. Bis zum heutigen Tag habe ich nicht vergessen, wie meine grauhaarige Mutter sich lautlos umdrehte und das Geld herausholte, das sie sorgfältig in einem Beutel unter ihrem Gürtel aufbewahrte. Aus Sorge um mich bat sie um Erlaubnis, dass sie bleiben und auf einem provisorischen Bett neben mir schlafen dürfe. Wegen des pausenlosen Lärms im Krankenhaus konnte sie nicht schlafen. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass meine Mutter meinetwegen leiden musste, und willigte schließlich ein, wieder zu essen und zurück ins Arbeitslager zu gehen.

Zurück in derselben dunklen Zelle versuchten die Wärter weiterhin, mich mit Hilfe meiner Mutter einer Gehirnwäsche zu unterziehen. Ich zeigte auf einige Stellen im Video über die inszenierte Selbstverbrennung, die Falun Dafa diffamierten, und begann, meiner Mutter zu erklären, warum es offensichtlich war, dass das vorgetäuscht war. Die Wärter beschimpften mich.

Weil ich nicht, wie die Leitung des Arbeitslagers es vorschrieb, um Erlaubnis bat, die Toilette benutzen zu dürfen, ließ man mich nicht gehen. Als meine Mutter die schrecklichen Zustände bemerkte, kehrten ihre Herzprobleme zurück, als sie sich im Schlafsaal neben dem Arbeitslager aufhielt. Glücklicherweise brachte eine Wärterin sie ins Krankenhaus.

Als die Wärter mich einem anderen Team zuwiesen, um in der Werkstatt schwere Arbeit zu verrichten, weigerte ich mich zu kooperieren. Aus diesem Grund ließen sie mich nicht duschen. Ich trat aus Protest in einen weiteren Hungerstreik, der etwa vier Monate andauerte. Erneut wurde meine Mutter von der Lagerleitung benachrichtigt und abermals reiste sie Ende Juni 2003 von meiner Heimatstadt in das Arbeitslager, um nach mir zu sehen. Nach einer langen Reise in der Sommerhitze war sie voller Sorge. Als sie mit mir sprach, wurde sie ohnmächtig und erneut ins Krankenhaus eingeliefert.

Danach hörten die Verantwortlichen des Lagers auf, mich einer Gehirnwäsche zu unterziehen und mich zu schwerer Arbeit zu zwingen. Stattdessen sperrte man mich in meine Zelle und teilte mir zwei Gefangene zu, die mich Tag und Nacht bewachen sollten. Im November 2006 wurde ich vom Arbeitslager in eine Gehirnwäsche-Einrichtung in Shenzhen verlegt. Während der drei Monate, die ich mich dort aufhielt, erfuhr ich, dass Falun-Dafa-Praktizierende für die Neun Kommentare über die Kommunistische Partei Werbung machten und Menschen davon überzeugten, aus der KPCh und den dazu gehörenden Organisationen auszutreten. Damals verstand ich diese Bemühungen fälschlicherweise als Beitrag an der Politik der Menschen. Aufgrund der Gehirnwäsche gab ich das Praktizieren von Falun Dafa schließlich auf.

Allerdings fühlte ich mich bei dieser Entscheidung unwohl, da ich jahrelang von der Außenwelt abgeschnitten war und keinen Zugang zu genauen Informationen hatte. Nach meiner Freilassung besorgte ich mir die Neun Kommentare und las sie. Anfangs konnte ich all die bösartigen Machenschaften der KPCh, die in dem Buch aufgeführt werden, nicht glauben, weil mir beigebracht worden war, wie großartig und glorreich die KPCh sei und dass ich sie mehr als alles andere lieben sollte. Ich befragte andere, die sich darüber im Klaren waren, dass das in dem Buch Geschriebene der Wahrheit entsprach. Schließlich erkannte auch ich, dass ich all die Jahre getäuscht und in die Irre geleitet worden war – seit meiner Kindheit.


[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.

[2] Das Büro 610 ist eine außergesetzliche Sicherheitsbehörde, die die Verfolgung von Falun-Dafa-Praktizierenden durchführt. Sie ist befugt, gesetzliche Anordnungen zu übergehen und ohne den Rechtsweg einzuhalten Falun-Dafa-Praktizierende zu verhaften.