Ich habe überlebt – neun brutale Jahre im Gefängnis

(Minghui.org) Ich war 25 Jahre alt, als ich im März 2001 verhaftet wurde. Man brachte mich in das Untersuchungsgefängnis Haidian in Peking. Im vergangenen Jahr gelang es mir, aus China zu fliehen. Viele Praktizierende haben mich gefragt, wie ich die neun Jahre Gefängnis überleben konnte. Es war nicht leicht und ich hätte die Qualen nicht überwinden können, wenn ich nicht unter dem Schutz und der Führung des Meisters gestanden hätte.

Alle Chinesen meines Alters sind durch die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) einer gründlichen Gehirnwäsche unterzogen worden. Es beginnt schon im Kindergarten – unsere gesamte Erziehung gründet sich auf Parteikultur und Atheismus. Diejenigen, die die Chance haben, die Hochschule zu besuchen, sind am meisten vergiftet. Denn sie müssen alle Arten der Ideologie und Propaganda der KPCh auswendig lernen, um die Prüfungen zu bestehen. Ich war einer von ihnen. Ich ging an die Qinghua-Universität, eine der besten Universitäten in China. Mein Kopf war so sehr mit der bösartigen Theorie der Partei angefüllt, dass ich spürte, wie mich eine dicke Mauer vom Fa trennte.

Der einzige Praktizierende in der Haftanstalt

Dieses Gefühl dauerte noch lange Zeit nach meiner Verhaftung an. In der Haftanstalt hoffte ich, dass ich ein ausreichend tiefes Verständnis und den Glauben an das Fa hatte. Aber oft konnte ich diese Ebenen nicht erreichen; das tat mir im Innersten wirklich weh. Als ich den Wärtern der Haftanstalt die waren Umstände erklärte, fragte ich mich oft, was Kultivierung ist und warum ich an das Fa glauben sollte. Etwa drei Wochen konnte ich einen klaren Kopf behalten. Danach war ich für eine Woche verwirrt. Dieser Zyklus wiederholte sich vier Jahre lang. Der Prozess war wie das Abschälen einer Zwiebel: Die schlechten Gedanken wurden beseitigt und dann kam eine weitere Schicht zum Vorschein.

Ich war der einzige Praktizierende in der Haftanstalt. Nachdem ich dort 20 Tage lang eingesperrt war, spürte ich, wie meine aufrichtigen Gedanken immer schwächer wurden. Ich dachte, ich könnte nicht länger durchhalten. Dann geschah etwas Unerwartetes.

Eines Tages sagte ein Häftling, der nicht sehr gebildet war, aus heiterem Himmel: „Lasst mich euch eine Geschichte erzählen. In den Vereinigten Staaten gibt es eine professionelle Schwimmerin. Zwei Jahre, nachdem sie den Ärmelkanal erfolgreich durchschwommen hatte, beschloss sie zu versuchen, von einer Insel in der Nähe von Kalifornien zum amerikanischen Festland zu schwimmen. Bald nachdem sie begonnen hatte, zog Nebel auf und sie konnte das Boot nicht mehr sehen, das sie zu ihrem Schutz begleitete. Aber sie schwamm weiter. Nach 15 Stunden war sie erschöpft und ihr war sehr kalt. Sie dachte, dass sie nicht weiter schwimmen könne. Doch dann schwamm sie beharrlich weitere 30 Minuten. Schließlich gab sie das Signal zur Hilfe. Das Boot entdeckte sie und sie erfuhr, dass sie nur noch eine Meile von der Küste entfernt war.“

Der Gefangene schlussfolgerte: „Wir müssen so beharrlich sein, denn der Erfolg könnte nur einen Schritt entfernt sein.“ Mir kamen fast die Tränen. Aufrichtige Gedanken erfüllten mein erschöpftes Herz. Ich wusste, dass der Meister den Gefangenen benutzt hatte, um mir einen Hinweis zu geben.

Das Fa-Lernen im Gefängnis

Ein paar Tage später wurde ich in die berüchtigte Erste Haftanstalt von Peking verlegt, die für Schwerverbrecher bestimmt ist. Viele Mitpraktizierende aus der Qinhua-Universität waren dort inhaftiert. Das Umfeld in dieser Haftanstalt war ein wenig besser als das vorherige, weil die inhaftierten Praktizierenden den Wärtern dort die wahren Umstände bereits erklärt hatten. Die Gefangenen vertrauten mir und überließen mir die Verantwortung für die Buchführung, was mir Zugang zu Stift und Papier verschaffte. Die Praktizierenden und ich schrieben Gedichte des Meisters und kurze Jingwen auf, die wir auswendig gelernt hatten. Wir gaben sie weiter und zeigten sie einigen Häftlingen. Die neu ankommenden Praktizierenden schrieben die Gedichte und Jingwen auf, die nach unserer Festnahme veröffentlicht worden waren und die sie auswendig gelernt hatten. So hatten wir die Möglichkeit, sie zu lernen.

Im Laufe der Kultivierung geschehen oft interessante Dinge. Als ich eines Morgens im Dezember 2001 aufwachte, tauchte plötzlich ein Teil eines berühmten chinesischen Gedichts in meinen Gedanken auf: „Leichtes Boot gleitet, tausend Klippen schon vorbei, an beiden Ufern ununterbrochen Affengeschrei.“

Ursprünglich war der Teil über das Affengeschrei in der ersten Hälfte des Satzes – was mir jedoch in den Sinn kam, war eine verdrehte Version des Originals. Ich wusste, dass das ein Hinweis des Meisters war. Zwei Jahre später bekam ich die Gelegenheit, das Jingwen des Meisters Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz 2002 in Philadelphia in den USA, 30.11.2002 zu lesen. Das Erste, was der Meister in dieser Fa-Erklärung sagte, war diese Zeile des Gedichts in der ursprünglichen Reihenfolge: „An beiden Ufern ununterbrochen Affengeschrei, leichtes Boot gleitet, tausend Klippen schon vorbei.“ Viele Mitpraktizierende waren darüber erstaunt.

Im Juni 2003 wurde ich in das Huazi-Gefängnis in Liaoyang in der Provinz Liaoning verlegt. Die Umgebung und das Essen dort waren schrecklich. Abgesehen von zwei Mahlzeiten pro Woche bekamen wir nur halb gegartes Maisbrot. Die Suppe bestand lediglich aus etwas Salzwasser mit ein paar Blattstückchen. Im Sommer bestand jede Mahlzeit aus gekochtem Zucchini. Sogar jetzt wird mir noch übel, wenn ich Zucchini sehe.

Jeder dort inhaftierte Praktizierende wurde von zwei Gefangenen beobachtet. Keiner der Praktizierenden durfte mit anderen reden. Wir klärten die Häftlingen intensiv über die wahren Umstände auf und nach einer Weile waren sie nicht mehr so streng zu uns. Die Praktizierenden konnten sich gegenseitig das Fa vortragen oder ihr Verständnis kurz miteinander austauschen. Als einige Praktizierende die neuen Jingwen des Meisters erhielten, legten wir eine Zeit fest und trafen uns dann irgendwo, um heimlich die Jingwen zu verteilen. Das Fa lernten wir im Bett. Da das Licht in den Fluren immer eingeschaltet war, hielten wir die Zettel unter der Bettdecke und lernten das Fa bei schwachem Licht, während wir versuchten, es vor den Wärtern der Nachtschicht zu verbergen.

Wenn ein Praktizierender ein Jingwen fertig gelernt hatte, gab er es an einen anderen weiter. Es dauerte lange, bis wir alle das Jingwen gelernt hatten. Aber uns allen war bewusst, dass wir das Fa lernen mussten, um unsere aufrichtigen Gedanken in einer so bösartigen Umgebung zu stärken. Während dieser Zeit lernte ich die Gedichte aus Hong Yin II auswendig. Ich sagte mir, dass ich nach meiner Freilassung die Zeit schätzen und jeden Tag das Fa lernen würde, anstatt zu warten, bis es Schwierigkeiten gibt.

Die im Huazi-Gefängnis inhaftierten Praktizierenden wurden gezwungen, Schwerstarbeit zu leisten, sich pornografische Videos und Dinge anderer Religionen anzusehen. Und sie wurden gefoltert, indem man sie zwang, lange Zeit auf einem kleinen Hocker zu sitzen. Anfang 2002 traten sieben Praktizierende aus Protest gegen die Verfolgung in den Hungerstreik, der sechs Monate andauerte. Ein Wärter, dessen Spitznahme „Großkopf“ war, zwangsernährte die Praktizierenden. Er spuckte in das Müsli und wusch die Müslischalen in schmutzigem Wasser ab. Der Wärter Li Chengxi behauptete, er habe Urin und Kot unter das Müsli gemischt.

Im Juni 2004 begann eine neue Verfolgungskampagne im Gefängnis. Man versuchte, alle Praktizierenden innerhalb von 100 Tagen umzuerziehen. Während dieser Verfolgung starben die Praktizierenden Lian Pinghe und Fan Xuejun an den Folgen der Folter.

Eines Morgens im September 2004 brachten einige Häftlinge Möbel in einen kleinen Raum und sperrten mich dort ein. Ein Wärter sagte mir: „Unterschreibe die Dokumente und verzichte auf Falun Dafa. Solltest du sie nicht unterschreiben, musst du die Konsequenzen tragen, die deine Vorstellungskraft übersteigen.“ Ich blieb ruhig und sagte: „Ich habe keine Angst und werde meinen Glauben niemals aufgeben. Mir wird nichts geschehen.“ Eine Stunde später geschah ein Wunder. Ich kam wieder zurück in meine Zelle. Es endete einfach so.

Zwei Stunden später erzählte mir der Gefangene Yang Yinan, der frühere stellvertretende Bürgermeister der Stadt Shenyang, der mir zugeteilt wurde, dass er an einem Treffen mit einer Gruppe von Gefängnisdirektoren teilgenommen habe. Sie hatten alle über mich gesprochen und beschlossen, die Verfolgung vorläufig einzustellen.

Yang sagte zu mir: „Weißt du, dass ich mein Bestes versucht habe, um dir bei dem Treffen zu helfen? Ich habe ihnen gesagt, dass du deine Ausbildung, deine Karriere, deine Familie und deine Liebe für deinen Glauben aufgegeben hättest. Ich fragte sie: ‚Was für Ergebnisse erwarten Sie, wenn Sie ihn zwingen, seinen Glauben aufzugeben? Was nützt euch ein schlechtes Ergebnis, wenn ihr ihn zwingt, seinen Glauben aufzugeben?‘“

Dann sagte er zu mir: „Weißt du, warum ich mich so sehr bemüht habe, dir zu helfen? Eines Morgens war ich krank, hustete und konnte nicht atmen. Keiner, auch nicht die, die lange Zeit mit mir hier im Gefängnis eingesperrt waren, hat mich beachtet. Du warst ein Neuankömmling, aber du hast mir geholfen, aufzustehen und herumzugehen, und hast mir heißes Wasser gekocht. Vielleicht erinnerst du dich nicht, ich aber schon.“

Später übte das Gefängnis Druck auf meine Familie aus. Meine Familie sollte mich in einem vom Gefängnis gedrehten Video davon überzeugen, die Kultivierung aufzugeben. Sie machten auch ein Video von meiner Mutter, die im Krankenhaus Shenyang eingeliefert worden war. Sie sagten ihr, dass ich mich bald umerziehen lassen würde und sich mein Strafmaß verringere. Meine Mutter glaubte das und bat mich im Video, meine Kultivierung so schnell wie möglich fallenzulassen. Bevor sie mir das Video zeigten, sagten sie mir, dass meine Mutter im Sterben liege und ich sie vor ihrem Tod sehen dürfe, wenn ich auf Falun Dafa verzichten würde.

In chinesischen Gefängnissen ist es Kriminellen erlaubt, ihre sterbenden Eltern zu besuchen. Aber mir, einem Menschen, der nur versuchte, seinen Glauben und seine Würde zu bewahren, wurde das verwehrt. Die Ärzte sagten, dass meine Mutter noch zwei oder drei Jahre gelebt hätte. Aber sie starb aufgrund des enormen psychischen Drucks, ihren Sohn nicht sehen zu können. Als ich das erfuhr, war ich traurig und schockiert. In der Nacht, in der sie starb, hatte ich einen klaren Traum. Der Praktizierende Chang Wanxiang, der im selben Gefängnis wie ich inhaftiert war, zeigte zum Himmel und fragte mich, was ich sehen würde. Ich sah eine Galaxie, die eine liebevolle und beruhigende Botschaft an mich aussandte. Kurz darauf explodierte die Galaxie wie ein Feuerwerk.

Hungerstreiks

Von 2003 bis 2006 traten die Praktizierenden im Huazi-Gefängnis oft in den Hungerstreik und forderten, dass sie bedingungslos freigelassen und respektiert würden, weil sie ihre Würde bewahrt hatten. In den Jahren 2005 und 2006 nahm auch ich an zwei Hungerstreiks teil; einer dauerte 99 Tage, der andere 140. Auf Befehl der Wärter legten uns die Gefangenen, die uns zwangsernährten, schmutzige Dinge in unser Müsli und stellten die Müslischalen neben die Urinale. Die Wärter schleppten und zerrten uns zur Zwangsernährung in ihr Büro.

Zu Beginn des Jahres 2007 änderten sich dank der Bemühungen aller Praktizierender unser Kultivierungszustand und unsere Umgebung drastisch. Wir weigerten uns, mit den Wärtern zu kooperieren, Schwerstarbeit zu verrichten, auf einem kleinen Hocker zu sitzen oder eine Leibesvisitation durchführen zu lassen. Der Angehörige eines Praktizierenden brachte ihm bei einem Besuch einige Informationsmaterialien mit, die wir an Gefangene austeilten. Ein anderer Praktizierender brachte E-Books mit den Jingwen des Meisters ins Gefängnis mit.

Ein Praktizierender las: „Ihr habt schon den Fa-Grundsatz der gegenseitigen Unterstützung und gegenseitigen Hemmung erkannt. Ohne Angst existiert auch der Faktor nicht mehr, der dich fürchten lässt. Das ist kein erzwungenes Tun, sondern wird durch das wirklich gelassene Loslassen erreicht.“ (Den letzten Eigensinn beseitigen, 12.8.2000, in: Essentielles für weitere Fortschritte II)

Also begann dieser Praktizierende, die Jingwen aus dem E-Book abzuschreiben, und gab sie an andere Praktizierende weiter. Unsere Xinxing erhöhte sich und jeder begann, Tag und Nacht das Fa abzuschreiben. Eines Tages fanden die Wärter die Zettel in unserer Zelle und nahmen sie weg. Ein Praktizierender sagte mir, dass er aus Protest in den Hungerstreik treten würde. Ich beschloss, mich ihm anzuschließen. Einige Stunden später gaben uns die Wärter alle Zettel zurück.

Wir konnten spüren, dass das Böse in anderen Dimensionen rund um das Huazi-Gefängnis aufgelöst worden war. Jeden Tag sandten wir um 6 und 12 Uhr aufrichtige Gedanken aus. Die Wärter taten so, als würden sie die Handposition für das Aussenden aufrichtiger Gedanken nicht bemerken. Die Häftlinge, die uns zugeteilt worden waren, wurden alle zwei Wochen durch neue ersetzt, weil das Gefängnis befürchtete, wir könnten sie dazu bringen, sich zu kultivieren. Aber das Gute war, dass wir so die Gelegenheit hatten, mit fast allen Insassen des Gefängnisses zu sprechen und ihnen die wahren Umstände zu erklären.

Die Trennung der Praktizierenden

Die Provinzregierung beschloss allerdings, die im Huazi-Gefängnis inhaftierten Praktizierenden zu trennen und verteilte uns auf drei Gefängnisse. Ein Dutzend von uns wurden ins Gefängnis Nanguanglin in der Stadt Dalian gebracht. Darunter waren drei, die später zu Tode gefoltert wurden: Wang Baojin, Bai Heguo und Liu Quan. Der Praktizierende Ren und ich wurden in die 16. Unterabteilung verlegt.

Als wir dort ankamen, rief Ren: „Falun Dafa ist gut. Falun-Dafa-Praktizierende sind unschuldig.“ Er wurde in eine Zelle eingesperrt, die streng überwacht wurde. Da ich aus Protest in den Hungerstreik trat, beschloss die Gefängnisleitung, mich zwangsernähren zu lassen. Sie schleppten mich aus dem dritten Stock in den ersten und schleiften mich dann noch einmal etwa 300 Meter über den Boden zu einer Zelle. Es war Winter. Meine Füße und Beine bluteten. Ich war so traurig und dachte: „Wir haben gerade die Umgebung im Huazi-Gefängnis wieder in Ordnung gebracht. Jetzt stehen wir vor einer weiteren rauen Umgebung.“

Aus Protest dachte ich daran, Selbstmord zu begehen. In einem Riss an der Wand fand ich zufällig eine Klinge. Als ich beschloss, den Gedanken in die Tat umzusetzen, tauchte ein Mann in einem gelben buddhistischen Gewand vor mir auf und sagte: „Habe ich dir das beigebracht? Wie kannst du diesen Gedanken zulassen?“ Er wiederholte das einige Male. Da erkannte ich, dass es eine Warnung des Meisters war. Also gab ich diesen falschen Gedanken auf.

Da zwei Praktizierende und ich uns weigerten, Zwangsarbeit zu verrichten, wurden wir einige Monate später in eine Zelle gebracht, die streng überwacht wurde. Die Zelle war sehr klein, etwa zwei mal zwei Meter breit. Zur Strafe mussten wir mit dem Kopf neben der Toilette schlafen. Die Wand war mit einer Plastikplane verhängt, die verhindern sollte, dass Häftlinge sich umbrachten, indem sie mit dem Kopf gegen die Wand schlugen. An der Wand waren einige Stahlringe angebracht, mit denen Gefangene fixiert wurden.

Die Wärter legten mir Handschellen und Fußfesseln an. Ein Ende der Handschellen ging durch das Schloss an den Füßen und wurde an dem Ring an der Wand befestigt, sodass ich mich nach vorn beugen musste. Drei Tage lang war ich in dieser schmerzhaften Position gefesselt. Nur zum Essen oder für Toilettengänge wurde ich befreit. Drei Tage später war meine linke Hand noch immer an die Wand gekettet, wobei ich meinen Körper nicht beugen musste. Sogar während des Schlafs war eine Hand an die Wand gekettet. Diese Folter dauerte vier Monate.

Im März 2008 wurde ich in eine andere Zelle verlegt. Mir waren die ganze Zeit Hände und Füße gefesselt. Tagein, tagaus musste ich auf dem Boden sitzen. Im April trat ich vier Tage in den Hungerstreik und forderte das Recht, die Falun-Dafa-Übungen zu machen. Schließlich gaben sie nach. Danach durfte ich jeden Morgen und Nachmittag die Übungen praktizieren.

In der Zelle lernte ich üblicherweise das Fa oder sandte aufrichtige Gedanken aus. Aber manchmal dachte ich an andere Dinge und meine Gedanken schweiften ab. Wenn ich falsche Gedanken hegte, tropfte der Wasserhahn hörbar. Wenn meine Gedanken noch weiter abschweiften, wurde das Tropfen wirklich laut. Zwar sammelte sich kein Wasser unter dem Wasserhahn, aber das Tropfen war laut vernehmbar. Mir wurde klar, dass dies eine Warnung des Meisters war, keinem falschen Gedanken zu folgen.

Folter und Misshandlungen

Im Jahr 2009 brachte man mich wieder in eine normale Zelle. Wenn ich falsche Gedanken hatte, begannen die Stahlgitter am Fenster zu klingen. Das Geräusch erinnerte mich daran, mich zu korrigieren. Dabei hatte niemand die Gitter berührt. Ich befragte die anderen Gefangenen, aber sie hörten nichts.

Im August wurde der Mörder Li Lin beauftragt, mich zu observieren. Er war ein bösartiger Mensch und machte den Wärtern Vorschläge, wie sie mich foltern sollten. Er erlaubte mir nicht, die Übungen zu praktizieren, nahm mir das Essen weg, beschimpfte und beleidigte mich fortwährend. Daher trat ich von August bis November erneut in den Hungerstreik. Die Wärter forderten einige Insassen auf, mich etwa 450 Meter den Boden entlang zu schleifen zu einer Zelle, in der ich zwangsernährt werden sollte. Beim Schleifen wurden meine Beine verletzt. Sie streuten große Mengen Salz in das Müsli, sodass ich mich übergeben musste und Durchfall bekam.

Von Ende November bis Anfang Dezember trat ich erneut in Hungerstreik und forderte das Recht, die Übungen zu praktizieren. Dieses Mal war die Verfolgung massiv. Sie ketteten meine Hand bei gebeugtem Körper an die Wand. Wenn ich schlief, befreiten sie nur eine Hand und einen Fuß, damit ich mich strecken konnte. Aber die andere Hand und der Fuß waren noch immer an die Wand gekettet.

Während der Zwangsernährung schockten mich zwei Wärter mit elektrischen Schlagstöcken. Die Elektroschlagstöcke machten laute Geräusche an Füßen, Beinen und Händen. Ich versuchte mein Bestes, keinen Laut von mir zu geben. Die Wärter dachten sogar, die Schlagstöcke würden nicht funktionieren. Im Raum war es still. Das einzige Geräusch, das man hören konnte, war der Schlagstock, der meinen Körper schockte. Sogar die Häftlinge waren erschrocken.

Sie zwangsernährten mich mit hochkonzentriertem Salzwasser und erlaubten mir nicht, mich zu übergeben. Wenn ich es doch tat, flößten sie mir noch mehr Salzwasser ein. Am zweiten Tag schockten sie mich mit einem elektrischen Schlagstock, während sie mich erneut zwangsernährten. Aufgrund meines starken Protestes hörten sie mit der Zwangsernährung mit hochkonzentriertem Salzwasser auf, aber erst sieben Tage später.

Zu diesem Zeitpunkt war ich aufgrund der Folter schon sehr krank. Ich hatte hohes Fieber und meine Lungen befanden sich auch in einem schlechten Zustand. Ich erbrach alles, was ich getrunken oder gegessen hatte. Am vierten Tag riefen sie meinen Vater an. Er half mir, einen halben Apfel zu essen. Das war das Einzige, was ich in dieser Zeit zu mir nahm. Die Wärter brachten mich ins Gefängniskrankenhaus. Ich fiel ins Koma. Dann verlegten sie mich in die Notaufnahme des städtischen Krankenhauses.

Ich war bewusstlos und konnte meinen Darm nicht kontrollieren. Aber die Wärter fesselten noch immer meine Hände ans Bett, bis die Ärzte und Schwester sie beschimpften. Die Wärter glaubten, dass ich bald sterben würde. Da sie dafür keine Verantwortung übernehmen wollten, riefen sie meinen Vater an und baten ihn, sich um mich zu kümmern. Er kam mit meiner Schwester und einigen meiner Cousins ins Krankenhaus.

Später erzählte mir mein Vater, dass ich damals sehr gebrechlich gewesen sei und dass alle gedacht hätten, ich sei dem Tod nahe. Nach zwei Notfallbehandlungen erlangte ich das Bewusstsein zwar wieder, war aber in den folgenden sieben Tagen nicht mehr bei klarem Verstand. Ich dachte, dass ich noch immer an der Qinghua-Universität studieren würde und dass meine Mutter mich in die Uni-Klinik gebracht hätte. Erst als ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, wurde ich wieder klar.

Die Praktizierenden, denen ich hinter Gittern und Gefängnismauern begegnet war, waren unglaublich. Nachdem ich ins Krankenhaus eingeliefert worden war, veröffentlichten sie sofort die Einzelheiten meiner Verfolgung im Internet. Da niemand wusste, was vor sich ging, dachten die Praktizierenden, dass ich ins Krankenhaus gebracht worden sei, weil mein Genick durch die Zwangsernährung gebrochen sei.

Zurück im Gefängnis willigten die Wärter ein, dass ich keine Zwangsarbeit mehr leisten musste. Ich bekam auch die Möglichkeit, jeden Tag die Übungen zu machen. Ich nutzte jede Chance und erklärte den Gefangenen die wahren Umstände. Einige Leute konnten meine Worte leicht akzeptieren. Also erzählte ich ihnen weiter von den noch höheren Fa-Prinzipien. Eines Tages berichtete ich einem Gefangenen in einem leeren Speisesaal, wie kostbar die Chance zur Kultivierung ist. Ich zeigte auf eine Pflanze im Saal und sagte: „Schau dir diesen Baum an. Er hat keinen menschlichen Körper, also kann er sich nicht kultivieren. Wie traurig.“ Zu unserer Überraschung beugte sich der Baum zu uns herüber und winkte uns weiter zu, als hätte er meine Worte verstanden. Es war niemand in der Nähe. Es gab auch keinen Luftzug. Der Gefangene war erstaunt und sagte: „Alles hat eine Seele. Was du gesagt hast, ist wahr!“

Die Würde als Dafa-Kultivierender bewahren

Während des letzten Jahres im Gefängnis Nanguanling wurde ich nicht so stark verfolgt. Aber der Gefängnisleiter schikanierte mich oft und suchte nach Gründen, um mich in die Zelle zu stecken, die am stärksten überwacht wurde. Als ich dorthin verlegt wurde, trat ich in den Hungerstreik. Zwei Tage später ließen sie mich zurück in meine normale Zelle. Sie wagten nicht, mich erneut zwangsernähren zu lassen.

Während der ganzen Zeit im Gefängnis versuchte ich mein Bestes, um meine Würde als Dafa-Kultivierender zu bewahren. Ich weigerte mich, Befehle von Wärtern zu befolgen und Zwangsarbeit zu verrichten. Am Tag meiner Freilassung wurde ich gebeten, am Gefängnistor ein Schriftstück zu unterschreiben. Ich weigerte mich, weil ich unschuldig war. Der Wärter am Tor sagte: „Es zu unterschreiben, bedeutet nicht, dass du schuldig bist. Du darfst nicht gehen, ohne es zu unterschreiben. Das ist die Regel.“ Ich antwortete: „Gut. Dann gehe ich zurück in die Zelle.“ Der Wärter lachte und ließ mich gehen.

Ich bin 55 Praktizierenden begegnet, die in den Gefängnissen Huazi und Nanguanling inhaftiert waren. Zwei starben aufgrund der Folter in Huazi, drei in Nangualing. Mindestens zwei weitere Praktizierende starben unmittelbar nach ihrer Freilassung. Fünf wurden gerettet, nachdem sie in die Notaufnahme gebracht worden waren. Die Verfolgung war grausam.

Dank des Schutzes und der Führung des Meisters konnte ich das Gefängnis überleben. Ohne den Meister wäre ich im ersten Monat im Gefängnis zusammengebrochen. Ich danke dem Meister von ganzem Herzen für meine Errettung.


[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.