Heilongjiang: Geschichte einer Verfolgung – Teil II

(Minghui.org) 

Fortsetzung von Teil I

Im Winter 2000 reiste die Dafa-Praktizierende Li Guiyue zum zweiten Mal nach Peking, wo sie das gleiche Schicksal wie beim ersten Mal erlebte: Sie wurde von der Polizei in ihre Heimat, in den Kreis Yilan, zurückgebracht. Danach verurteilte man sie zu einem Jahr Zwangsarbeit.

Im Zwangsarbeitslager Wanjia

Während ihres Aufenthalts im berüchtigten Zwangsarbeitslager Wanjia unterzog man Li einer intensiven Gehirnwäsche. Sie musste körperlich anstrengende Arbeit verrichten und war Isolationshaft und Folter ausgesetzt.

Im Zwangsarbeitslager Wanjia zwangen die Wärter alle Praktizierenden, an den Propaganda-Kampagnen der KPCh teilzunehmen. Man wollte sie „umerziehen“. Täglich mussten sie sich Videos anschauen, in denen Falun Dafa verleumdet wurde.

Alle Gefangenen mussten mehr als zwölf Stunden am Tag intensiv arbeiten. Die Erträge gingen an die Arbeitslager. Die Tage waren lang und die Arbeitsbedingungen schlecht. Li musste Hanffasern flechten und zu einem Kissen nähen; danach waren ihre Hände so geschwollen, dass sie nicht einmal mehr ihre Essstäbchen halten konnte. Im Zwangsarbeitslager wurde auch Sperrholz produziert, das nach Japan exportiert werden sollte. Der Leim, der dafür verwendet wurde, verursachte Schwindelgefühl und Erbrechen.

Weitere Produkte waren Zahnstocher, die nach Korea verkauft wurden. Die Luxusversion der Zahnstocher hatte an einem Ende eine Plastikblüte. Li stellte eine winzige Blüte nach der anderen aus farbigem Plastikpapier her – über 12 Stunden täglich – und klebte sie vor dem Verpacken an eine Seite des Zahnstochers.

Diese Zahnstocher waren in Hotels sehr gefragt, um damit Früchte und Vorspeisen zu servieren. Doch wenn Hotelgäste ihre Hors d`oeuvres genießen, denken nur wenige darüber nach, woher die Zahnstocher kommen.

Wie Li nach ihrer Entlassung berichtete, erhielt das Lager die Zahnstocher in loser Schüttung, oft vermischt mit Schmutz und verschiedenartigem Abfall. Vor der Arbeit mussten sich die Häftlinge die Hände nicht waschen und auch die Zahnstocher wurden vor dem Verpacken nicht sterilisiert. 

Die Häftlinge arbeiteten von 5 Uhr morgens bis 21 Uhr abends. Ihre Mahlzeiten nahmen sie in 15-minütigen Pausen ein. Wenn die einer Gefangenen aufgetragene Quote nicht erfüllt wurde, durfte diese Person weder eine Pause machen noch zu Bett gehen.

Die Herausforderungen, denen Falun-Dafa-Praktizierende gegenüber standen, waren höher als bei anderen Häftlingen. Monatelang durften sie nicht duschen und hatten keine saubere Kleidung zum Wechseln. Viele litten an Krätze, die eiterte und oft blutete. Doch auch dann mussten sie wie üblich in der Werkstatt arbeiten, Zahnstocher aufsammeln und verpacken.

Übungen in der Gruppe mit Gewalt bestraft

Am 8. Januar 2001 machten die Praktizierenden gemeinsam die Falun-Dafa-Übungen. Dafür prügelten die Wärter aus allen zwölf Abteilungen, Männer wie Frauen, mit elektrischen Schlagstöcken auf sie ein. Im Flur roch es nach verbranntem Menschenfleisch. Viele Praktizierende wurden schwer verletzt. Einigen wurden die Zähne ausgeschlagen, anderen die Haare ausgerissen. Manche hatten Hämatome am Auge.

Die unbeugsamen Praktizierenden wurden in die Abteilung Nr. 12 gebracht – die Männerabteilung, wo man sie überwachte. An 17 aufeinanderfolgenden Tagen wurden sie in die Hocke gezwungen. In dieser Position mussten sie von 6 Uhr morgens bis 20 Uhr abends verharren. Zwischendurch waren ihnen nur zehnminütige Pausen zum Essen gewährt. Li wurde zwangsernährt und musste lange Zeit draußen im Schnee stehen. Sie wurde geschlagen, auf einer Tigerbank gefoltert und in Isolierhaft gesteckt. Nach 17 Tagen Hockposition brachte man die Praktizierenden zurück in die Werkstatt. Dort mussten sie riesige Kissen für große Fahrzeuge produzieren.

Folterillustration: Tigerbank

Die Abteilung Nr. 12 war ein umgebautes Lagerhaus ohne Isolierung. Innen und außen gab es keinen Temperaturunterschied. Die zerbrochenen Fenster waren eingefroren. Die Winter in Harbin sind bitterkalt. Die Stadt liegt im Norden Chinas. Als Betten dienten Holzbretter, die mit dünnen Militärbettdecken bezogen waren. Zwei oder drei Praktizierende teilten sich ein Bett und eine Decke. Nachts war es so kalt, dass die Praktizierenden nicht aufhören konnten zu zittern. Zu jeder Mahlzeit bekamen sie nur saures Maisbrot und eine Schüssel Rübensuppe. Oft sah man Ratten, die über die Betten liefen.

Die Praktizierenden werden geprügelt und treten in Hungerstreik

Am 30. Januar gegen 21 Uhr zerrten Direktor Shi Yingbai und eine Gruppe männlicher Wärter die Praktizierenden aus jeder Abteilungen und prügelten mit elektrischen Schlagstöcken auf sie ein. Sie zwangen jeden Praktizierenden, Falun Dafa schriftlich zu denunzieren. Wenn jemand es wagte zu widersprechen, wurde er zu Boden getreten. Die Wärter reihten sich auf und auch die Praktizierenden bildeten eine Reihe. Einer nach dem anderen wurde verprügelt, wenn er sich weigerte, seinen Glauben an Falun Dafa aufzugeben.

Li wurde gegen den Mund geschlagen. Ihr Vorderzahn brach ab und schnitt in ihre Unterlippe, als der Wärter erneut zum Schlag ausholte. Blut tropfte von ihren Lippen.

Dann wurden Li und fünf weitere Praktizierende in Abteilung Nr. 5 gebracht. Sie mussten die ganze Nacht in der Hocke verbringen, bewacht von männlichen Häftlingen. Lis Beine schwollen an. Sie erfuhr, dass Praktizierende, die zu anderen Abteilungen gebracht worden waren, gehängt und verprügelt wurden. Um Praktizierende, die in Isolationshaft gesteckt worden waren, zu retten, traten alle Praktizierenden in einen Hungerstreik.

Folterillustration: Prügel

Hocken und Stehen im Schnee

Für den Versuch am 2. Februar, die Übungen zu wiederholen, wurden Li und einige andere Praktizierende vom Ausbilder Qi Fengzhi und dem stellvertretenden Abteilungsleiter Wu Peihua in die Hocke gezwungen. Die Wärter verdrehten den Praktizierenden die Arme, fesselten ihre Hände mit Stoffbändern hinter dem Rücken und klebten ihnen den Mund zu. Sie mussten über 30 Stunden so hocken. Dabei durften sie sich nicht bewegen. Es wurde ihnen untersagt, die Toilette zu benutzen. Auch Essen bekamen sie nicht. Die Wärter überwachten sie rund um die Uhr. Alle zwei Stunden wechselte die Schicht.

Bevor alle anderen Häftlinge am Morgen aufstanden, wurden die Praktizierenden ins Lager zurückgebracht. Eiskalter Wind blies durch die zerbrochenen Fenster. Die Wände waren mit Frost bedeckt. Während die anderen Häftlinge frühstückten, mussten die Praktizierenden draußen in der Kälte stehen.

Sie waren nur dünn bekleidet, als sie im Schnee standen. Die Hände waren hinter dem Rücken gefesselt. Es war so kalt, dass sie zitterten. Der Wind schnitt ihnen wie mit tausend Rasierklingen ins Gesicht. Die Hände schmerzten von der beißenden Kälte. Die Beine und Füße waren geschwollen und färbten sich lila.

Li urinierte in die Hose, die klitschnass wurde. Direktor Shi Yingbai lachte sie dafür aus: „So ein großes Mädchen und du machst dir immer noch in die Hose?“ Erst nach Einbruch der Dunkelheit wurden die Praktizierenden zurück ins Lager gebracht. Dort mussten sie wieder in die Hocke gehen.

Aufgrund der Feuchtigkeit bekamen die Praktizierenden Krätze. Lis ganzer Körper war mit roten, juckenden Flecken übersät. Sogar die Haare an ihren Augenbrauen fielen ihr aus. Jedes Mal, wenn sie sich kratzte, entstand ein roter Fleck, der anschwoll und aus dem eine gelbe ölartige Substanz austrat.

Weibliche Praktizierende zu Männern in die Zelle gebracht

Am 24. Mai drängten sich männliche Wärter im Hof. Ihr Ziel waren diejenigen, die im Januar aus der Isolierhaft freigelassen worden waren. Ein Häftling nach dem anderen wurde in den Hof gezerrt und geschlagen. Andere Praktizierende, die in der Cafeteria davon erfuhren, eilten in den Hof, um gegen die Gewalt zu protestieren. Auch sie wurden geschlagen.

Direktor Shi Yingbai und die Wärter trieben die weiblichen Praktizierenden aus allen zwölf Abteilungen im Sitzungssaal zusammen. Sie wurden in Gruppen von je sieben Personen eingeteilt. Jede Gruppe wurde in eine Männer-Abteilung gebracht. Dort wurden sie ausnahmslos auf verschiedenste Art gefoltert.

Li erinnert sich, dass sie eines Tages ganz allein in eine Männer-Zelle gebracht wurde. Glücklicherweise folgten ihr zwei Wärterinnen und befragten die männlichen Wärter, die sie mitnahmen: „Was wollen Sie tun? Sie ist Single und nicht verheiratet. Was wollen Sie mit ihr auf der Männerstation anfangen?“ Die Frauen stellten dreimal dieselbe Frage und drängten die Wärter zu einer Antwort, bis Li gehen durfte.

Lis Haft im Zwangsarbeitslager endete nach einem Jahr. 2001 wurde sie freigelassen.

Früherer Bericht:

Frau zum vierten Mal verhaftet, weil sie Falun Gong praktiziert