Anschauungen und Selbstgefälligkeit loslassen, andere tolerieren – sich solide kultivieren

(Minghui.de) Von meinen Eltern wurde ich gut erzogen. Daher beurteile ich alles mit dem mir bekannten Maßstab. In der Gesellschaft versuchte ich, den Mittelweg zu gehen. Die meisten Menschen respektieren mich. Sobald ich jedoch Menschen begegnete, die meinen Anschauungen nicht entsprachen, fühlte ich mich unwohl.

Ein jüngerer Verwandter von mir hatte in seiner Kindheit viele Schwierigkeiten erlebt und war oft krank. Ich kümmerte mich um ihn und so begann er ebenfalls, Falun Dafa zu praktizieren. Dadurch wurde er gesund und kultiviert sich seitdem solide weiter. Später wurde er von der Kommunistischen Partei Chinas wegen seines Glaubens an Falun Dafa brutal verfolgt. Ich versuchte mein Bestens, ihm zu helfen. 

Obwohl wir beide dieselbe Kultivierungsschule praktizieren, fand ich, dass er mich respektieren sollte, weil ich älter war als er. Aber darum ging es mir nicht allein, im Grunde verletzte sein Verhalten meine Anschauungen. Ich achte sehr darauf, mich älteren Menschen gegenüber respektvoll zu verhalten. Er aber wollte mit jedem debattieren, egal ob jung oder alt. Ich bin sparsam, er jedoch nicht. Jedesmal, wenn ich ihn kritisierte, widersprach er mir.

Mit der Zeit verstärkten sich unsere Vorurteile dem anderen gegenüber immer mehr. Er mag Kalligraphie und Malerei. Als er mich eines Tages besuchte, zeigte ich ihm zwei Kalligraphien eines Freundes. Ich wollte ihm eine schenken, wenn sie ihm gefiel. Er verstand meinen guten Willen nicht und kritisierte beide Werke. Meiner Meinung nach sollte man es höflich ablehnen, wenn einem ein Geschenk nicht gefällt, aber es nicht direkt kritisieren. Außerdem ist mein Freund in Kalligraphiker-Kreisen bekannt und sehr erfahren. Mein Verwandter jedoch versteht nicht viel von Kalligraphie. Zum Schluss endeten wir im Streit.

Nachdem er gegangen war, erinnerte ich mich wieder daran, dass ich ein Kultivierender bin. Ich hielt an meinen Anschauungen fest und schränkte damit andere Menschen ein. Aber wie kann ich Barmherzigkeit herauskultivieren und andere tolerieren? 

Der Meister hat erklärt:

„Außerdem hat der Meister euch gesagt, dass man sich bei der Kultivierung selbst kultivieren, das Innere kultivieren und nach innen suchen soll.“ (Fa-Erklärung auf der internationalen Fa-Konferenz des Großraums New York 2009 – Fragen und Antworten, 07.06.2009)

Diesen Absatz hatte ich schon einige Male gelesen, aber mir nie zu Herzen genommen. Jetzt erkannte ich die tiefe Bedeutung dieses Fa. Der Meister erklärte uns, wie wir menschliche Anschauungen, die wir uns in hunderten und tausenden Jahren angeeignet haben, beseitigen und zu unserem Ursprung zurückkehren können. Oberflächlich gesehen dachte ich zwar an die anderen, in Wirklichkeit hatte ich aber meine Anschauungen, Vorlieben, Selbstgefälligkeit und mein Streben nach einem guten Ruf nicht losgelassen.

Vor einigen Tagen passierte wieder etwas, was diese Anschauungen berührte. Es gab eine Kalligraphie-Ausstellung. Die Beiträge sollten aus dem ganzen Land kommen. Drei Künstler und ich wurden als Jury bestellt. Nachdem ich die Werke beurteilt hatte, bereitete ich mein eigenes Werk vor. Aber plötzlich durfte ich, als speziell geladener Gast, kein eigenes Werk einreichen, stattdessen aber die Ehefrau eines Verantwortlichen, die über keinerlei künstlerische Erfahrung verfügte. Augenblicklich fühlte ich mich unausgeglichen, aber kurz darauf lachte ich wieder. Denn gewöhnliche Menschen tun alles, um einen guten Ruf zu bekommen. Lohnte es sich, deshalb mit ihnen zu streiten? Im Herzen dankte ich dem Verantwortlichen, der mir diese Gelegenheit zur Kultivierung verschafft hatte. Als ich mein Ego losgelassen hatte, fühlte ich mich außergewöhnlich leicht.