Verspätete Todesmeldung: Razzia vor 19 Jahren – Verfolgung führte bei drei Praktizierenden zum Tod

(Minghui.org) Aufgrund der Zensur in China und des Verbotes von Falun Dafa [1] erreichen manche Meldungen Minghui.org mit Verspätung. In diesem Bericht geht es um drei Todesfälle, die teilweise über 19 Jahre zurückliegen, aber erst jetzt bekannt wurden.

Drei Praktizierende aus der Stadt Mudanjiang, Provinz Heilongjiang verließen im Jahr 2002 ihre Heimat, um der Verfolgung zu entgehen. Bei ihnen handelte es sich um die damals 30-jährige Ye Lianping, die gleichaltrige Dong Shuyan und den 55-jährigen Wang Yongqiang. Gemeinsam zogen sie sich nach Daqing zurück und wohnten in der von Wang gemieteten Wohnung – Zimmer 301 des Gebäudes 1-3 in der Zhonglinstraße im Bezirk Sartu. Hier wohnten noch drei weitere Praktizierende: der damals 39-jährige Wen aus der Stadt Hailun, der 37-jährige Wang Kemin aus Daqin sowie eine 21-jährige Praktizierende, die ins Deutsche übersetzt „Kleines Mädchen“ genannt wurde. Ihr richtiger Name ist nicht bekannt.

Am 28. November 2002 verschafften sich Beamte der Sicherheitsabteilung und der Polizeibehörde des Bezirks Sartu Zugang zur Wohnung der Praktizierenden. Sie nahmen Ye, Dong und „Kleines Mädchen“ fest. Wang Yongqiang war gerade unterwegs, um eine Matratze für die Praktizierenden zu besorgen. Als er zurückkam, waren die Beamten dabei, die Wohnung zu durchsuchen. Um einer Verhaftung zu entgehen, sprang Wang aus dem dritten Stock. Er brach sich die Wirbelsäule und die Beine und wurde verhaftet.

Die Polizei wartete nach der Durchsuchung in der Wohnung. Als Wen und Wang Kemin um 13:00 Uhr beziehungsweise 17:00 Uhr zurückkehrten, wurden auch sie festgenommen. Die Beamten brachten Wen noch am Abend zurück nach Hailun. Zwei Jahre sperrte man ihn in ein Zwangsarbeitslager.

Mit Wang Kemin fuhren die Polizisten zur Polizeiwache Fuqiang, wo man ihn verprügelte. In Daqin behielt man ihn im Gewahrsam. Später flüchtete er aus dem Polizeikrankenhaus. Monate später wurde er erneut verhaftet und starb noch am Tag der Festnahme.

Die drei Frauen brachten die Beamten zur Polizeiwache Zhonlinjie. Sie wurden verprügelt, sodass „Kleines Mädchen“ das Bewusstsein verlor. Am nächsten Tag fuhren Polizisten mit den drei Frauen und Wang Yongqiang zurück nach Mudanjiang. Ye und Dong wurden Handschellen angelegt, die an der Decke des Polizei-Jeeps befestigt wurden. In dem Fahrzeug war es so eng, dass sie weder stehen noch sitzen konnten.

Ye starb noch am selben Tag. Wang Yongqiang verbrachte über zehn Jahre im Gefängnis und kam infolge der Folter ums Leben.

Es folgen weitere Details zu den einzelnen Praktizierenden.

Ye Lianping

Ye war von Beruf Modedesignerin. Im Jahr 2001 wurde sie für ein Jahr im Drogen-Rehabilitationszentrum Harbin, auch als Zwangsarbeitslager Harbin bekannt, eingewiesen. Die Wärter versuchten sie mit Druck und Gehirnwäsche dazu zu zwingen, ihren Glauben an Falun Dafa aufzugeben. Aber Ye blieb standhaft.

Nach ihrer Freilassung setzten Beamte die Praktizierende auf die Fahndungsliste. Als sie untertauchte und sich vor der Polizei versteckte, drohte der Leiter der Sicherheitsabteilung Mudanjiang, Li Fu, sie zu Tode zu prügeln, falls sie jemals wieder verhaftet würde.

Nach ihrer Festnahme am 28. November 2002 wurde Ye gefoltert. Polizisten flößten ihr zwei Flaschen Wasabi-Öl in die Nase, zogen ihr eine Plastiktüte über den Kopf und würgten sie zusätzlich. Gleichzeitig schlugen sie ihr ins Gesicht. Ye bekam Handschellen angelegt, wobei eine Hand über die Schulter nach unten gezogen und die andere Hand von der Hüfte nach oben geführt wurde. Ihr Körper war mit blauen Flecken und Verletzungen übersät. Ye starb am nächsten Tag an den Folgen der Folter. Sie hinterließ eine siebenjährige Tochter. Für ihren Tod sind nach Minghui.org vorliegenden Meldungen die Polizisten Qiao Ping und Li Fu verantwortlich.

Wang Kemin

Wang Kemin war früher Geografie-Lehrer an der Mittelschule Nr. 65 in Daqing. Seit Beginn der Verfolgung im Jahr 1999 wurde er mehrfach festgenommen, inhaftiert und gefoltert.

Wang Kemin

Im Juli 1999 wurde er erstmals verhaftet, weil er nach Peking gereist und für seinen Glauben eingetreten war. Drei Tage lang hielten Beamte ihn bei der von seiner Schule organisierten Gehirnwäsche fest. Im Oktober 1999 wurde er für 15 Tage in Gewahrsam genommen und erneut in eine Gehirnwäsche-Einrichtung gebracht.

Am 27. Februar 2000 reiste Wang abermals nach Peking. 45 Tage befand er sich nach der Festnahme im Gewahrsam. Im Mai beziehungsweise Juli brachten ihn Beamte erneut zur Gehirnwäsche, die von der Schule organisiert wurde. Dort sollte er eine Erklärung schreiben, mit der er Falun Dafa diffamiert und seinen Glauben aufgibt. Als sich der Praktizierende weigerte, nahmen Polizisten ihn fest und hielten ihn 45 Tage gefangen. Am 27. September wurde Wang für ein Jahr ins Zwangsarbeitslager Daqing überführt.

Im September 2001 zeigte Wang Shuxiang, der Parteisekretär der Mittelschule, den Praktizierenden an, weil er seinen Kollegen eine Falun-Dafa-DVD gezeigt hatte. Daraufhin tauchte er unter. Als er am 15. Januar 2002 in einem Dorf Informationsmaterialien über Falun Dafa verteilte, wurde Wang verhaftet. Polizisten zwangen ihn, sich auf einen Metallstuhl zu setzen, und legten ihm Handschellen und Fußfesseln an. Um Hinweise über andere Praktizierende zu bekommen, setzten die Beamten Wang unter Druck. Sie zogen ihm eine Plastiktüte über den Kopf, würgten ihn, traten gegen die Handschellen und spritzten ihm Wasser in die Augen, das mit scharfen Substanzen versehen war. Als sie auf ihn einprügelten, wurde Wangs Nase gebrochen. Er trat für einen Monat in Hungerstreik. Als er ohnmächtig ins Krankenhaus zur Wiederbelebung gebracht worden war, konnte er fliehen.

Fotos, die Wangs Verletzungen zeigen, nachdem er aus dem Krankenhaus geflohen war

Am 28. November 2002 wurde Wang erneut festgenommen. Die Polizisten schlugen ihn und fuhren mit ihm zur Polizeiwache Fuqiang. Da über seinen Wohnort nichts bekannt war, vermuteten die Beamten, dass er in Mudanjiang lebte. Die dortige Polizei verlangte, dass man ihn nach Mudanjiang überführt. Polizisten von Daqing lehnten dies jedoch ab und beharrten darauf, dass sie für den Fall zuständig seien. Eine halbe Stunde lang stritten sich die Beamten zunächst und einigten sich schließlich darauf, dass Wang in Daqing bleiben sollte.

Die Polizisten brachten den Praktizierenden daraufhin ins Untersuchungsgefängnis des Bezirks Sartu. Dort wurde er noch am selben Tag vom Leiter der lokalen Sicherheitsabteilung verhört. Als Wang eine Antwort auf die Fragen verweigerte, stießen ihn zwei Beamte zu Boden und prügelten auf ihn ein. Er blutete am linken Auge und sein Körper war mit blauen Flecken übersät.

Am Folgetag bildete die Polizei eine Sondereinheit, die sich mit Wangs Fall befasste. Sie folterten und verhörten ihn rund um die Uhr. Die Beamten zogen ihm die Kleidung aus und fesselten ihn mit Handschellen an einen Metallstuhl. Dann öffneten sie ein Fenster, überschütteten ihn mit Schnee und gossen kaltes Wasser über ihn. Mit einem Handtuch, das sie gegen sein Kinn drückten, hätten die Beamten Wang fast das Genick gebrochen. Außerdem traten sie ihm gegen die gefesselten Hände und zogen an den Handschellen, was unerträgliche Schmerzen verursachte.

Sechs Tage wurde Wang ununterbrochen gefoltert. In dieser Zeit erhielt er nur ein oder zwei Mahlzeiten. Er trug schwere Verletzungen davon und war sehr schwach. Als man ihn in eine normale Zelle brachte, waren seine Beine so stark geschwollen, dass er seine Hose nicht ausziehen konnte. Die Waden waren schwarz-blau angelaufen. Er konnte weder gehen, noch waren seine Hände funktionsfähig. Selbst nach einem Monat war es ihm nicht möglich, das rechte Handgelenk zu bewegen.

Wegen der schmutzigen, feuchten Umgebung entwickelte Wang Krätze. Er war blass im Gesicht und am Körper. Seine Augen wirkten fahl. Als die Beamten den Praktizierenden ins Untersuchungsgefängnis Longfeng bringen wollten, verweigerte dieses die Aufnahme wegen Wangs schlechtem Zustand. Ein Arzt diagnostizierte bei ihm Hepatitis. Daraufhin beschlossen die Polizisten, Wang auf Kaution freizulassen. Sie benachrichtigten seine Schule und die örtliche Polizei, dass sie ihn am 14. Dezember 2002 abholen sollten.

Schulpersonal und Polizisten kamen gegen 19:00 Uhr an. Der Beamte Zhang Zhonghua versuchte, Wang zu zwingen, eine Erklärung zu unterschreiben, mit der er seinen Glauben aufgeben sollte. Er widersetzte sich. Schließlich kam man überein, den Praktizierenden ins Krankenhaus Nr. 2 nach Daqing zur Behandlung zu bringen.

Während des Klinikaufenthaltes wurde Wang zweimal von einem Staatsanwalt befragt. Dieser äußerte, dass das kommunistische Regime zu nachsichtig gewesen sei, weil Wang zweimal gegen Kaution freigelassen wurde.

Gegenüber Wangs Mutter behaupteten die Behörden, dass sie den Praktizierenden freilassen und für ihn eine Arbeit finden würden, wenn er nur eine Erklärung zum Verzicht auf Falun Dafa unterschreibe. Gleichzeitig genehmigten sie die Verhaftung und planten, Wang zu verurteilen. Ein hochrangiger Beamter behauptete, Wang würde zu Tode gefoltert, falls er in Hungerstreik trete. Falls er aus der Haft fliehe, würde man ihn erschießen. Schließlich brachten die zuständigen Beamten Wang ins Zwangsarbeitslager Daqing, wo er einer Gehirnwäsche unterzogen wurde. Aber er blieb seinem Glauben treu.

Mitte Januar 2003 gelang Wang die Flucht aus dem Krankenhaus, nachdem das Gericht eine Anhörung für den 27. Januar angekündigt hatte. Als Vergeltung verhafteten Polizisten Wangs Mutter und seine Tante. 48 Stunden waren sie in Gewahrsam auf der Polizeiwache. Die Beamten durchsuchten alle Wohnungen von lokalen Praktizierenden und in Wangs Heimat im Kreis Kedong, um ihn aufzuspüren. Der Befehl lautete: Wer ihn verhaftet, darf ihn umbringen.

Am 7. Mai 2003 wurde Wang mit drei anderen Praktizierenden festgenommen. Er starb am selben Abend. Vier Tage später wurde sein Leichnam eingeäschert. Die Polizei hielt sämtliche Informationen über seinen Tod geheim. Nach Angaben der Polizei soll Wang aus dem fünften Stock eines Gebäudes in den Tod gestürzt sein. Seine Familie hingegen vermutet, dass er zu Tode gefoltert wurde.

Wang mit seiner Mutter und seinem Sohn

Wang Yongqiang

Wang Yongqiang, geboren in Mudanjiang, wurde im Jahr 2000 in Daqing verhaftet. Er wollte gerade von zu Hause wegziehen und untertauchen, um sich der Verfolgung zu entziehen. Ein Jahr war er im Zwangsarbeitslager Daqing inhaftiert, wo er von den Wärtern ständig verprügelt und beschimpft wurde, weil er seinen Glauben nicht aufgeben wollte. Im Februar 2001 versuchte er, den Wärter Wang Xichun daran zu hindern, Falun Dafa zu verleumden. Daraufhin wurde seine Haftzeit verlängert. Einen Monat später trat er aus Protest gegen die Verfolgung in Hungerstreik. Wärter fesselten ihn daraufhin in einer qualvollen Position.

Folter-Nachstellung: in qualvoller Position gefesselt

Nach seiner Freilassung kehrte Wang zurück nach Mudanjiang. Anfang 2002 versuchten Polizisten, ihn erneut zu verhaften. Er tauchte unter und zog nach Daqing, wo er eine Wohnung anmietete. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Taxifahrer.

Nachdem Polizisten einen anderen Praktizierenden in Mudanjiang verhört hatten, machten die Beamten Wang im Oktober 2002 ausfindig. Sie argumentierten, dass er seinem Vermieter in Mudanjiang noch Miete schulde, und wollten ihn zurückbringen. Da Wang in seiner Heimat keine Räumlichkeiten gemietet hatte, wusste er, dass dies ein Trick war. Er fiel nicht darauf rein.

Nach seiner letzten Verhaftung am 28. November 2002 übergab Li Xuejun von der Sicherheitsabteilung Mudanjiang Wangs Fall an die Staatsanwaltschaft. Später wurde der Praktizierende zu 15 Jahren Haft verurteilt. 2003 brachte man ihn in das Gefängnis Jianshanzi in Mudanjiang. Die Wärter entzogen Wang alle Rechte und verprügelten ihn, damit er seinen Glauben an Falun Dafa aufgibt. Als er sich weigerte, ließen ihn die Wärter nicht schlafen. Sie flößten ihm Salzwasser ein und fesselten ihn mit Klebeband. Im Winter zogen sie ihn aus, übergossen ihn mit kaltem Wasser oder ließen ihn bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt im Freien zurück.

Schließlich erlitt Wang einen Schlaganfall. Er starb im Juni 2012 mit über 60 Jahren.

Dong Shuyan und „Kleines Mädchen“

Dong und „Kleines Mädchen“ wurden nach ihrer Festnahme am 28. November 2002 ebenfalls nach Mudanjiang zurückgebracht, verprügelt und verhört. Beamte stießen die nur 1,50 Meter große Frau, die „Kleines Mädchen“ genannt wurde, zu Boden, sodass sie nicht mehr aufstehen konnte.

Am Abend des 29. November, kurz nachdem Ye zu Tode geprügelt worden war, wurde „Kleines Mädchen“ ins Untersuchungsgefängnis Nr. 1 von Mudanjiang gebracht. Sie trat in Hungerstreik und wurde zwangsernährt. Die Wärter legten sie auf den Betonfußboden und traten sie. Außerdem fixierten sie ihr die Füße auf einen am Boden befestigten Ring. Durch die Folter wurde die Praktizierende mehrfach ohnmächtig. Nach acht Tagen Haft brachten Beamte „Kleines Mädchen“ für 13 Tage ins Polizeikrankenhaus. Die Polizei beschlagnahmte 1.000 Yuan (rund 130 Euro) Bargeld, das sie bei sich trug.

Dong hingegen wurde von dem Beamten Qiao Ping mit einem Besen derart geschlagen, dass ihr Gesicht zuckte und sie später unter Taubheitsgefühlen litt. Sie hatte Verletzungen am ganzen Körper. Man brachte sie ins Eisenbahngefängnis, wo sie aus Protest gegen die Verfolgung in Hungerstreik trat. Daraufhin wurde sie von Polizisten geschlagen und verprügelt.

Anfang Dezember 2002 verlegten die Behörden Dong in die Haftanstalt Nr.2 Mudanjiang. Sie setzte ihren Hungerstreik fort. Die Wärter unterzogen die Praktizierende einer Zwangsernährung, bei der sie ihr versalzene Milch verabreichten. Dong wurde gefesselt und täglich verhört und erniedrigt.

Während eines Verhörs verprügelte Wang Wei von der Polizeiwache Xi´an die Praktizierende brutal, sodass sie ohnmächtig wurde. Der Beamte knöpfte ihre Kleidung auf, um ihre Brüste zu berühren. Am nächsten Tag kam er zu einem neuen Verhör. Dongs Familie kam täglich zur Polizeiwache und forderte ihre Freilassung. Schließlich gaben die Beamten nach. Mitte Dezember 2002 wurde Dong, dem Tod nahe, entlassen.


[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.