Vater verstorben, Tochter verhaftet, Sohn vermisst – das Leid einer Familie während der Verfolgung

(Minghui.org) Am 9. November 2021 ist ein 82-Jähriger gestorben, nachdem er über 20 Jahre unter der Verfolgung seines Glaubens gelitten hatte. Nur wenige Tage vor seinem Tod waren er und seine Frau von der Polizei und Mitarbeitern des Nachbarschaftskomitees schikaniert worden.

Tan Fengming lebte in der Stadt Harbin, Provinz Heilongjiang. Sein Tod ist für seine 77-jährige Frau Li Xingjie ein weiterer schwerer Schlag. Der Sohn des Paares wurde 2004 vermisst, nachdem er Materialien über Falun Dafa [1] verteilt hatte. 2019 verurteilte ein Gericht ihre Tochter zu vier Jahren Haft wegen ihres Glaubens. Aus Trauer um ihre Tochter erblindete Li auf dem linken Auge. Nun muss die alte Frau allein um ihren Lebensunterhalt kämpfen.

Tan hatte im Januar 1998 begonnen, Falun Dafa zu praktizieren. Kurz darauf gab er alle schlechten Gewohnheiten auf, auch das Rauchen und Trinken. Als seine Familie die Veränderungen bemerkte, begannen auch seine Frau, sein Sohn und seine Tochter zu praktizieren. Beide Kinder verloren später ihre Arbeit, sodass die Familie auf die Einnahmen von Tans Feinkostladen angewiesen war, den er schon über zehn Jahre lang führte.

Nach Beginn der Verfolgung im Jahr 1999 wurde das friedvolle harmonische Leben der Familie erschüttert. Die vierköpfige Familie wurde festgenommen und inhaftiert. Aufgrund der ständigen Schikanen der Polizei musste Tan seinen Feinkostladen schließen. Seine Kinder sahen sich gezwungen, von zu Hause wegzuziehen. Sie tauchten unter, um sich vor der Polizei zu verstecken.

Am 20. Juli 1999 wurde Tan festgenommen, weil er bei der Provinzregierung für das Recht auf Falun Dafa eingetreten war. Zehn Stunden hielten ihn Beamte auf der örtlichen Polizeiwache fest. Nach der Freilassung musste er sich jeden Tag bei der Polizei melden.

Li wurde ebenfalls 1999 verhaftet, weil sie bei der Provinzregierung für Falun Dafa appelliert hatte. Nach ihrer Freilassung setzten die Beamten sie auf die Schwarze Liste der zu schikanierenden Personen der Polizei.

Um das Neujahrsfest 2000 wurde Li erneut festgenommen. Bei der Durchsuchung ihrer Wohnung fand die Polizei ein Falun-Dafa-Buch, woraufhin sie 18 Tage lang im Untersuchungsgefängnis Nr. 2 im Kreis Bin festgehalten wurde. Auch nach der Freilassung sollte sie sich täglich bei der Polizei melden. Falls sie dem nicht nachkomme, werde sie wieder verhaftet, hieß es.

2001 wurde Tan verhaftet, weil er Informationsmaterialien über Falun Dafa verteilt hatte. Die Beamten hielten ihn 40 Tage lang im Untersuchungsgefängnis Nr. 2 im Kreis Bin fest. Von seiner Familie erpresste die Polizei 4.000 Yuan (rund 550 Euro).

Um den ständigen Schikanen zu entgehen, zogen Tan und seine Frau in einen anderen Bezirk. Aber die Polizei spürte sie auf und schikanierte sie, insbesondere an politisch sensiblen Tagen [2].

Nachdem ihre Tochter Tan Guangmei im Jahr 2018 wegen des Praktizierens von Falun Dafa verhaftet wurde, weinte Li so heftig, dass sie auf dem linken Auge erblindete. Dadurch wurde ihr Leben noch mühsamer.

Sohn seit 2004 vermisst

Als die Verfolgung im Juli 1999 begann, hatte der Sohn des Paares, Tan Guangfeng, erst zwei Monate Falun Dafa praktiziert. Auch er wandte sich an die Provinzregierung, um Beschwerde einzureichen. Fünf Stunden wurde er auf der Polizeiwache festgehalten.

Er reiste im Oktober 1999 nach Peking, um sich für Falun Dafa einzusetzen. Nach einigen Tagen kehrte der Praktizierende zurück. Im Februar 2000 reiste er erneut nach Peking, wurde aber im Zug verhaftet. Die Polizei hielt ihn fast sieben Monate im Untersuchungsgefängnis Nr.1 von Bin fest und verlangte 1.000 Yuan (rund 140 Euro) von der Familie. Seither wurde er, genau wie seine Eltern, ständig schikaniert und aufgefordert, sich täglich bei der Polizei zu melden – andernfalls würde er festgenommen.

Im Dezember 2000 wurde Tan Guangfeng erneut festgenommen und fünf Monate lang im Untersuchungsgefängnis Nr.2 im Kreis Bin eingesperrt. Weil er seinen Glauben an Falun Dafa nicht aufgeben und keine Häftlingsuniform tragen wollte, wurde er verprügelt. Die Polizei verlangte von seiner Familie 2.000 Yuan (rund 280 Euro).

Am 2. Mai 2004 verteilte der 37-Jährige in der Nähe des Harbiner Bahnhofs Informationsmaterialien über Falun Dafa. Diesmal kam er nicht nach Hause.

Festnahme und Inhaftierung der Tochter

Als die 52-jährige Tan Guangmei im Oktober 1999 nach Peking fuhr und sich für Falun Dafa einsetzte, wurde sie festgenommen. Die Polizei hielt sie einen Monat fest und erpresste sie um 4.000 Yuan (550 Euro). Auch nach ihrer Freilassung wurde sie weiter belästigt.

Als die Praktizierende im Juni 2000 zu Hause beim Wäschewaschen war, verlangten die Beamten, dass sie zur Polizeiwache kommt. Als sie dort ankam, wurde sie sofort verhaftet und unter der Anschuldigung der „Störung der sozialen Ordnung“ ins Untersuchungsgefängnis Nr. 1 im Kreis Bin gebracht. Tan Guangmei trat für zwei Monate in Hungerstreik. Die Wärter schlugen ihr ins Gesicht, fesselten ihr die Hände hinter dem Rücken an einen Stuhl und unterzogen sie einer Zwangsernährung. Sie blutete stark aus Nase und Mund. Neun Tage lang wurde sie täglich einmal zwangsernährt. Häufig schikanierte die Polizei Tan Guangmei. Nach ihrer Entlassung im September 2000 ordnete die Polizei an, dass sie sich täglich meldet. Die Praktizierende sah sich gezwungen, von zu Hause wegzuziehen, um der Verfolgung zu entgehen.

Im Dezember 2000 reiste Tan Guangmei nach Peking und forderte erneut ihr Recht, Falun Dafa zu praktizieren. Abermals wurde sie verhaftet. Da sie der Pekinger Polizei ihren Namen nicht nennen wollte, wurde sie zwei Tage lang mit eiskaltem Wasser übergossen. Sie bekam nichts zu essen und durfte nicht schlafen. Fünf Tage später durfte sie gehen.

Im November 2000 wurde die Praktizierende erneut festgenommen. Sie war von der Polizei bemerkt worden, als sie zu Hause Kleidung holen wollte. In Haft trat sie in Hungerstreik und wurde sechs Tage später freigelassen. Sie wagte nicht, nach Hause zurückzukehren und musste der Stadt fern bleiben.

Als sie im Juni 2003 ihre Eltern in Harbin besuchen wollte, wurde Tan Guangmei auf der Straße festgenommen. In der örtlichen Haftanstalt trat sie in Hungerstreik und wurde zwangsernährt. Zwei Tage später ließ man sie frei. In den folgenden zehn Jahren versteckte sie sich die meiste Zeit außerhalb der Stadt vor der Polizei.

Letztmalig wurde Tan Guangmei bei einer Polizeirazzia am 9. November 2018 festgenommen. Nachdem das Gericht Yilan sie am 23.Mai 2019 zu vier Jahren Haft verurteilt hatte, durfte sie kurz mit ihren Eltern sprechen. Ihre Mutter hielt ihre Hände fest und wollte sie nicht loslassen. Es war das letzte Mal, dass sie ihren Vater sah.

Derzeit befindet sich Tan Guangmei im Frauengefängnis der Provinz Heilongjiang.

Frühere Berichte:

Trauer um verhaftete Tochter und vermissten Sohn - älteres Paar am Boden zerstört

Opfer von Massenverhaftung verurteilt wegen ihres Glaubens an Falun Dafa


[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.

[2] Zu den sogenannten „sensiblen Terminen“ gehören Feiertage, wichtige politische Treffen oder Jahrestage im Zusammenhang mit Falun Dafa.