So wie wir waren – Teil I

(Minghui.org) Li Li stammte aus der Provinz Heilongjiang. Sie hatte ein schweres Leben: 1992 verlor sie ihre Mutter durch eine unbekannte Krankheit und 1994 ihren Bruder durch einen Gehirntumor. Sie heiratete 1981 und war die meiste Zeit in ihrer Ehe häuslicher Gewalt ausgesetzt. Ihr Mann hatte außereheliche Affären, ließ sich schließlich 1996 von ihr scheiden und heiratete bald darauf die Witwe ihres verstorbenen Bruders.

Trotz der Entbehrungen und des gebrochenen Herzens hielt Li an den Grundsätzen von Falun Dafa fest – an Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht. Sogar ihr ehemaliger Ehemann beschützte sie, als die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) 1999 mit der Verfolgung von Falun Dafa begann. Ein Fernsehreporter, ein Freund von ihm, wollte ihn interviewen und ihn dazu bringen, Falun Dafa für das Zerbrechen seiner Ehe mit Li verantwortlich zu machen. Er lehnte diese Bitte seines Freundes entschieden ab. Als Li wegen ihres Glaubens inhaftiert war, bewahrte er ihre Falun-Dafa-Bücher an einem sicheren Ort auf. Nach ihrer Freilassung war sie gezwungen, von zu Hause wegzuziehen, um weitere Verhaftungen zu vermeiden. Daraufhin kümmerte er sich gut um den gemeinsamen Sohn.

Li starb später an den Folgen der Verfolgung durch die Kommunistische Partei Chinas. Diese zehnteilige Serie ist ihr persönlicher Bericht über ihre Geschichte.

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Obwohl ich Elend und Unglück erlebte, blieb ich fröhlich und war freundlich zu denen, die mich schlecht behandelten.

I. Teil: Ein bitteres Leben

Ich wurde am 17. September 1954 in Lunhe geboren, einer kleinen Stadt im Kreis Hailun in der Provinz Heilongjiang. Es könnte Schicksal sein, denn der Name meines Geburtsortes bezieht sich auf Wasser, das von Ort zu Ort fließt. Und genau dort begann mein Leben.

Ich wurde gesund geboren. Aber im Alter von acht Monaten fingen Krampfanfälle an, unter denen ich häufig zu leiden hatte. Mein Zustand verschlechterte sich, bis eines Tages ein alter Mann mit weißem Bart zu uns nach Hause kam. Er wendete bei mir eine Akupunkturbehandlung an, woraufhin sich mein Gesundheitszustand verbesserte. Meine Eltern wollten sich bei diesem alten Mann bedanken, aber er war verschwunden. Sie konnten ihn nicht mehr finden.

Meine Eltern bekamen noch drei weitere Kinder. Wir zogen dann von Lunhe in den Kreis Hailun. Später wurde Vater in die Verwaltung des Bezirks Suihua in der Stadt Harbin versetzt. Wir blieben bei Mutter in Hailun, da sie weiterhin an der Grundschule des Kreises unterrichtete.

Hausarbeiten übernehmen

Meine Eltern lebten getrennt und Mutter war gesundheitlich angeschlagen, so half ich ihr im Haushalt. Mit acht Jahren lernte ich kochen und kümmerte mich um meine jüngeren Geschwister. Jeden Abend ging ich in den Stall, um das restliche Heu wegzufegen und das zu Boden gefallene Stroh aufzusammeln. Ich verwendete es als Brennstoff zum Kochen.

Nach und nach war ich für viele Aufgaben im Haushalt verantwortlich. Meine Mutter lobte mich für meine Zuverlässigkeit und meine jüngeren Geschwister verließen sich auf mich. Obwohl ich selbst noch ein Kind war, bewahrte ich oft meine Lieblingsspeisen auf und schenkte sie meinen jüngeren Geschwistern.

Als in den frühen 1960er-Jahren eine landesweite Hungersnot herrschte, hatten wir nur Kartoffeln, Tofu-Reste und Brennereikörner (Abfälle aus der Tofu- und Weinherstellung) zu essen. Meine Eltern ließen oft ihre Mahlzeiten ausfallen, oder aßen nur eine Mahlzeit am Tag, damit wir Kinder etwas mehr hatten.

Erinnerungen an meine früheren Gefühle

Seit ich mich erinnern kann, war ich oft deprimiert. Wenn ich alleine war, lehnte ich mich gerne an den Fensterrahmen, schaute in den blauen Himmel und hatte Tränen in den Augen. Manchmal saß ich am Fluss und war traurig, wenn die Wellen vom Wind weggeweht wurden. Ich stellte mir vor, dass ich auf einem Boot segelte und mich mit den Wellen des Ozeans auf und ab bewegte. Oft ging ich an den Fluss, wo ich in meiner Fantasiewelt, die nur für mich existierte, sehnsuchtsvoll schwelgen konnte. Nur so konnte ich einen Moment des Glücks empfinden.

In wirklichen Leben litt ich ständig an zahlreichen Krankheiten: einer angeborenen Herzerkrankung, Verwachsungen im Brustfell, allergischen Störungen der Blutgerinnung, akuter Leberentzündung und Blutarmut. Oft hatte ich Erkältungen, Fieber und Halsweh. Ich war dünn und klein. Mein Vater brachte mich in verschiedene Krankenhäuser in Harbin, um mich medizinisch behandeln zu lassen. Meine Lehrer in der Schule wussten alle von meinem schlechten Gesundheitszustand. Mein Klassenlehrer kümmerte sich besonders um mich. Aus Fürsorge wollte er mich nicht an schulischen Aktivitäten teilnehmen lassen. Aber ich bestand darauf teilzunehmen, ich wollte nichts verpassen.

Als ich zwölf Jahre alt war, zog mein Vater wieder zu uns und die Familie lebte zusammen. Doch gerade als sich unser Leben verbessert hatte, erkrankte meine Mutter an einer Entzündung der Luftröhre. Deshalb musste sie ihren Beruf vorzeitig aufgeben. Sie hustete den ganzen Tag und konnte sich nachts zum Schlafen nicht hinlegen.

Die Rolle der Mutter übernehmen

Ich wurde Mutters Pflegerin, da Vater arbeiten gehen musste. So unterstützte ich die Familie. Oft stand ich mitten in der Nacht auf, um meiner Mutter den Rücken zu massieren und ihr Wasser zum Trinken zu geben. Ich kaufte ihre Medikamente; brachte sie ins Krankenhaus und kümmerte mich um sie, wenn sie im Krankenhaus lag. Seit meinem 12. Lebensjahr war sie jedes Jahr im Krankenhaus. 20 Jahre später starb sie.

Seit Mutter krank wurde, übernahm ich ihre Rolle in der Familie. Bevor ich zur Schule ging, stand ich jeden Tag früh auf und kochte für alle. Da es in unserem Haus kein fließendes Wasser gab, holte ich jeden Morgen das Wasser aus dem Brunnen.

Sich fügen

Ich war introvertiert und redete nicht gerne. Im Stillen dachte ich nach und erledigte die Dinge allein. Oft vergoss ich Tränen. Nicht, weil ich lebensmüde war oder seelische Schmerzen hatte, sondern weil das Leben bitter war. Ich war irritiert über den Sinn des Lebens.

Ab der Mittelschule begann ich zu erkennen, dass ich nicht wie die anderen Kinder war. Meine Mitschüler konnten sich gut ausdrücken und hatten miteinander Kontakt. Sie schienen gut informiert zu sein, aber ich wusste nichts. Ich versuchte, mich so zu verhalten wie sie, fühlte mich aber unbeholfen. Vater sagte, ich sei verschlossen. Also beschloss ich, mich zu ändern. Ich versuchte, mich unter die Leute zu mischen und mich ihnen anzupassen. Aber mir war nicht klar, dass dieses Verhalten nicht meinem wahren Ich entsprach.

Die Schwierigkeiten in meinem Leben änderten jedoch nichts daran, dass ich immer freundlich zu allen war. Einige Mitschüler schikanierten mich und stahlen mein Mittagessen, das meine Eltern für mich zubereitet hatten. Als ich krank zu Hause lag, lachten mich einige Mitschüler aus, sie riefen meinen Namen, wenn sie an unserem Haus vorbeikamen und lachten. Obwohl ich mich nie wehrte, konnte ich nicht verstehen, wie jemand so gemein sein konnte. Ich verstand auch nicht, wie man jemandem etwas Böses antun konnte. Ich behandelte alle nett – auch die, die mich schikanierten.

(Fortsetzung: Teil II)