So wie wir waren – Teil II

(Minghui.org) 

Teil I

Li Li stammte aus der Provinz Heilongjiang. Sie hatte ein schweres Leben: 1992 verlor sie ihre Mutter durch eine unbekannte Krankheit und 1994 ihren Bruder durch einen Gehirntumor. Sie heiratete 1981 und war die meiste Zeit in ihrer Ehe häuslicher Gewalt ausgesetzt. Ihr Mann hatte außereheliche Affären, ließ sich schließlich 1996 von ihr scheiden und heiratete bald darauf die Witwe ihres verstorbenen Bruders.

Trotz der Entbehrungen und des gebrochenen Herzens hielt Li an den Grundsätzen von Falun Dafa – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – fest. Sogar ihr ehemaliger Ehemann beschützte sie, als die Kommunistische Partei Chinas 1999 mit der Verfolgung von Falun Dafa begann. Ein befreundeter Fernsehreporter wollte ihn interviewen und ihn dazu bringen, Falun Dafa für das Zerbrechen seiner Ehe mit Li verantwortlich zu machen. Er lehnte diese Bitte seines Freundes entschieden ab. Als Li wegen ihres Glaubens inhaftiert war, bewahrte er ihre Falun-Dafa-Bücher an einem sicheren Ort auf. Nach ihrer Freilassung war sie gezwungen, von zu Hause wegzuziehen, um weiteren Verhaftungen zu entgehen. Daraufhin kümmerte er sich gut um den gemeinsamen Sohn.

Li starb später an den Folgen der Verfolgung durch die Kommunistische Partei Chinas. Diese zehnteilige Serie ist ihr persönlicher Bericht über ihre Geschichte.

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Obwohl ich Elend und Unglück erlebte, blieb ich fröhlich und war freundlich zu denen, die mich schlecht behandelten.

II. Teil: Eine starke und optimistische Familie

Jeder in unserer Familie hatte mit verschiedenen Problemen zu kämpfen, aber meine Eltern blieben stark und optimistisch. Meine Mutter war Musiklehrerin, und so sangen meine Eltern oft für uns, wenn es ihre Gesundheit zuließ. Ihr Lieblingslied „Keine Sorgen“ half uns, all die Schwierigkeiten zu vergessen, mit denen wir konfrontiert waren. Obwohl meine Familie viele Nöte und Schwierigkeiten zu bewältigen hatte, schaffte die positive Atmosphäre zu Hause die Grundlage für die Entwicklung meines Charakters.

Meine Eltern waren freundlich und hatten hohe Erwartungen an uns Kinder. In der Zeit der Großen Kulturrevolution (1966-1976) übernahmen Anführer der Armee die Verwaltung des regionalen Verwaltungsbüros. Mein Vater arbeitete dort. Nach der Kulturrevolution wurde einer der Anführer wegen vieler Verbrechen verurteilt. Mein Vater wurde beschuldigt diesen Anführer geschützt zu haben und sollte degradiert werden.

Dieser Anführer wurde plötzlich schwer krank und verstarb. Vaters Mitarbeiter gaben ihm den Rat: Schiebe alle Schuld auf den Armeeanführer. So kannst du deinen Namen reinwaschen, denn der Tote kann nicht mehr sprechen. Vater lehnte diesen Rat ab und übernahm die ganze Verantwortung. Als Folge daraus wurde er aus dem Regionalbüro versetzt – vom Posten des stellvertretenden Sekretärs des Komitees der Kommunistischen Partei Chinas auf einen niedrigeren Posten in eine örtliche Seuchenschutzstation.

Ich bewunderte Vaters Mut. Er hielt die traditionellen Tugenden aufrecht, gütig und wahrhaftig zu sein. Ich wollte so sein wie er: ein Mensch der tapfer ist und Integrität zeigte.

Schuften auf dem Lande

Wegen meines schlechten Gesundheitszustandes baten mich meine Eltern, nach dem Schulabschluss in der Stadt zu bleiben. Aber ich hatte meine eigenen Pläne. Angestiftet durch die Propaganda der Kommunistischen Partei, wollte ich mich den Abiturienten im ganzen Land anschließen und zur „Umerziehung“ aufs Land gehen. Ich wurde dem 51. Team der Gemeinde Suihua Xinhua zugeteilt und später in die Jugendbrigade der Kaderschule (Kerntruppe der Armee) des 7. Mai am Fuße des Berges Suiling versetzt.

Das Leben auf dem Land war beschwerlich. Ich schuftete jeden Tag auf dem Feld, schaufelte Erde, erntete Weizen von Hand und erledigte andere landwirtschaftliche Arbeiten. Aber ich beschwerte mich nie, denn ich wollte nicht hinter den anderen zurückbleiben. Drei Jahre lang arbeitete ich in unterschiedlichen Bereichen und übernahm zahlreiche Aufgaben: Ich war Landwirtin, Kassiererin, Propagandistin, Hilfsköchin in einer örtlichen Herberge und Grundschullehrerin. Außerdem arbeitete ich in der Abteilung für Arbeit und Management des Eisen- und Stahlwerks Qing'an.

Verschiedene Perspektiven durch den Besuch der Hochschule

Obwohl ich auf dem Land lebte, wollte ich eine Hochschulausbildung machen. Damals hatten nur staatliche Arbeitseinheiten die Befugnis, ihre Angestellten an eine Hochschule zu schicken. Meine harte Arbeit auf dem Lande wurde schließlich belohnt: Die Kaderschule vom 7. Mai gab mir die Empfehlung, an die Universität in Heilongjiang zu gehen und Philosophie zu studieren.

Im Studium lernte ich Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und kritischer zu sein. Ich achtete weniger auf die Noten, denn ich war nicht bereit, mich von den Lehrplänen der Universität einschränken zu lassen.

Auf der Suche nach Antworten

Weder Bücher noch Professoren konnten die Fragen beantworten, die mich seit vielen Jahren beschäftigten: Warum leben Menschen? Wie ist die Menschheit entstanden? Was waren die ursprünglichen Elemente des Universums? Gab es eine harmonische Ordnung in dieser Welt? Warum war das Leben für mich so schwierig? Im Gegenteil, je mehr Wissen ich erlangte, desto mehr war ich gefangen. Das beunruhigte mich. Aber aus irgendeinem Grund wusste ich, dass mir in Zukunft jemand bei meinen Fragen weiterhelfen würde.

Ich hatte mir hohe Ziele gesteckt, aber mein Gesundheitszustand verschlechterte sich während meiner Zeit an der Hochschule immer mehr. Manchmal war ich zu krank, um in den Unterricht zu gehen oder in den Vorlesungen durchzuhalten. Es gab Zeiten, in denen ich nicht einmal aus dem Bett aufstehen konnte. Später wurden bei mir Tuberkulose, Nervenschwäche und Hormonstörungen diagnostiziert. Ich wurde sehr pessimistisch und war verzweifelt. Wie lange konnte ich so noch weitermachen? Ich fragte mich immer wieder: Warum war mein Leben so schwer, während andere frei und unbeschwert lebten? Für mich fühlte es sich an, als sei ich in einem Labyrinth des Leidens gefangen, aus dem es keinen Ausweg gab.

Das Leben an der Hochschule

Zum Glück dauerte die Hochschule damals nur drei Jahre, denn ich hätte kein weiteres Jahr studieren können. Mein Körper hatte seine Grenzen erreicht.

In meinem letzten Studienjahr dachte ich, dass ich auf Partnersuche gehen müsste. Ein Mitstudent mochte mich. Aber er distanzierte sich, als er von meinem schlechten Gesundheitszustand erfuhr. Ein anderer ging nicht mehr mit mir aus, weil seine Eltern nicht erleben wollten, dass ich jung sterbe. Seine Schwägerin war leider in jungen Jahren an einer Krankheit verstorben.

Drei Jahre Studium neigten sich dem Ende zu. Meine harte Arbeit und meine Leistungen wurden von meinen Mitstudierenden gut aufgenommen. Der beeindruckendste Kommentar von einem von ihnen lautete: „Du hast ein gutes Herz und einen starken Willen. Du hast keine Angst vor Leben oder Tod. Aber du bist ein wenig zaghaft.“ In der Tat war ich schüchtern und wollte keine Kontakte knüpfen. Ich wollte alles alleine machen.

Das Leben ist nicht einfach

Nach meinem Abschluss sollte ich ursprünglich an der Universität in Qiqihar unterrichten, wurde dann aber an die Schule für Postwesen und Telekommunikation in Harbin versetzt. Diese Stelle wiederum erhielt jemand mit internen Verbindungen, und ich wurde der Personalabteilung der Provinz Heilongjiang zugewiesen. Von dort wurde ich in die marxistisch-leninistische Lehr- und Forschungsabteilung des Instituts für Leibeserziehung in Harbin versetzt.

Als ich mich in der Personalabteilung des Instituts für Leibeserziehung vorstellte, schaute mich die Direktorin lange Zeit von Kopf bis Fuß an. Sie war überhaupt nicht erfreut, mich zu sehen. Sie sagte: „Ich habe gehört, dass Sie körperlich nicht für die Tätigkeit an einer Sporthochschule geeignet sind.“ Sie hatte sich bei der Personalabteilung der Provinz über meine Zuweisung erkundigt und war immer noch beunruhigt. Sie weigerte sich, mir eine Wohnung zur Verfügung zu stellen, obwohl alle Mitarbeiter eine Wohnung im Institut hatten. Später erfuhr ich, dass sie geplant hatte, meine Stelle einem ihrer Verwandten zu geben. Das erklärte, warum sie mich nicht mochte. So war mein erster Arbeitstag.

(Fortsetzung: Teil III)