Bescheiden sein
(Minghui.org) Im Jahr 1995 begann ich Falun Dafa zu praktizieren. Obwohl ich schon 26 Jahre lang praktiziert habe, bin ich nicht sehr fleißig gewesen. James (Pseudonym) ist ein neuer Praktizierender. Obwohl er erst seit drei Jahren praktiziert, ist er sehr fleißig. Ich schaute ihm zu und bemerkte dadurch die langjährige Anhaftung, dass ich mich stets als einen „langjährigen Praktizierenden“ betrachtete. Nun änderte sich meine Einstellung. Ich erkannte, dass es keine Rolle spielt, wann wir mit dem Praktizieren begonnen haben. Ob wir fleißig sind oder nicht, hängt davon ab, ob wir gewillt sind, unsere Anhaftungen bei der Kultivierung wirklich loszulassen und Menschen zu erretten.
James hatte einen geistig behinderten Sohn, der eine Sonderschule besuchte. Eines Tages besuchte James' Vater seinen Enkel in der Schule. Während er auf dem Schulhof war, rannte sein Enkel durch das Tor hinaus. Obwohl der Großvater ihn suchte, konnte er seinen Enkel nirgends finden. Danach fuhr der Schulleiter mit ihm los. Gemeinsam suchten sie den Jungen stundenlang, aber ohne Erfolg. Schließlich riefen sie die Polizei an. Dann riefen sie James an, der nach Peking verreist war, und erzählten ihm, was passiert war. Als James die Nachricht erfuhr, war sein erster Gedanke: „Ich bin ein Dafa-Jünger. Meinem Sohn geht es gut.“
Der Großvater fragte sich: „Ist mein Enkel vielleicht nach Hause gegangen?“ Der Schulleiter fuhr zu seinem Haus. Dort fanden sie den Jungen, der draußen saß. Sie riefen James an und sagten ihm: „Deinem Sohn geht es gut.“ James war verblüfft, denn sein Sohn war geistig behindert und konnte sich nicht orientieren. Außerdem wohnte er mehrere Kilometer von der Schule entfernt. Er kannte sich auch nicht mit den Bussen aus. Da verstand James, was geschehen war: „Der Meister muss auf ihn aufgepasst und ihn nach Hause geführt haben!“ James dankte dem Meister von ganzem Herzen.
James sagte zu mir: „Ich war überglücklich und beinahe arrogant gegenüber den zwei langjährigen Praktizierenden (gemeint waren ich und ein älterer Mitpraktizierender). In der Zukunft muss ich bescheiden bleiben!“ Seine Worte berührten mich. Er hatte erst ein paar Jahre praktiziert, aber er wusste bereits, wie man sich bescheiden verhält. Im Gegensatz dazu war ich überheblich und benahm mich oft unangemessen.
James erzählte mir: „Ich lerne nun das Fa auswendig. Vor kurzem habe ich fast das gesamte Buch rezitiert.“ Ich selbst hatte jedoch nur 120 Seiten auswendig gelernt (das Buch umfasst aber über 300 Seiten). Jedes Mal, wenn wir uns trafen, erzählte er davon, wie sich sein Charakter verbessert habe, ich hatte jedoch nichts zu erzählen. Ich konnte mich nur noch schämen.
Wenn wir darüber sprachen, wie lange wir schon Falun Dafa praktizierten, war ich überhaupt nicht bescheiden. Ich war immer sehr stolz, wenn ich erklärte: „Ich habe schon praktiziert, als der Meister damals das Fa in China erklärt hat. Nun praktiziere ich schon so viele Jahre.“ Seitdem James über Demut gesprochen hatte, erwähnte ich meine Vergangenheit nicht mehr. Sogar die gewöhnlichen Menschen sagen: „Ein Held schweigt über seinen früheren Ruhm.“ Außerdem weiß ich selbst, wie gut ich mich kultiviert habe. Warum sollte ich mich vor anderen Praktizierenden aufspielen?
Bescheidenheit ist eine Eigenschaft der gewöhnlichen Menschen und eine Ebene, die Kultivierende erreichen sollen. So wie das Meer immer an der tiefsten Stelle liegt, kann es Tausende von Flüssen aufnehmen. Das gilt besonders für Kultivierende. Nur wenn sie eine demütige Haltung bewahren, können sie sich zu höheren Ebenen kultivieren. Die Alten sagten: „Wenn wir zu dritt unterwegs sind, kann ich von mindestens einem der beiden anderen etwas lernen.“ Als eine Warnung an mich selbst erinnere ich mich an diese Worte: „Bilde dir nichts darauf ein, dass du ein langjähriger Praktizierender bist. Bewahre stattdessen immer eine bescheidene Geisteshaltung.“
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