Alle Anhaftungen loslassen – warum fällt es mir so schwer?

(Minghui.org) Der Meister sagte uns:

„Zur Nachsicht gehört Verzicht. Die Fähigkeit zum Verzicht ist die höhere Form der Kultivierung. Das Fa hat verschiedene Ebenen. Die Erkenntnisse des Kultivierenden über das Fa sind die Erkenntnisse von der Ebene, auf die er sich kultiviert hat. Die Unterschiede zwischen den Erkenntnissen der Kultivierenden sind auf die unterschiedlichen Ebenen, auf denen sich die Kultivierenden befinden, zurückzuführen.“ (Nichts-Auslassen, 26.04.1996, in: Essentielles für weitere Fortschritte I)

Über den Verzicht in der Kultivierung war ich mir nicht im Klaren. Warum und worauf sollte ich verzichten? Darüber wusste ich sehr wenig. Erst als ich die buddhistische Geschichte über König Shibi las, lernte ich ein wenig darüber. Er schnitt sich selbst ein Stück Fleisch aus dem Körper, um das Leben einer Taube zu retten.

Die Geschichte über König Shibi

Hier nun die Geschichte.

Es war einmal ein König namens Shibi. Er legte ein Gelübde ab. Er wollte alle Lebewesen erretten und den Weg eines Bodhisattva gehen. Als der himmlische Indra davon erfuhr, wollte er die Aufrichtigkeit von König Shibi prüfen. So befahl er einem himmlischen Wächter, sich in eine Taube zu verwandeln, während er selbst sich in einen großen Adler verwandelte, der die Taube erbittert jagte. Die Taube flog ganz verängstigt direkt zu König Shibi und bat um Schutz. Zur gleichen Zeit kam der Adler angeflogen und bat König Shibi, ihm die Taube herauszugeben. König Shibi weigerte sich, dies zu tun; stattdessen sagte er dem Adler, er solle nicht töten.

Der Adler erwiderte: „Majestät, Sie sagten, Sie wollten alle Lebewesen erretten, aber wenn Sie mir heute kein Futter geben, werde ich nicht überleben. Bin ich etwa kein Lebewesen?“ Da zog der König sofort sein Schwert, schnitt ein Stück seines eigenen Fleisches heraus und gab es dem Adler im Austausch für das Leben der Taube.

Der Adler sprach wieder: „Majestät, Sie sollten alle Wesen gleich behandeln. Wenn Sie Ihr eigenes Fleisch gegen das Leben einer Taube tauschen wollen, sollten Sie dann nicht mit einer Waage abwägen, ob die beiden Dinge gleichviel wiegen?“

König Shibi bat die anderen, eine Waage hereinzubringen, die Taube auf das eine Ende zu legen und das Stück seines Fleisches auf das andere Ende. Aber egal, wie viel König Shibi von seinem Fleisch abschnitt, es war immer leichter als die Taube. König Shibi versuchte sein Bestes, stand schwankend auf und versuchte, mit seinem ganzen Körper auf die Waage zu klettern, um auf das Gewicht der Taube zu kommen. Dann wurde er ohnmächtig.

Als er aufwachte, machte er sich Vorwürfe: „Um alle Lebewesen zu erretten, muss ich mutig aufstehen. Alle Lebewesen sind in das Meer des Leidens gefallen, und ich habe ein Gelübde abgelegt, sie alle zu erretten. Ich darf nicht nachlassen! Ich habe weit weniger zu leiden als die Lebewesen in der Hölle; wie kann ich jetzt, da ich mit den Tugenden der Weisheit, des Nachdenkens, der Disziplin und der Kultivierung gesegnet bin, die verwirrten und leidenden Lebewesen in der Hölle erretten, wenn ich mich immer noch wegen meines vergänglichen Leidens sorge?“ Er versuchte immer und immer wieder, die Waage zu erklimmen und schließlich warf er sich ganz auf die Waage. Da herrschte Gleichgewicht!

In diesem Moment bebten Himmel und Erde, das Meer erhob seine Wellen, die abgestorbenen Bäume blühten wunderschön, und der Himmel verströmte einen Wohlgeruch und duftende Blütenblätter regneten herab. Der große Adler verwandelte sich wieder in seine ursprüngliche Form, einen himmlischen Wärter, und der Körper von König Shibi schöpfte neue Lebenskraft, nachdem er die große barmherzige Tat der Errettung aller Lebewesen wahrlich erfüllt hatte. König Shibi kam zur Vollendung.

König Shibi schnitt sich ins eigene Fleisch und trennte es ab, um die Taube zu retten. Er stellte das Leben der Taube über sein eigenes Leiden. Er opferte sich völlig bereitwillig, natürlich und ohne den geringsten Widerstand. Weil er bereits die Ebene der bedingungslosen Hingabe erreicht hatte, handelte er, ohne sich zu beschweren oder zu zögern, und rettete die anderen. In der Tat, um wirklich barmherzig zu sein und alle Lebewesen zu erretten, muss man wirklich das Selbst, den Egoismus und die Selbstsucht loslassen; dafür ist es notwendig, seine Xinxing zu erhöhen.

Das Menschliche loslassen

Natürlich bringen wir im Falun Dafa keine solchen Opfer wie in der Geschichte von König Shibi dar, aber eines frage ich mich oft: „Warum konnten die Mitpraktizierenden, die vor 19 Jahren unzensierte Nachrichten über Dafa in das Fernsehnetz in Changchun einspeisten, damit die Menschen die Ausstrahlung sehen würden, die Anhaftung an das Leben loslassen, während ich heute noch Angst habe, obwohl ich etwas ganz Gewöhnliches tue? Warum können manche Mitpraktizierende an einem Tag Dutzende von Menschen zum Austritt aus der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) und den angeschlossenen Organisationen ermutigen, während ich nicht einmal ein paar Verwandte von mir dazu ermutigen kann? Warum sind einige Mitpraktizierende in der Lage, kurz nachdem sie aus dem Gefängnis entlassen worden sind, über die wahren Umstände im Einzelgespräch aufzuklären, ich aber nicht?“

In der Tat können diese Praktizierenden durch ihre starken aufrichtigen Gedanken auch alles auf der menschlichen Ebene loslassen. Sie haben sich auf diese Ebene kultiviert. Sie sind in der Lage, das auf eine würdige Weise zu tun. Und was ist mit mir selbst? Der Mund sagt, dass ich meine Anhaftungen losgelassen habe, aber das Herz kann einfach nicht loslassen. Das heißt, das ganze Unvermögen kommt daher, dass man es im Herzen nicht wirklich und vollständig losgelassen hat. Wenn ich nicht in der Lage bin, das Menschliche loszulassen, bin ich natürlich auch nicht in der Lage, den Maßstab des Göttlichen zu erreichen.

Vor Äonen, als wir Meister Li (dem Begründer von Dafa) folgten und aus unseren himmlischen Welten herabstiegen, gaben wir unseren höchsten Thron auf und verabschiedeten uns von unseren Verwandten in den Himmelreichen. Wir legten das Gelübde ab, dem Meister bei der Fa-Berichtigung zu helfen, alles zu ertragen und zu erdulden und die Lebewesen zu erretten. Damals ließen wir alles ohne Bedauern los, sogar unsere göttlichen Körper.

Jetzt können wir, weil wir Angst haben, Dafa nicht auf eine würdige Art und Weise bestätigen. Weil wir die Anhaftungen nicht loslassen können, wagen wir es nicht, die Lebewesen mit aufrichtigen Gedanken zu erretten.

Es kann sein, dass wir mit anderen um ein paar Vorteile kämpfen. Womöglich sind wir nicht bereit, auf die Bequemlichkeit zu verzichten, und wollen nicht früh aufstehen, um die Übungen zu praktizieren. Vielleicht gehen wir aus Angst vor Schmerzen mit dem Bösen Kompromisse ein. Wir dürfen uns die Frage stellen: Ist der große Jünger des Fa, der sein Leben geopfert hat, um in diese menschliche Welt hinabzusteigen, der selbstlos und aufrichtig war, noch da? Ist er noch bereit und fähig, die wenigen menschlichen Dinge loszulassen?

Ein Praktizierender, der jahrzehntelang praktiziert hat und die menschlichen Anhaftungen immer noch nicht loslässt, hat in Wirklichkeit die Bedeutung des Fa nicht verstanden und kann das menschliche Herz nicht wirklich loslassen, geschweige denn von ganzem Herzen andere erretten.

Ein wahrer Buddha kann sich selbst völlig loslassen, weil sein Herz selbstlos ist und er furchtlos bleibt. Die Wahrheit, die er spricht, kann in die Herzen der Menschen eindringen und den Himmel und die Erde erschüttern. Das ist die Kraft, die die Menschen wirklich erretten kann.

Wenn wir um Anerkennung kämpfen, wenn wir nach persönlichen Vorteilen streben, wenn wir wütend sind, weil wir ungerecht behandelt worden sind und Schmerzen erlitten haben, wenn wir in Gefühle von Liebe verstrickt sind, ist es vielleicht hilfreich, an unsere eigene Vergangenheit und das Opfer von König Shibi zu denken.

Lasst uns noch einmal in die Schriften des Meisters schauen. 

Der Meister sagt:

„Wenn du dich kultivieren willst, musst du dich eben in diesen Schwierigkeiten kultivieren, damit man sehen kann, ob du alle deine Emotionen und Begierden loslassen und leichtnehmen kannst. Wenn du doch noch an solchen Dingen festhältst, kannst du dich nicht zur Vollendung kultivieren“ (Zhuan Falun 2019, S. 200)

„Zur Nachsicht gehört auch Verzicht. Der vollständige Verzicht ist das höhere Prinzip für Nichts-Auslassen.“ (Perfekte Harmonie, 19.04.1996, in Essentielles für weitere Fortschritte I)


[Anmerkung der Redaktion: Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten stellen nur die persönliche Meinung des Autors dar, für die er allein verantwortlich ist. Die Leser werden dringend gebeten, den Inhalt des Artikels selbst zu bewerten.]