Die Frau vom Dorf, die „Wahres Verrücktsein“ erlebt hat
(Minghui.org) Die Patentante meines Vaters legte in drei Jahren ihres Lebens „Wahres Verrücktsein“ [1] an den Tag. Meine Großmutter erzählte mir Geschichten über sie und ich selbst habe auch einige der außergewöhnlichen Dinge miterlebt, die sie tat. Ich möchte gerne davon berichten, als Beleg, dass „Wahres Verrücktsein“ tatsächlich existiert.
Rückzahlung von Karma
Die Patentante stammte aus dem gleichen Dorf wie meine Urgroßmutter. Ihre Schwiegermutter war früh verstorben, weshalb ihr Schwiegervater bei ihr lebte. Zwar gab sie ihm gute Kleidung zum Anziehen, aber sie versorgte ihn nur dürftig mit Essen und behandelte ihn auch nicht gut. Ihr Schwiegervater bestellte den ganzen Tag ihre Felder und kam abends erst zum Essen nach Hause, nachdem alle anderen in der Familie bereits gegessen hatten. Im Laufe der Zeit magerte er sehr ab.
Eines Tages, rund um das chinesische Neujahrsfest, fing die Patentante plötzlich an, sich merkwürdig zu benehmen. Sie ging im ganzen Dorf von Haus zu Haus und trank in jeder Küche drei Kellen kaltes Wasser aus dem Wasserspeicher. Anschließend machte sie vor den Familienältesten Kotau und dankte ihnen dafür, dass sie von dem Wasser trinken durfte. Schließlich wusch sie die Schüssel, die sie benutzt hatte, ab und stellte sie fein säuberlich zurück, bevor sie zum nächsten Haus weiterzog.
Es ist für Chinesen sehr unüblich, nicht abgekochtes Wasser zu trinken, insbesondere in der Winterzeit. Deshalb zeigten sich alle schockiert von ihrem Verhalten. Sie sagte zu den Leuten: „Vielen Dank für Ihr Wasser zur Reinigung meines Herzens. Ich habe meinen Schwiegervater schlecht behandelt und einen großen Fehler gemacht. Die Gottheiten im Himmel bestrafen mich und ich muss von jedem Haushalt im Dorf kaltes Wasser trinken, um mein Herz reinzuwaschen. Ich habe mich geirrt. Wenn Sie mir vergeben, dann stehe ich wieder auf. Wenn Sie mir nicht vergeben, werde ich so lange hier knien bleiben, bis Sie es tun.“
Sie lief barfuß, die Haare hergerichtet, als sei sie eine Opernsängerin und trug nur eine einfache weiße Hose und weiße Bluse. Im Winter lief sie nur mit einem dünnen Jäckchen bekleidet von Haus zu Haus. Sie erklärte, dass sie von den Göttern bestraft werde und dass dies der Grund sei, weshalb sie keinen Wintermantel trage.
Verrückt, aber nicht dumm
Unterdessen bereitete sie für ihre Familie weiterhin ganz ausgezeichnete Mahlzeiten zu. Erst wenn alle zu Ende gegessen hatten, nahm sie die übrig gebliebene Suppe zu sich, nachdem sie sich tagein, tagaus bei ihrem Schwiegervater entschuldigt hatte. Dann machte sie den Abwasch und rannte wieder nach draußen. Niemand konnte sie aufhalten.
Nachts schlief sie in einem Heuhaufen, selbst mitten im Winter. Sobald die Sonne aufging, machte sie sich auf den Weg nach Hause und erledigte die Hausarbeit für die ganze Familie.
Ihre Familie wollte sie ins Krankenhaus bringen, um ihre mentalen Probleme behandeln zu lassen, aber keiner – auch nicht ein junger Mann – war stark genug, um sie dorthin zu schleppen. Also ließen sie sie einfach in Ruhe.
Wenn im Frühjahr die Arbeit auf dem Hof begann, schleppte sie Dung, hackte die Felder und machte all die schmutzige Arbeit, die sie früher nie getan hätte. Nachdem sie die harte Arbeit für ihre Familie erledigt hatte, half sie noch den anderen Familien. Wenn es nichts mehr zu tun gab, rannte sie wie von Sinnen durch das Dorf, egal ob es regnete oder die Sonne schien. Je schlechter das Wetter war, desto öfter rannte sie hinaus. Lagen Steine auf der Straße, hob sie sie auf und legte sie zur Seite. Fragten Bettler sie nach Essen, nahm sie sie mit nach Hause und gab ihnen so viel zu essen, wie sie nur wollten.
Zu anderen war sie immer sehr großzügig, während sie zu sich selbst sehr grausam war. Im Winter hatte sie Erfrierungen an den Füßen, weil sie auch im Freien selten Schuhe trug. Den Eseldung, der steinhart gefroren am Straßenrand lag, hob sie auf, um ihn zu verzehren. Niemand schaffte es, ihn ihr abzunehmen. Sie meinte, was sie da esse, seien „köstliche Fleischbällchen“. Auch den Urin von Tieren trank sie. Daraufhin banden die Dorfbewohner ihre Maulesel und Pferde nicht mehr draußen an, damit die Tiere keinen Mist auf der Straße hinterließen.
Ihre Familie schloss sie in ihrem Zimmer ein und wollte sie so am Verlassen des Hauses hindern. Aber sie war in der Lage, das Schloss auf der Stelle wieder zu öffnen. Weder mit Seilen noch mit Ketten war sie zu bändigen. Wenn es an Feiertagen Delikatessen gab, verfütterte sie ihre Portion an die Hunde.
Obwohl sie scheinbar ihren Verstand verloren hatte, war sie keinesfalls dumm. Als ihre Söhne an Chinesisch Neujahr vor ihr Kotau machten, riet sie ihnen, respektvoll zu den älteren zu sein und sich nicht so zu verhalten, wie sie sich früher gegenüber ihrem Schwiegervater verhalten hatte.
Übernatürliche Fähigkeiten
Auf den Tag genau drei Jahre, nachdem sie verrückt geworden war, rannte sie nach dem Abwasch nicht hinaus. Stattdessen erhitzte sie einen Topf mit Wasser, wusch sich die Haare und den Körper, zog ihre normale Kleidung an und schlüpfte in Socken und Schuhe. Danach schnitt sie sich die Haare und kämmte sie so, wie sie es früher immer getan hatte.
Mein Vater war gerade einen Monat alt, als er schwer krank wurde. Die Ärzte konnten ihm nicht helfen. Es gab keine Hoffnung mehr und meine Großeltern nahmen den Kleinen mit zum Haus meiner Urgroßmutter. Da erschien seine spätere Patentante und sagte, dass sie das Kind heilen könne, wenn sie als seine Patentante angenommen würde. Sie nahm den Kopf des Kindes in die Hände und blies dreimal darauf. Da fing er kräftig an zu weinen und war einfach so geheilt.
Seine Patentante konnte anscheinend auch Dinge vorhersehen. Auf dem Höhepunkt der Kulturrevolution suchte mein Vater im Haus meiner Urgroßmutter Schutz vor dem Chaos in der Stadt. Eines Nachts kam die Patentante zu ihnen und sagte zu meinem Vater: „In drei Tagen wird der Tempel zerstört werden, halte dich davon fern!“ Und tatsächlich wurde der Tempel drei Tage später wirklich zerstört.
Erinnerungen aus meiner Kindheit
Ich war noch sehr klein, als ich ihr zum ersten Mal begegnete. Traditionellerweise ist die Patentante meines Vaters meine Großpatentante. Also nahmen mich meine Eltern mit und wir besuchten sie. Sie gab mir einen sehr süßen Pfirsich zum Naschen und meinte zu meiner Mutter: „Dieses Kind ist gesegnet...“
An diesem Tag aß sie zu Mittag eine Schale mit Klößen, aber danach nahm sie keinerlei Essen mehr zu sich. Stattdessen trank sie zu den Essenszeiten lediglich eine kleine Schale Wasser. Meine Eltern und meine Großmutter waren in Sorge und nahmen mich erneut zu einem Besuch bei ihr mit. Sie saß gerade unter den Weinreben in ihrem Hof. Als sie uns sah, stand sie auf und begrüßte uns. Sie lief und redete noch genauso wie bei unserem letzten Besuch und schien nicht abgenommen zu haben. Als dann das Essen fertig war, sagte sie zu uns: „Ich kann euch nicht länger Gesellschaft leisten“, und begab sich in ihr Zimmer. Es war das letzte Mal, dass ich sie sah.
Zum Mittherbstfest kamen ihre Enkelsöhne mit ihren Frauen und Kindern zum gemeinsamen Feiern zu ihr nach Hause. Am Abend saß die Patentante mit allen anderen in ihrem Hof und sah ihrer Familie beim Essen von Wassermelone zu. Bevor sie zu Bett ging, umarmte sie jedes der Kinder. Am nächsten Morgen stellte die Familie fest, dass sie entschlafen war.
Während meiner Hochschulzeit suchte ich nach einer Erklärung dafür, wie meine Großpatentante zuerst eine psychische Störung entwickeln und dann wieder ohne Behandlung gesund werden konnte. In keinem Buch in der Bibliothek der Hochschule konnte ich eine Antwort auf meine Frage finden. Erst als ich das Buch Zhuan Falun [1] von Herrn Li Hongzhi, dem Begründer von Falun Dafa [2], las, begriff ich, das meine Patentante möglicherweise „Wahres Verrücktsein“ erlebt hatte. Dank der Lehre von Falun Dafa konnte ich nun nachvollziehen, was meine Großpatentante damals durchlebte.
[1] „Wahres Verrücktsein“ bezieht sich auf eine Stelle im Zhuan Falun, dem Hauptwerk von Falun Dafa und wird dort erklärt (s. S. 278).
[2] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern.
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