Nach einem Jahr unrechtmäßiger Haft muss 70-Jährige vor Gericht erscheinen – trotz schlechter körperlicher Verfasssung nach OP

(Minghui.org) Am 22. Juni 2021 wurde eine 70-Jährige gezwungen, zu einer gerichtlichen Anhörung zu erscheinen, weil sie wegen ihres Glaubens angeklagt worden war. Dabei war sie aufgrund einer Operation äußerst geschwächt und konnte sich kaum aufrechthalten.

Tang Zhuyin

Tang Zhuyin lebt in der Stadt Harbin in der Provinz Heilongjiang. Sie ist seit über einem Jahr im Untersuchungsgefängnis Nr.2 in Daqing inhaftiert. Am 7./8. April 2020 war sie mit sechs weiteren Praktizierenden verhaftet worden; Beamte durchsuchten ihre Wohnungen. Den Praktizierenden wurde vorgeworfen, dass sie anderen telefonisch erzählt hatten, dass die KPCh die Corona-Epidemie mit ähnlichen Methoden vertuscht, wie sie es bei der Verfolgung von Falun Dafa tut.

Anhörung vor Gericht

Als die Verhaftung der Praktizierenden genehmigt wurde, erhielten die Familien der Praktizierenden keine Benachrichtigungen. Ihr Fall wurde der Bezirksstaatsanwaltschaft Ranghulu vorgelegt und später dem dortigen Bezirksgericht übergeben.

Die gerichtliche Anhörung der Praktizierenden war für den 29. Dezember 2020 per Videokonferenz geplant. Unter Verweis auf die Pandemie ließ das Gericht keine Angehörigen an dem Termin teilnehmen. Außerdem verhinderte das Gericht, dass die Praktizierenden von ihren eigenen Anwälten verteidigt wurden. Als Begründung diente ein „Corona-Hotspot“, den die Anwälte auf ihrem Weg nach Harbin hätten passieren müssen. Dass sie ein negatives Corona-Testergebnisse vorweisen konnten, war für das Gericht unerheblich. Gleichzeitig hatte das Gericht den Praktizierenden fünf Anwälte beigeordnet, die wie befohlen ein Schuldbekenntnis für ihre Mandanten abgaben.

Nach heftigen Protesten der Familien und der Verteidiger der Praktizierenden wurde die Anhörung schließlich vertagt.

Am 22. Juni 2021 fand eine Anhörung vor dem Bezirksgericht Ranghulu statt, zu der die Praktizierenden per Video aus dem Untersuchungsgefängnis zugeschaltet wurden. Ihre Familien und Anwälte nahmen an der Anhörung in einem Gerichtssaal teil. Der Praktizierende Li Lizhuang legte Einspruch gegen die Videoanhörung ein. Obwohl der Richter nur im Einverständnis mit dem Angeklagten eine virtuelle Anhörung durchführen und diese nicht gegen den Willen der Angeklagten erzwingen darf, ignorierte der Richter die Einwände. Stattdessen machte er sich über den Praktizierenden Li lustig, weil dieser sich für seine Rechte einsetzte.

Aufgrund eines chirurgischen Eingriffs bekommt die Praktizierende Tang täglich einen Tropf, und ihr wurde ein Drainagebeutel angelegt. Ungeachtet der Tatsache, dass sie extrem geschwächt war, musste die Praktizierende vor Gericht erscheinen.

Zwei Justizbeamte brachten Tang zur Anhörung. Sie war so schwach, dass sie nicht richtig sitzen konnte. Ihr Anwalt warf dem Richter und der Polizei einen menschenwürdigen Umgang mit seiner Mandantin vor. Im Anschluss brachten Beamte Tang zurück in ihre Zelle im Untersuchungsgefängnis.

Am Nachmittag wies der Richter die Polizei an, Tang erneut zur Anhörung zu fahren. Der Praktizierenden ging es sehr schlecht, sodass sie sich manchmal zur Seite lehnte. Auch das Sprechen fiel ihr schwer. Als Tangs Tochter sich beim Richter über die Misshandlung ihrer Mutter beschwerte, zerrten Justizbeamte sie aus dem Gerichtssaal.

Der Staatsanwalt Feng Guang warf den Praktizierenden vor, von Januar bis April 2020 im Freien Zehntausende Anrufe getätigt zu haben. Diese Aussage wurde aber nicht durch Zeugen oder Beweise untermauert.

Die Verteidiger der Praktizierenden räumten ein, dass ihre Mandanten Menschen per Anruf über die Verfolgung informiert hatten, während sie sich im Freien aufhielten. Auf diese Weise hätten sie vermieden, dass ihre Standorte durch Telefongesellschaften oder die Polizei geortet werden konnten. Gleichzeitig wiesen die Anwälte daraufhin, dass in den fast 100 Tagen vom 1. Januar bis zur Verhaftung am 8. April China auf dem Höhepunkt der Pandemie befunden habe. Die Praktizierenden durften ihre Wohnung nur für einen sehr kurzen Zeitraum verlassen. So sei es ihnen unmöglich gewesen, in dieser kurzen Zeit Zehntausende Telefonate zu tätigen.

Während ihres Vortrags wurden die Anwälte ständig vom Richter unterbrochen.

Ein Anwalt argumentierte, dass es keine rechtliche Grundlage dafür gibt, Falun-Dafa-Praktizierende zu verurteilen. Daraufhin wurde der Verteidiger von einem Justizbeamten aus dem Gerichtssaal entfernt, weil er „offen eine reaktionäre regierungs- und chinafeindliche Bemerkung“ gemacht habe.

Als der weitere Anwalt Dong Qiangyong gerade seine Hand erhob, ordnete der Richter an, auch ihn zu entfernen. „Ich habe noch gar nicht angefangen zu reden“, protestierte der Anwalt, konnte aber nichts gegen den Gerichtsdiener und die Justizbeamten unternehmen.

Frühere Verhaftungen

Es ist nicht das erste Mal, dass Tang verhaftet wurde.

Nach Beginn der Verfolgung suchte Tang am 22. Juli 1999 die örtliche Regierung auf, um sich für ihren Glauben einzusetzen – und wurde verhaftet. Die Behörden brachten sie und andere Praktizierende mit Bussen in ein Stadion, wo man sie einen Tag lang unter der glühenden Sonne stillstehen ließ. Die meisten Praktizierenden, deren Namen und Adressen von den Behörden aufgenommen wurden, durften am Abend gehen; auch Tang.

Am nächsten Morgen ging sie in den Park, um wie üblich die Falun-Dafa-Übungen zu praktizieren. Sie wurde erneut festgenommen und aufgefordert, auf ihren Glauben an Falun Dafa zu verzichten und eine entsprechende Erklärung zu verfassen.

Im September 1999 wurde Tang verhaftet, weil sie nach Peking gereist und sich für Falun Dafa eingesetzt hatte. Beamte brachten sei zurück nach Harbin, wo sie 15 Tage im Untersuchungsgefängnis Nr.2 festgehalten wurde.

Als Tang im Januar sowie November 2000 erneut nach Peking reiste, wurde sie beide Male verhaftet. Auf ihrer Reise nach Peking hatte sie ein neues Mobiltelefon dabei, das sie für 3.000 Yuan (rund 400 Euro) gekauft hatte. Zivilbeamte beschlagnahmten das Handy. Als die Praktizierende für einen Tag in der Haftanstalt Chaoyang in Peking inhaftiert war, zwangen die Wärter sie, für 300 Yuan (etwa 40 Euro) Bettwäsche zu kaufen. Sie bezahlte zwar, erhielt jedoch keine Bettwäsche.

Am nächsten Tag wurde Tang zurück nach Harbin gebracht. Gemeinsam mit vier anderen verhafteten Praktizierenden musste sie die Reisekosten der Polizisten erstatten. Auf dem Weg nach Harbin zwangen die Beamten die Praktizierenden, in einer oberen Schlafkabine zu übernachten, während die Polizisten die übrigen Schlafplätze belegten. Dabei hatten die Praktizierenden alle eigene Schlafplätze mit ihren Fahrkarten gebucht.

Nach Tangs Rückkehr in Harbin wurde sie drei Monate lang festgehalten. Ihr Mann musste 3.000 Yuan (rund 400 Euro) an die Polizei bezahlen. Nach Angaben des Leiters der Sicherheitsabteilung sollte er das Geld nach einem Jahr zurückbekommen, wenn Tang nicht erneut nach Peking reisen würde. Ein Jahr später forderte Tangs Mann die Rückzahlung. Die Beamten sagten jedoch, dass Tang persönlich kommen müsse. Das Geld wurde aber letztendlich nicht zurückgezahlt.

Folter im Arbeitslager

Am 8. April 2021 verhafteten Beamte Tang erneut. In der Polizeiwache Huayuanjie zwang man sie, einen Tag lang während eines Verhörs auf einem Metallstuhl zu sitzen. Die Polizisten erlaubten ihr nicht zu schlafen und öffneten die Fenster, um sie der Kälte auszusetzen. Ein Beamter schlug Tang mit einer Metallstange gegen Knie und Beine, sodass sie von Schmerzen zitterte.

Später verhängten die Behörden ohne ordentliches Verfahren zwei Jahre Zwangsarbeit gegen die Praktizierende.

Folterwerkzeug, das bei Falun-Dafa-Praktizierenden eingesetzt wird: Metallstuhl

Am 10. August 2006 wurde Tang abermals festgenommen und zu weiteren eineinhalb Jahren ins Zwangsarbeitslager gebracht. Ein Jahr war sie im Zwangsarbeitslager Wanjia eingesperrt, sechs Monate verbrachte sie im Zwangsarbeitslager Qianjin.

In den Arbeitslagern wurde Tang gezwungen, täglich von morgens bis abends regungslos auf einem kleinen Hocker zu sitzen und sich Propaganda, die Falun Dafa verleumdete, anzuhören. Sie musste auch unbezahlte Arbeit verrichten, wie das Herstellen von Papiertüten, Sammeln von Eisstielen und Einwickeln von Schuhsohlen. Wenn sie das Tagespensum nicht schaffte, musste sie bis Mitternacht arbeiten. Tang musste auch mit anderen Praktizierenden unter der glühenden Sonne eine Straße aus Ziegelpflastern legen.

Folter-Illustration: lange Zeit auf einem kleinen Hocker sitzen

2002 setzte der Direktor des Zwangsarbeitslagers Wanjia männliche Wärter für weibliche Gefangene ein. Eines Tages sperrten zwei Wärter Tang in einen Raum und zwangen sie, sich hinzuhocken. Danach folterten sie die Praktizierende mit Elektroschocks an Kopf, Armen und Händen; insbesondere an Stellen, an denen sich Krätze und Eiter gebildet hatte.

Folter-Nachstellung: mit Elektroschocks gefoltert

Im Oktober 2006 brachte ein Wärter Tang in einen leeren Raum und zwang sie, sich auf einen Hocker zu setzen. Der Wärter fesselten ihr die Hände hinter dem Rücken; ein anderer warf das Seilende durch das Fenster und ließ es mit Gewalt nach unten ziehen, bis Tang ihre Hände nicht mehr heben konnte. Dann nahm ein Wärter Tang den Hocker weg, sodass sie in der Luft hing. In diesem Moment fühlte es sich für die Praktizierende so an, als würde ihr Körper zerrissen. Dann schockte ein Wärter Tangs Beine, während ein anderer ihr Stromschläge an Armen und Beinen versetzte.

Folter-Illustration: aufgehängt ohne Bodenkontakt

Nach Tangs Entlassung wurde sie mehrmals von der Gemeindepolizei schikaniert und aufgefordert, sich einmal wöchentlich auf der Polizeiwache zu melden. Die Behörden ließen die Praktizierende überwachen und behielten ihren Lohn ein.

Ein guter Mensch

Tang hat früher in der Wolfram-Platin-Materialfabrik in Harbin gearbeitet. Am 25. April 1995 erzählte ihr ein Freund von Falun Dafa. Als sie hörte, dass die Praktik sich positiv auf die Gesundheit auswirkt und Menschen anleitet, ihre Moral zu verbessern, besorgte sie sich von ihrem Freund das Zhuan Falun, das Hauptbuch von Falun Dafa. Am nächsten Morgen ging sie zum Übungsplatz in ihrer Nähe und begann, Falun Dafa zu praktizieren. Bald darauf waren ihre vielen Krankheiten geheilt, darunter Herzerkrankungen, Magenbeschwerden, Arthritis und Migräne.

Tang lebt nach den Prinzipien von Falun Dafa – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht –, um ein guter Mensch zu sein, der immer zuerst an andere denkt. Dadurch wurde ihre Beziehung zu ihrem Mann harmonisch und ihre hitzige Natur verschwand. Auch mit ihren Eltern kam sie gut aus.

Auf der Arbeit war Tang dank Falun Dafa nicht mehr auf persönliche Vorteile aus. Als sie erfuhr, dass ein Kollege dringend auf eine Gehaltserhöhung angewiesen war, ließ sie ihm den Vortritt und verzichtete auf mehr Geld.

Als die Fabrik Arbeiter entlassen wollte, gab Tang freiwillig ihre Arbeit auf.

Frühere Berichte:

Sieben Einwohner von Heilongjiang angeklagt, weil sie telefonisch Informationen über Falun Dafa weitergaben

Zwölf Verhaftungen im selben Bezirk innerhalb von zwei Tagen (Harbin, Provinz Heilongjiang)


[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.