82-Jährige wegen ihres Glaubens vor Gericht

(Minghui.org) Am 27. Dezember 2021 stand eine 82-Jährige vor Gericht. Sie war angeklagt worden, weil sie Falun Dafa praktiziert. Ihre beiden Anwälte beantragten Freispruch. Ob und welches Urteil ergangen ist, ist bislang nicht bekannt.

Li Shunhua lebt in der Stadt Maoming, Provinz Guangdong. Am Tag der Anhörung kamen Beamte der Polizeiwache Zhanqian um 7 Uhr morgens zu ihr nach Hause und brachten sie zum Bezirksgericht Maoming. Agenten des Büro 610 schüchterten Lis Sohn und ihre Tochter derart ein, sodass sie es nicht wagten mitzugehen.

In dem Prozess wurde Li von zwei Anwälten verteidigt. Die beiden Anwälte trafen um 8:40 Uhr zur Sicherheitskontrolle im Gericht ein. Absichtlich verzögerten die Beamten das Prozedere; die Anwälte wurden eine Stunde lang durchsucht. Irgendwann sagte eine Mitarbeiterin, dass die Anwälte ihre Computer nicht in den Gerichtssaal mitnehmen dürften. Als die Anwälte zu verstehen gaben, dass es eine solche Vorschrift nicht gebe, kam ein anderer Mitarbeiter herbei. Er gab der Frau zu verstehen, dass sie gehen sollte.

Der Vorsitzende Richter Tan Wei und der Vizepräsident des Gerichts, Ruan, fragten die Anwälte, ob sie die vom Gericht bereitgestellten Computer benutzen würden. Die Verteidiger bestanden darauf, ihre eigenen Geräte zu verwenden. Darauf befanden sich die Falldokumente, die sie für die Verhandlung vorbereitet hatten. Die Richter machten deutlich, dass die Anwälte die Verhandlung nicht aufzeichnen dürften. Sie verboten ihnen, elektronische Geräte mit in den Gerichtssaal zu nehmen; selbst ein Ladekabel wurde nicht erlaubt.

Die Anwälte waren verärgert. Sie verwiesen auf den Fall eines Kollegen. Der Anwalt Lu Tingge habe seinen Computer nicht in das Gericht mitbringen dürfen. Die Anhörung in dem von ihm vertretenden Prozess wurde schließlich aufgehoben. Nach mehrfachem Hin und Her erlaubten die Richter Lis Anwälten endlich, ihre eigenen Laptops mit in den Gerichtssaal zu nehmen. Allerdings mussten sie zuvor die Kameras und Mikrofone mit einem dicken Klebeband abdecken.

Die Anhörung begann um 10 Uhr und dauerte knapp zwei Stunden. Die Richter Tan, He Xuejun und Zhou Jinfeng sowie der Protokollführer Liu Dan nahmen daran teil. Für die Staatsanwaltschaft des Bezirks Maonan erschien der Staatsanwalt Deng Jinli.

Die Verteidiger argumentierten, dass kein Gesetz in China Falun Dafa als Verbrechen einstufe. Der Staatsanwalt beschuldigte Li der „Untergrabung der Strafverfolgung“, ging aber nicht näher darauf ein, gegen welches Gesetz sie verstoßen habe und was ihr konkret vorgeworfen würde. Die Anwälte kritisierten, dass die beiden Mitarbeiter des Nachbarschaftskomitees – Guo Weiqing und Zheng Caiqin -, die für Lis Überwachung zuständig waren, nicht zur Zeugenvernehmung vor Gericht erschienen seien. Damit wären ihre Aussagen hinfällig. Lis Verteidiger beantragten Freispruch.

Richter Tan war zunächst sehr unhöflich zu den Anwälten, schwieg aber während sie Argumente gegen die Anklage vorbrachten.

Verhaftung und Anklage

Als Li noch jung war, litt sie unter Rheuma, sodass ihre Gelenke und Finger verformt waren. Mit über 20 Jahren erkrankte sie an einer Nierenentzündung. Später litt sie sieben Jahre an Tuberkulose. Als sie älter wurde, kamen mehrere Herzkrankheiten, Ohrbeschwerden (Meniére-Krankheit), Ischiasprobleme, Schultersteife und viele andere Krankheiten hinzu. Die Nierenentzündung hätte fast zu einer Harnvergiftung geführt. Li ging jede Woche zum Arzt und musste täglich eine Handvoll Medikamente einnehmen. Sie hatte schon alle Hoffnung aufgegeben, jemals geheilt zu werden.

Im September 1995 – Li war gerade 55 Jahre alt – lernte sie Falun Dafa kennen. Sie begann zu praktizieren und bald darauf verschwanden alle Krankheiten.

Als die Verfolgung im Juli 1999 begann, geriet auch Li ins Visier der Behörden. Weil sie ihren Glauben nicht aufgeben wollte, wurde sie am 23. Oktober 2020 verhaftet und ihre Wohnung durchsucht. Am nächsten Tag stellte ein Arzt bei ihr Bluthochdruck und eine ernsthafte Herzkrankheit fest, die durch den psychischen Stress ausgelöst worden war. Der Arzt sagte gegenüber der Polizei, dass Li jederzeit sterben könnte.

Ungeachtet dessen brachten die Beamten Li am selben Tag ins Untersuchungsgefängnis Nr.1 von Maoming. Die Wärter wiesen eine Gefangene an, Li genauestens zu überwachen und zu melden, falls sie sich krank fühle.

Am 26. Oktober 2020 bemerkte die Gefangene gegen 16 Uhr, dass Lis Gesicht gerötet war. Sie informierte einen Wärter. Um 23 Uhr wurde Li auf Kaution freigelassen.

Bei ihrer Rückkehr hatte Li starke Magenschmerzen. Sie hatte elf Tage lang Durchfall und nahm mehr als zehn Kilogramm ab.

Am 22. Oktober 2021 erhob die Bezirksstaatsanwaltschaft Maonan Anklage gegen Li. Ihr wurde „Untergrabung der Strafverfolgung durch eine Sekte“ vorgeworfen – ein üblicher Vorwand, um Falun-Dafa-Praktizierende in China zu verfolgen. In der Anklageschrift hieß es, dass Li seit Beginn des Praktizierens in der Zeit von 2015 bis 2020 aktiv für die Praxis geworben habe, insbesondere bei Guo Weiqing und Zheng Caiqin, zwei Mitarbeitern des Nachbarschaftskomitees von Gaoliangnan.

Guo und Zheng hatten Li mehrfach von 2015 bis 2020 belästigt. Zuletzt hatten sie im Juli 2020 von der Praktizierenden verlangt, dass sie Falun Dafa aufgibt. Doch Li blieb ihrem Glauben treu. Daraufhin zeigten die beiden sie bei der Polizei an, was eine Festnahme und Anklage nach sich zog.