Alle unaufrichtigen Zustände entspringen unseren erworbenen Anhaftungen

(Minghui.org) Wenn im Alltag bestimmte Unstimmigkeiten auftraten, die nicht direkt von mir verursacht wurden, wusste ich eigentlich sofort, ob diese von meinem Mann oder meinem Kind herrührten. Aber als Praktizierende wissen wir, dass alles aus einem bestimmten Grund geschieht. Wenn wir in diesen Momenten nicht nach innen schauen, werden wir womöglich in unserer Kultivierung stagnieren. Jede auftretende Schwierigkeit ist eine Gelegenheit zur Kultivierung.

Als meine Tochter durch die Aufnahmeprüfungen der Hochschule fiel, bestand sie darauf, diese zu wiederholen. Ich respektierte ihren Wunsch und unterstützte sie dabei. Anders als beim ersten Mal nahm sie dieses Mal an einem Online-Kurs teil. Ohne den stringenten Ablauf der körperlichen Anwesenheit im Unterricht begann meine Tochter morgens beliebig spät aufzustehen. Anfangs weckte ich sie jeden Morgen, bevor ich zur Arbeit fuhr. Was sie den ganzen Tag über tatsächlich tat, war mir nicht klar, da ich nicht zu Hause war. Als dann im Zuge der Coronamaßnahmen der Lockdown kam, war auch ich den ganzen Tag zuhause. Ich musste feststellen, dass meine Tochter sich gehen ließ und in ihren Bemühungen nicht vorankam. Damals dachte ich darüber nach, ob ich ihr mehr unter die Arme greifen sollte. Ich schlug ihr vor, sie jeden Morgen zu wecken, was sie dankend annahm. Doch wenn ich sie am Morgen weckte, blieb sie einfach liegen – selbst nach mehrfachen Versuchen meinerseits. Erst gegen neun oder zehn Uhr am Vormittag stand sie auf. Danach aß sie etwas und rührte bis zum Nachmittag keinen Finger.

Ihr Verhalten stand völlig im Gegensatz zu dem im dritten Jahr am Gymnasium. Warum ließ sie sich derart gehen? Ich versuchte mit ihr zu sprechen, doch sie hörte mir nicht zu. Schließlich sagte ich zu ihr: „Ich werde dich jetzt nicht mehr wecken. Kümmere dich selbst darum.“ Innerlich war ich sehr verärgert. Fortan weckte ich sie nicht mehr und sie stand weiterhin spät auf. Ich war ratlos.

Ich arbeite als Lehrerin. Während des Lockdowns fragte ich eines Tages einen meiner Schüler im Onlineunterricht nach seinen Hausaufgaben, als ein Elternteil in das Gespräch eingriff. Die Mutter fragte mich, ob der Sohn die Hausaufgaben etwas später abgeben dürfe. Sie erklärte mir, dass sie vorhabe, ihren Sohn zu verhauen, aber erst noch warten wolle, bis er seine Hausaufgaben erledigt habe. Ich lachte scherzhaft und sagte zu ihr: „Schlagen Sie ihn nicht so doll!“ Nach diesem Gespräch dachte ich darüber nach, wie ich meine eigene Tochter disziplinieren sollte. Am darauffolgenden Tag sprach ich mit meiner Tochter und nannte ihr viele Gründe, warum es wichtig ist, sich zusammenzureißen. Einsichtig gab sie zu, dass ihr Verhalten nicht richtig sei.

Doch am dritten Tag war‘s genauso wie vorher, es war keinerlei Änderung zu sehen. Erst da kam ich zur Besinnung. Ich erkannte, dass ich meine Anschauungen und Erwartungen meiner Tochter gegenüber ablegen musste. Wie sie die Dinge zu erledigen hat, wie intensiv sie zu lernen hat und dass sie auf die Hochschule zu gehen hat – all das lag nicht in meiner Macht, sondern wurde bereits lange vor ihrer Geburt arrangiert. Weil sie eine Praktizierende ist, hat der Meister alles für sie arrangiert. Ich musste mich nicht um ihre Zukunft sorgen und sollte „meinen Plan“ von dem, wie sie zu sein hat, loslassen. Waren das nicht alles Anhaftungen?

Also legte ich alle Erwartungen an meine Tochter ab: wann sie aufzustehen hat, wann sie lernen sollte und was sie zu welchem Zeitpunkt zu erledigen hat. Stattdessen erzählte ich ihr gelegentlich von meinen Erkenntnissen, welche ich aus dem Fa gewonnen hatte, und von den Dingen, die ich im Zuge meiner Kultivierung erkannt hatte.

Allmählich begann sich das Verhalten meiner Tochter zu verändern. Eines Tages wachte sie um sieben Uhr auf und sagte mir, sie wolle mit mir die Meditationsübung machen. Obwohl ich sehr überrascht war, sagte ich nichts dazu. Ich tat so, als sei dies völlig normal. Am darauffolgenden Tag stand sie erneut so früh auf und meditierte mit mir zusammen. Am dritten Tag wachte sie vor sieben Uhr auf und machte die Übungen allein.

Plötzlich erkannte ich, dass meine Tochter ihr Verhalten erst dann änderte, als ich meine Anhaftungen ihr gegenüber loslassen konnte. Tatsächlich folgte sie die ganze Zeit dem Arrangement des Meisters. Es waren meine Anhaftungen, die sie dabei störten und es so aussehen ließen, als verhalte sie sich inkorrekt. Anstatt den Blick auf mich selbst zu richten, suchte ich die Probleme bei meiner Tochter. Schlimmer noch: Ich suchte nach Möglichkeiten, sie zu erziehen und sie zu ändern. Heute sehe ich die Sache klar: Ich muss nicht darauf achten, wie sich mein Kind zu verhalten hat, sondern muss dafür Sorge tragen, meine Anhaftungen loszulassen.

Ich habe das Ganze von der erzieherischen, der menschlichen Seite aus betrachtet. Aber als Praktizierende müssen wir es von einer noch höheren Ebene aus verstehen und lösen. Wir achten nur auf die Kultivierung unserer eigenen Xinxing. Da alles dem Arrangement des Meisters unterliegt, ist es nicht nötig, sich einzumischen oder andere ändern zu wollen; wir müssen uns nur selbst kultivieren.

Der Meister sagt:

„Eigentlich ist die Kultivierung an sich nicht schwierig, erst wenn menschliche Gesinnungen und menschlicher Eigensinn abgelegt werden müssen, dann fängt der schwierigste Teil an.“ (Die Fa-Erklärung zur Gründungsfeier des Falun Dafa Vereins in Singapur, 28.07.1996)

Wir leben in dieser Gesellschaft und diese Umgebung ist dafür da, unsere Xinxing zu erhöhen. Wenn wir es schaffen, unsere Xinxing zu erhöhen, sind wir unbewusst schon dabei, die Menschen um uns herum zu erretten. Wenn wir also auf Probleme und Schwierigkeiten stoßen, sollten wir ausschließlich darüber nachdenken, unsere Anhaftungen und Eigensinne abzulegen und unsere Xinxing zu erhöhen, anstatt andere ändern zu wollen.

Die oben geschilderten Erkenntnisse entspringen meinem derzeitigen Stand der Kultivierung. Wenn etwas nicht mit dem Fa übereinstimmen sollte, bitte ich euch, mich freundlich darauf hinzuweisen.