Das „Nach-innen-Schauen“ nicht zur Floskel werden lassen

(Minghui.org) Als 1999 die Verfolgung von Falun Dafa begann, hörte eine meiner Mitpraktizierenden auf, sich zu kultivieren. Jahre später nahm sie mit Hilfe anderer Praktizierender die Kultivierung wieder auf. Sie erzählte mir: „Ich hatte das Fa nicht genug gelernt. Das war mein Problem.“

Bei einem späteren Erfahrungsaustausch wiederholte sie ihre Aussage: „Mein Problem ist, dass ich das Fa nicht genug lerne.“ Mit den Jahren ist dies zu einer Floskel dafür geworden, dass sie nach innen schaut und ihr Problem kennt. Damit wollte sie ausdrücken, die Anforderung an Kultivierende, nämlich nach innen zu schauen, erfüllt zu haben, ohne jedoch das Problem behoben zu haben.

Es reicht nicht, die Anhaftung zu erkennen

Es gibt noch andere Praktizierende, die eilig ihre Anhaftungen aufzählen, bevor andere ihnen aufzeigen können, wo sie sich nicht gut kultiviert haben. Zwar haben sie ihre Eigensinne erkannt, bemühen sich aber nicht, diese zu beseitigen – auch nach vielen Jahren der Kultivierung nicht.

Der Meister sagt:

„Für die Kultivierenden ist das Nach-innen-Schauen ein Wundermittel.“ (Fa-Erklärung auf der internationalen Fa-Konferenz in Washington DC 2009, 18.07.2009)

Aber wir sollten es nicht dabei belassen, sondern unsere Anhaftungen und menschlichen Anschauungen durch Kultivierung beseitigen, sobald wir sie entdecken.

Dass man nach innen geschaut und Anhaftungen gefunden hat, heißt noch lange nicht, sich gut kultiviert zu haben. Genauso wenig sollte es als Ausrede dienen, anderen nicht zuzuhören.

Der Zweck, nach innen zu schauen

Einige Mitpraktizierende schauen erst dann nach innen, wenn sie keine andere Wahl mehr haben. Sie stecken in ihrer Kultivierung fest und erleben Konflikte, die nicht mehr anders zu bewältigen sind, als sich selbst zu berichtigen. So gesehen ist deren Ausgangspunkt, nach innen zu schauen, nicht rein. Sie tun es, um ihr Problem zu lösen.

Als zum Beispiel die Kinder oder Enkel von Praktizierenden in Schwierigkeiten gerieten, schauten sie dann sehr genau nach innen und stellten fest, dass sie sich nicht gut kultiviert hatten. Denn sonst wären ihre Kinder oder Enkel nicht in solche Schwierigkeiten geraten. Ihr Wunsch war, ihren Kindern oder Enkeln ein sorgenfreies, friedvolles Leben zu sichern, aber nicht sich selbst zu erhöhen.

Eine Praktizierende verlor ihre gesamten Ersparnisse, weil ihr Kind nicht richtig mit dem Geld umging. Dennoch sparte sie sich immer noch einen Teil ihrer Rente ab, um es ihrem Kind zu geben. Sie erklärte sogar, dass es ihr helfe, Karma abzubauen. Sie kultivierte sich fleißig und wünschte sich durch ihre leidvolle Kultivierung, ihrem Kind ein besseres Leben zu ermöglichen. Genau das war ihre Anhaftung, aber sie drehte sich im Kreis, um dieser Anhaftung nicht ins Auge sehen zu müssen.

Da ist ein weiteres Problem, das häufig auftritt. Wenn das Krankheitskarma bei Praktizierenden lange anhält, versuchen sie verzweifelt, nach innen zu schauen. Ihr Ziel hierbei ist nicht, sich zu erhöhen, sondern die Krankheitserscheinung loszuwerden.

Der wahre Zweck des Nach-innen-Schauens besteht darin, die Anhaftungen aufzudecken und zu beseitigen. Nur wenn wir uns solide kultivieren, können wir uns kontinuierlich erhöhen.

Halbherzig nach innen schauen

Ein anderer Mitpraktizierender hatte sich nie bemüht, seine tief verwurzelten Anhaftungen zu erkennen. Wenn er auf Schwierigkeiten stieß, schaute er zwar auch nach innen. Wenn man ihn dann fragte, was er erkannt hatte, antwortete er: „Oh, es ist nur das menschliche Herz.“

„Sonst noch etwas?“

„Nun, Egoismus.“

„Was denn noch? Alle Anhaftungen sind menschlich. Das war’s.“ Und dann wurde er ungeduldig.

Diese Art, halbherzig nach innen zu schauen, wird nichts bringen. Wenn man nicht daran interessiert ist, die Wurzeln der eigenen Anhaftungen zu finden, kann man sich kaum von ihnen befreien.

Eine Zeitlang war ich genauso. Selbst wenn ich falsch lag, argumentierte und verteidigte ich mich und tat alles, nur um nicht meinen Fehler zuzugeben.

Indem ich beständig das Fa lernte und mich kultivierte, erkannte ich, dass es mein Ego war, das ich schützen wollte. Selbstsucht und Tod sind im Chinesischen gleichlautende Worte. Mir wurde klar, dass meine Kultivierung in einer Sackgasse enden würde, wenn ich stur an meinem Ego festhielt.

Durch kontinuierliche Kultivierung reifte ich allmählich. Jedes Mal, wenn ich nach innen schaute und eine Anhaftung fand, eliminierte ich sie, ohne zu zögern. Ich weigerte mich, sie länger hinzunehmen.

Leider kann ich nicht von mir sagen, dass ich meine Anhaftungen vollständig und endgültig mit einem Mal beseitigen kann. Aber wenn sich meine Ebene erhöht hat und dasselbe Problem wieder auftaucht, dann kann ich mit einer anderen Sichtweise damit umgehen. Und es wiederholt sich oft. Dann ermutige ich mich, nicht zu verzagen, sondern aus meinen Fehlern zu lernen, egal wie schwer es ist. Normalerweise schaffe ich das, wenn ich das Fa viel lerne.

Kultivierung ist ein Prozess, sich stetig zu stählen. Zurück bleibt echtes Gold.

Das ist mein derzeitiges Verständnis auf meiner Ebene. Bitte weist mich darauf hin, wenn etwas unpassend ist.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel stellt die persönliche Ansicht und Erkenntnis des Autors dar und dient dem Verständnisaustausch.