Verwirrt und dement nach sechs Jahren Haft mit Zwangsmedikation

(Minghui.org) Es ist kein einfaches Leben für die über 50-jährige Zhu Yun. Manchmal kann man beobachten, wie sie in den Straßen von Huludao in der Provinz Liaoning Wertstoffe sammelt oder die Mülltonnen nach Essensresten durchsucht. 2020 war die Chinesin aus dem Gefängnis entlassen worden. Sechs Jahre hatte sie wegen ihres Glaubens an Falun Dafa hinter Gittern verbracht. Sie wurde gefoltert und einer Zwangsmedikation unterzogen. Die Folge sind psychische Schäden.

Die vergangenen 20 Jahre waren für Zhu ein ständiges Auf und Ab. Nach ihrem Hochschulabschluss 1989 arbeitete sie als Ingenieurin und führte eine glückliche Ehe. Seit der Geburt ihres Kindes im Jahr 1992 ging es mit ihrer Gesundheit bergab. Ihr fehlte die Kraft zu arbeiten und nur mit Hilfe von Medikamenten war das Leben erträglich. 1997 begann Zhu, Falun Dafa zu praktizieren – schon bald war sie wieder rundum gesund.

Die wiedergewonnene Lebensfreude währte jedoch nicht lange. Zwei Jahre später, 1999, leitete die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) eine Verfolgungskampagne gegen Falun-Dafa-Praktizierende ein. Nachdem Zhu im Jahr 2000 in Peking für ihren Glauben eingetreten war, wurde sie verhaftet und mit eineinhalb Jahre Zwangsarbeit bestraft.

Im Arbeitslager angekommen, musste die Praktizierende eine intensive Gehirnwäsche über sich ergehen lassen. Ständig wurde sie angehalten, ihrem Glauben abzuschwören. Manchmal ließen die Wärter sie nicht schlafen. Stattdessen musste Zhu zur Strafe auf einem kleinen Hocker sitzen oder in der Hockposition ausharren, stundenlang.

Da Zhu beharrlich an ihrem Glauben festhielt, verlängerten die Behörden ihre Haft um fünf Monate. Im September 2002 wurde sie zwar entlassen, durfte aber noch immer nicht nach Hause. Ihr Arbeitgeber hatte eine Gehirnwäsche-Einrichtung etabliert, wo sie einen weiteren Monat festgehalten wurde. Doch auch das konnte Zhu nicht von Falun Dafa abbringen. Schließlich verlor sie ihre Arbeit und auch ihren Mann. Unter dem immensen Druck der Verfolgungskampagne ließ er sich scheiden.

2006 heiratete Zhu den Falun-Dafa-Praktizierenden Huang Lizhong. Er wurde im August 2008 festgenommen. Während der Haft wurde der 45-Jährige im Oktober 2010 zu Tode gefoltert. Erneut war Zhu auf sich allein gestellt.

Letzte Festnahme und Verhaftung

Am 24. Juli 2014 führte die Polizei eine Razzia durch. Unter der Leitung des Polizeichefs Chen Yulong von der Staatssicherheitsabteilung der Stadt Huludao wurde Zhu erneut Opfer der Verfolgung. Mehrere Polizisten kletterten eine Leiter hoch, um sich Zugang zu ihrer Wohnung im sechsten Stock zu verschaffen. Am selben Tag wurden fünf weitere Praktizierende verhaftet. Bei ihnen handelte es sich um drei Frauen – Wang Yingzhi, Gu Fengli, Zhang Xiuying – und die beiden Männer Xing Jiaqiu und Gao Zuokui.

Am 21. September 2015 standen die sechs Praktizierenden vor dem Bezirksgericht Lianshan. Der Staatsanwalt Li Qingyan beschuldigte sie der „Untergrabung der Strafverfolgung durch eine Sekte“, ein üblicher Vorwand, um Praktizierende hinter Gitter zu bringen. Als Beweismittel dienten beschlagnahmte Falun-Dafa-Bücher und -Materialien.

Die Praktizierenden wurden von vier Anwälten vertreten. Sie beantragten für ihre Mandanten Freispruch. Ihren Antrag stützten sie auf die in der Verfassung verankerte Glaubensfreiheit. Auch der Besitz von Falun-Dafa-Materialien stelle keinen Gesetzesverstoß dar. Die Verteidiger beriefen sich zudem auf die Prozessordnung, nach der Beweismittel, vor allem Bücher oder CDs, dem Gericht im Original vorgelegt werden müssen. Die von der Staatsanwaltschaft vorgelegten Fotos hingegen seien als Beweis unzulässig. Auch die Antwort auf die Frage, wie die angeklagten Praktizierenden die Strafverfolgung untergraben hätten und wem ein Schaden entstanden sei, blieb der Staatsanwalt den Anwälten schuldig.

Die Praktizierenden wiesen die gegen sie erhobenen Vorwürfe ebenfalls zurück und forderten Freispruch. Das Gericht vertagte die Sitzung. Vier Tage später verkündete es sein Urteil.

Zhu – sechs Jahre HaftWang Yingzhi – viereinhalb Jahre HaftXing Jiaqiu – dreieinhalb Jahre HaftZhang Xiuying – drei Jahre HaftGu Fengli,– eineinhalb Jahre HaftGao Zuokui – ein Jahr und drei Monate Haft.

Zwangsmedikation mit unbekannten Substanzen während der Haft

Zhu wurde ins Frauengefängnis der Provinz Liaoning überführt. Da sie ihren Glauben nicht aufgeben wollte, steckten die Wärter sie in eine Zelle mit Schwerstkriminellen. Die meisten von ihnen waren zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die Wärter forderten die Gefangenen auf, die Praktizierende zu überwachen und zu foltern. Jede Insassin, die eine Praktizierende „umerzogen“, also ihren Glauben an Falun Dafa gebrochen hatte, bekam zur Belohnung eine Haftverkürzung. Als die Gefangenen auf Zhu einprügelten, rief sie um Hilfe. Die Wärter zeigten sich davon unbeeindruckt und wiesen die Gefangenen nur mit Worten zurecht.

Zwei Gefangene überwachten Zhu rund um die Uhr und folgten ihr auf Schritt und Tritt. Mit anderen zu sprechen, war für sie absolut tabu. Wenn die Praktizierende umherging, lief eine Gefangene voraus, die andere ging hinter ihr. Wenn Zhu sich hinsetzte, postierten sich ihre beiden Wachposten links und rechts neben sie. Zur Schlafenszeit nach 21 Uhr wurde Zhu gezwungen, im Waschraum auf dem Boden zu hocken, während die anderen schliefen. Nach kurzer Zeit trat sie aus Protest gegen die Misshandlung in Hungerstreik.

Drei Tage später bekam Zhu gegen ihren Willen einen Tropf angelegt. Minghui.org liegen ausführliche Berichte darüber vor, dass Falun-Dafa-Praktizierenden unbekannte Medikamente gespritzt wurden, die das Zentralnervensystem schädigen und psychische Störungen verursachen – vor allem im berüchtigten Frauengefängnis der Provinz Liaoning.

Wann immer sich die Gelegenheit dazu bot, zog Zhu die Kanüle heraus oder bewegte ihre Arme, um sich vom Tropf zu befreien. Als die Wärter dies bemerkten, fesselten sie die Praktizierende mit Handschellen ans Bett, sodass sie sich unmöglich bewegen konnte.

Einige Tage nach der Zwangsmedikation wurde Zhu dement. Sie kicherte ständig; einmal angefangen, konnte sie nicht mehr aufhören. Aufgrund der Tropfbehandlung war ein Arm immer außerhalb der Bettdecke. In den eisigen Winternächten war der Arm so kalt, dass Zhu nicht einschlafen konnte. Schließlich wurde sie völlig stumpfsinnig und starrte nur noch vor sich hin.

Nach über einem Jahr war Zhu von 73 auf 50 Kilogramm abgemagert. Der Gefängnisarzt schaute jede Nacht nach ihr. Er war in Sorge, sie könnte den nächsten Tag nicht mehr erleben.

Später wurde Zhu auf die Krankenstation verlegt, wo sie den ganzen Tag lang in ihrer Zelle bleiben musste. Auch als sie die ihr auferlegte Zwangsarbeit, das Verpacken von Wattestäbchen in kleine Kunststoffbeutel, verrichten musste, kam sie nicht aus der Zelle heraus. Wie viele andere Gefangene musste Zhu um 5:10 aufstehen und vor Sonnenaufgang mit der Arbeit beginnen, die sich dann bis 21:00 Uhr hinzog. Als Mahlzeit bekam sie gekochtes Gemüse ohne Geschmack, in dem Würmer herumschwammen. Um ihren Mineralhaushalt zu decken, kaufte sich Zhu eingelegtes Gemüse und fermentierten Bohnenquark.

Das Arbeitslager war mit Überwachungskameras ausgestattet. Zusätzlich standen Wärter am Zelleneingang und beobachteten die Gefangenen. Für Zhu jedoch galten besonders strenge Regeln. Sie wurde sowohl von den Wärtern als auch von Insassen beaufsichtigt und durfte mit niemandem ungefragt sprechen – schon gar nicht über Falun Dafa.

Die Inhaftierten beschrieben die Zustände im Frauenarbeitslager Liaoning mit folgenden Worten: Sie standen früher auf als die Hühner, mussten Schweinefutter essen, mehr arbeiten als Wasserbüffel und ergebener sein als ein Hund.

Als Zhu am 23. Dezember 2019 freigelassen wurde, konnte sie sich nicht mehr allein versorgen. Sie war verwirrt und dement. Einmal fand sie den Weg nach Hause nicht mehr, sodass jemand Polizisten um Hilfe bat. Da Zhu nicht arbeiten kann, sammelt sie Wertstoffe, um ihr Überleben zu sichern.

Aufgrund ihres Zustands kann sich Zhu nicht an alle Einzelheiten im Gefängnis erinnern. Die Praktizierende Han Ying, die zur gleichen Zeit wie Zhu inhaftiert war, bemerkte einmal, wie sie sabberte. Damals zeigte eine Gefangene mit dem Finger auf Zhu und drohte Han: „Das kommt von den Psychopharmaka. Wenn du [deinen Glauben] nicht aufgibst, werden sie das Gleiche mit dir machen und sagen, du wärest geistesgestört.“