Die „Null-Fälle-Kampagne“ half mir, die Gefühle für meine Familie loszulassen

(Minghui.org) Das lokale Komitee für Politik und Recht lancierte in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 die „Null-Fälle-Kampagne“. Mit dieser Kampagne wollte es die Falun-Dafa-Praktizierenden zwingen, eine Garantieerklärung zu unterschreiben und ihrem Glauben abzuschwören. Im Zuge dessen drohten sie damit, unsere Renten auszusetzen und unseren Kindern am Arbeitsplatz Schwierigkeiten zu bereiten.

Einige Praktizierende lehnten dies ab und wurden deshalb auf die Polizeiwache gebracht. Sie sandten aufrichtige Gedanken aus und wiesen ihre Peiniger auf die wahren Zusammenhänge von Falun Dafa und der Verfolgung hin. Am Ende konnten sie die Schwierigkeiten auf rechtschaffene Weise überwinden. 

Manche Praktizierende sorgten sich jedoch um die Arbeitsplätze ihrer Kinder und unterschrieben die Garantieerklärung schließlich gegen ihren Willen, nachdem sie wiederholt schikaniert worden waren. Andere Praktizierende versteckten sich und gingen der Konfrontation ganz aus dem Weg.

Als die Feierlichkeiten zum 1. Oktober [1] näher rückten, entschloss ich mich, meine Verwandten zu besuchen wie auch meine Mutter, die in einer anderen Stadt wohnt. Ich hatte nicht vorgehabt, mich mit den anderen zu streiten. Doch meine Familie machte ein Riesentheater, obwohl ich es erfolgreich geschafft hatte, die Angriffe durch das Nachbarschaftskomitee und das Komitee für Politik und Recht und die Polizei zu vereiteln. So erlebte ich einen gewaltigen Konflikt, der durch meine starken Gefühle für meine Familie verursacht wurde.

An den ersten beiden Tagen meines Besuchs verlief alles normal. Die anderen schwelgten in Erinnerungen, waren guter Dinge und machten sich für die gemeinsamen Aktivitäten fertig. Wir genossen unser Beisammensein. An diesem Tag trafen sich alle zehn Mitglieder meiner Familie im Haus meiner jüngeren Schwester und bereiteten sich auf einen gemeinsamen Ausflug vor. Zu meiner großen Überraschung änderte meine jüngere Schwester jedoch plötzlich ihre Meinung und sagte, dass sie gerade einen Anruf von einem guten Freund erhalten habe, einem früheren Mitschüler (einem pensionierten lokalen Beamten), der ihr von der aktuellen „Null-Fälle-Kampagne“ erzählt habe. 

Meine Schwester kam dann auf die schrecklichen Folgen zu sprechen, die es hat, wenn ein Praktizierender die Erklärung, mit der er seinen Glauben aufgibt, nicht unterschreibt. Sie war gerade beim Essen, schob aber ihren Teller sofort beiseite und meinte, dass sie ein Engegefühl in ihrer Brust verspüre und kaum Luft bekomme. Offensichtlich stand sie unter großem Druck. Auch ihr Mann hörte auf zu essen und betonte auf dem Weg nach draußen: „Diese Erklärung muss auf jeden Fall unterschrieben werden!“

Meine drei anderen Schwestern pflichteten den beiden bei und stellten mich zur Rede. Einige fragten mich, wie ich ohne meine Rente weiterleben wolle. Andere machten den Vorschlag, mir bei finanziellen Problemen vorübergehend zu helfen, aber nicht auf Dauer, da jede Familie ihre eigenen Belastungen habe. Mein Sohn wies auch darauf hin, dass seine Frau die Arbeitsstelle wechseln und ihre Firma eine Zuverlässigkeitsüberprüfung durchführen würde. Einige gaben zu bedenken, dass der Mann meiner ältesten Schwester an einer chronischen Krankheit leide und deshalb am meisten Angst vor Stimmungsschwankungen habe. Und mein Mann fing vor allen zu weinen an.

Meine jüngere Schwester sagte, dass ihr Schulfreund sich ganz gut auskenne und über die Politik der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) Bescheid wisse. Er habe sie gewarnt, dass die Partei mit den Menschen tun könne, was sie wolle. Es schien, dass noch Schlimmeres drohen könnte, doch ging sie nicht näher darauf ein. Eine dunkle Wolke hing über der ganzen Familie und alle wirkten gestresst und traurig.

Trotz alledem wusste ich ganz genau, was ich zu tun hatte. Mein Vorsatz lautete: Niemals die Erklärung unterschreiben! Weil alle emotional so aufgebracht waren, was gar nicht nötig gewesen wäre, hatte ich keine Lust, noch etwas zu sagen. In all diesen Jahren habe ich meiner Familie ziemlich viel über die wahren Umstände erzählt. Dieses Mal verdrehten sie jedes meiner Argumente und sagten negative Dinge über Dafa, da gewöhnliche Menschen nun einmal persönliche Vorteile für das Wichtigste halten. Im Grunde genommen hatten sie schon begriffen, dass ich standhaft bleiben würde und sie mich nicht ändern konnten. Deshalb gaben alle nur Stoßseufzer von sich und machten sich Sorgen um mich. Sie fanden mich zu stur.

Da ich unter diesen Umständen dort nicht länger bleiben konnte, fuhr meine Familie zurück nach Hause. Auf dem Weg dachte ich: „Jetzt fehlt nur noch, dass die Polizei kommt. Dabei hat meine Familie schon für so viel Aufruhr gesorgt. Liegt es an meinen Lücken in der Kultivierung? Welche Anhaftungen habe ich denn noch nicht losgelassen? Oh ja, ich hänge einfach noch zu sehr an meiner Familie. Ich habe deswegen auch früher schon Fehler gemacht. Die Kultivierung ist sehr ernsthaft. Wir dürfen keine Lücken mehr lassen. Einerseits muss ich die Anhaftung an meine Familie ablegen. Andererseits darf ich mich auch nicht über sie beschweren oder sie hassen. Sie sollen mir bei der Erhöhung in meiner Kultivierung helfen!“

Wieder daheim riefen das Gemeindekomitee und die Polizei meinen Mann an und wollten, dass ich bei ihnen vorstellig wurde, aber ich weigerte mich hinzugehen. Als sie uns weiter belästigten, wurde mein Mann unruhig und ging selbst hin. Die Behörden zeigten meinem Mann eine Liste mit Namen von Personen, die eine Garantieerklärung unterschrieben hatten, dass sie mit dem Praktizieren von Falun Dafa aufhören würden. Sie sagten zu meinem Mann, er solle mich dazu bringen, dasselbe zu tun. Zwischen den Zeilen ließen sie verlauten, dass die Geschäfte unseres Sohnes ziemlich gut laufen würden, und deuteten damit an, dass sich seine Situation auch schnell ändern könnte. Außerdem wurden wir täglich vom Gemeindekomitee angerufen. Als ich mich weigerte, zur Polizeidienststelle zu gehen, sagten die dortigen Beamten, dass die Mitglieder des Komitees und die Polizei mir bald einen Besuch abstatten würden. Einmal bemerkte ich, dass sie mir folgten.

Zwei Polizisten suchten mich zweimal zu Hause auf. Einer von ihnen hörte mir zu, als ich ihm die wahren Begebenheiten über die Verfolgung näherbrachte, und er verstand die Zusammenhänge. Ich sagte ihnen, was im Artikel 36 der Verfassung steht: „Die Bürger der Volksrepublik China genießen die Glaubensfreiheit. Kein staatliches Organ, keine öffentliche Organisation oder Einzelperson darf die Bürger zwingen, an irgendeine Religion zu glauben oder nicht zu glauben.“ Die Verfassung steht über anderen Gesetzen und Verordnungen. Alle Gesetze, Vorschriften und Regierungsrichtlinien, die gegen die Verfassung verstoßen, sind widerrechtlich und haben somit keine Wirkung. Keinem Beamten ist es gestattet, den Bürgern ihr Recht auf einen eigenen Glauben zu nehmen.“

Dieser Polizist verstand und nickte. Als ich sie fragte, mit welchem Artikel der Verfassung als Rechtsgrundlage sie ihr Handeln begründen könnten, wandte sich der Beamte ab und sah zum Fenster. Er wusste, dass er keinen Grund hatte, mich zu verfolgen. Dann gingen sie und baten mich, meine Entscheidung zu überdenken.

Obwohl ich die Erklärung nicht unterschrieben hatte, befürchtete ich, dass ich mit der sogenannten „Null-Fälle-Kampagne“ nicht richtig umgegangen war. Ich hatte in dieser kritischen Zeit die wahren Umstände nicht wirklich erklärt, sondern mich nur passiv widersetzt und war geflüchtet. Im Zuge der „Null-Fälle-Kampagne“ musste ich sogar eine Prüfung auf Herz und Nieren in Bezug auf meine Familie bestehen. Dadurch konnte ich erkennen, dass ich die Anhaftung an meine Familie nur schwer loslassen wollte. Außerdem wurde mir bewusst, dass ich meiner Familie die wahren Tatsachen nicht gründlich erklärt hatte.

Im Jahr 2022 traf sich unsere Familie noch einmal zum chinesischen Neujahr bei meiner Mutter. Ich dachte darüber nach, wie ich bei dieser Gelegenheit die wahren Hintergründe erklären könnte. Zur gleichen Zeit rief Minghui.org dazu auf, Erfahrungsberichte einzureichen. Deshalb versuchte ich, einen Artikel mit dem Titel „Über die Bedeutung und das ultimative Ziel eines irdischen Lebens“ zu schreiben. In dem Bericht schrieb ich über den Sinn des Lebens auf der Erde und unsere ewige Suche, wobei Menschen in unserem Alter alle möglichen Höhepunkte und Niederlagen erleben durften. Ich schrieb auch darüber, welches Glück ich habe, Falun Dafa zu praktizieren.

Nachdem ich den Artikel fertig geschrieben hatte, zeigte ich ihn meiner jüngeren Schwester, aber sie wollte ihn nicht lesen. Sie bat mich, so etwas nicht mehr zu schreiben. Ich sagte, dass ich wirklich keinen Ärger machen wolle und dass sie es nach dem Lesen verstehen würde. Danach las sie den Text widerwillig. Als sie ungefähr den halben Bericht gelesen hatte, meinte sie: „Das hört sich ziemlich gut an! Genauso soll es sein.“ Nachdem sie den Artikel zu Ende gelesen hatte, lobte sie mich: „Du schreibst ziemlich gut. Ehrlich gesagt könnte ich nicht einmal einen Satz von deinem Kaliber zu Papier bringen.“

Sie sagte, unser Vater hätte zu seinen Lebzeiten gesagt, dass die KPCh nichts Gutes vollbracht habe, sie habe den Menschen nur ständig das Leben schwer gemacht. Meine Schwester erinnerte sich sogar an Episoden, die zeigten, wie sie unter dem Regime der KPCh gelitten hatte. Dann fügte sie noch hinzu, dass unser Vater sie einmal daran erinnert habe, sich nicht von der KPCh um den Finger wickeln zu lassen.

Ich hatte nicht erwartet, dass ich auf diese Art und Weise so einfach die Zusammenhänge klarstellen könnte. Ich druckte den Bericht noch zweimal aus, damit auch andere Familienmitglieder ihn lesen konnten. Dann fragte ich meine jüngere Schwester, ob sie den Artikel ihrem Mann zum Lesen geben könnte. Später fragte ich sie, wie ihr Mann reagiert habe, und sie antwortete: „Er hat ihn gelesen und zwar sehr gespannt. Zuerst hat er darin herumgestrichen (ihr Mann ist Lehrer) und ihn dann Wort für Wort in sein Handy eingegeben.“

Schließlich las ich den Bericht auch meinem Mann vor, doch er reagierte nicht darauf. Er sah so aus, als sei er tief in Gedanken versunken. Danach fragte er besorgt: „Ist dieser Artikel schon veröffentlicht worden?“

Bevor ich diesen Artikel einreichte, bat ich meinen Sohn, mir beim Abtippen zu helfen. Er las ihn einmal durch und freute sich, mir helfen zu können. Eines Tages erzählte er mir, dass zwei meiner ehemaligen Kolleginnen ihn gefragt hätten, wie es seinen Eltern gehe und ob sie noch gesund seien. Noch bevor er antworten konnte, habe eine von ihnen eingeworfen, dass die Mutter definitiv gesund sein müsse (sie wusste, dass ich Falun Dafa praktiziere). Die andere fragte: „Macht sie immer noch die Übungen?“ Mein Sohn antwortete: „Wenn man Falun Dafa praktiziert, bleibt man gesund und optimistisch. Es ist wirklich eine großartige Sache.“

Ich denke, dass ich mir allergrößte Mühe geben sollte, damit meine Familienangehörigen verstehen, warum Kultivierende ihren Glauben auf keinen Fall aufgeben werden. Auf dieser Erde gibt es neben den materiellen Annehmlichkeiten des Lebens noch schönere spirituelle Schätze. Durch aufrichtigen Glauben werden die Menschen gütige Geschöpfe. Dass sich jemand entsprechend den Prinzipien Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht verhält, um ein guter Mensch zu sein, darf niemals in Frage gestellt werden. Wer ist in dieser Geschichte der Gute und wer der Böse? Diesen krassen Unterschied wird man wohl noch erkennen.


[1] In China Nationalfeiertag anlässlich der Gründung VR China