Aus dem Ego heraustreten

(Minghui.org) Das Ego ist so selbstverständlich im Menschen angelegt, dass es schwer zu erkennen ist. Ohne sich zu kultivieren, wird man wahrscheinlich seine Existenz gar nicht bemerken und denken, dass es das wahre Selbst sei.

Einmal fragte ich bei der Praktizierende A freundlich nach, welche Probleme sie gerade hätte. Ich wollte mich mit ihr über unsere Erkenntnisse vom Fa austauschen und gemeinsam eine Lösung finden. Aber sie lehnte das ab und sagte: „Es ist meine persönliche Angelegenheit; ich möchte es dir nicht erzählen.“ Als ich das hörte, fühlte ich mich von ihr abgelehnt und merkte, dass sie mir misstraute. Wir sagten öfter, dass wir ein Körper seien. Wie konnte es sich dann zu diesem Zustand entwickeln? Ich verstand ihre Reaktion nicht und fühlte mich ausgesprochen unwohl.

Ein paar Tage später erzählte A in unserer Gruppe, wie sie eben diese sogenannte „persönliche Angelegenheit“ gelöst hatte. Eigentlich war mir nicht danach zumute, mir ihre Erzählung anzuhören. Dann hörte ich sie mir doch an, obwohl ich eigentlich lieber weggelaufen wäre.

Auf dem Nachhauseweg fühlte ich mich ein bisschen unwohl. Aber ich konnte herausfinden, wer sich unwohl fühlte: Es war mein Ego! Ich zog einen Trennstrich, indem ich dachte: „Das ist nicht mein wahres Ich. Ich möchte meine Mitpraktizierende nicht negativ betrachten.“ Dieses Ego zeigte sich in meinen Gedanken wie folgt: „Ich darf nicht von anderen isoliert werden, die anderen dürfen mir nicht misstrauen und ich darf nicht missachtet werden. Die anderen dürfen nicht besser als ich sein“, und so weiter. Da ich rechtzeitig davon Abstand nahm, fühlte ich mich nicht mehr so schlecht. Aber das Verhalten von A konnte ich immer noch nicht akzeptieren. Später spürte ich innerlich, dass das schlechte Verhalten nicht von ihrem wahren Ich, sondern von ihren erworbenen Anschauungen kam. Als ich mithilfe der Fa-Grundsätze verstand, dass ihr Verhalten nicht wirklich ihr eigenes war, konnte ich A verstehen und tolerieren.

Am zweiten Tag sprach die Praktizierende B mit mir darüber, wie gut A jene „persönliche Angelegenheit“ behandelt hatte. Dabei wurde mein Ego nochmals verletzt. Ich sagte, dass ihre „persönliche Angelegenheit“ eigentlich auch mit mir zu tun habe und fragte: „Warum konnte sie mir das nicht sagen?“ B meinte, dass A nichts falsch gemacht hätte. Aber umgekehrt hatte ich mich nicht gut verhalten, ich hätte sie nicht danach fragen sollen. Ich war sprachlos und bestand nicht mehr darauf. Ich sollte mich ja selbst kultivieren.

Wieder tauchte jenes Ego auf. Ich stellte mir immer wieder die Frage: „Warum konnte sich A mit den anderen austauschen, aber nicht mit mir?“ Vom Fa her wusste ich, dass ich nicht so denken sollte. Ich versuchte, dieses Ego wegzudrängen. Ja, egal, wer richtig oder falsch lag, ich musste sie tolerieren. Ich musste sie in meinem Herzen aufnehmen. Aber was konnte ich konkret dafür tun, um sie zu tolerieren? Ich musste über meinen Tellerrand schauen und durfte mich nicht in der Sache selbst verfangen.

Der Meister sagt:

„Früher habe ich euch auch gesagt, dass ich alle Fehler aller Lebewesen in der Geschichte außer Acht lasse.“ (Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz in Vancouver , Kanada 2003, 18.05.2003)

Dann mache ich es auch so und nehme mir diese Sache nicht so zu Herzen. Ich sollte ihre früheren Fehler außer Acht lassen.

Aber wie konnte ich das schaffen? Ich erinnerte mich dran, dass der Meister alle Lebewesen im Kosmos erretten kann, weil er alles durchschaut. Dann muss ich auch diese Sache vom Fa her durchschauen: A ist eine Kultivierende. Bevor sie sich eines Tages fertig kultiviert haben wird, hat sie noch menschliche Gesinnungen und wird auch von den alten Faktoren beeinflusst. Falls sie dies nicht bemerkt, wird ihr Verhalten es entsprechend zeigen. Ich sollte diesen Teil separieren, ihr wahres Ich sehen und nicht den schlechten Teil von ihrer Oberfläche. Als ich das erkannte, verschwand das Ego spurlos. Ich hatte nun keine schlechte Meinung mehr über die Praktizierende A und fühlte mich unbeschreiblich leicht.

Ich bemerkte dabei, dass ich das lange versteckte „Ego“ eben durch dieses Ereignis entdeckt hatte und es während der Fa-Bestätigung Schicht für Schicht beseitigen konnte. Es war so wunderbar! Ich bedankte mich aus tiefstem Herzen beim Meister und auch bei den Praktizierenden!

Das sind meine persönlichen Erkenntnisse aus der Kultivierung. Falls darin etwas nicht dem Fa entsprechen sollte, bitte ich um barmherzige Korrektur.