Meine Anhaftungen während des COVID-Lockdowns aufgedeckt

(Minghui.org) Der plötzliche Ausbruch der COVID-Pandemie führte über Nacht zur Abriegelung unseres Wohngebiets und traf uns völlig unvorbereitet. Damals ereigneten sich zwei Begebenheiten. Ich muss zu meiner Schande zugeben, dass ich sie nicht wie eine Praktizierende handhaben konnte. Ich hoffe, dass mein Bericht den Praktizierenden, die ebenfalls solche Anhaftungen haben, dabei helfen wird, nach innen zu schauen.

Panikkauf

Während des Lockdowns wurde sämtlichen Bewohnern untersagt, ihre Wohnungen zu verlassen. Mein Sohn und meine Schwiegertochter konnten nicht zur Arbeit gehen und meine Enkelin nicht in die Schule. Unser Gemüsevorrat im Kühlschrank half uns über die ersten paar Tage hinweg. Dann trat mein Sohn einer Chatgruppe bei, die online Gemüse verkaufte. Auswahl und Menge waren zwar begrenzt, aber wir mussten nicht hungern.

Jedoch zählten Kartoffeln zur Mangelware, was für uns ein Problem darstellte, da wir alle sie sehr gerne verzehrten. Beim Zubereiten der Mahlzeiten hing ich in Gedanken jeweils Kartoffeln nach und nahm mir vor, einen großen Sack davon zu kaufen, um mir einen Vorrat anzuschaffen, sobald wieder welche erhältlich waren.

Nach über einem Monat öffnete sich endlich die Tür unseres Wohngebäudes. Die Menschen konnten ihre Wohnhäuser verlassen und sich innerhalb der Wohnsiedlung bewegen. Eines Nachmittags hörte ich, dass jemand im Erdgeschoss eines Gebäudes westlich von uns Gemüse zum Verkauf anbot. Ich eilte dorthin und sah, wie mehreren Leuten durch ein Fenster Gemüse ausgehändigt wurde.

Ich erwarb einen Fünf-Kilogramm-Sack mit großen, frischen Kartoffeln. Zufrieden überlegte ich, meine Freunde anzurufen und für sie frisches Gemüse zu kaufen. Schließlich verwarf ich diesen Gedanken, da uns nicht erlaubt war, unser Wohngebiet zu verlassen. Stattdessen kaufte ich weitere fünf Kilogramm Kartoffeln – nur für den Fall, dass ich sie benötigte.

Mein Sohn verlangte nach ein paar anderen Dingen, deshalb ging ich noch einmal zum Gemüsehändler. Vor dem Fenster hatte sich eine lange Schlange von Menschen gebildet. Alle Kartoffeln waren ausverkauft, man konnte die Enttäuschung an den Gesichtern der Leute ablesen. Als eine Frau seufzend bemerkte, dass sie lediglich eine Handvoll Kartoffeln habe wollen, aber zu spät gekommen sei, fühlte ich mich sehr unwohl.

Ich schaute nach innen und entdeckte als Erstes meine Begierde. Trotz des begrenzten Angebots während des Lockdowns hatte ich zwei Säcke Kartoffeln gekauft! Nach den Grundsätzen der gewöhnlichen Menschen mochte dies fair erscheinen, es entsprach aber nicht dem Verhalten einer Falun-Dafa-Praktizierenden. Das Problem lag in der Absicht, mehr kaufen und meinen persönlichen Bedarf vor dem der anderen decken zu wollen. Hätte ich nur einen Sack gekauft, hätte sich auch eine andere Familie über eine Mahlzeit mit Kartoffeln freuen können. Außerdem konnte ich unmöglich so viele Kartoffeln auf einmal essen und außerdem würde es bestimmt noch mehr Gelegenheiten geben, wieder welche zu kaufen.

Als Zweites fand ich Qing, verbunden mit dem Wunsch, diesen oder jenen Freund mit frischen Produkten einzudecken. Oberflächlich betrachtet schien ich andere Menschen im Herzen zu tragen und zuerst an andere zu denken. In Wahrheit handelte es sich nur um „Qing“. Dahinter verbarg sich ein egoistischer Gedanke: mich für einen Gefallen zu revanchieren oder mir eine Gefälligkeit zu verdienen.

Eine Tüte Instant-Nudeln

In unserer Speisekammer befanden sich einige Packungen Instantnudeln, die sich in der Zeit des Lockdowns als etwas Kostbares entpuppten. Manchmal verspürte ich mittags Hunger und dachte daran, eine Portion zu verzehren, unterdrückte jedoch das Verlangen jedes Mal und bewahrte die Nudeln für meine Kinder auf. Eines Tages bat ein junger Mitbewohner unseres Gebäudes in der Chatgruppe um eine Tüte Instantnudeln und fügte ein sabberndes Emoji hinzu. Ohne lange zu überlegen, kam mein Sohn seinem Wunsch nach, legte eine Tüte Nudeln in den Aufzug und drückte den Knopf für die Etage, die der junge Mann bewohnte. In diesem Moment verspürte ich einen Stich im Herzen.

Hätte der junge Mann mich um eine Tüte Nudeln angefleht, hätte ich sie ihm bestimmt auch gegeben, aber nur widerwillig. Im Innern focht ich einen Kampf aus, was meinen Egoismus ein weiteres Mal zum Vorschein brachte.

In der Kultivierung gibt es keine Kleinigkeiten. Solche scheinbar trivialen Dinge des Lebens enthüllen Qing, Egoismus und Gier. Sie spiegeln die Probleme in meiner Kultivierung wider. Als diese Gesinnungen zum Vorschein kamen, war ich nicht nur von mir selbst enttäuscht, sondern musste meine Fehler auch gegenüber Meister Li (dem Begründer des Dafa) eingestehen, um sie dann abzulegen!