Von Essstäbchen und vom Blumengießen

(Minghui.org) Kürzlich gab es zwei Ereignisse, die mich in meiner Kultivierung zum Nachdenken brachten.

Die Essstäbchen von jemand anderem

Eines Mittags hatte ich den Tisch gedeckt und rief meine Eltern zum Essen. Dann ging ich in die Küche und holte die Gerichte. Meine Mutter rief mir zu: „Es fehlt noch ein Paar Essstäbchen.“

Ich stellte das Gericht auf den Tisch und sah, dass meine Mutter die Essstäbchen meines Vaters, der ihr gegenüber saß, benutzte. Ich sagte zu ihr: „Mama, deine Essstäbchen liegen doch direkt vor deiner Nase!“ Meine Mutter erwiderte: „Oh, das habe ich gar nicht gesehen.“ Und dann reichte sie meinem Vater die Stäbchen, die vor ihr lagen.

Plötzlich erkannte ich, wenn ein Problem bei meiner Kultivierung auftaucht, liegt der Grund darin, dass ich immer auf andere schaue, anstatt auf mich selbst. Also ich schaue auf die Essstäbchen von jemand anderem.

Die Nachbarin über mir gießt die Blumen

Eines Morgens sah ich, dass schönes Wetter war, und brachte die Wolldecke zum Trocknen auf den Balkon. Gegen zwei Uhr nachmittags wollte ich sie wieder hereinholen. In diesem Moment strömte mir ein Wassernebel ins Gesicht. Ich schaute auf und sah die Blumentöpfe auf dem Balkon über mir. So dachte ich mir: „Ach, die alte Dame oben gießt wohl ihre Blumen. Zum Glück habe ich die Decke früh reingeholt, sonst wäre sie nass geworden.“ Es war schon ein paar Male vorgekommen, dass die Nachbarin die Blumen gegossen hatte und meine Wäsche deshalb nass geworden war.

Ich drehte mich um und sah, dass der Blechdeckel des Gemüsekorbs auf dem Nordbalkon auch nass war. Da wurde mir klar, dass es draußen geregnet hatte. Aber die Sonne stand noch hoch. Es hatte einfach an einem sonnigen Tag ein wenig geregnet und dann wieder schnell aufgehört. Ich dachte im Stillen: „Ich habe die Nachbarin zu Unrecht beschuldigt. Es tut mir leid, Nachbarin.“

Mir wurde bewusst, dass die Anschauungen, die wir nach der Geburt gebildet haben, sehr hartnäckig und beängstigend sind. Wenn man etwas sieht, denkt man, dass es die Realität ist. Das ist aber nicht wirklich so. Man bemerkt den Unterschied gar nicht und ist von den eigenen Anschauungen überzeugt.