Schluss mit der Gewohnheit, Dinge anzunehmen, ohne sie zu bezahlen

(Minghui.org) Als ich Falun Dafa zu praktizieren begann, bemerkte ich, dass mir viele Eigenarten und Denkweisen zur Gewohnheit geworden waren. Eine davon war das Annehmen von Geschenken oder Dingen, für die ich nicht bezahlt hatte. Obwohl ich nicht wirklich danach trachtete, Dinge umsonst zu bekommen, freute ich mich, wenn ich sie geschenkt bekam. Ich fand dieses Thema nicht so wichtig.

Im Buch Zhuan Falun erwähnt der Meister einen Praktizierenden, der seinem Kind einen Yuan für ein Lotteriespiel gab, und das Kind ein Kinderfahrrad gewann.

Der Meister sagt:

„In Peking gab es einen Schüler. Nach dem Abendessen ging er mit seinem Kind zum Qianmen, um dort einen Spaziergang zu machen. Da sahen sie einen Werbewagen, der Werbung für eine Lotterie machte. Das Kind hatte Lust mitzumachen und wollte ein Los ziehen. Also gut, dann zieh mal eins; er gab dem Kind einen Yuan für ein Los. Und so zog das Kind – zweiter Preis, ein hochwertiges Kinderfahrrad. Das Kind war überglücklich. In seinem Kopf fiel ihm jedoch mit einem ‚Dong!‘ ein: ‚Ich bin ein Praktizierender; wie kann ich nach so etwas trachten? Ich bekomme das kostenlos; wie viel Tugend muss ich dafür hergeben?‘ Er sagte zum Kind: ‚Wir nehmen das nicht; wenn wir eins haben wollen, kaufen wir es uns selbst.‘ Das Kind war unglücklich: ‚Ich habe mir so gewünscht, dass du mir eins kaufst, aber du kaufst mir keins. Jetzt hab ich selbst eins gewonnen, doch du lässt es mich nicht nehmen.‘ Es weinte und schrie und sagte: ‚Nein.‘ Es blieb ihm nichts anderes übrig, als das Fahrrad nach Hause zu schieben. Zu Hause angekommen; je mehr er daran dachte, desto weniger schmeckte es ihm: ‚Ich bringe ihnen doch einfach das Geld zurück.‘ Doch gleich darauf dachte er: ‚Das Los ist schon nicht mehr da. Wenn ich ihnen Geld bringe, werden sie es nicht untereinander aufteilen? Ich spende das Geld einfach meiner Firma.‘“ (Zhuan Falun, 2019, S. 207).

Ein Satz hallte immer wieder in meinem Kopf nach: „Wie viel De (Tugend) muss ich hergeben, wenn ich etwas bekomme, das nicht bezahlt habe?“ Ich verstand, dass man durch die Annahme von materiellen Dingen De verliert. Der Verlust entspricht nicht dem, was man bekommt. Auch wenn der Nutzen durch den Erhalt materieller Dinge praktisch ist, schadet es mir. Außerdem bin ich ein Praktizierender und sollte die Grundsätze von Falun Dafa befolgen.

Jetzt musste ich mein Verständnis nur noch in meinem täglichen Leben umsetzen und meine Vorstellungen und Verhaltensweisen aufgeben, die nicht akzeptabel waren. Das hat mich viel Mühe gekostet, da die Umstände plötzlich auftraten und leicht Fehler passieren konnten, wenn ich nicht darauf achtete.

Meine Einstellung ändert sich

Als erstes begann ich, das Geld abzulehnen, das mir meine Mutter gewöhnlich gab. Ich sagte ihr, dass ich ihr Geld nicht mehr annehmen könne, da ich einer spirituellen Praxis folge. Aber sie sagte immer wieder: „Komm schon. Es ist doch nur ein Geschenk deiner Mutter. Was ist falsch daran, es anzunehmen?“

Das war richtig, es war ein Geschenk, aber ich konnte es nicht annehmen. Ich dachte über einen Kompromiss nach: Ich könnte das Geld annehmen und damit Lebensmittel oder etwas anderes kaufen, das sie brauchte, und es ihr geben. Ich verwendete ihr Geld, um für sie Sachen zu kaufen, und vermied es sorgfältig, damit meine Sachen zu bezahlen, selbst wenn es nur ein paar Cent waren. Es war schwierig, aber ich wusste, dass es das Richtige war.

Dann begann ich, den vollen Preis für die Ware zu bezahlen, ohne an der Kasse nach Ermäßigungen zu fragen. Die Gratisgeschenke in den Supermärkten, die ich früher gerne angenommen hatte, waren auch zu einem Problem geworden.

Zu Weihnachten bekam ich zum Beispiel eine Flasche Wein geschenkt. Das ging so schnell und schien so selbstverständlich zu sein, dass ich es als unhöflich empfand, sie abzulehnen. Und so nahm ich sie und dachte, ich würde sie weiterverschenken. Das machte ich dann auch. Natürlich wäre es das Beste gewesen, es abzulehnen und zu riskieren, „unhöflich“ zu wirken. Für die Zukunft nahm ich mir vor, alle kostenlosen Geschenke abzulehnen.

Außerdem akzeptierte ich keine kostenlosen Waren mehr, auch keine Rabattgutscheine. Für den Fall, dass ich gezwungen wäre, sie anzunehmen, würde ich sie an jemand anderen weitergeben oder sie einfach nicht verwenden.

Meiner Meinung nach, ist es richtig, dass ich für alles bezahle. Das ist nicht immer einfach, und manchmal muss ich erklären, warum ich das Geschenk nicht annehmen will.

Manchmal sind die Dinge, die Geschäfte verschenken, nützlich und ich kann sie gut gebrauchen: zum Beispiel Kalender. Seltsamerweise konnte ich in den Schreibwarengeschäften keine finden, sie wurden nur zu Weihnachten und zum Jahreswechsel in Geschäften und Supermärkten verschenkt.

Im ersten Jahr nahm ich den angebotenen Kalender im Supermarkt an. Später fühlte ich mich unwohl und sagte mir, dass das nicht akzeptabel sei. Im darauffolgenden Jahr fragte ich in einem Schreibwarengeschäft nach Kalendern, aber man sagte mir, sie würden sie nur an Kunden verschenken. Ich bestand darauf, den Kalender zu bezahlen, aber sie weigerten sich. Deshalb kaufte ich etwas und nahm ihn mit.

Aber ich hatte immer noch ein ungutes Gefühl. Deshalb beschloss ich, beim nächsten Mal unbedingt dafür zu bezahlen. Ich sagte, ich würde ihnen einen oder zwei Euro geben, die sie für einen Kaffee oder für wohltätige Zwecke verwenden könnten, oder ich würde sie in die Trinkgeldkasse stecken. Desweiteren erklärte ich, dass ich keine Dinge mitnehmen könne, ohne sie zu bezahlen. Sie akzeptierten es und so nahm ich den Kalender mit. Ich gab ihnen Flugblätter über Falun Dafa und erzählte ihnen, dass ich es praktiziere.

Manchmal erklärte ich auch, dass man Tugend gegen Verlust eintauscht, die meisten Leute verstanden es und sagten, es sei vernünftig.

Diese Probleme zu handhaben, war etwas kompliziert. Es ist schwierig, wenn man sich nicht an das hält, was in der Gesellschaft mehrheitlich akzeptiert wird.

Im nächsten Jahr kaufte ich einen Drucker und druckte den Kalender einfach aus, um diesen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen.

Schließlich hörte ich auf, Werbeflyer, wie sie in Briefkästen von Gebäuden gesteckt werden, von der Straße aufzuheben. Zuerst dachte ich, sie seien kostenlos und die Leute hätten sie weggeworfen, folglich würde ich etwas Gutes tun. Plötzlich wurde mir klar, dass dieses Verhalten falsch war, und ich hörte damit auf.

Das Zugticket

Einmal fuhren meine Schwester und ich mit dem Zug in ein Dorf. Ich musste eine Rückfahrkarte kaufen, aber es gab weder einen Fahrkartenschalter noch einen Automaten. Die örtlichen Geschäfte verkauften auch keine Fahrkarten. Meine Schwester kaufte ihre mit ihrem Handy, aber ich konnte es nicht. Ich sagte mir, dass ich eine im Zug kaufen würde. Nachdem wir eingestiegen waren, fand ich während der nur fünfzehnminütigen Fahrt jedoch kein Personal.

Ich fühlte mich nicht wohl und überlegte, was ich tun sollte, da ich ja für die Fahrkarte bezahlen musste.

In der Vergangenheit hätte ich der Bahngesellschaft die Schuld gegeben, weil sie mir keine Gelegenheit gegeben hatte, eine Fahrkarte zu kaufen. Nach dem Ende der Fahrt hätte ich auch nicht mehr weiter darüber nachgedacht. Jetzt aber war es anders.

Warum war es „unmöglich“, eine Fahrkarte zu kaufen? Warum gab es so viele Hindernisse? Es schien seltsam, dass es am Bahnhof keinen Fahrkartenautomaten gab. Dann kam mir der Gedanke, dass ich in der Vergangenheit viele Fahrkarten gekauft, aber nicht benutzt und auch keine Rückerstattung erhalten hatte. Es könnte eine Möglichkeit sein, meinen Verlust auszugleichen.

Auf jeden Fall war die Fahrt nicht bezahlt und mir war nicht wohl dabei. Als Praktizierender konnte ich es nicht einfach hinnehmen, auch wenn es sich nur um einen Euro und ein paar Cent handelte.

Als ich weiter darüber nachdachte, wurde mir klar, dass es auch eine Prüfung sein könnte. Am einfachsten und bequemsten wäre es gewesen, das Ganze zu vergessen. Ein normaler Mensch hätte das getan, aber für mich kam das nicht mehr in Frage. Ich konnte mit der Angelegenheit nicht so umgehen, wie ich es in der Vergangenheit getan hatte.

Außerdem erkannte ich meinen Hang zur Faulheit: Ich war nicht bereit, mich mehr als nötig anzustrengen. Schließlich fand ich eine Lösung: Eine Fahrkarte am anderen Bahnhof zu kaufen. Aber würden es die Leute am Fahrkartenschalter nicht komisch finden, wenn ich die Fahrkarte für die Rückfahrt in mein Dorf und die Fahrkarte für die vergangene Fahrt kaufen würde? Zwei Fahrkarten für denselben Tag, klang das nicht seltsam? Wenn ich erkläre, dass es eine Fahrkarte für die vorherige Fahrt war, würde das nicht noch seltsamer klingen?

Im Grunde war ich darauf bedacht, mein Gesicht zu wahren. Einerseits wollte ich nicht „seltsam“ wirken, andererseits es auch nicht richtig erklären.

Bei der Episode mit dem Fahrrad, über die der Meister im Zhuan Falun spricht, spendet der Praktizierende die Kosten für das Fahrrad an seine Arbeitseinheit.

Der Meister erklärt:

„Zum Glück hat es in seiner Firma viele Falun-Dafa-Schüler gegeben und die Geschäftsführung hat ihn auch verstanden“ (ebenda, S. 207)

Sollte ich mich nicht dem Mainstream entsprechend verhalten, würde das Mädchen an der Kasse vielleicht über meine „lächerliche Ehrlichkeit“ lachen. Aber aus Bequemlichkeit wollte ich ihr die Sache auch nicht ehrlich erklären.

Und ich hatte Recht. Das Mädchen fragte tatsächlich erstaunt: „Ist das nicht die zweite Fahrkarte, die Sie heute gekauft haben?“ Ich bejahte, sagte aber nichts dazu.

Danach fühlte ich mich wohl und war zufrieden mit der Lösung: Ich hatte den Fahrpreis bezahlt und dabei viele Schwierigkeiten überwunden und meine Anhaftungen gefunden.

Der ganze Prozess war zwar anstrengend, aber ich fand auch einige hartnäckige Anschauungen, wie zum Beispiel: „Da du damit durchgekommen bist, ist es nicht schlimm, wenn du nicht zahlst.“ Tatsächlich war es so: Ich hatte etwas getan, was die meisten Leute für übertrieben ehrlich betrachtet hätten.

Als ich später das Zhuan Falun las, bemerkte ich, dass ein winziger Teil einer Seite golden schimmerte. Ich spürte, dass Meister mir zustimmte, weil ich das Richtige getan hatte.

Als mir das gleiche nochmals passierte, kaufte ich das Ticket wieder im Anschluss an die Reise.

Für mich war es jedoch eine äußerst wichtige Erfahrung, auch wenn die Suche nach einer Lösung anstrengend, ermüdend und aufreibend war. Letztendlich konnte ich alles überwinden. Zudem ließ ich die Sorge los, etwas übertrieben Ehrliches oder Seltsames zu tun und mich am Urteil anderer zu messen.

Nach meinem Eindruck wurde bei dieser Prüfung mehr als eine Anschauung beseitigt. Inzwischen finde ich es nicht mehr zu schwierig, gegen ein von der Gesellschaft akzeptiertes Verhalten zu handeln. Auch glaube ich nicht mehr, dass ich übertrieben ehrlich bin. Ich fühle mich einfach wohler, wenn ich auf komplizierte Situationen stoße und versuche, sie entsprechend dem Fa zu lösen, ganz egal wie viel Mühe es erfordert.

Diese Erfahrungen basieren auf meinem derzeitigen Erkenntnisstand.