(Minghui.org)
Teil I
China ist aufgrund seiner langen und reichen spirituellen Geschichte als Shenzhou (göttliches Land) bekannt. Doch seit der Machtergreifung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) im Jahr 1949 hat sich vieles dramatisch verändert.
Während der berüchtigten Kulturrevolution wurden unzählige Tempel, taoistische Klöster, Kirchen und historische Stätten zerstört. Einige der verbliebenen Kulturdenkmäler wurden in den letzten Jahren zu Touristenattraktionen, um Profit zu erzielen. Diese Ereignisse führten dazu, dass sich die Bevölkerung immer weiter von den traditionellen Werten entfernte. Einst abgeschiedene Oasen und Orte stiller Kultivierung sind zu „Gelddruckmaschinen“ und politischen Instrumenten der Partei geworden. Im Internet und im Alltag wird der Begriff „Kultivierung“ zunehmend verhöhnt und missbraucht, wodurch die Heiligkeit der Kultivierung in Wirklichkeit entweiht wird.
Wir möchten Chinas Geschichte und sein Erbe neu entdecken und hoffen, dadurch neue Perspektiven für die Menschheit, unsere Gesellschaft und vieles mehr zu finden.
Die Legende von Zhang Guolao
Zhang Guolao, einer der acht Unsterblichen der chinesischen Geschichte, war dafür bekannt, rückwärts auf einem Esel zu reiten. Es gibt zahlreiche Legenden über ihn, darunter mehrere in zwei renommierten Geschichtsbüchern, dem Alten Buch der Tang und dem Neuen Buch der Tang.
Kaiserin Wu Zetian ließ Zhang einmal zu sich rufen. Mit Hilfe seiner übernatürlichen Fähigkeiten täuschte er jedoch dem Gesandten vor zu sterben. Es war Sommer, daher begann sein Körper schnell zu verwesen und zu stinken. Später sahen die Menschen ihn wieder, als Zhang in der Gegend von Hengzhou unterwegs war. Der Gouverneur von Hengzhou berichtete es dem Kaiser, worauf Kaiser Xuanzong von Tang ihn mehrmals zu sich einlud. Als Zhang eintraf, bat der Kaiser mehrere Wahrsager, ihm sein Schicksal zu offenbaren. Aber sie waren nicht in der Lage, es herauszufinden. Daraufhin ließ Kaiser Xuanzong einen Zauberer mit „geöffnetem Himmelsauge“ hinter einem Paravent Platz nehmen, um Zhang Guolao zu untersuchen. Doch auch der Zauberer konnte nichts sehen.
Zhang sagte, er sei in der Zeit von Kaiser Yao (um 2300 v. Chr.) geboren, was bedeutet, dass er etwa 3000 Jahre alt war. Um Zhang auf die Probe zu stellen, gab ihm der Kaiser ein giftiges Getränk zu trinken, das aus der Schmerzwurzel bestand. Zhang trank drei Becher davon und schlief ein. Als er aufwachte und in den Spiegel schaute, waren alle seine Zähne verfault und schwarz geworden. Zhang schlug sie mit einem Metallwerkzeug heraus, nahm dann etwas Medizin aus seinem Gewand und trug sie auf sein Zahnfleisch auf. Dann schlief er wieder ein. Als er wieder aufwachte, waren alle seine Zähne nachgewachsen, weiß und glänzend wie neu. Der Kaiser war beeindruckt und ehrte ihn mit einem Titel.
Zhang Guolao gab an, aus der Zeit Xi Huangs zu stammen und erörterte einige Prinzipien des Daoismus. Später kehrte er in die Berge zurück, und Kaiser Xuanzong ließ für ihn den Qixia-Tempel errichten. Der Ort, der damals „Kreis Puwu“ hieß, wurde später in „Kreis Pingshan“ umbenannt.
Das „Alte Buch der Tang“, das während der Zeit der Fünf Dynastien entstand, ist zeitlich näher an der Tang-Dynastie und schildert Ereignisse daher anschaulicher. Als jedoch das „Neue Buch der Tang“ in der Song-Dynastie verfasst wurde, war Ouyang Xiu, ein sehr gewissenhafter Mann, der Ansicht, dass konfuzianische Geschichtsschreibungen solche übernatürlichen Ereignisse nicht überbetonen sollten. Viele anschauliche und lebhafte Details aus dem „Alten Buch der Tang“ wurden entfernt, doch das Beispiel von Zhang Guolao war detailliert und glaubwürdig und wurde daher weitgehend beibehalten. Er fügte auch Zhang Guolaos Geburtsjahr hinzu: „Ich wurde im Jahr des Kaisers Yao, im Jahr des Yang geboren und bekleidete das Amt eines gewöhnlichen Dieners.“
Im offiziellen Werk, dem „Taiping Guangji“, das in der Song-Dynastie erstellt wurde, ist eine weitere Geschichte aufgezeichnet. Der Kaiser ging auf die Jagd, fing einen Hirsch und befahl seinem Koch, ihn zuzubereiten. Zhang hielt ihn davon ab und sagte: „Dies ist ein himmlischer Hirsch, der über 1.000 Jahre alt ist. Vor vielen Jahren, fünf Jahre nach dem Beginn der Herrschaft von Kaiser Wu der Han-Dynastie, war ich sein Begleiter. Kaiser Wu fing diesen Hirsch im Shanglin-Garten und ließ ihn dann wieder frei.“
„Es gibt hier so viele Hirsche und so viele Jahre sind vergangen. Woher weißt du, dass es derselbe Hirsch ist?“, fragte der Kaiser.
„Bevor Kaiser Wu den Hirsch freiließ, befestigte er eine Kupferplakette hinter seinem linken Horn als Markierung“, antwortete Zhang.
Der Kaiser befahl jemandem, den Hirsch zu untersuchen, und tatsächlich fand man eine zwei Zoll große Kupferplakette mit verblassten Schriftzeichen. Als der Kaiser fragte, wie viele Jahre das her sei, antwortete Zhang: „Das war das Jahr des Guihai, als Kaiser Wu mit dem Bau des Kunming-Teichs begann. Dieses Jahr ist das Jahr des Jiaxu, das heißt, es sind 852 Jahre vergangen.“
Als ein Historiker beauftragt wurde, dies zu überprüfen, stellte er fest, dass Zhang tatsächlich Recht hatte: Von 118 v. Chr. bis 734 n. Chr. waren es 852 Jahre. Der Kaiser war noch mehr erstaunt.
Die taoistische Tradition: Von der Han- bis zur Tang-Dynastie
Die Geschichte von Zhang war eine von vielen Legenden, in denen Kaiser den Taoismus ernst nahmen, eine Tradition, die bis zum Gelben Kaiser zurückverfolgt werden kann (wie in Teil 1 dieser Serie beschrieben).
Qin Shi Huang, der Begründer der Qin-Dynastie, war Chinas erster Kaiser. Er besuchte zahlreiche Orte, um göttliche Wesen zu verehren, darunter auch den Berg Tai. Außerdem sandte er Xu Fu nach Übersee, um nach dem Elixier der Unsterblichkeit zu suchen – eine Legende, die bis heute Bestand hat.
Kaiser Wu der Han-Dynastie, einer der größten Kaiser der Geschichte, erkannte den Konfuzianismus zur Staatsreligion an, aber er selbst hegte zeitlebens eine tiefe Verbundenheit zum Taoismus. Er war überzeugt, dass der Mensch durch Kultivierung zu seiner ursprünglichen Natur zurückfinden könne. Er besuchte ebenfalls acht Mal den Berg Tai, um göttliche Wesen zu verehren.
Historische Quellen berichten jedoch von keinerlei Begegnungen mit Menschen, die durch Kultivierung zur Erleuchtung gelangt wären. In einer Epoche, in der die drei großen Lehren erst im Entstehen begriffen waren, bildeten vielmehr die Verbreitung von Bildung und die Pflege moralischer Werte das Fundament des gesellschaftlichen Lebens. Möglicherweise war die Zeit noch nicht reif – und die entsprechende Gelegenheit hatte sich noch nicht ergeben.
Zu Beginn der Tang-Dynastie war Kaiser Taizong von Tang sehr aufgeschlossen und erkannte sowohl den Konfuzianismus als auch den Taoismus und den Buddhismus als gleichwertige Lehren an. „Was ich schätze, ist im Grunde genommen die Art und Weise der Kaiser Yao und Shun, zusammen mit der konfuzianischen Lehre aus der Zhou-Dynastie“, sagte er.
Er förderte auch den Taoismus und den Buddhismus. „Laozi hat ein gutes Beispiel gegeben, seine Lehre verkörpert Reinheit und Leere; Shakyamuni hat uns die Lehre über die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung hinterlassen“, erklärte er. „Ihre Wege der Erkenntnis unterscheiden sich; ihr Streben nach ihrem Wesen ist jedoch dasselbe.“
Nachdem der Mönch Xuanzang von seiner Pilgerreise aus dem Westen mit den buddhistischen Schriften zurückgekehrt war, schenkte Kaiser Tang Taizong ihm große Beachtung und er genoss hohes Ansehen. Der Kaiser beauftragte ihn, 75 der insgesamt 1.335 Bände zu übersetzen. Der Erfolg und Einfluss dieser drei Glaubenssysteme war beispiellos.
Während der Regierungszeit von Kaiser Xuanzong in der Tang-Dynastie erlebte der Taoismus eine erneute Blütezeit. Im Jahr 721 wurde Kaiser Xuanzong durch eine Ordinationszeremonie als erster Kaiser offiziell zum Taoisten geweiht. Im Jahr 722 ließ er im ganzen Land Tempel zur Verehrung von Laozi errichten. Außerdem gründete er eine Schule, die sich der Lehre des Taoismus widmete.
Einige Jahre später erließ der Kaiser ein Edikt, um ein Bildnis von Laozi zu schaffen, das im ganzen Land verbreitet werden sollte. Im Jahr 733 kommentierte der Kaiser persönlich das Tao Te King und nahm das Buch in die kaiserliche Prüfung auf. Im Jahr 741 eröffnete er weitere taoistische Schulen, um den Taoismus zu lehren.
All diese Bemühungen trugen dazu bei, dass die Menschen die Tradition der Kultivierungspraxis, insbesondere den Taoismus, besser verstehen lernten.
(Fortsetzung folgt)
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