(Minghui.org) Seien Sie gegrüßt, verehrter Meister! Seid gegrüßt, Mitpraktizierende!
Während der Shen-Yun-Saison im letzten Jahr hatte ich die Gelegenheit, Shen Yun zu unterstützen. Die Erfahrung gab mir Einblicke in die Kultivierung, die ich gerne mit euch teilen möchte.
Montpellier, Frankreich – Herbst 2024
Im November 2024 kontaktierte mich ein Praktizierender aus Frankreich und fragte, ob ich bei Shen Yun helfen könne. Er erzählte mir, dass in Montpellier der Ticketverkauf sehr schleppend laufe und sie deshalb beschlossen hätten, Flyer von Tür zu Tür zu verteilen. Da es in der Region nur wenige Praktizierende gebe, suche er Unterstützung aus anderen Ländern.
Zuerst dachte ich, es würde genügen, die Nachricht zu verbreiten, damit andere Praktizierende hingehen konnten, ich selbst wollte es nicht. Ich hatte einen anstrengenden Sommer mit der Tian Guo Marching Band verbracht und spürte, dass es Zeit für eine Pause war. Ich hatte beschlossen, erst im folgenden Frühjahr wieder zu reisen.
Doch der Praktizierende überredete mich zu kommen, da sie nicht genügend Helfer hatten. Ich kaufte mir zwar ein Flugticket, tat dies aber mit schlechter Laune. Am Tag vor meiner Abreise packte ich meinen Koffer, dabei fiel mir das Bügelbrett auf die Zehen. Es tat schrecklich weh – einer meiner Zehen war stark gequetscht und schwoll sofort an. Das Gehen war damit natürlich schmerzhaft und ich bezweifelte, dass ich in Montpellier überhaupt Flyer verteilen könnte. „Was soll die Reise nach Montpellier“, fragte ich mich, „wenn ich nicht laufen kann?“
Ich wusste natürlich, dass es kein Zufall war, die alten Mächte wollten unser Vorhaben sabotieren. Mir wurde klar, dass ich meine Einstellung ändern musste, deswegen sandte ich aufrichtige Gedanken aus, um diese Störungen zu beseitigen und meinen Entschluss zu stärken. Ich sagte mir: „Ich werde hinfliegen, die Flyer verteilen und laufen, als wäre nichts geschehen. Ich bleibe nicht zu Hause.“ Am nächsten Tag war meine Zehe nicht mehr geschwollen, obwohl ich noch etwas Schmerzen hatte, aber am Abend waren auch sie verschwunden.
Ich bin schwere körperliche Arbeit nicht gewohnt, daher war in Montpellier für mich die größte Herausforderung, ausdauernd dabei zu bleiben. Wir hatten dort einen sehr straffen Zeitplan. Jeden Tag standen wir um 5 Uhr morgens auf, machten die Übungen und lernten danach das Fa. Alle mussten um 8 Uhr morgens abfahrbereit sein und wir kamen erst um 18 Uhr zurück zur Unterkunft. Die ersten Tage musste ich Hunderte von Flyern tragen und täglich etwa 13 km laufen. Am Ende des Tages waren meine Beine extrem müde und ich war völlig erschöpft. Doch irgendwie fühlte ich mich nach den Übungen am nächsten Tag wieder voller Energie. Ohne die Kraft des Fa wäre das alles für mich unmöglich gewesen. Aber was ich tat, war nichts im Vergleich zu dem, was die anderen Praktizierenden leisteten. Ein Praktizierender legte täglich 18–20 km zurück. Ein anderer trug bei dem kaltem Wetter Flip-Flops, weil ihm die Füße in seinen Schuhen weh taten. Es schien, als könne uns nichts von unserer Mission abhalten.
Da ich wusste, dass ich mit vielen fremden Menschen in einer Wohnung leben würde, bereitete ich mich auf das Schlimmste vor. Doch entgegen meiner Erwartungen waren die Praktizierenden sehr freundlich und hilfsbereit. Der örtliche Praktizierende holte mich um Mitternacht vom Flughafen ab. Ein anderer Praktizierender schlief bereits, stand aber auf und half mir, das Bett zu machen. Ein weiterer kochte köstliches Essen für uns, damit wir gut genährt wurden. Wir kamen gut miteinander aus. Ihre Güte und Nachsicht berührten mich zutiefst. Ich schämte mich dafür, dass ich so viele Zweifel gehabt hatte; ich war voreingenommen gewesen, mein Herz zu klein gewesen. Die Wurzel dafür war Stolz, mein Ego.
Ich habe ein starkes familiäres Netz und einen kleinen Kreis enger Freunde, was mich zu dem Gedanken verleitete: „Ich brauche keine anderen Menschen.“ Ich hatte bestimmte Kriterien, die andere erfüllen mussten, um zu meinem Kreis zu gehören. Nur dann waren sie meiner Zeit und Energie würdig. Ist das bedingungslose Barmherzigkeit? Nein! Mir wurde klar, dass ich mein Herz öffnen musste, doch ich beschränkte mich durch meine eigenen Kriterien.
Bergen, Norwegen – Frühjahr 2025
Dieses Jahr kam mir die Idee, die Shen-Yun-Shows zu unterstützen und sie mir dabei auch anzusehen. Ich fragte andere Praktizierende aus Österreich und Frankreich, ob sie Hilfe bräuchten. Für Österreich war es jedoch zu spät und in Frankreich gab es bereits genügend Helfer. Ich dachte, ich sei wohl zu sehr auf die Sache fixiert, also verwarf ich die Idee und wartete ab, was der Meister für mich arrangieren würde. Später informierte mich ein Praktizierender, dass in Bergen, Norwegen, Hilfe benötigt würde. Ich kontaktierte die dortigen Praktizierenden und sie nahmen meine Hilfe an.
Mir wurde die Aufgabe zugeteilt, den Eingang für die Mitarbeiter zu bewachen. Es war langweiliger als erwartet. Am Eingang gab es eine Rezeption und natürlich wurden die Leute mit Namensschildern hereingelassen. Ich musste nichts weiter tun, als zu überprüfen, ob die Mitarbeiter ihre Namensschilder trugen, hatte also sieben bis acht Stunden lang so gut wie nichts zu tun und fühlte mich daher nutzlos. Meine Teammitglieder waren ältere Praktizierende. Ich hatte negative Gedanken wie: „Bin ich wirklich so alt, dass ich diesem Team zugeteilt wurde? Ich könnte bei anderen Aufgaben viel hilfreicher sein.“
Um mir die Zeit zu vertreiben, lernte ich das Fa. Als ich das einen ganzen Tag lang gemacht hatte, veränderte sich meine Wahrnehmung.
Der Meister sagte:
„Deshalb ist das, was du in deinem Leben machst, nicht aufgrund deiner Fähigkeiten arrangiert. Im Buddhismus spricht man vom Kreislauf der karmischen Vergeltung. Dein Leben ist aufgrund deines Karmas arrangiert worden. Ganz gleich wie tüchtig du auch sein magst, wenn du aber keine Tugend hast, hast du vielleicht nichts in deinem Leben. Du siehst zwar, dass er zu nichts taugt, aber er besitzt viel Tugend, darum kann er hohe Ämter bekleiden und reich werden. Ein gewöhnlicher Mensch blickt da nicht durch. Er glaubt immer, dass er das tun soll, was seinen Fähigkeiten entspricht.“ (Zhuan Falun, 2019, S. 354)
Ich begann, meine Aufgabe anzunehmen, und genoss sie schließlich, denn ich hatte die Möglichkeit, den ganzen Tag lang das Fa zu lernen, ohne mit jemandem interagieren zu müssen.
Am nächsten Tag begegnete ich einem interessanten älteren Ehepaar. Sie waren amerikanische Touristen und gerade in Norwegen auf Besuch. Als sie am Theater vorbeigingen, sahen sie die Shen-Yun-Werbung und gingen hinein, um sich nach Shen Yun zu erkundigen. Die Rezeptionistin konnte ihre Fragen nicht beantworten, also sprach ich mit ihnen. Danach beschlossen sie spontan, Karten für die Nachmittagsvorstellung zu kaufen.
Am dritten Tag, nachdem die Shen-Yun-Vorstellungen in Bergen zu Ende gegangen waren, besuchte ich die Innenstadt und traf dieses Paar wieder. Sie waren sehr dankbar, die Vorstellung gesehen zu haben, und sagten, sie sei wunderbar gewesen. Die Dame umarmte mich und dankte mir für meine Hilfe. Mir wurde klar, dass sie „meine“ Lebewesen sein könnten und dass die Fügung des Meisters immer die beste ist. Wäre ich nicht beauftragt worden, den Eingang zu bewachen, hätte ich das Paar nicht getroffen und ihnen die Vorstellung nicht empfohlen und sie wären vielleicht nicht gerettet worden. Diese Situation war wie „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“. Es hat mich nicht nur demütig gemacht, sondern auch dazu beigetragen, Lebewesen zu retten.
Bergen ist eine regnerische Stadt. Auf meinem Rückweg zum Hotel nach meiner Schicht sah ich Praktizierende, die den Shen-Yun-Bus im Regen und in der Kälte bewachten. Ich bewunderte von Herzen ihre Hingabe und ihren Fleiß. In meinen Augen sind sie stille Helden, die sich bescheiden opfern, ohne großen Applaus oder Anerkennung zu erwarten. Diese Erfahrung lehrte mich Demut.
Demut in der traditionellen Kultur
Mein Verständnis der traditionellen chinesischen Kultur ist, dass Demut eine der wichtigsten Tugenden für Frauen ist. Es gibt ein altes Sprichwort: „Alle Flüsse münden im Meer.“ Das Meer, tiefer gelegen als die Flüsse, nimmt demütig alle Wassermassen auf, egal wie groß oder klein sie sind. Diese Metapher verdeutlicht, dass, so wie die Weite des Meeres durch seine bescheidene Lage zustande kommt, auch das Herz eines Menschen sich durch Demut erweitern kann. Wer demütig ist, kann andere ohne Vorurteile annehmen und sich um sie kümmern. Er wird so zu einem Gefäß der Barmherzigkeit, das alle Wesen – ob tugendhaft oder fehlerhaft – umfasst. Ein demütiges Herz hält nicht an Stolz oder Ego fest. Indem man solche Anhaftungen loslässt, öffnet man sich der Welt und ist fähig, wahre Güte zu schenken.
Dies sind meine aktuellen Erkenntnisse. Bitte weist mich freundlich darauf hin, falls etwas nicht mit dem Fa übereinstimmt.
Vielen Dank, Meister. Vielen Dank, liebe Mitpraktizierende.
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