(Minghui.org) Meine Schwiegermutter ist vor einem Monat im Alter von 90 Jahren verstorben. Mit ihrem Tod fand unsere langjährige Fehde endlich ein Ende. Über 20 Jahre lang gab sie mir immer wieder Gelegenheit, meine Xinxing zu erhöhen. Jeder kleine Fortschritt war untrennbar mit der Führung durch den Meister und seinem barmherzigen Schutz verbunden. Es gab Zeiten der Verzweiflung, wenn ich die Prüfungen nicht bestehen konnte, aber auch Freude, wenn sich meine Xinxing erhöhte.

Wenn ich über meine Jahre der Kultivierung nachdenke, wird mir klar, dass jede Prüfung und jede Not einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen hat. Der Meister hat mich aus dem Abgrund herausgeholt und mich gereinigt. Er hat mir immer wieder Gelegenheiten zur Kultivierung gegeben.

Aufgestauter Groll

Mein Groll gegen meine Schwiegermutter saß tief. Bevor ich Falun Dafa praktizierte, fragte ich mich, ob ich jemals in der Lage sein würde, mit ihr in Ruhe zu reden. Wenn mir das gelänge, wäre meine Xinxing ziemlich hoch. Damals bereitete ich mich darauf vor, von zu Hause wegzugehen und in einen abgelegenen Bergtempel zu fliehen. Ich wollte nicht einmal einen Fuß in ihr Haus setzen. Allein ihre Stimme zu hören, ließ mein Herz rasen. Ich beschloss, in diesem Leben einen Weg zu finden, mich davon zu befreien. Ich hatte jedoch das Glück, auf Falun Dafa zu stoßen, und so begann mein gewundener Weg der Kultivierung.

Ich begann 1997 mit dem Praktizieren. Ich dachte, dass ich das Verständnis meiner Schwiegermutter erlangen würde, wenn ich nur aushielte und nachgäbe. Aber später wurde mir klar, dass die Kultivierung nicht so einfach ist. Jemand sagte einmal zu meiner Schwiegermutter: „Siehst du, sie kann es aushalten, seitdem sie Falun Dafa praktiziert.“ Aber meine Schwiegermutter meinte nur: „Das liegt daran, dass sie im Unrecht ist.“ Als sie hörte: „Diesmal hat sie dir nachgegeben“, erwiderte sie: „Weil sie Angst vor mir hat.“ Meine herrschsüchtige Schwiegermutter wollte nie zugeben, dass sie im Unrecht war.

Wenn es um meinen persönlichen Vorteil ging, diskutierte ich nicht mit anderen, deshalb nannte mich meine Schwiegermutter eine Närrin. Sie sagte oft zu den Leuten: „Meine Schwiegertochter ist eine Idiotin.“ Ich dachte, dass ich mich als Kultivierende kultivieren und lernen müsse, mich zu zügeln und den Groll, die Eifersucht und den Wunsch zu streiten zu beseitigen. Ich kann nicht sagen, dass es leicht war, denn es war wirklich schwer. Wenn ich verärgert war, konnte ich ihn nicht rauslassen, sondern musste ihn aushalten. Diese Zeit war sehr schmerzhaft für mich. Ich sagte mir dann: „Wenn ich ihr aus der Vergangenheit etwas schulde, muss ich es bedingungslos zurückzahlen.“

Im Jahr 2001 ging ich mit über 20 Praktizierenden aus meinem Dorf nach Peking, um Einspruch gegen die Verfolgung an Falun Dafa zu erheben. Aber wir wurden gefangen genommen und im Pekinger Gefängnis festgehalten. Mein Schwiegervater ging zum Haus eines Praktizierenden, der nicht nach Peking gegangen war, und schrie wütend: „Wenn sie zurückkommt, breche ich ihr die Beine!“ Er sprach sogar respektlos über den Meister. Nicht lange danach wurde bei ihm Lungenkrebs diagnostiziert.

Als er erfuhr, dass ich entlassen worden war und nach Hause zurückkehren würde, sagte mein Schwiegervater: „Lass sie zurückkommen. Es macht mir nichts aus. Ich bin sowieso schon krank.“ Vielleicht wusste er, dass er nicht mehr viel Zeit zum Leben hatte. Als ich nach Hause kam und sah, wie krank er war und kaum noch atmen konnte, war ich von Trauer überwältigt. Ich bat ihn, „Falun Dafa ist gut“ zu rezitieren. „Es ist zu spät“, antwortete er. Ich fragte ihn, ob ich ihm das Zhuan Falun vorlesen könne. Damit war er einverstanden. Aber nachdem ich nur ein paar Sätze gelesen hatte, wehrte er sich dagegen und rief: „Hör auf zu lesen! Was du da liest, regt mich zum Nachdenken an, aber ich habe keine Kraft mehr zum Denken.“ Einige Tage später starb er verzweifelt. Er hatte sich von den Lügen der Kommunistischen Partei Chinas täuschen lassen und zwischen Gut und Böse das Falsche gewählt und so sein kostbares Leben verloren.

Nicht lange nach seinem Tod hatte ich einen lebhaften Traum, in dem ich ihn wiedersah. Er drehte sich zu mir um und senkte seinen Kopf. Dann starrte er mich mit einem benommenen und schmerzerfüllten Ausdruck an und sagte: „Ich habe dir Unrecht getan!“ Ich war fassungslos. Ich verstand sofort, dass er meinte, er habe mir in Bezug auf Falun Dafa Unrecht getan. Aus tiefem Herzen entschuldigte er sich bei Dafa und bei mir. Aber es war zu spät.

Unter Tränen aushalten 

Nach dem Tod meines Schwiegervaters ließ meine Schwiegermutter ihre ganze Wut an mir aus und machte mir das Leben unglaublich schwer. Eines Tages sagte sie zu mir, ich solle ihrer Tochter Speiseöl geben. Ein paar Tage später war es Mehl, dann Baumwolle, dann Land. Ich betrachtete mich als Kultivierende und ließ meine Anhaftungen an persönliche Interessen los. Obwohl ich verärgert war, ertrug ich es unter Tränen und tat alles, was sie verlangte, ohne mich zu beschweren.

Über zehn Jahre lang tat ich bei jedem Familienkonflikt mein Bestes, um der Lehre des Meisters zu folgen und bedingungslos nach innen zu schauen. Bei Konflikten arbeitete ich daran, Groll, Eifersucht und meinen sturen Kampfgeist zu beseitigen.

Jahrelang servierte ich meiner Schwiegermutter jeden Tag das Essen und räumte ihre Abfälle weg. Andere sahen das als hart an, aber für mich war es normal. Das ist die Verantwortung und Pflicht einer Schwiegertochter. Vor allem bin ich eine Kultivierende! Doch egal wie sehr ich mich bemühte, es gut zu machen, wurde ich im Gegenzug zu Unrecht beschuldigt und beschimpft. Es gab Zeiten, in denen ich gehen wollte, aber ich hatte ein starkes Verantwortungsgefühl – ich musste mich gut kultivieren, um das Fa zu bestätigen. Ganz gleich, wie schlecht sie mich behandelte, ich ermahnte mich, ihr nichts übelzunehmen. Ich musste aushalten, tolerant und freundlich sein.

Viele, die von meiner Situation wussten, waren entrüstet. Es gab Kommentare wie: „Sie tyrannisiert dich, weil sie denkt, dass du zu weich bist“, „Deine Schwiegermutter wird nicht sterben; du wirst dein ganzes Leben mit ihr zu tun haben“, „Deine Schwester würde sich so etwas nicht gefallen lassen“. Ein Praktizierender sagte: „Wer weiß, wie viel du ihr in einem früheren Leben geschuldet hast? Es hat all die Jahre mit ihr gedauert und es ist immer noch nicht abbezahlt.“ Ich hatte das Gefühl, dass ich die Anforderungen des Meisters noch nicht ganz erfüllt hatte, um mich weiter zu kultivieren.

Ich begriff, dass ich ohne die Kultivierung bestimmt nicht all diese Schwierigkeiten durchgemacht hätte. Diese Familie wäre schon längst auseinandergebrochen. Ich dachte an die Geschichte im Zhuan Falun, wo Han Xin gedemütigt wird, weil er zwischen den Beinen eines Mannes hindurchkriechen muss. Im Vergleich dazu war das, was ich durchmachte, nichts.

Den Groll loslassen

In dem Monat vor dem Tod meiner Schwiegermutter schien sie wie besessen zu sein – sie schrie und brüllte ständig, Tag und Nacht. Ich war körperlich und geistig erschöpft. Das brachte mich an meine Grenzen. Mehrere Nächte lang wurde ich von ihrem Geschrei geweckt. Ihr Geschrei war so laut, dass ich nicht schlafen konnte, und so stand ich auf, um die Übungen zu machen. Ihre Töchter versuchten zu helfen, blieben aber nur ein paar Tage und verließen sie dann.

Meine Schwiegermutter wurde psychisch instabil. Manchmal war sie bei klarem Verstand, ein anderes Mal verwirrt. Einmal beschuldigte sie mich, ihre Kleider gestohlen und jemand anderem gegeben zu haben, ein anderes Mal behauptete sie, sie hätte mir Geld gegeben und ich hätte es weggegeben. Sie aß und sagte dann, sie hätte nicht gegessen; urinierte und sagte dann, sie habe nicht uriniert, und bestand darauf, immer wieder auf die Toilette zu gehen, manchmal vier- oder fünfmal hintereinander. Wenn ich dem nicht nachkam, schrie und fluchte sie. Sie schimpfte auch mit ihren Töchtern, so dass diese sich entschuldigten und sich weigerten, mir zu helfen.

Ich dachte: „Dieses Mal müssen ihre Töchter sich um sie kümmern. Ich habe meine Grenze erreicht. Wenn sie nicht kommen wollen, dann sollen sie wenigstens jemanden bezahlen, der ihnen hilft. Wenn sie nicht helfen oder zahlen, muss ich sie verklagen.“

Bei näherem Nachdenken überlegte ich es mir dann aber anders: „Der Meister möchte, dass wir Lebewesen erretten und freundlich zu anderen sind; dass wir in jeder Situation zuerst an andere denken. Wenn ich sie um Geld bitte, obwohl ich weiß, dass sie das Geld wie Luft zum Atmen brauchen, werden sie mich dann nicht hassen? Wenn sie Groll gegen mich entwickeln, wie kann ich sie dann erretten? Werde ich sie dann nicht noch weiter wegschieben? Das kann ich nicht tun. Auf gar keinen Fall!“

Ich beschloss also, es sein zu lassen, und war entschlossen, allein zu leiden. 

Ich dachte an die Worte des Meisters:

„Bitternis ertragen für Freude halten.“ 

(Das Herz leiden lassen, 17.12.1976, in: Hong Yin I)

Ich war diesen harten Weg bereits seit über zehn Jahren gegangen. Meine Schwiegermutter war zu dieser Zeit bereits 90 Jahre alt. Ganz gleich, wie lange sie noch leben würde, ich würde sie weiter pflegen, ohne mich zu beschweren.

Als ich diesen Gedanken hatte, fühlte ich eine Leichtigkeit, Freude und Erleichterung, wie ich sie nie zuvor erlebt hatte. Von da an ließ ich den Groll, den Drang zu kämpfen und das Streben nach persönlichem Gewinn gegenüber ihren Töchtern vollkommen los. Im Laufe der Jahre der Kultivierung erlebte ich immer wieder das Wunder und die Heiligkeit des Loslassens von Anhaftungen und der Kultivierung eines selbstlosen Herzens.

Nachdem ich wirklich den Gedanken entwickelt hatte, mich am nächsten Tag um sie zu kümmern, begann meine Schwiegermutter tief zu schlafen und wachte nicht mehr so leicht auf. Wenn es Essenszeit war, musste ich sie wecken. Rückblickend erkannte ich, dass all die Schwierigkeiten, die ich durchgemacht hatte, durch die karmischen Schulden aus meinen vielen Leben verursacht worden waren. Der Meister benutzte diese, um mich zu mäßigen, zu prüfen und mir schließlich zum Erfolg bei der Kultivierung zu verhelfen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie viel Mühe der Meister für mich aufgewendet hat – für mich, die ich nicht den Erwartungen des Dafa entsprochen habe. Ich danke Ihnen, Meister, für Ihre Barmherzigkeit.