(Minghui.org)

Verehrter Meister, Liebe Mitpraktizierende!

Ich habe in der letzten Zeit erkannt, dass das Herz der Beschwerde eine besonders hinterlistige Anhaftung ist. Ein Grund dafür ist, dass diese Anhaftung versucht, falsche Eindrücke zu vermitteln, so dass es den Anschein hat, die eigenen Beschwerden seien gerechtfertigt. Sie versucht das wahre Selbst zu überdecken, indem sie Gedanken widergespiegelt wie: „Ja, diese Situation ist wirklich schwierig“, „Ja, das ist wirklich mühsam“, „Der andere kann mich wirklich nicht verstehen“ und so weiter. 

Mein Verständnis war: Wenn etwas schwierig ist, soll man es als Kultivierender ertragen. Aber dieser Ansatz allein beseitigte das Herz der Beschwerde nicht an der Wurzel und führte dazu, dass ich dann oft doch nicht gut durchhalten konnte. 

Beim Verkauf von Abonnements für Shen Yun Creations 

Ein Beispiel: Auch dieses Jahr unterstützte ich die Shen-Yun-Aufführungen ehrenamtlich in unserem Land vor Ort. Meine Aufgabe bestand darin, den Verkauf von Abos für Shen Yun Zuo Pin Creations im Theater zu koordinieren.

Wenige Monate zuvor brachte ich mein erstes Kind zur Welt. Daher reiste ich diesmal mit meinem Mann, der nicht praktiziert, und meinem sechs Monate alten Sohn für mehrere Tage zum Veranstaltungsort. Dies brachte im Vergleich zu den Vorjahren eine Reihe neuer Herausforderungen mit sich wie monatelanger Schlafmangel; wenig Zeit, die Übungen zu machen und hohe Hotelkosten. Anstatt wie in den Jahren zuvor in den Verkaufspausen das Fa zu lernen oder die Show anschauen zu können, eilte ich diesmal zwischen Theater und Hotel hin und her, um mein Kind zu stillen und meinen Mann zu entlasten, der während den Verkaufszeiten auf unseren Sohn aufpasste. Das Hin-und Her wurde durch die falschen Bombendrohungen an das Theater, die durch die KPCh orchestriert waren, und die dadurch verstärkten Sicherheitskontrollen erschwert. Zudem konnten zwei erfahrene Praktizierende, die mit dem Verkauf und den Abläufen gut vertraut waren, aufgrund einer unerwarteten Störung nicht kommen. Somit waren wir anstatt der eingeplanten Praktizierenden für das Verkaufsteam unerwartet nur noch zu viert, was eine Umorganisation erforderte und zusätzliche Aufgaben nach sich zog.

Bei Shen Yun zu helfen, ist eine große Ehre und ich weiß, dass es auch immer unserer Kultivierung dient. Ich war dankbar, dass ich trotz der neuen Lebensumstände dabei sein konnte. Mein Kind hatte keine großen Probleme mit dem Ortswechsel und mein Mann hatte von seiner Arbeit frei genommen, damit ich im Theater mithelfen konnte. Der Meister hatte alles für mich arrangiert. 

Am ersten Showtag war mein Hauptbewusstsein klar und ich sagte mir, dass mich keine Anstrengung davon abbringen würde, meine Aufgabe zu erfüllen. Die Lebewesen erwarteten sehnsüchtig ihre Errettung durch Shen Yun. Diejenigen, für die es vorherbestimmt war, sich ein Abonnement für Shen Yun Creations zu kaufen und so einen Teil von Shen Yun nach Hause mitzunehmen oder es mit weiteren Menschen zu teilen, verließen sich auf uns. Am ersten Tag lief der Verkauf sehr gut und ich wusste, dass es der Meister war, der mich ermutigte. 

Aber in den nächsten Tagen, vor allem als zwei Shows an einem Tag stattfanden, wurde es für mich immer schwieriger diesen Zustand aufrecht zu erhalten. Als ich wieder einmal ohne Pause und ohne Zeit zu essen zwischen Hotel und Theater hin-und her eilte, war das Herz der Beschwerde schon groß geworden. Anstatt die Gelegenheit zu schätzen und es noch besser machen zu wollen, dachte ich nur noch daran, irgendwie durchzukommen. Je schwächer meine aufrichtigen Gedanken wurden, desto mehr kontrollierte mich die Beschwerde: „Ja das ist wirklich anstrengend“ oder „Wie kann es sein, dass Praktizierende nicht wie vereinbart gekommen sind“ oder „Jetzt muss ich schon wieder durch die Theater Security Kontrolle, obwohl die Zeit schon knapp ist und die Zuschauer gleich aus der Show kommen“ und so weiter.

Der Verkauf der Abos lief mit jedem Tag schlechter. Im Nachhinein ist mir klar, dass die Beschwerde in direktem Gegensatz zur Barmherzigkeit steht. Um unser Gelöbnis zu erfüllen und dem Meister bei der Errettung von Lebenwesen helfen zu können und – in diesem Fall einen erfolgreichen Aboverkauf zu schaffen – ist Barmherzigkeit aber eine unersetzliche Grundvoraussetzung. Auch wenn man an der Oberfläche die gleichen freundlichen Worte beim Verkauf benutzt, hilft es nichts. Es ist die Energie der Barmherzigkeit, die aus dem Fa kommt, die andere Menschen wirklich berührt. Genauso ist es auch bei jedem Projekt zur Erklärung der wahren Umstände und bei allen Begegnungen in unserem Alltag. 

Auch als die Shows vorbei waren, war das Element der Beschwerde etwas, mit dem ich immer wieder konfrontiert wurde. In mir selbst, in meiner Umgebung, in meiner Familie und sogar bei Mitpraktizierenden. Warum schienen alle unzufrieden zu sein und warum erschien alles so beschwerlich? Das war kein korrekter Zustand, deshalb musste das Problem bei mir liegen. 

Als ich nach innen schaute, verstand ich Folgendes: Ich hatte versucht, anstrengende und beschwerliche Situationen auszuhalten und mich durch die Schwierigkeit hindurchzukultivieren. Aber das beseitigte das Herz der Beschwerde nicht. In Wirklichkeit soll man das Herz der Beschwerde gar nicht haben, es ist nicht unser wahres Selbst. Je tiefer ich nach innen schaute, desto klarer erkannte ich die Beschwerde als besonders widerliche Substanz. Sie ist nicht nur eine Anhaftung, die aus dem Egoismus stammt und im direkten Gegensatz zu Barmherzigkeit steht, sondern Beschwerde zuzulassen, ist auch eine große Respektlosigkeit gegenüber dem Meister und Dafa. Die Anhaftung, sich zu beschweren will nicht aufgelöst werden, so spiegelt sie einem wider, dass sie gerechtfertigt ist und man denkt, es ist eine normale Reaktion auf eine Situation. Aber das ist sie in Wirklichkeit nicht und man darf sich nicht täuschen lassen.

Der Meister arrangiert mit größter Sorgfalt und größter Barmherzigkeit jeden einzelnen Kultivierungsweg und die Fa-Berichtigung als Gesamtes. Würde sich mein wahres Selbst anmaßen, irgendeinen Teil des Arrangements zu beurteilen und sich auch noch zu beschweren? Natürlich nicht. 

In dem Gedicht „Dich von den Fesseln befreien“ kommt folgende Passage vor:

„Lass niemals Groll entfaltenBewahre deine Güte“(Dich von den Fesseln befreien, Winter 2009, in: Hong Yin IV)

Der Meister sagt:

„Ein gütiger Mensch ist immer barmherzig. Ohne Beschwerde und Hass hält er die Leiden für Freude.“ (Ebenen der Gesinnung, 25.09.1996, in: Essentielles für weitere Fortschritte I)

Jedes Leiden, jede Situation, die mühsam erscheint, sollte mich eigentlich freuen. Aber warum konnte ich das in manchen Situationen so schlecht erkennen und gab der Beschwerde nach?

Ein Glückslos - vier Gewinne

Dann arrangierte der Meister für mich eine Situation, die mir zu einem Durchbruch verhalf. Wir fuhren zu meinem Schwiegervater zu Besuch. Es regnete in Strömen, mein Sohn quängelte und weinte fast die ganze Fahrt. Mein Mann hatte vergessen, einige Dinge für den Kleinen einzupacken, obwohl ich ihn mehrmals daran erinnert hatte, und meine Kleidung war in den ersten Minuten nach der Ankunft schon ruiniert. Mein Ersatzkleid hatte ich natürlich auch vergessen einzupacken. Meine Gedanken waren voller Beschwerde. Als wir zu einem Geschäft gingen, um die vergessenen Sachen für das Kind zu kaufen, kaufte mein Schwiegervater dort für sich ein Glückslos. Er erzählte mir, dass er das nicht oft kaufen würde, nur wenn es die Chance auf einen großen Gewinn gäbe. 

Er gewann nicht. Aber ich gewann eine Erkenntnis. Jede Situation, die beschwerlich erscheint, ist in Wirklichkeit genauso wie ein Glückslos. Aber mit dem Unterschied, dass immer vier große Gewinne darin sind, solange ich dem Fa folgen kann. 

In der Fa-Erklärung in Sydney 1996, sagt der Meister:

„Wenn du Leiden erträgst, bekommst du als Kultivierender auf einen Schlag vier. Im Scherz gesagt, wo sonst kannst du solche Vorteile finden?“(Fa-Erklärung in Sydney, 1996

In dem Moment erkannte ich die Beschwerde deutlich als Anhaftung und nichts, was zu mir gehörte. Diese Anhaftung wollte natürlich nicht geschwächt und aufgelöst werden und versuchte immer, mir falsche Eindrücke zu vermitteln und mich daran zu hindern, mich zu erhöhen. Im Scherz gesagt, sie wollte mein Glückslos zu einem „Leider kein Gewinn“ machen. Ich sagte in Gedanken: Jetzt erkenne ich dich und sehe, was du machen willst, aber ab jetzt werde ich das Glückslos mit den vier Gewinnen immer annehmen.

Ich fühlte mich plötzlich ganz leicht und sah die Situation sofort anders. Anstelle der Beschwerde, entstand Verständnis für andere. Es gab nicht mehr das Bedürfnis, darüber zu schimpfen, sondern mein Bestes zu geben und den Tag, der nicht so gut begonnen hatte, für meine Familie und Umgebung besser zu machen. Sobald die Beschwerde weg war, war wie selbstverständlich wieder Platz für Barmherzigkeit und auch mein kleiner Sohn war wieder bestens gelaunt. Die Situation war in Wirklichkeit überhaupt nicht schwer und ich schämte mich sehr, dass ich es nicht eher erkennen konnte.

Wenn jetzt vermeintlich anstrengende oder unangenehme Situationen auftauchen, ist mein erster Gedanke nicht mehr: „Das ist schwer, aber ich muss es ertragen.“ Stattdessen erkenne ich sie immer öfter, als das, was sie wirklich sind: wertvolle Gelegenheiten wie Glückslose, die der Meister mir gibt –mit vier Gewinnen, die mit allem Gold der Welt nicht aufgewogen werden können. 

Ich verstehe dadurch diesen Abschnitt im Zhuan Falun noch deutlicher: 

„Der Kultivierungsweg ist an sich nicht schwierig. Die Ebene zu erhöhen, ist an sich auch nicht schwierig. Nur weil er die menschlichen Gesinnungen nicht loslassen kann, sagt er, das sei schwierig.“ (Zhuan Falun, 2019, S. 480)

Vielen Dank, verehrter Meister! Vielen Dank, Mitpraktizierende!