(Minghui.org)
Dramen voller Intrigen und Machtkämpfe, die in den kaiserlichen Palästen der Qing-Dynastie spielen, zählten vor einigen Jahren zu den beliebtesten Fernsehserien in China. Die erfolgreichsten Ableger des Genres wie Die Kaiserinnen im Palast [auch Die Legende von Zhen Huan] und Die Geschichte des Palastes Yanxi erreichten ein so breites Publikum, dass sie auch in Südostasien, Taiwan und Japan ausgestrahlt wurden. Diese Serien trugen dazu bei, Stereotypen zu verfestigen, wonach das Palastleben von unerbittlichen Intrigen und ständigen gewalttätigen Machtkämpfen geprägt war.
Machtkämpfe gehörten durchaus zu der Realität des Palastlebens, so wie Gutes und Böses, Loyalität und Verrat seit jeher nebeneinander existiert haben. In manchen Zeiten gewann das Böse die Oberhand und stürzte das Land in dunkle Zeiten. Das änderte aber nichts daran, dass die Menschen im alten China der festen Überzeugung waren, dass der Himmel alles sieht, über alle Wege bestimmt und Abweichungen vom himmlischen Weg keine dauerhafte Zukunft haben. So führte die Besessenheit König Jies von seiner Konkubine Mo Xi zum Untergang der Xia-Dynastie. Ähnlich erging es auch König Di Xin von der Shang-Dynastie, der unter dem Bann seiner Konkubine Daji korrumpiert wurde, was zu seinem Sturz und der Selbstverbrennung in seinem Palast führte.
In dem gewöhnlichen Palastleben ehrte der kaiserliche Hof den Himmel und folgte einer bestimmten Etikette. Von der Kaiserin wurde die Verkörperung der Ideale und Qualitäten einer traditionellen Frau erwartet – Liebenswürdigkeit, Freundlichkeit und Tugend. Sie hatte eine Schlüsselrolle in wichtigen Zeremonien inne und leitete Rituale in der Seidenraupenzucht, wie dem feierlichen Pflücken der Maulbeerblätter im Frühling. Die Rituale in der Seidenraupenzucht sollten die Wichtigkeit und Bedeutung der Frau in einer Agrargesellschaft hervorheben, in der die Männer pflügen und die Frauen weben.
Eine Kaiserin sollte den anderen Frauen und Konkubinen ein Vorbild an Tugendhaftigkeit und Freundlichkeit sein und als „Mutter der Etikette“ das ganze Land anleiten. Zu den bekannten tugendhaften Kaiserinnen der chinesischen Geschichte zählen beispielsweise Kaiserin Xiaozhuang aus der Qing-Dynastie, Gemahlin von Kaiser Taizong [Huang Taiji]; Kaiserin Xiao Chuo aus der Liao-Dynastie, Gemahlin von Kaiser Jingzong; Kaiserin Dou Yifang aus der Han-Dynastie, Gemahlin von Kaiser Wen; Kaiserin Liu [Huanghou] aus der Song-Dynastie, Gemahlin von Kaiser Zhenzong; Kaiserin Yin Lihua aus der Han-Dynastie, Gemahlin von Kaiser Guangwu; Kaiserin Zhangsun aus der Tang-Dynastie, Gemahlin von Kaiser Taizong [Li Shimin] und Kaiserin Ma Xiuying aus der Ming-Dynastie, Gemahlin von Kaiser Taizu [Zhu Yuanzhang].
In der Qing-Dynastie zählte der Respekt gegenüber den Eltern zu den wichtigsten Tugenden. War der Kaiser damit beschäftigt, seinen Staatspflichten nachzukommen, stand die Kaiserin ihrer [verwitweten] Schwiegermutter zu Diensten und leistete ihr Gesellschaft. Es gehörte zum normalen Tagesablauf, dass die Kaiserin die anderen Gemahlinnen und Konkubinen zu Sonnenauf- und Sonnenuntergang anleitete, der Kaiserinmutter ihre Aufwartung zu machen. Wenn die verwitwete Kaiserinmutter Chongqing des Kaisers Qianlong den Alten Sommerpalast [Yu Yuan in Peking] besuchte, residierte sie gewöhnlich im Neuen Sommerpalast. Kaiserin Xiaoxian setzte hier einen Maßstab an Fürsorge für die Älteren, indem sie der Kaiserinmutter Gesellschaft leistete und sie persönlich umsorgte.
Von solcher Etikette ist in den eingangs erwähnten chinesischen Fernsehserien nichts zu sehen. Stattdessen sind die Palastgeschichten im Fernsehen erfüllt von Hass, wobei die Gemahlinnen und Konkubinen ständig gegeneinander intrigieren, mit dem Ziel, Kaiserin zu werden und die alleinige Gewinnerin zu sein.
Es gibt Szenen in den Serien, in denen höherrangige Konkubinen niederrangigere exekutieren. Diese Darstellungen sind reine Fiktion, denn nur der Kaiser besaß die Autorität, über Strafen gegen Konkubinen und selbst Mägde zu befinden.
In dem Buch Qing Shigao ist ein solcher Vorfall unter Kaiser Qianlong festgehalten, bei dem er eine Konkubine für den Totschlag einer Magd bestrafte. Der Kaiser war bereits über sechzig, als er mit einer jungen Konkubine namens Dun, die er sehr schätzte, ein Kind bekam. Es war seine jüngste Tochter Hexiao, der er später den Titel einer Prinzessin erster Rangstufe verlieh. Aber die Gunst des Kaisers verleitete die Konkubine Dun zu Arroganz. Eines Tages prügelte sie wegen eines trivialen Grundes eine Magd, die an den Folgen starb. Erzürnt von dieser Nachricht schrieb der Kaiser ein langes Edikt, indem er darlegte, wie der Vorfall zu handhaben sei. Darin erklärte er: „Niemals hat es das gegeben, dass eine Konkubine eine Magd totgeschlagen hat. Duns Fall muss daher eine strenge Bestrafung nach sich ziehen, um Gerechtigkeit, sowohl gegenüber dem Gesetz als auch dem Gewissen, herzustellen.“
Der Kaiser schrieb weiter, dass er Eunuchen oder Mägde, die ihn erzürnten, mit 20 Stockschlägen und selbst in den schlimmsten Fällen mit nicht mehr als 40 Stockschlägen bestrafen würde. Er erachtete Duns Verbrechen als so schwerwiegend, dass er ihr ihren Rang absprechen wollte. Aber da ihr Kind noch klein war, degradierte er sie nur. Die in dem Vorfall involvierten Eunuchen wurden entlassen und mit einer Strafe in Höhe von zwei Jahresgehältern belegt. Zudem entschädigte der Kaiser die Familie der Magd mit 100 Tael Silber. Aus der Geschichte geht deutlich hervor, dass in der ganzen Qing-Dynastie bis zur Herrschaft von Kaiser Qianlong niemals im Palast eine Magd getötet worden war. Im Gegenteil, der Wert des Lebens wurde hochgeschätzt.
Die Serie Die Kaiserinnen im Palast zeigt völlig abwegige Handlungsstränge, in denen Konkubinen Affären mit kaiserlichen Ärzten beginnen. In der Realität wäre es unmöglich gewesen, dass so etwas geschieht. Zur Zeit der Qing-Dynastie, in der die Serie spielt, gab es strikte Protokolle für den Fall, dass ein Arzt eine Patientin im Inneren Palast, dem Bereich, der von kaiserlichen Gemahlinnen und Konkubinen bewohnt wurde, aufsuchen musste. Der kaiserliche Arzt wurde von mindestens zwei weiteren kaiserlichen Ärzten begleitet, sowie von einem Eunuchen der kaiserlichen Apotheke, wodurch sichergestellt wurde, dass private Momente nicht möglich waren. Zudem war es den Ärzten verboten, die Patientinnen zu berühren, selbst während einer Pulsdiagnose. Es gibt Erzählungen, wonach kaiserliche Ärzte den Puls über einen Faden, der um das Handgelenk der Patientin geschlungen war, abnahmen. In den meisten Fällen legten kaiserliche Ärzte einfach ein Tuch über das Handgelenk, bevor sie den Puls der Patientin abnahmen. Die beiden begleitenden kaiserlichen Ärzte nahmen gleichfalls den Puls ab, um Fehler auszuschließen.
Einige Zuschauer mit gewissen Kenntnissen über die traditionelle chinesische Kultur befanden: „Diese Fernseh-Dramaserien über das Palastleben verdrehen die chinesische Geschichte in einem solchen Ausmaß, dass sie die Zuschauer regelrecht verblöden.“
In Chinas offiziellen Geschichtsbüchern hat die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) Tugenden wie Freundlichkeit, Güte, Respekt, Genügsamkeit und Bescheidenheit – alles Werte, die in der chinesischen Geschichte traditionell hochgehalten wurden – gestrichen und durch Attribute ersetzt wie Geiz, Gewalt, Arroganz, Verschwendungssucht und Kampfgeist. Im Ergebnis wachsen die Menschen in einer Umgebung auf, die sie glauben lässt, dass ihre Vorfahren eben diese negativen Attribute verkörperten. Außerdem wird die chinesische Geschichte in den Büchern so gut wie nie strukturiert und ganzheitlich dargestellt. Stattdessen wird die jüngere Geschichte des Marxismus, Leninismus und der modernen Kultur beworben. Diese geschichtliche Verzerrung hat die Chinesen von ihrer eigentlichen Kultur und ihren traditionellen Werten entfremdet.
Im ganzen Verlauf der fünftausend Jahre währenden chinesischen Zivilisation dienten die Etikette und die Musik dazu, den Geist und die Tugend zu kultivieren, zu seinem eigentlichen Selbst zu finden und sich auf eine höhere geistige Ebene zu heben. Nun, da diese wunderbare Tradition in China erneut gelehrt wird, wäre es sehr schade, wenn man sich diese Chance entgehen ließe.
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