(Minghui.org) Ich bin ein Falun-Dafa-Praktizierender und lebe in Missouri. Vor zwei Jahren bin ich in die USA gekommen. Wie zahlreiche andere Praktizierende in China erlebte ich die Verfolgung, die am 20. Juli 1999 begann: Ich wurde verhaftet, in Zwangsarbeitslager gesperrt und musste hilflos zusehen, wie mein Vater infolge von Misshandlungen verstarb. Durch eine glückliche Fügung des Schicksals konnte ich mit meiner Familie in die USA ziehen. Das bedeutete in vielerlei Hinsicht einen Neuanfang – ich lernte, in einem neuen Land zu leben und mit neuen Methoden den Menschen die wahren Umstände zu erklären.

Heute möchte ich über meine Kultivierungserfahrungen in den vergangenen Jahren berichten. Ich hoffe, dass sie hilfreich sind, und freue mich über konstruktive Rückmeldungen.

Die Anhaftung an Leben und Tod loslassen

Kultivierung ist ein kontinuierlicher Prozess, bei dem man ständig mit Prüfungen konfrontiert wird. Seit dem 20. Juli 1999 war ich hinsichtlich der Fa-Bestätigung und der Erklärung der wahren Begebenheiten immer wieder gefordert, Hindernisse zu überwinden. Bei einigen handelte es sich um Pässe auf Leben und Tod. Ich werde nie vergessen, wie ich zum ersten Mal vor einer solchen Prüfung stand.

Mein Vater war in Peking inhaftiert worden, weil er sich für Falun Dafa eingesetzt hatte. Knapp zwei Wochen nach seiner Freilassung traten bei ihm schwere Krankheitssymptome auf, er fiel ins Koma und wachte nicht mehr auf. Als ich an seinem Bett stand, stellte ich mir eine tiefgründige Frage: „Wenn das Dafa seine Jünger schützt – wie kann dann so etwas passieren?“ Die bisherigen Jahre in meiner Kultivierung waren voller Segen gewesen. Mein Vater, einst unheilbar krank, hatte sich durch das Praktizieren erholt. Wie konnte sein Leben nun so enden? Einen Moment lang zweifelte ich sogar, ob das Fa tatsächlich existierte, und fragte mich: „Warum kultiviere ich mich?“ Die Antwort lautete: Um die Vollendung zu erreichen. Und zu welchem Zweck? Um die Lebewesen in meiner eigenen Welt zu schützen. Aber wenn man nicht sehen kann, woher weiß man dann, dass dies alles real ist? Andererseits, wenn Kultivierung nur eine Farce wäre – wenn Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht nicht existieren würden – dann hätten Leben und Tod keine Bedeutung. Zwar konnte ich mit bloßen Augen keine göttlichen Wesen sehen, aber ich glaubte an ihre Existenz und wusste, dass der Meister an meiner Seite war.

In diesem Moment spürte ich, wie meine innere Welt erschüttert wurde und in meinem Herzen ein unbeschreiblich heiliger Zustand erwachte. Dieser neu erschaffene Glaube legte ein solides Fundament für meine zukünftige Kultivierung. Ganz gleich, ob es sich um große oder kleine Prüfungen handelte, die ich nicht tadellos bestanden hatte, fühlte ich mich dennoch unterstützt.

Als ich später auf den Platz des Himmlischen Friedens ging, um für Falun Dafa einzustehen, war die Angst zwar oberflächlich noch da, aber von einer unerklärlichen Kraft getrieben, rief ich fünfmal „Falun Dafa ist gut!“. Bei den ersten vier Malen rannten die Polizisten hin und her, konnten mich aber nicht finden. Beim fünften Mal entdeckten sie mich und schlugen mich kopfüber auf den Beton nieder. Seltsamerweise verspürte ich keinen Schmerz, wie von einer Narkose betäubt. Mir war klar, dass der Meister mich beschützte.

Nach innen schauen und kooperieren

Mit dem Umzug in die Vereinigten Staaten veränderte sich mein Umfeld und damit auch die Art und Weise des Praktizierens und der Aufklärungsarbeit. Ich stand nicht mehr vor Prüfungen auf Leben und Tod, sondern vor Herausforderungen wie: Bin ich in der Lage, aufrichtig mit anderen zu kooperieren und meine egozentrische Denkweise loszulassen?

Im Jahr meiner Ankunft in den USA fand in unserer Region zum ersten Mal eine Shen Yun-Aufführung statt. Es gab keine anderen Praktizierenden vor Ort. Als der Koordinator mich kontaktierte, beteiligte ich mich aktiv an der Promotion, verteilte Flyer und überwachte die Shen-Yun-Busse. Zunächst schien mir jedoch die Vorgehensweise des Koordinators zu übervorsichtig und nicht effizient.

So verteilte ich beispielsweise einmal Flyer in einer Wohngegend und ignorierte am Eingang das Schild „Werbung verboten“. Anschließend bat mich der Koordinator, die Flyer wieder einzusammeln. Mein erster Gedanke war: „Es ist doch bereits erledigt und es sind gute Materialien. Ich werde es einfach das nächste Mal sorgfältiger handhaben.“ Aber dann überlegte ich, ob ich nicht einfach nur eine Ausrede suchte, um nicht kooperieren zu müssen. Auch wenn mir seine Vorgehensweise zu übervorsichtig schien, hatte er sicherlich seine Gründe dafür. Nachdem ich meine Denkweise korrigierte hatte, stellte sich heraus, dass der Koordinator recht hatte: Einige Anwohner riefen im Theater an und beschwerten sich über die unerlaubten Flyer.

In diesen zwei Jahren wurden mir die Unterschiede zu unserem Leben in China bewusst. Manchmal mangelte es unter den Praktizierenden an Vertrauen. Es gab Beschwerden und einige neue Praktizierende schienen weniger aktiv zu sein. Als ich nach innen schaute, erkannte ich, dass ich sie an meinen eigenen, in China entwickelten Anschauungen maß. Kann es sein, dass in einer Gruppe immer vollkommene Harmonie herrscht?

Sollte ich als Kultivierender die Beziehungen unter den Mitpraktizierenden an meinen eigenen Maßstäben messen? Warum kamen mir diese Beschwerden zu Ohren? Gab es etwas, das es in meiner Kultivierung zu verbessern galt? Wirkten möglicherweise diejenigen, die weniger aktiv zu sein schienen, mehr im Hintergrund? Dieser Prozess deckte meine eigenen Lücken und menschlichen Anhaftungen auf, die ich noch nicht beseitigt hatte.

Menschliche Anschauungen ablegen, die Gesellschaft erreichen

Anfang Juli lud mich ein westlicher Praktizierender ein, an Aktivitäten in Washington, D.C. teilzunehmen. Anfangs zögerte ich aufgrund menschlicher Anschauungen. Ich hatte Sommerkurse belegt, mein Leben war instabil und mein Englisch schlecht. Außerdem vertrat ich die Meinung, dass ich nicht viel beitragen könne. Dann erfuhr ich, dass lediglich zwei Praktizierende in meiner Region nach Washington D.C. fuhren. Lag es daran, dass alle zu beschäftigt waren? Kultivierung hängt von einem selbst ab. Niemand zwang mich, nach Washington D.C. zu gehen. Aber war es in Ordnung, dass ich es ablehnte? Waren es nicht menschliche Anschauungen, die mich zurückhielten? Es handelte sich in der Tat um eine armselige Anschauung. Mein Ziel, dass mich nach Amerika geführt hatte, bestand nicht darin, das Leben eines gewöhnlichen Menschen zu führen. Ich erkannte, dass ich einen Schritt nach vorne machen musste.

Sobald ich die Entscheidung getroffen hatte, an der Veranstaltung in Washington D.C. teilzunehmen, änderte sich alles. Am darauffolgenden Tag antwortete nach mehreren Monaten Funkstille der Assistent meines Kongressabgeordneten mein Schreiben und erkundigte sich, ob ich ein wahlberechtigter Einwohner sei. Ich antwortete wahrheitsgemäß, dass ich ein internationaler Student sei, der seit zwei Jahren hier lebe, meine ganze Familie in China verfolgt und mein Vater zu Tode gefoltert worden sei. Zu meiner Überraschung war der Kongressabgeordnete bereit, sich daraufhin mit mir zu treffen.

Wir hielten uns zwei Tage in Washington, D.C. auf. Die meisten Treffen fanden mit Assistenten statt, da ein direktes Treffen mit Kongressabgeordneten sehr selten zustande kam. An dem Nachmittag, an dem ich meinen Kongressabgeordneten treffen sollte, sendete ich aufrichtige Gedanken aus, um alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Oberflächlich gesehen erbaten wir seine Unterstützung, doch in Wirklichkeit handelte es sich für ihn um eine Gelegenheit, sich für die Zukunft zu positionieren.

Als wir ankamen, war er gerade bei der Abstimmung. Doch sein Assistent bot an, uns direkt zu ihm vor den Sitzungssaal zu führen. Auf dem Weg dorthin krochen menschliche Anschauungen in mir hoch: „Was, wenn ich meine Punkte vergesse? Was, wenn ich mich nicht gut ausdrücke?“ Ich sandte erneut den aufrichtigen Gedanken aus: „Wir sind hier, um die Lebewesen zu erretten und verfügen über Weisheit.“ Ich dachte auch an die Praktizierenden, die infolge der Verfolgung ums Leben gekommen waren, und bat sie um ihre Unterstützung.

Als ich von meinem Vater und anderen Praktizierenden erzählte, die infolge der Verfolgung ihr Leben verloren hatten, übermannte mich eine tiefe Trauer und mir kamen beinahe die Tränen – etwas, das mir während des Schreibens oder Sprechens bisher noch nie passiert war. Der Kongressabgeordnete war zutiefst betroffen. Ein anderer Praktizierender legte ihm dann die Fakten über die transnationale Unterdrückung dar, sodass das Treffen seinen Zweck erfüllte.

Mir ist klargeworden, dass wir niemals zulassen dürfen, dass menschliche Anschauungen die Aufklärung über die wahren Umstände der Verfolgung behindern. In diesen zwei Tagen traf ich auf zahlreiche Praktizierende, die jedes Jahr nach Washington D.C. reisen, um die Aufklärungsarbeit zu erfüllen. Im Vergleich zu ihnen habe ich noch einiges zu verbessern. Es mag sein, dass die Assistenten der Kongressabgeordneten manchmal oberflächlich erscheinen, aber wir sollten uns nicht von der Haltung der gewöhnlichen Menschen beeinflussen lassen. Die Lebewesen treffen ihre Entscheidungen und wir sind hier, um sie zu erretten. Wir alle sollten der Gesellschaft proaktiv die wahren Umstände erklären. 

Einige Praktizierende scheinen müde zu sein. Liebe Mitpraktizierende, lasst uns beharrlich weitermachen! Jede aufrichtige Mühe lohnt sich. Diejenigen, die die Wahrheit verstanden haben, sind wie Samen, die gesät worden sind. Auch wenn wir ihre Keime nicht sehen können, werden sie eines Tages erblühen. Viele Kongressabgeordnete, die Falun Dafa unterstützen, tun dies aufgrund unserer vorherigen Bemühungen zur Aufklärung der wahren Umstände. Manchmal sind dazu auch mehrere Gespräche nötig.