Erlebnisse von Hubert Körper auf dem Platz des Himmischen Friedens
Mein Name ist Hubert Körper, ich bin 45 Jahre alt und wohne in Heidelberg.
Am 14. Februar 2002 ging ich mit anderen Falun Gong-Praktizierenden nach Peking auf den Platz des Himmlischen Friedens, um in friedlicher Weise an die chinesische Regierung zu appellieren, die Verfolgung von Falun Gong in China zu beenden, alle inhaftierten Falun Gong-Praktizierenden sofort frei zu lassen und die grundlegenden Menschenrechte des zu respektieren.
Schon auf dem Weg zum Platz des Himmlischen Friedens wurden die meisten von uns von der Polizei kontrolliert. Nachdem sie unsere Pässe oder unsere Taschen kontrolliert hatten, ließen Sie uns weiter gehen. Auf dem Platz des Himmlischen Friedens war ein ungewöhnlich großes Polizeiaufgebot festzustellen. Gegen 14:02 Uhr griff ich in meine Jacke und hielt ein Spruchband hoch mit der Aufschrift Freiheit für Falun Gong.
Während ich Falun Dafa hau ( Falun Dafa ist gut ) rief, wurde ich von zwei Polizisten überwältigt. Das Ganze dauerte nur wenige Sekunden. Einer der Polizisten nahm mich in den Würgegriff, der andere drückte meinen linken Arm im Polizeigriff nach oben. So schleppten sie mich zum nächsten Polizeiwagen. Sobald ich auch nur versuchte mich zu wehren, begannen sie noch härter zuzugreifen.
Am Polizeiauto versuchte man gerade einen meiner Freunde mit Füßen gewaltsam in das Auto hineinzutreten. Als wir schließlich beide auf der Rückbank des Fahrzeuges saßen, sah ich durch die linke, hintere offenstehende Autotür unsere Freundin Annett auf dem Boden liegen. Mehrere Polizisten versuchten sie mit Gewalt in das Fahrzeug zu drücken. Als schließlich auch sie im Fahrzeug war, wurden wir zur nahegelegenen Polizeistation gefahren.
Dort wurden wir zunächst unter strenger Bewachung im Flur arretiert. Die Polizisten versuchten uns einzeln in einen anderen Raum zu bringen. Da wir aus Sicherheitsgründen unbedingt als Gruppe zusammen bleiben wollten, ketteten wir uns mit den Armen aneinander. Die Polizisten versuchten uns gewaltsam zu trennen. Ein Polizist trat mir 3 - 4 mal in die linke Seite und in den unteren Rücken bis ich schließlich loslassen musste. Andere Praktizierende lagen auf dem Boden übereinander. Sie wollten die asiatisch aussehenden Falun Gong-Praktizierenden gegenüber der Polizei abschirmen und schützen. Die Polizisten versuchten immer wieder gewaltsam die Praktizierenden von einander zu trennen.
Schließlich wurden wir dann gruppenweise in einen Raum gebracht, dort wurden uns alle persönlichen Gegenstände abgenommen, wir wurden durchsucht und fotografiert. Anschließend mussten wir uns in dem Raum alle auf einer Seite hinstellen oder auf den Boden setzen, bis wir dann einzeln nach draußen geführt wurden und in einem bereitstehenden Bus abtransportiert wurden. Normalerweise saß immer ein Polizist neben einem Praktizierenden.
Am Zielort, ein Gebäude, des Staatssicherheitsdienstes, wurde ich ungefähr 1,5 Stunden lang von einer Zivilpolizistin verhört. Dazu war noch ein männlicher Polizist zu meiner Bewachung anwesend. Bei fast allen Fragen machte ich von meinem Recht der Aussageverweigerung Gebrauch. Immer wieder verlangte ich um ein persönliches Gespräch mit der deutschen Botschaft, das mir ständig verwehrt wurde. Zum Schluss sollte ich das Protokoll, das in chinesisch geschrieben war unterschreiben. Ich verweigerte meine Unterschrift.
Anschließend wurde ich in einen größeren Raum gebracht, in dem schon 20 oder 25 meiner Freunde auf dem Fußboden saßen, von ungefähr 15 Polizisten bewacht. Auch meine älteste Tochter Caroline war in dieser Gruppe; wo Stefanie, meine jüngere Tochter festgehalten wurde, wusste ich nicht. Kaum hatte ich mich auf den Boden gesetzt, sah ich, wie ein farbiger, amerikanischer Praktizierender aus mir unerklärlichen Gründen von einem Polizisten gegen den Kopf geschlagen wurde. Er wurde gewaltsam zur Tür geschoben und als Nigger beschimpft und erneut von hinten und vorne gegen den Kopf geschlagen.
Immer wieder kam es zu Übergriffen seitens der Polizei, die bestimmte Personen aus der Gruppe gewaltsam aus dem Raum zerrten und in einem Nebenraum oder im Flur brutal misshandelten. Als sie zurückgebracht wurden, waren die Spuren unübersehbar (blutende Lippen, Wunden im Gesicht ).
Wir verbrachten die ganze Nacht und den folgenden Vormittag in diesem Raum. Keiner von uns wusste, was sie mit uns vorhatten. Immer wieder fragte ich nach meiner Tochter Stefanie, aber man gab mir keine Auskunft. Erst kurz bevor wir zum Flughafen transportiert wurden, kam eine Polizistin zu mir und sagte, dass Stefanie in einem der Nebenräume untergebracht sei.
Auf der Fahrt zur schon bereitstehenden Lufthansamaschine waren dann meine beiden Töchter ebenfalls bei mir im Bus.
Folgende Gegenstände wurden mir nicht mehr zurückgegeben:( Stand 3.3.2002 )
1. Fotoapparat ( Rollei ) Wiederbeschaffungswert ca. 400 Euro
2. Fotoapparat (Pentax ) ca. 150 Euro
3. Fernglas ca. 120 Euro
4. Koffer ca. 70 Euro
5. Handyladegerät, Freisprechanlage ca. 50 Euro
6. Kleidung, Schuhe ca. 300 Euro
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Rubrik: Augenzeugenberichte