Taunus Z., 16.04.02: Scharfe Kritik an Chinas Regierung
Königstein. Als Zhao Ming, Anhänger der Falun-Gong-Bewegung, 1999 ein Bittgesuch bei der chinesischen Regierung in Peking einreicht, wird er verhaftet, sein Pass eingezogen. Die nächsten 22Monate verbringt der heute 31-Jährige in Arbeits- und Umerziehungslagern. Mit bemerkenswerter äußerer Ruhe, gleichwohl spürbarer innerer Panik, berichtete der Informatikstudent am Samstag anlässlich der IGFM-Tagung von täglicher Gehirnwäsche, Elektroschocks, tagelangem Schlafentzug und weiteren körperlichen und seelischen Grausamkeiten während seiner Haft. Erst am 12.März dieses Jahres lässt ihn die chinesische Justiz nach internationalen Appellen frei.
Mings Schicksal steht für zahlreiche weitere, im Kern jedoch gleichartige im Reich der Mitte. Über ihre genaue Zahl gibt es bestenfalls Schätzungen. Doch indem Ming und andere es schildern, verleihen sie dem abstrakten Begriff der Menschenrechtsverletzung ein Gesicht, lassen sie die Brutalität des Erlebten fassbar werden. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) hat sich seit ihrer Gründung vor 30 Jahren die Aufgabe gestellt, jede Missachtung oder Verletzung der Menschenrechte an die Öffentlichkeit zu bringen, Sprachrohr und helfende Hand zu sein für Inhaftierte und Gefolterte, erklärte Michael Wichmann, Vorsitzender der deutschen Sektion, bei der Jahreshauptversammlung im KTC. Im Vorfeld des Besuchs des chinesischen Staatspräsidenten Jiang Zemin in Deutschland habe seine Organisation an die Bundesregierung appelliert, die massiven Verletzungen der Menschrechte in China anzusprechen. Eine Reaktion sei darauf allerdings nicht erfolgt. Es scheint, als besäßen wirtschaftliche Interessen stärkeres Gewicht als die Einhaltung der Menschenrechte, kritisierte Wichmann vor dem Hintergrund der hohen Todesrate in chinesischen Gefängnissen.
Nach eigenen Angaben umfasst der 1972 unter anderem von dem Fernsehjournalisten Gerhard Löwenthal in Frankfurt gegründete Verein inzwischen mehr als 25 Sektionen mit rund 35000Mitgliedern. Mehrere Projekte würden derzeit vorbereitet, berichtete der geschäftsführende IGFM-Vorsitzende Karl Hafen. So veranstalte man Menschenrechtswettbewerbe, Seminare für Schüler und vergebe Stipendien. Außerdem planen wir eine Dekade gegen Sklaverei und Aktionen wie die gegen die jetzt abgewendete Steinigung einer jungen Frau in Nigeria. Was die Erfolgsaussichten betreffe, müsse man realistisch sein, betonte Hafen: Es ist leicht, Forderungen zu stellen. Am Ende müssen sie aber auch durchsetzbar sein.(bol)
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