SOS-Fahrradtour von Heidelberg nach Bonn: "Gemeinsam für die Freilassung von Xiong Wei" (Teil 1): Der Beginn einer anstrengenden, spontanen und schönen Fahrt
Die Ferien waren noch gar nicht angerückt, da fingen meine Schwester und ich schon an, zu überlegen wie wir unsere Ferientage gestalten wollen. Es sollte etwas sein, wodurch den Menschen in China, die aufgrund ihres Glaubens an Falun Gong verfolgt, gefoltert und dadurch sogar zu Tode kommen, geholfen wird. Es sollte eine Sache sein, die viele Menschen anspricht und wo viele Menschen aufmerksam werden.
Oft dachten wir seit dem Beginn der Verfolgung an jene Mitpraktizierenden aus China, die damals im Jahre 1998 bei uns zu Hause zu Besuch waren. Anfang diesen Jahres hörten wir von der unrechtmäßigen Verhaftung einer ehemaligen Berliner Studentin, namens Xiong Wei. Zuerst konnten wir mit dem Namen wenig anfangen. Erst als wir in unserem Fotoalbum Xiong Wei auf einem Foto wiedererkannten, begannen wir uns wieder zu erinnern. Sie war die Chinesin, die sowohl gutes Deutsch, als auch Chinesisch konnte und war diejenige, die für uns damals die Verständigung zwischen den Deutschen und den Chinesen ermöglichte. Xiong Wei war auch später noch ein gern gesehener Gast bei uns zu Hause. Heute wissen wir, dass sie sich, wie auch unzählige andere unschuldige Falun Gong Übenden, in einem Arbeitslager befindet. Das heißt auch unsere Freundin Wei muss wahrscheinlich unter Folter und Psychoterror leiden, die in chinesischen Arbeitslagern an der Tagesordnung sind.
So begann für meine beiden Schwestern , eine Freundin aus Pirmasens und mich eine Reise, auf der wir Menschen, denen wir begegneten über Xiong Wei`s Schicksal erzählten und um Unterstützung für ihre Freilassung baten. Wir hatten vor Augen Bürgermeister, vielleicht auch Politiker und vor allem Zeitungsredaktionen in den jeweiligen Städten zu besuchen. Nachdem uns Frau Vogel, eine Stadträtin in Heidelberg verabschiedet hatte, fuhren wir ins Ungewisse. Wir wussten weder, ob die Rathäuser geöffnet hatten, wann wir in den jeweiligen Städten ankommen werden, noch wo wir die Nächte verbringen sollten.
Die erste Begegnung, die wohl nicht zufällig war, ermutigte uns in unserer Spontanität nicht zu verzagen. Als wir gerade vor dem geschlossenen Rathaus in unserer ersten Stadt mit einem älteren Herrn sprachen, kam ein weiterer Herr aus dem Rathaus heraus. Er schien sich dafür zu interessieren, was diese vier Mädchen mit ihrem auffälligen Anhänger vor dem geschlossenen Rathaus vorhatten. Bei unserem Gespräch stellte sich heraus, dass er selbst der Bürgermeister war. Er war sehr freundlich und unterschrieb auch unseren Appell an die deutsche Regierung, sich für die Freilassung von Xiong Wei einzusetzen und die weiteren Morde an Falun Gong Übenden zu verhindern.
Der heftige Regen, der uns bis auf die Knochen durchnässte, führte uns zu der ersten Übernachtungsstätte, eine Jugendherberge, in der auch Chinesen übernachteten, die von unserem Vorhaben erfahren konnten.
Wir hatten ein Tour-Buch mit der Aufschrift: Gemeinsam für die Freilassung von Xiong Wei vorbereitet, in das sich unsere Unterstützer eintragen konnten:
Ich hoffe, dass es gelingt, dass eure Freundin Xiong Wei bald in Freiheit leben kann. (Bürgermeister von Edingen-Neckarhausen )
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