Provinz Shandong: Ein verschlossenes Eisentor und der weite Pazifik -- Professor Zhang Xingwu und seine Frau Liu Pinjie wurden illegal zu drei Jahren Arbeitslager verurteilt
(Clearwisdom.net) Ich verbringe bereits eine lange Zeit ohne meine Eltern, die auf der anderen Seite des Pazifik leben, aber das macht mich nicht traurig. Die Möwe nimmt den Duft der Blumen vor dem Fenster meines Hauses und trägt ihn zusammen mit der Botschaft meines Herzens mit sich. Mein Vater würde gelegentlich zu den Wolken im Himmel aufblicken, wo einige Zeilen, mein Brief, zu sehen wären; und meine Mutter würde einen Moment inne halten, um den vertrauten Duft der Blumen, der meine Grüße bringt, zu atmen.
Die Gezeiten kommen und gehen, so wie die Sonne auf- und untergeht. Der Pazifik ist so groß, dass er die Nacht mit dem Tag verbindet, den Osten mit dem Westen und doch konnte er die Verbindung zwischen unseren Herzen und unseren gemeinsamen Erinnerungen nicht trennen, so waren wir den ganzen Tag zusammen. Wir durchbrachen die Distanz mit einem Flugticket, einem Telefonanruf oder einer Karte zum Geburtstag. Während dieser ganzen Zeit, als wir uns vermissten, war der Pazifik nichts als ein treuer Zuhörer.
Jedoch, an einem Abend im Sommer wühlten sich die Wellen des Ozeans auf. Mein Herz ging an der Klippe zum Meer verloren und es wollte nicht wiederkehren. Ich schaute in die Ferne, Richtung Zuhause; durch die Dunkelheit in den strömenden Regen. Aber ich konnte den Weg, den ich sonst nahm nicht finden, ebenso die Menschen, die ich vermisste. Tränen flossen in das Meer, zusammen mit meinen vielen Erinnerungen.
Auf der anderen Seite des Ozeans, in einem uralten Land, veränderte sich alles so rasch. Über Nacht trennte ein eisernes Tor meine Eltern von diesem Teil der Welt, das Tor des Gefängnisses. Es ist so schmal, aber es ist größer als der Ozean. Seitdem habe ich nichts mehr von meinen Eltern gesehen oder gehört, für die ich eine tiefe Liebe empfinde.
Mein Vater ist Physikprofessor, aber er kann auch gut malen, Kalligraphie schreiben, chinesisches Schach und traditionelle chinesische Instrumente spielen. Er hat ein großes Herz und ist sehr freundlich, behandelt die Probleme anderer wie seine eigenen. Meine Mutter liebt die Poesie und ist sehr offenherzig. In meinen Augen ist sie sehr begabt. Meine Eltern sind wie ein Ehepaar unter einer Familie von Gottheiten. Sie sind gute 50 Jahre alt und haben die Freuden der Kindheit ebenso genossen wie die Ruhe im Alter. Aufgewachsen in dieser freien und warmen Umgebung sind sie für mich mehr Freund als Eltern. So wie es in einem Lied lautet: Wir teilen das Glück miteinander. Sogar als ich vor acht Jahren nach New York zog, schien die Distanz ein Nichts zu sein.
Bald lernten meine Eltern Falun Gong kennen und waren überrascht von der Tiefe und Weite, die Falun Gong inne wohnt. Der Sinn des Menschseins liegt in der Rückkehr zu seinem wahren Selbst. Sie wollten ein Leben in Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht führen. Sie dachten darüber eine Weile nach und ergriffen dann auf ein Neues ihre Hände um gemeinsam diesen Weg zu gehen. Ich war ein wenig von ihrer Entscheidung überrascht, aber dann beschäftigte ich mich selbst einmal mit Falun Gong. Es ist eine wirklich schöne Übungspraktik. Es hilft einem nicht nur, die Gesundheit zu verbessern, sondern reinigt auch das Herz. Unbemerkt wanderten unsere Herzen ein weiteres Mal über den Pazifik und trafen zusammen.
Diese kurze Zeitspanne war das Schönste, an das ich mich erinnern kann. Die Gesundheit meiner Eltern verbesserte sich enorm. Auf Fotos sahen sie jünger aus und sie lachten mehr. Ihre Herzen waren für alle zugänglich und sie taten was sie konnten, um den Menschen die sie kannten, aber auch denen, die sie nicht kannten, zu helfen. Sie lernten sich selbst mehr zu fordern und bekamen immer mehr Freunde. Unsere Familie bekam auch immer mehr Zuwachs. Der Himmel über dem Ozean war erfüllt von unserem Lachen. Die Freude, die ich über jeden Anruf empfand, gab mir das Gefühl, dass ich in ihre Arme zurückgekehrt war und der Pazifik stellte kein Hindernis mehr dar. Wenn es doch einsame Momente gab, so wurden sie von vielen Freunden mit Liebe und Hilfe gefüllt. Wir teilten die Freude eines jeden.
Die guten Tage vergingen jedoch zu schnell. Im Juli 1999 begann die Verfolgung von Falun Gong. Fast sofort verlor ich den Kontakt zu meinen Eltern. In zahllosen Tagen und Nächten machte ich mir Sorgen. Mein Kontakt zu ihnen wurde abgeschnitten und meine Briefe konnten sie nicht mehr erreichen. Erst dann wurde mir klar, dass wir in zwei völlig verschiedenen Welten lebten. Dieses uralte Land, unsere geliebte Heimat, war mir so fremd.
Später erfuhr ich, dass meine Eltern mehrere Monate lang festgenommen worden waren und ihnen eine Gehirnwäsche aufgezwungen wurde, ihr Zuhause wurde durchsucht. Sie wurden 24 Stunden am Tag beobachtet und hatten keinerlei Freiheiten. Meine Eltern, die sich ihr ganzes Leben lang um Aufrichtigkeit und Güte bemüht hatten, konnten nicht nachvollziehen, dass Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht schlecht sein sollen; sie konnten nicht nachvollziehen, dass es falsch sein soll zu versuchen ein guter Mensch zu werden. Weil Falun Gong ihnen sowohl geistig als auch körperlich so viel gegeben hatte, wollten sie etwas von dem wieder zurückgeben. Sie wollten nicht entgegen ihrem Gewissen handeln und schon gar nicht irgendwelche Lügen im Austausch für ihre Freiheit erzählen. Ihre Situation wurde immer schlimmer. Im Herbst 2000 hatten sie keine andere Wahl als ihr Zuhause aufzugeben, um sich der Verfolgung zu entziehen. Sie wurden im Januar 2001 festgenommen und im April wurden beide unter Geheimhaltung zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.
Nach einer zermürbenden Wartezeit erhielt ich endlich wieder Nachricht von meinen Eltern. Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass man sie einsperren könnte. Von da an waren wir getrennt.
Die langfristige physische und psychische Folter hat ihre Gesundheit ernsthaft geschädigt. Die schwere Arbeit zu der sie gezwungen wurden, dauerte länger als 10 Stunden am Tag und dazu kam die aufgezwungene Gehirnwäsche. Wollen sie den Wunsch meiner Eltern zu ihrem eigenen selbst zu finden einfach wegspülen? Wollen sie den Wunsch nach aufrichtigem Glauben im Herzen der Menschen zerstören? Warum sollte jemand Worte von Wahrheit so sehr hassen?
Unzählige Male träumte ich von der glücklichen Vergangenheit. Nichts hatte sich verändert. Unzählige Male sprach ich zu dem Mond, von der Nacht bis zum Morgen und stellte mir dabei vor meine Eltern könnten mich hören. Meine Erinnerungen an sie stiegen über den weiten Pazifik aber sie konnten das schmale Eiserne Tor nicht überwinden. Mein Herz folgte der Flut, ihrem Aufstehen und Versiegen. Der Vollmond verwandelte sich in eine schmale Sichel, nahm zu und wieder ab. Aber meine Familie konnte nicht wieder zusammenfinden.
All die schönen Dinge verloren ihren ursprünglichen Glanz. Ich werde oft an meine Eltern denken und daran, was sie wohl gerade machen. Ich werde mich fragen, ob sie genug warme Kleidung zum anziehen haben, ob sie noch genauso lächeln wie zuvor und ob sie von mir träumten, wie ich sie vermisse. Jedoch habe ich ihre Entscheidung nie angezweifelt. Als aufrichtiger Mensch am Scheideweg seines Lebens angekommen - so haben sie mir durch ihr Verhalten mitgeteilt - sollte ein Mensch für sein Leben selbst verantwortlich sein. Das Licht der Wahrheit kann nicht verborgen werden, auch nicht in der dunklen Gefängniszelle oder hinter eisernen Türen.
Vater, Mutter, könnt ihr mich hören? Unsere Herzen sind durch zahllose Schicksalsfäden miteinander verbunden und nichts kann sie trennen. Egal wie eisig der Wind im Winter auch sein mag, wie lang die dunklen Nächte auch dauern, so glaube ich doch, dass immer mehr Freunde uns beistehen und immer mehr Vögel erwachen, die nach dem Frühling rufen. Sie werden den Hauch des Frühlings ermuntern und die schlafende Erde erwecken. Vielleicht wird diese Zeit bald kommen und die ganze Welt wird sich innerhalb eines kurzen Moments wandeln.
Freunde, was ist so wichtig, wie die Güte zu bewahren. Lauschen Sie dem Inneren Ihres Herzens. Lasst uns an die Tür zum Frühling anklopfen.
Zhang Shuangying: eingetragene Krankenschwester in dem Staat New York der Vereinigten Staaten von Amerika.
Vater: Zhang Xingwu, früher Professor an dem Institut für Bildung in Jinan, illegal festgehalten in der dritten Brigade, dem Liuchangshan Arbeitslager in Jinan, Provinz Shandong.
Mutter: Liu Pinjie, ehemals pensionierte Angestellte des Semiconductur Institute in Jinan, illegal festgehalten in der ersten Brigade des Frauenarbeitslagers Jinan.
Sie sind jetzt beide über 60 Jahre alt. Sie begannen 1995 Falun Gong zu praktizieren und ihre Gesundheit hatte sich enorm verbessert.
Nach dem 20. Juli 1999 durchsuchte die Polizei ihr Zuhause. Sie nahmen den Computer meiner Eltern mit, den Drucker ebenso wie viele Bücher und persönliche Briefe. Meine Eltern wurden illegal festgehalten. Nachdem sie freikamen wurden sie für eine lange Zeit observiert. Mein Vater wurde degradiert und sein Gehalt wurde gekürzt. Im Jahr 2000 verließen sie ihr Zuhause um der Verfolgung zu entgehen. Am 1. Januar 2001 wurden sie in Peking verhaftet. Weil sie sich weigerten ihren Namen und ihre Adresse anzugeben wurden sie dort gesetzeswidrig bis April festgehalten, als die Polizei aus der Provinz Shandong sie identifizierte und zurück nach Jinan brachte. Sie wurden zu einem Gehirnwäschekurs gezwungen, bei dem meine Mutter aus Protest in Hungerstreik trat und dann in ein Krankenhaus gebracht wurde. Später wurden meine Eltern zu drei Jahren Arbeitslager verurteilt. Meine Mutter wird im Moment im Frauen-Arbeitslager Jinan festgehalten, während mein Vater in dem Liuchangshan Arbeitslager von Jinan festgehalten wird. Weil sie sich weigerten mit den Verantwortlichen zusammenzuarbeiten wurde mein Vater die ganze Zeit im Arbeitslager unter strenge Auflagen gestellt. Im April 2002 wurde mein Vater für zwei Monate in das Arbeitslager Wangcun gebracht, um dort intensiver Gehirnwäsche unterzogen zu werden. Während dieser Zeit durfte er keine Familienangehörigen sehen. Die Strafe meiner Mutter wurde innerhalb eines Jahres zweimal verlängert. Jeden Tag musste sie neben der Gehirnwäsche noch mehr als 10 Stunden härtester Arbeit erdulden. Ihre Briefe wurden oft aufgehalten und sie durfte auch häufig ihre Angehörigen nicht sehen, weil die Verantwortlichen behaupteten, dass sie ein problematisches Gedankengut habe. Wenn sie Familienangehörige sehen kann, ist immer Polizei anwesend, so dass sie nicht frei sprechen kann.
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