Deutschland: Der Radiosender "Radio aus Bruchsal" führt ein Interview mit einem Falun Gong Praktizierenden, der Strafanzeige gegen Jiang Zemin gestellt hat (27.11.03)

RB: Wieso zeigen Sie den ehemaligen Präsidenten Chinas hier von Deutschland aus an? China ist weit weg und ist es da nicht schwierig einen Bezug herzustellen?

Huber: Ich versuche das so zu erklären. Wenn man hier in Deutschland ein Unrecht beobachtet, ist es eine ganz natürliche und auch verpflichtende Sache dies anzuzeigen. Jeder hier hat das Recht dazu. Und das ist der springende Punkt, warum wir dies hier von Deutschland aus machen. In China hat nämlich kein Falun Gong Praktizierender die Möglichkeit dies anzuzeigen. Versucht er es trotzdem, kommt es zur Verhaftung und weiteren Repressalien.

RB: Wie so gerade Jiang Zemin?

Huber: Jiang Zemin war und ist die Person, die diese brutale Verfolgung initiiert hat und immer wieder neue abscheuliche Anweisungen gegeben hat, um Falun Gong, wie er selbst gesagt hat, "auszurotten".

RB: Glauben Sie wirklich, dass diese Strafanzeige zu einem Erfolg führen wird?

Huber: Unser Rechtsanwalt Herr Kaleck, der auch Opfer des Pinochet-Regimes vertritt, sagte dazu, dass anfangs auch niemand glaubte, das Herr Pinochet einmal verhaftet werden würde. Was dann aber auch geschah. Und zwar in England, wo er zuletzt damit gerechnet hatte. Und dass Jiang Zemin für unzählige Verbrechen verantwortlich ist, steht eigentlich außer Frage. Ich denke, der Anfang muss gemacht werden. Wie es weiter geht, wird die Zukunft zeigen.

RB: Was glauben Sie ist der Grund, warum die chinesische Regierung Falun Gong verfolgt?

Huber: Zu Anfang war es wahrscheinlich Angst, Falun Gong könnte politisch werden oder irgendwie eine Macht ausüben. Hätten sie aber genauer hingeschaut, hätten sie merken müssen, dass Falun Gong weder politische Ansprüche stellt noch Macht beansprucht, sondern jeder versucht sich auf sich selbst zu konzentrieren, um das eigene Herz zu kultivieren. Ein weiterer Grund war außerdem sicherlich auch, dass laut chinesischen Behörden zwischen 70 und 100 Millionen Bürger, von einfachen Arbeitern über Politikern, Professoren und auch Militärangehörige Falun Gong gut fanden. Dies muss für die Regierungspartei mit im Vergleich nur 50 Millionen Mitgliedern ein Schock gewesen sein.

RB: Nun wird Falun Gong ja auch vorgeworfen durchaus politisch zu sein.

Huber: Der Gründer von "Cap Anamur" hat einmal gesagt. "Jede Versammlung von Menschen in der Öffentlichkeit ist zugleich auch Politik". Insofern ist jeder schnell politisch. Aber dennoch sind wir keine Organisation, die politische Ziele verfolgt. Unser einziges Ziel ist, die Lügen der chinesischen Regierung richtig zu stellen.

RB: Was wünschen Sie sich für die Zukunft für Falun Gong?

Huber: Zuerst einmal ein sofortiges Ende dieser absolut irrationalen und grausamen Verfolgung. Und ich hoffe, dass die Verantwortlichen zu Rechenschaft gezogen werden für die bis zum jetzigen Zeitpunkt ermordeten 870 Falun Gong Praktizierenden, die nichts Unrechtes getan haben.