Appell für meinen ehemaligen Mitkommilitonen Wang Weiyu

Sehr geehrte Damen und Herren im Justiz- und Außenministerium, im Kanzleramt und Präsidentenhaus, alle Medien, Regierungen und NGO`s,
alle gutherzige Menschen:

Mein Name ist Wu Song. Ich komme aus China und lebe zur Zeit in Heidelberg, Deutschland. Hiermit möchte ich an Sie alle appellieren, mir zu helfen, meinen ehemaligen Mitkommilitonen Wang Weiyu der Tsinghua-Universität zu retten.

Wang, Weiyu(29), stammt aus der Provinz Shandong. Er war ein sehr fleißiger und anständiger Mensch und wurde 1991 ohne eine Aufnahmeprüfung in der besten Technischen Universität Chinas, der Tsinghua-Universität aufgenommen, an der er 9 Jahre lang Maschinenbau studiert hat. (Im Jahr 2000 wurde er wegen des Praktizierens von Falun Gong vom Universitätsleiter gezwungen, die Hochschule zu verlassen.) In seinem fünfjährigen Studium hatte er mehrere Auszeichnungen erhalten: ein Stipendium für exzellente Studenten; eine Urkunde für ausgezeichnete Absolventen, ein Sonderstipendium für Chinesische Präzisionsinstrumente und ein Phillipstipendium. Während des Studiums war er an der Uni sehr engagiert. Er war Leiter der Klasse, Generalsekretär der jungen Sozialisten, Stellvertretender Vorsitzender des Wissenschaftsvereins und stellvertretender Generalsekretär der Fachschaft Präzisionsinstrumente. Als er 1996 sein Studium absolvierte, wurde er ohne eine Aufnahmeprüfung direkt zur Promovierung zugelassen.

Die Freunde von Wang Weiyu haben ihn alle sehr gern. Sie halten ihn für einen ehrlichen Mensch. Er ist nicht egoistisch und kann Fehler der anderen erdulden. Alle pflegten einen guten Umgang mit ihm und selbst die schwierigen Studenten erzählten ihm gerne ihre Gedanken und hielten ihn für einen guten Freund.

Die schöne Zeit verging aber mit dem Beginn der Verfolgung von Falun Gong im Juli 1999. Aus purem Neid hat Chinas Staatschef Jiang Zemin begonnen, Falun Gong-Praktizierende in China mit allen erdenklichen Mitteln zu unterdrücken. Die schönen Sachen wurden verboten, stattdessen sind Verleumdungen und Gerüchte über Falun Gong gezielt und gesteuert über Medien, Fernsehen und sogar Unterhaltungsprogramme flächendeckend verbreitet worden. Abertausende von Falun Gong-Praktizierenden, die ihren Glauben an Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht nicht aufgeben möchten, wurden inhaftiert, eingesperrt, gefoltert und sogar zu Tode verprügelt! Mein ehemaliger Mitkommilitone Wang Weiyu war ebenfalls einer von ihnen.

Seit der Unterdrückung 1999 hat die Tsinghua-Universität ihren Studenten und Mitarbeitern, die Falun Gong praktizierten, nie wieder einen Tag gegeben, indem sie ungestört studieren und arbeiten konnten. Anfang 2000 drohte die Universität unter Befehl des Regimes die Falun Gong-Praktizierenden mit der Verweisung von der Universität, dem Entzug der Parteimitgliedschaft, der Beschlagnahmung der Rente usw., so daß viele Praktizierenden nachgaben und sich nicht mehr trauten, die Wahrheit zu sagen. Im Oktober und November 1999 wurde Wang Weiyu zweimal mit anderen Falun Gong-Praktizierenden der Tsinghua von der lokalen Polizeiwache inhaftiert, denn sie nahmen an einem Falun Gong-Erfahrungsaustausch teil. Die Polizei zwang sie alle, vier bis fünf Stunden lang auf dem Boden zu hocken und verhörten sie bis in die späte Nacht hinein.

Da Wang Weiyu nicht auf die Kultivierung von Falun Gong verzichtete, wurde er vom Universitätsleiter zweimal nachdrücklich aufgefordert, das Studium zu unterbrechen. Weiterhin wurde er zur „ideologischen Umerziehung“ und „Gehirnwäsche“ gezwungen, so daß er sein Zuhause verlassen mußte. Danach fand er aber einen guten Job in einem ausländischen Unternehmen und gewann das Vertrauen seines Vorgesetzten. Eine erfolgreiche Karriere stand vor ihm. Dennoch ließ ihn die Polizei nicht in Ruhe. Er wurde sein langer Zeit überwacht. Am 12. August 2002 ging er auf eine Geschäftsreise. Auf dem Weg zum Bahnhof wurde er von Chinas Staatsgeheimdienst entführt. Man hat seitdem nie wieder etwas von ihm gehört. Nach der Entführung versuchten Staatssicherheitskräfte diese Neuigkeiten zu blockieren um auch andere Praktizierende zu finden und festzunehmen.

Heute möchte ich für meinen ehemaligen Mitkommilitonen appellieren: Wang Weiyu, alle illegal inhaftierte Falun Gong-Praktizierenden der Tsinghua-Universität, alle illegal in China inhaftierten Praktizierenden sollen sofort freigelassen werden, die grausame Verfolgung an Falun Gong muß sofort beendet und sämtliche Verbrecher in dieser Verfolgung zur gesetzlichen Verantwortung gezogen werden!

Warum traut sich das Jiang Zemin-Regime die guten Menschen mit Füßen zu treten und sie in aller Öffentlichkeit zu verfolgen? - Weil die guten Menschen schweigen! Wenn alle gutherzigen Menschen auf der ganzen Welt aufstehen und das Verbrechen der totalitären Herrscher verurteilen, sich für das Schicksal der Verfolgten interessieren und ihren Namen ausrufen, dann wird diese Verfolgung sehr schnell ihr Ende nehmen.

Wu Song
24.02.2003