National Post: China zieht Visa zweier Journalisten für eine Reise mit dem Premierminister zurück
Kanada bat chinesische leitende Beamte um eine Erklärung, nachdem die chinesische Botschaft in Ottawa die Visa zweier Journalisten zurückgezogen hatte, die den Premierminister Paul Martin auf seiner Asienreise begleiten wollten.
Joe Wang, der Präsident des kanadischen Fernsehsenders New Tang Dynasty TV berichtete, die zwei Visa waren genehmigt, doch als gestern ein Vertreter des Senders sie im Büro des Premierministers abholen wollte, erfuhr er, dass sie zurückgezogen worden waren.
Der Sender NTDTV besteht seit drei Jahren, hat in Kanada vier Sendestationen, davon eine in Ottawa und ungefähr 50 weltweit.
Herr Wang erklärte, dass er über die Rücknahme bestürzt wäre, das Büro des Premierministers wünschte ebenfalls Antworten.
Melanie Gruer sagte, dass diese Frage gestern dem chinesischen Botschafter gestellt worden wäre, aber noch keine zufriedenstellende Antwort gegeben wurde. Frau Gruer war ein Jahr lang stellvertretende Direktorin für Nachrichten im Büro des Premierministers und hätte noch nie erlebt, dass ein Visum zurückgezogen wurde.
Frau Gruer erzählte, dass das Büro des Premierministers einen leitenden Beamten der chinesischen Botschaft angerufen hätte, um die erneute Genehmigung der Visa zu erbitten. Kanadas Botschafter in China sollte heute die gleiche Bitte in Beijing vorbringen.
Ungefähr 35 bis 40 Journalisten sollen Herrn Martin auf seiner Überseereise mit Aufenthalten in Thailand, Sri Lanka, Indien, Japan, China und Hongkong begleiten. Der Besuch in China ist für den 20. Januar angesetzt und soll zwei Tage dauern.
Herr Wang sagte, die Journalisten Daniel Zhu und Kameramann David Ren wären beide kanadische Bürger und in China geboren.
Herr Wang führte weiter aus, dass die chinesische Regierung negativ gegen den Sender New Tang Dynasty TV eingestellt wäre, weil der Sender über Fragen wie SARS und die Verfolgung von Falun Gong Praktizie-renden berichtet hätte. Beide Journalisten hätten an kritischen Artikeln über die Politik der chinesischen Re-gierung gearbeitet.
Der nicht gewinnorientierte Sender, der über Satellit verfügbar wäre, würde chinesische Programme von allgemeinem Interesse produzieren. Das Visumproblem wäre ein klares Beispiel von Chinas Beeinträchtigung der Medien, erklärte Herr Wang.
"Unsere Aufgabe ist die wahrheitsgetreue Berichterstattung für die chinesische Öffentlichkeit", sagte er. "Wir waren begeistert über die chinesische Reise. Dann passierte dies."
Die gestrige Anfrage an das Pressebüro der chinesischen Botschaft in Ottawa wurde nicht beantwortet.
Anwälte riefen Herrn Martin an und baten ihn, dass er sich mit der gleichen Kraft für den Schutz der Men-schenrechte in China einsetzen sollte, wie Kanada sich für engere handelspolitische Beziehungen mit der kommunistischen Nation einsetzen würde.
Amnesty International und Gruppen, die chinesische Dissidenten und Tibeter repräsentierten, forderten in einem offenen Brief den Premierminister auf, dass er Kanadas altbewährte Politik der Trennung von Men-schenrechtsproblemen und Handelsfragen aufgäbe.
Die Auffassung der bisherigen Regierungen Kanadas war bis heute, dass sich die Menschenrechtslage zwangsläufig verbessern würde, wenn Chinas wirtschaftliche Verbindungen mit dem Westen wachsen. Dies hat jedoch bis heute keine Früchte hinsichtlich der Einführung demokratischer Freiheiten getragen, resü-mierten die Menschenrechtsorganisationen.
"Ich denke, dass diese Sichtweise für einen zunehmenden Handel erfolgreich war, doch in Hinsicht auf die Verbesserung der Menschenrechtssituation nichts gebracht hat», sagte Alex Neve, Generalsekretär von Amnesty International.
"Folterungen dauern an, Hinrichtungen gehen weiter, ethnische und religiöse Minderheiten stehen immer noch Inhaftierungen gegenüber ... . Man kann Menschenrechte nicht der Laune und dem Zufall von Wirtschafts-zwängen überlassen.»
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