Von der Kindheit bis zur Jugend (Fotos)

(Minghui.de) Das Leben des 16-jährigen Wang Boru, der als geliebtes Einzelkind aufwuchs, hatte sich seit dem 20. Juli 1999 schlagartig geändert.

Wang Boru (Foto: 2005)

Es war der Tag nach seinem 10. Geburtstag. Er aß noch die Geburtstagstorte vom Tag zuvor und schlief zufrieden ein. Am nächsten Morgen stand Boru auf und entdeckte, dass seine Eltern nicht mehr da waren. Die Wohnung war leer. Er fragte jeden, was denn in dieser Nacht passiert sei. Die Erwachsenen sagten ihm, dass Papa und Mama in der Nacht verhaftet worden seien.

Vor dem 20. Juli 1999 feierte er immer mit seinen Eltern zusammen seinen GeburtstagZurück bleiben nur noch die wertvoll gewordenen Erinnerungsfotos mit seinen Eltern


Um seine Eltern zu suchen, ging Boru mit seiner Tante einen langen Weg, um sie an einem weit entfernten Ort zu suchen. Später wurde ihm bewusst, dass er damals gegangen war, um für seine Eltern zu „appellieren”. Was unterwegs passierte, hat Boru schon längst vergessen. Aber er erinnerte sich noch genau daran, dass überall Polizisten waren. Dort wo es Polizisten gab, konnten sie nicht weiter gehen. Auf der Straße und auf dem Platz des Himmlischen Friedens konnten sie oft Verhaftungen beobachten. Sie gingen und gingen und plötzlich war auch seine Tante spurlos verschwunden. Schließlich erkannte ihn jemand und brachte ihn zurück nach Shijiazhuang.

Als er zu Hause ankam, gab es niemanden mehr. Verschiedene Familien haben ihm hin und wieder Essen und Unterkunft gegeben. Boru kann sich schon nicht mehr erinnern, bei wie vielen Familien er eigentlich gewohnt hatte. Als er einer Bekannten auf der Straße begegnete, sagte sie: "Wie groß das Kind geworden ist! Früher hast du doch auch ein paar Tage bei uns gewohnt." Als die Verwandten versuchten, seine Eltern anzurufen, ging nie jemand an den Apparat, da wussten sie schon, dass etwas Schlimmes bei der Familie Wang passiert sein musste. Als die Verwandten den kleinen Boru dann endlich fanden, hatte er überall Geschwüre an seinen Beinen, die schon aufgebrochen waren und bereits Eiter absonderten.

Etwa einen Monat später kam erst seine Tante wieder nach Hause zurück. Sie brachte Boru zu einem Gasthaus, wo er seine Eltern traf. Obwohl das Gasthaus eigentlich nur ein Ort für die Gefangennahme von Verbrechern unter Überwachung war, wollte Boru nicht nach Haus gehen und lieber bei seinen Eltern bleiben. Schließlich zogen ihn die Erwachsenen unter Zwang nach Hause.

Eine Woche später wurden die Eltern frei gelassen. Danach kamen ununterbrochen Besuche von Personen der Straßendienststelle, des Straßenkomitees und von der Polizei, die die Wohung durchsuchte. Während der so genannten ”wichtigen” Tage versteckten sich die Erwachsenen draußen und er musste ganz alleine zu Hause seine Fertignudeln essen. Manchmal lebte er auch mit seinen Eltern zusammen in der Obdachlosigkeit. Wenn er hungrig war, aß er einen Bissen Brot oder Süßkartoffeln. An das alles war Boru schon gewohnt. Aber die Schule begeisterte ihn nicht mehr. Er wollte dem Lehrer und den Mitschülern auch nicht sagen, was mit seiner Familie passiert ist. Während des Schlafes hielt er ständig die Hand seiner Mutter fest, weil er Angst hatte, dass sie wieder verschwinden könnte.

Eines Abends im Jahre 2000 kamen wieder viele Polizisten und brachten seinen Vater weg. Wohin sie ihn brachten, wusste weder seine Mutter noch er. Nach ungefähr 2 Monaten hatten sie erfahren, dass der Vater zu dreijähriger Arbeitserziehung verurteilt worden war.

Im Juli 2003 kam sein Vater wieder nach Hause, andere Praktizierende hatten ihn gerettet. An jenem Tag begleitet Boru seine Mutter, seinen Vater abzuholen. Auf den ersten Blick erkannte Boru, dass die Haare seines Papas ganz weiß geworden waren. Boru wusste nicht, was er zu dem Papa sagen sollte, weil er seinen Papa schon mehr als zwei Jahre nicht mehr gesehen hatte. Der Vater redetet dann mit Boru ein wenig über seine Schulleistungen.

So trafen schließlich die drei Familienmitglieder wieder zusammen. Aber die Harmonie und das Glück der Familie wie es vor dem 20. Juli 1999 war schien endgültig zerstört. Seine Mutter musste den ganzen Tag arbeiten, um den Lebensunterhalt wie Miete, Strom und Essen finanzieren zu können. Sein Vater musste ständig husten und ansonsten schwieg er. Manchmal sagte er nur, dass es im Gefängnis sehr verbrecherisch und grauenhaft zugegangen sei. Er durfte nicht von der Familie besucht werden und auch manchmal durfte er 3-4 Tage nicht schlafen. Seine Nägel wurden ihm abgebrannt und er wurde am Fenster aufgehängt. Boru wusste nicht, wie er seinen Vater trösten konnte. Er konnte für ihn nur fleißig kochen, Wäsche waschen und lernen. Er wusste, wenn er beim Lernen Fortschritte machen konnte, ist der Papa sehr froh. Deswegen lernte er auch sehr fleißig.

Eines Abends, drei Monate später, brachte die Mutter seinen Vater ins Krankenhaus. Am nächsten Morgen kam die Mutter zurück und sagte zu Boru, dass sein Papa an Lungenkrebs gestorben sei.

Immer wenn Boru seinen Vater so sehr vermisste, schaute er sich die Erinnerungsfotos an. Die Fotos zeigten ihn mit seinem Vater beim Schwimmen und Bergsteigen.

Nachdem sein Vater gestorben war, kamen die Polizisten wieder, um seine Tante und seinen Onkel zu verhaften. Sie waren aber rechtzeitig geflohen. Danach wurde die Tante nach Hause gebracht und sie musste ins Krankenhaus. Nach 5 Tagen verließ auch sie diese Welt. Nachdem die Tante gestorben war, sah Boru seinen Onkel zum letzten Mal. Danach wusste niemand, wo er hingegangen war. Nur die Polizisten kamen immer noch, um den Onkel zu suchen.

Wahrscheinlich hat der Tod seiner Tante auch den Geist des Opas gebrochen. Der Großvater, der extra aus einem Dorf in Nordwestchina gekommen war, um seine Tochter zu besuchen, hätte nie damit gerechnet, dass die Familie seiner Tochter innerhalb von einem Jahr zerstört werden könnte. Danach saß der Opa oft starr da und seine Gesundheit wurde auch immer schlechter. Kurze Zeit darauf folgte er der Tante.

Sein dreijähriger Cousin, Tianxing

Von den damaligen vier Familien sind nur die Mutter, Großmutter, Boru und sein dreijähriger Cousin, Tianxing, übrig geblieben. Der kleine Tianxing ist sehr lebhaft und lernt jeden Tag singen. Aber Boru findet, dass er sehr arm ist, weil er in so jungen Jahren seine Eltern verlieren musste. Deshalb spielt Boru mit Tianxing sehr oft am Wochenende im Park.

Boru ist dieses Jahr 16 Jahre alt geworden. Vor kurzem hatte er die Mittelschule abgeschlossen. Was er in Zukunft machen wird, weiß er noch nicht. Aber er wird sich sicherlich nicht für den Beruf eines Polizisten entscheiden.