Gefühle wegkultivieren

Vorgetragen auf der deutschen Fa-Konferenz in Wewelsburg im Januar 2012

(Minghui.de)

Sehr verehrter Meister, liebe Mitpraktizierende,

auf unserem Kultivierungsweg werden wir häufig mit Gefühlen konfrontiert. Mir scheint, dass ich, bevor ich Falun Dafa kultivierte, mein Leben lang eigentlich meine Gefühle „kultivierte“. Ich bin in einer großen Familie zusammen mit sechs Schwestern aufgewachsen; wir sieben Mädchen eiferten um die Liebe unserer Eltern und die Aufmerksamkeit unserer Geschwister.

Der Meister sagt im Zhuan Falun:

„Denn die Menschen haben Gefühle: der Ärger und die Freude, die Liebe und der Haß; wenn man etwas gern macht, geht es um die Gefühle; wenn man etwas ungern macht, geht es auch um die Gefühle; Zuneigung für jemanden, Abneigung gegen jemanden, etwas gerne tun, etwas nicht gerne tun, alles sind Gefühle. Gewöhnliche Menschen leben nun einmal für die Gefühle.“ (Li Hongzhi, Zhuan Falun, Lektion 6, Beim Praktizieren Dämonen herbeiführen, Seite 203)

Ich lebte wirklich für die Gefühle. Als ich ca. 22 Jahre alt war, sagte in einer Gruppentherapie eines Tages der leitende Therapeut: „Sie (damit meinte er mich) sind ja ein Bündel von Sinnlichkeit!“ Ich erschrak und versuchte herauszufinden, was er meinte. Letztendlich fühlte ich mich positiv bestärkt darin, viele Gefühle zu haben und sie auch zeigen zu dürfen. Diese Anschauung hielt sich hartnäckig all die Jahre hindurch. Menschen, die ganz anders waren als ich und ihre Gefühle nicht zeigten, unterlagen bei mir einer negativen Beurteilung.

Heute kultiviere ich mich im Falun Dafa und werde oft durch meine Gefühle gestört.

Der Meister sagt:

„Aber als ein Praktizierender, als ein außergewöhnlicher Mensch, kannst du nicht mehr nach diesen Grundsätzen beurteilt werden; du sollst sie durchbrechen. Daher sollen wir viele Arten von Eigensinn, die aus den Gefühlen abgeleitet sind, leicht nehmen, bis wir sie schließlich ganz loslassen können.“ (ebenda)

Ich erkannte, dass ich die vielen störenden Gefühle wegkultivieren muss.

Viele Arten von Eigensinn traten und treten immer noch in Erscheinung: Der Hang zur Selbstdarstellung, Ärger und Zorn und Traurigkeit. Auch Übereifer aus einer überbordenden Freude heraus oder vorschnelle Beurteilungen und Redeweisen. Ich war es gewohnt, immer stark nach außen zu gehen und mich zu zeigen und manchmal führte dies zu erheblichen Verletzungen.

Noch kurz vor Weihnachten, als ich in Berlin war, um bei der Promotion für Shen Yun zu helfen, störte ich die Berliner Praktizierenden durch einen Gefühlsausbruch mit Tränen. Dies geschah aus einem unerheblichen Grund: Ich wurde gebeten, im Internet zu recherchieren, und als mir dies nicht so gelang, wie ich es wollte, sank mein Mut und all meine negativen Gefühle kamen hoch. Ich war eigentlich wütend. Ich hatte das Gefühl, dass ich mein Gesicht verlor und dass ich womöglich umsonst nach Berlin gereist war und alle denken würden, ich sei nicht fähig... Und außerdem war ich neidisch auf meine chinesische Mitpraktizierende, die sich mit Leichtigkeit im Internet bewegte und Anrufe tätigte.

Vor einigen Jahren wurden Anfang Mai meine großen Fenster wegen Isolierarbeiten am Haus zugeklebt; so konnte ich in diesem schönen Frühling wochenlang das Knospen der Bäume nicht mehr beobachten. Als ich darüber jammerte, sagte ein Praktizierender ungerührt zu mir: „Das bedeutet, dass du nach innen schauen sollst!“

Ja, ich muss nach innen schauen. Alles, was mir begegnet, hat mit meiner Kultivierung zu tun. Mehr und mehr verstehe ich, dass ich klare Gedanken haben und die Dinge mit Vernunft beurteilen soll. Der erste Schritt ist, die Dinge leicht zu nehmen und verzichten zu können.

Der Meister sagt:

„Bei der wahren Kultivierung muß dein Herz kultiviert werden, das heißt, deine Xinxing zu kultivieren. Zum Beispiel sollen wir bei den zwischenmenschlichen Konflikten alle menschlichen Gefühle, Begierden und alle Gelüste leicht nehmen.“ (Li Hongzhi, Zhuan Falun, Lektion 1, Seite 23-24)

„Gleichzeitig muß ein Kultivierender noch verzichten können, auf allerlei Eigensinn und alle Begierden der gewöhnlichen Menschen verzichten.“ (Li Hongzhi, Zhuan Falun, Lektion 9: Menschen mit großer Grundbefähigung, Seite 331)

Unter der barmherzigen Führung durch den Meister und mit Hilfe meiner Mitpraktizierenden schaffe ich es immer besser, meine Gefühle nicht so wichtig zu nehmen und den dahinter verborgenen Eigensinn zu finden.

Bei meiner Korrektur-Arbeit auf unserer Minghui-Website habe ich gelegentlich noch mit dem Gefühlsdämon zu tun. Vor einiger Zeit fand ich ein paar Fehler auf der Webseite und benachrichtigte die Zuständige, die die Fehler sofort korrigierte und mir dies mitteilte. Als ich jedoch noch einmal auf die Webseite schaute, waren die Fehler immer noch da. Das versetzte mir einen Stich und eine Reihe sehr schlechter Gedanken ging mir durch den Kopf: „Wurde ich etwa hier vertröstet? Warum wurde mir die Unwahrheit gesagt?“ Ich schrieb, ziemlich empört, sofort eine E-Mail: „Du hast es ja gar nicht korrigiert. Dann schreibe mir aber nicht, dass es korrigiert wurde.“ Und beleidigt fügte ich noch hinzu: „Ich denke, ich werde von meinen Korrekturen mehr Abstand nehmen.“

Auf diese E-Mail bekam ich binnen kurzem eine Antwort mit einer plausiblen Erklärung, dass sie nämlich wahrscheinlich nur vergessen hatte, den Artikel neu zu speichern, nachdem sie ihn korrigiert hatte. Also ein kleiner Fehler mit einer so großen Wirkung (bei mir). Außerdem schrieb sie mir: „Warum reagierst du so schnell so heftig und von Gefühlen regiert? Wenn du unsere Webseite dabei unterstützen willst, dass weniger Fehler drin sind, ist das sehr gut und wirklich hilfreich. Wenn dann eine irritierende und nicht geklärte Situation auftritt - ist dann der Wunsch nach Unterstützung damit gleich vorbei? Solche Formulierungen wie ´ich werde von meinen Korrekturen mehr Abstand nehmen` klingen ein wenig nach einer `Androhung´, auch wenn ich denke, dass du es nicht bewusst darauf abgezielt hast. Eigentlich müsstest du mich als Praktizierende schon lange genug kennen, um zu wissen, dass ich nichts bewusst Falsches behaupten würde.“

Das war alles bedenkenswert und ein wirklicher Anlass, nach innen zu schauen. Ich erkannte meinen Argwohn und den immer wiederkehrenden unaufrichtigen Gedanken, andere würden mich nicht ernst nehmen, meine Arbeit gering schätzen, mir Halb- oder Unwahrheiten sagen. Alle schlechten Substanzen kamen hoch und das war gut so. Denn sie sollten beseitigt werden. Ich konnte auch die Spur dieser negativen Gedanken und Einstellungen ganz gut zurückverfolgen bis in meine Kindheit. Sie hatten sich schon derartig verfestigt und automatisiert, dass ich in solchen Augenblicken überhaupt keine Vernunft mehr besaß!

Aber nachdem ich das Fa erhalten habe, brauche ich all diese schlechten Gedanken und Verhaltensweisen überhaupt nicht mehr. Ich schrieb an sie zurück: „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie dankbar ich bin, dass du mir so deutlich Bescheid gesagt hast.“ Ich war wirklich erleichtert und nahm mir vor, all diese Eigensinne loszulassen.

Im Zhuan Falun lese ich:

„Deshalb mußt du auf die Kultivierung deiner Xinxing achten, erst dann kann deine Kultivierungsenergie wachsen und sich deine Ebene erhöhen. (Li Hongzhi, Zhuan Falun, Lektion 1: Warum wächst die Kultivierungsenergie trotz Praktizierens nicht, Seite 24)

In Zukunft werde ich mehr auf die Kultivierung meiner Xinxing achten.

Wir wissen, dass das Fa-Lernen alles verändern kann.

Wie der Meister sagt:

„Das Fa kann allen Eigensinn aufbrechen, das Fa kann alles Böse besiegen, das Fa kann alle Lügen strafen, das Fa kann den rechten Gedanken festigen.“ (Li Hongzhi, Störungen beseitigen, 05.07.2000, in: Essentielles für weitere Fortschritte II)

Seit langem hatte ich das Fa unkonzentriert gelernt. Müdigkeit überkam mich, sobald ich anfing zu lesen. Je mehr ich schlief, desto mehr verschlechterte sich meine Situation. Ich habe beschlossen, mehr und konzentrierter das Fa zu lernen, um diese Störung zu überwinden. Mit der Hilfe meiner Mitpraktizierenden schaffe ich es zurzeit, morgens zwei Stunden das Fa zu lernen. Ich hoffe, dass ich mich auf diese Weise erhöhen kann und dass anstelle der Gefühle Barmherzigkeit entsteht.

Ich bin meinen Mitpraktizierenden sehr dankbar für die Unterstützung; vor allem aber unserem Meister, der mich aus dem Dschungel meiner Gefühle herausführt und mich anleitet, eine wahre Dafa-Schülerin zu sein.

Rubrik: Fa-Konferenzen