Über die Zeit und die zweite Chance
(Minghui.org) Es ist 23:15 Uhr. Ich bin müde. Nur mal kurz die Augen zumachen, dann noch etwas Fa lernen und natürlich um 24:00 Uhr die aufrichtigen Gedanken aussenden. Das ist mein Plan.
Mitten in der Nacht wache ich auf - die aufrichtigen Gedanken habe ich verpasst. Aber es ist drei Uhr morgens und der Tag hat noch nicht angefangen. Also nutze ich die Zeit und lerne eine Stunde das Fa und dann schlafe ich noch ein bisschen.
5:55 Uhr - mein Handy-Wecker klingelt. Ich drücke auf die „Aus-Taste“ und schlafe wieder ein. 5:56 Uhr - mein Handy-Wecker klingelt schon wieder. Verdutzt wache ich auf. Während ich mich zu den aufrichtigen Gedanken hinsetze, realisiere ich, dass das gar nicht sein kann. Wenn man die richtige Taste drückt, klingelt das Handy 10 Minuten später, wenn man die falsche drückt, gar nicht mehr. Aber eine Minute später, das ist überhaupt nicht möglich. Da wird mir klar - es ist der Lehrer, der mich geweckt hat.
Einige Tage später habe ich mir vorgenommen, einen Ersatz für meinen Wochenend-Dienst zu finden. Denn ich würde gerne an einem Treffen des Webseitenteams teilnehmen. Noch bevor ich meinen Kollegen anrufe, denke ich, das wäre doch eine ganz gute Gelegenheit, ihn mit der Situation in China vertraut zu machen. Also rufe ich ihn an. Er sagt zu, dass er für mich einspringen kann. Aber von der Verfolgung von Falun Gong habe ich ihm nichts erzählt. Kurz bevor er auflegt, fragte er noch: „Gibt es sonst noch etwas, ich will dich ja nicht abwürgen.“ Ich antworte: „Nein nichts Wichtiges“ und lege auf. Ich fühle mich schwer im Herzen und denke mir, ich sollte diese Gelegenheiten besser nutzen. Eine Minute später klingelt mein Telefon. Es ist mein Arbeitskollege. Er erklärt mir, dass er zu schnell zugesagt habe und mir doch erst gegen Ende der Woche Bescheid geben könne. Ich erkläre ihm daraufhin, dass ich an einem Treffen des Webseitenteams (der Dafa Website, für die ich übersetze) teilnehmen würde und was es mit der Website auf sich habe. Zwar kann er mir danach noch nicht versprechen, ob es klappt, aber ich danke dem Meister für diese zweite Chance.
Warum erzähle ich euch davon?
Nun ja, ich würde euch ja auch lieber die glänzende Geschichte eines Dafa-Jüngers berichten, der jeden Schritt richtig gegangen ist. Aber das kann ich nicht, weil ich vor sieben Jahren aufgehört hatte, mich zu kultivieren und erst vor wenigen Monaten wieder angefangen habe.
Mein Weg war alles andere als gradlinig und sollte ich tatsächlich je zur Vollendung kommen, dann gehöre ich wohl zu denjenigen, die auf ihrem Weg nach oben einen Abstecher durch die Hölle gemacht haben. Bedauere ich es? Wahrscheinlich werde ich die Lücke, die ich gelassen habe, noch zutiefst bedauern. Aber nicht jetzt. Jetzt habe ich dafür keine Zeit, denn jetzt nutze ich die Gelegenheit, mich zu kultivieren und den Menschen die wahren Umstände zu erzählen. Denn jedes einzelne Lebewesen ist kostbar und jeden Flyer, den ich aus der Hand gebe und jedes Wort, das ich ausspreche, ist eine Chance für den Menschen, der gerade vor mir steht.
Auch wenn ich viel Zeit nicht genutzt habe, um mich zu kultivieren, so habe ich doch eines erkannt: Die Zeit ist das kostbarste Gut, das wir haben.
Und jede Minute, die wir mit menschlichen Gedanken verschwenden, ist eine verpasste Gelegenheit. Egal ob wir das Fa lernen und an etwas anderes denken, egal ob wir die Übungen machen und sie doch nicht machen, weil wir in Gedanken woanders sind, eins ist sicher, wir werden jede Minute, die wir verloren haben, noch bedauern, wenn die Zeit abgelaufen ist.
Vielleicht haben wir das Gefühl, dass wir doch schon viel geschafft haben, vielleicht haben wir das Gefühl, dass wir schon viel getan haben, aber wie viele Lebewesen haben wir wirklich gerettet? Wie viele Lebewesen haben wir noch nicht gerettet? Wie viele können wir noch retten? Die Zeit ist wie ein riesiger Strudel, der die Gelegenheit zum Erretten aller Wesen in sich aufsaugt. Manche Gelegenheiten gibt es nur einmal, manchmal kann uns der Meister helfen und noch einen Weg finden, aber manche Gelegenheiten, die wir verpasst haben, werden wir für immer verloren haben.
Doch es gibt nicht nur Momente, wo wir Zeit verlieren, ganz oft bekommen wir auch Zeit geschenkt.
Ein Beispiel: Ich hatte mich mit einem Freund verabredet und kurz bevor wir uns treffen wollten, rief er mich an und sagte ab. Einen ganz kurzen Moment ärgerte ich mich ein wenig. Dann erkannte ich die Chance: Ich habe Zeit gewonnen. Die kann ich doch nutzen, um etwas für Dafa zu tun.
Ein weiteres Beispiel: Ich kam gerade von einem Info-Tag und hätte eigentlich zur Arbeit gehen müssen. Aber unser Chef meinte, dass wir früher gehen sollten, wenn nichts mehr los sei. Und am Vortag war so gut wie nichts los gewesen. Also rief ich in der Firma an und fragte meine Kollegin, wie es aussehe. Sie antwortete, dass nichts los sei und ich nicht kommen brauche. Auf einmal hatte ich einen ganzen Nachmittag Zeit. Was machte ich damit? Ich fing an, mir einen Film anzuschauen, aber nach 10 Minuten begann ich mich zu langweilen und fühlte mich schwer im Herzen. Dann schaute ich in mein E-Mail-Postfach und sah einen Artikel für die Website, den die Koordination mir zum Übersetzen geschickt hatte. Wow, was für eine gute Chance! Also nutzte ich die geschenkte Zeit und übersetzte den Text.
Mit Sicherheit werden wir es nicht sofort schaffen, keine Zeit mehr zu verschwenden; es wird uns nicht immer gelingen, konzentriert zu sein, wenn wir die Übungen machen oder das Fa lernen, aber wir können uns jeden Tag mehr Mühe geben, klar und wach zu sein und wir können jeden Tag die Zeit ein bisschen besser nutzen, um das zu tun, wofür wir gekommen sind.
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Rubrik: Weg der Kultivierung