Gedanken über Gefühle und die Barmherzigkeit aus der Sicht der Kultivierung
(Minghui.org) Bevor ich anfing, Falun Gong zu praktizieren, verstand ich die wahre Bedeutung von „Barmherzigkeit“ nicht. Dennoch vermittelte es mir ein Gefühl von Wärme. Ich war der Ansicht, es bedeute „große Liebe“ oder „größte Fürsorge“. Doch das war sehr weit von der wahren Bedeutung entfernt.
Als ich anfing, mich zu kultivieren, hörte ich mir den Vortrag des Meisters an, in dem es um Gefühle und Barmherzigkeit geht:
„Wenn du dich nicht von diesen Gefühlen trennst, kannst du dich nicht kultivieren. Wenn du aus diesen Gefühlen herausspringst, wird dich niemand mehr bewegen können, das Herz eines alltäglichen Menschen kann dich dann nicht mehr mitreißen. An seine Stelle tritt Barmherzigkeit, etwas noch Erhabeneres.“ (Li Hongzhi, Zhuan Falun, 2012, S. 242)
Doch ich verstand die tiefere Bedeutung immer noch nicht. Ich fragte mich: „Warum müssen wir uns von den Gefühlen trennen, um Barmherzigkeit entwickeln zu können? Was ist der wesentliche Unterschied zwischen den Gefühlen und der Barmherzigkeit?“
Nach über zehn Jahren Kultivierung wurden mir auf meiner Kultivierungsebene allmählich die unterschiedlichen Bedeutungen von Gefühlen auf der einen Seite und Barmherzigkeit auf der anderen Seite klar.
Positive und negative Gefühle
Gefühle beinhalten Egoismus und sind bedingt. Es gibt positive und negative Gefühle. Zum Beispiel Glück, Ärger, Trauer und Freude sind alles Erscheinungsformen von Gefühlen. Gefühle sind sentimental, instabil und unbeherrschbar. Die wesentlichen Faktoren, die die Gefühle ausmachen, sind etwas auf niedrigen Ebenen innerhalb der Drei-Weltkreise.
Barmherzigkeit hingegen ist selbstlos, bedingungslos und ewig während. Ihre Erscheinungsform ist immer von Gleichmut und Vernunft geprägt.
Es war ein langsamer und allmählicher Prozess, die Gefühle loszulassen und Barmherzigkeit herauszukultivieren. Diesen Prozess habe ich als Zusammenfassung meiner Kultivierung zu Papier gebracht. Gleichzeitig ermahnte ich mich, Ruhm, Gewinn und Gefühle loszulassen und sie durch große Barmherzigkeit zu ersetzen.
Schwierigkeiten beim Überwinden des Passes
Als ich mit Falun Gong anfing, erlebte ich einen großen emotionalen Rückschlag. Mein Freund, in den ich sehr verliebt war, trennte sich von mir. Ich war verwirrt und wusste nicht, ob es Wirklichkeit oder Traum war.
Doch als Kultivierende wusste ich, dass es eine Prüfung hinsichtlich der Gefühle war, die ich bestehen musste. Deshalb nutzte ich meine ganze verfügbare Zeit, um das Fa zu lernen und meine Xinxing (Herzensnatur) zu erhöhen. Jeden Abend lernte ich in der Gruppe das Fa und praktizierte die Übungen auf dem Übungsplatz. Trotzdem tauchte in der Nacht, wenn ich nicht schlafen konnte, vor meinen Augen Szene um Szene auf, in denen wir zusammen waren − wie ein endloser Film. Mein Schmerz über diesen Verlust hielt weiter an.
Viele Male fragte ich mich: „Was um Himmels willen sind Gefühle? Gibt es jemanden auf dieser Welt, dem ich noch vertrauen kann?” Ich hatte die Vermutung, dass ich mich von all dem befreien könnte, wenn ich die Gefühle und den Schmerz loslassen würde, da ich doch eine Kultivierende war. Doch das war äußerst schwierig.
Um dieses schmerzhafte Dilemma zu überwinden, rezitierte ich mehrmals täglich das Gedicht des Meisters „Wahrlich kultivieren“ (Li Hongzhi, 27.12.1994, in: Hong Yin I). Der Schmerz verschwand erst, als mein Körper und mein Geist ganz in das Fa eintauchten. Ohne das Fa hätte ich wohl ewig damit gerungen.
In den Fängen der Gefühle
Kurze Zeit später lernte ich meinen jetzigen Mann kennen. Wir heirateten und bekamen einen Sohn. Mein Mann und ich hatten eine gute Beziehung und ich war sehr froh, dass ich endlich jemanden gefunden hatte, dem ich vertrauen konnte.
Doch das Glück hielt nicht lange an. Ich fand heraus, dass mein Mann mich 2004 mit einer Ex-Freundin betrogen hatte. Ich verspürte einen plötzlichen Ansturm von Enttäuschung und stellte ihn zur Rede. Doch trotz seiner vielen Versprechen hielt er den Kontakt mit ihr weiterhin aufrecht.
Ich verlor das Vertrauen zu meinem Mann und bedauerte, zwei treulosen Männern begegnet zu sein. Ich dachte an Scheidung, ermahnte mich jedoch, dass ich eine Kultivierende sei. War das nicht eine weitere Prüfung hinsichtlich der Gefühle? Vielleicht hatte der Meister es für mich arrangiert, weil ich es bei den früheren Pässen nicht gut gemacht hatte?!
Zu dieser Zeit hatte ich oft das Gefühl von unermesslicher Einsamkeit. Niemand konnte meinen Schmerz oder meine Gefühle verstehen. Für lange Zeit war ich niedergeschlagen und unglücklich und es war eine schwierige Zeit für mich, diese Tortur zu durchbrechen.
Das folgende Gedicht des Meisters spendete mir großen Trost:
„Schnee, Regen tagelang, Tränen von Gottheiten und BuddhasErwartet, Winterblumen zurückkehren“(Li Hongzhi, Winterblumen − Yuan Genre, 28.01.2003, in: Hong Yin II)
Doch was war schon dabei, selbst wenn mich jedermann auf Erden verlassen würde? Buddha hatte mich nicht verlassen. Die Gottheiten hofften auf meine Rückkehr. Die Fashen des Meisters wachten stets über mich. Ich war nicht alleine. Es war dieser eine Gedanke, der mir half, durch diese schwierige Zeit hindurchzukommen.
Barmherzigkeit wächst
Anhand meiner beiden Erlebnisse lernte ich den Schmerz kennen, von der Liebe verletzt zu werden, die ihre Wurzeln in den Gefühlen hat. Die Liebe ist nicht stabil. Ich wurde verletzt, weil ich noch verliebt und an die Liebe gebunden war. Glück, Ärger, Trauer und Freude sind Eigensinne und basieren auf dem Egoismus. Wie konnte ich mich den Prinzipien von Falun Gong – Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht – angleichen, ohne den Egoismus loszulassen?
Als ich das erkannt hatte, erkannte ich auch, weshalb der Meister uns aufgefordert hat, uns von den Gefühlen zu trennen. Als ich daraufhin meinen Mann ansah, veränderte sich meine Sichtweise völlig: Er war ein Lebewesen und somit zwangsläufig von den verzerrten Faktoren der Gefühle innerhalb der Drei-Weltkreise beeinflusst. Die Quelle meiner Verletzung war mein Eigensinn auf die Liebe zwischen Mann und Frau.
Aus der Sicht der Kultivierung waren wir beide auf derselben Ebene, nämlich innerhalb der menschlichen Gefühle. Wenn ich nicht verliebt gewesen wäre, hätte ich nicht bewegt und verletzt werden können. Stattdessen sollte ich ihn barmherzig behandeln und erretten.
Ich erklärte meinem Mann erneut die wahren Umstände über Falun Dafa. Er war nicht gegen meine Kultivierung und trat sogar aus der Kommunistischen Partei aus. Ich sprach mit ihm über die Anforderungen von Falun Dafa in Bezug auf Liebe und über den Schaden, der entsteht, wenn man die Begierde nicht loslässt. Ich half ihm zu verstehen: Der moralische Maßstab der menschlichen Gesellschaft sinkt rapide. Somit dürfe man nicht der Masse folgen.
Ich gab meinem Mann Dafa-Bücher und Erfahrungsberichte von Mitpraktizierenden zu lesen. Mit der Zeit stimmte er den Fa-Grundsätzen immer mehr zu und fing sogar selbst mit der Kultivierung an.
Wir erhöhten uns in der Kultivierung und waren nicht mehr in der menschlichen Liebe gefangen. Währenddessen wuchs unsere Barmherzigkeit und unsere Beziehung wurde immer harmonischer, weil wir den Egoismus losgelassen hatten. Dies zeigte uns deutlich, dass die Barmherzigkeit wächst, sobald die Gefühle verschwunden sind.
Aufgesetztes Verhalten
Doch wenn es um die Beziehung mit anderen Menschen ging, gab es noch Irrungen und Wirrungen. Wahre Barmherzigkeit zeigt sich nicht nur in der Beziehung mit einer bestimmten Person, sondern in jeder Beziehung. Erst wenn ich diese Ebene erreiche, kann ich am Beispiel meiner eigenen Person das Fa bestätigen und Lebewesen erretten.
Ich neigte dazu, die Menschen um mich herum in Kategorien einzuteilen, wie etwa: Diese sind gutherzig und sanftmütig, diese sarkastisch und kritisch, diese herrisch und diese schlau und hinterlistig usw.
Damals sprach ich nur mit den Menschen über Falun Dafa, die ich für gutherzig und sanftmütig hielt. Bei anderen Menschen dachte ich sogar, sie seien der Mühe gar nicht wert. Nach außen hin war ich zu allen höflich, doch in meinem Herzen verachtete ich alle anderen. Oft sprach ich hinter ihrem Rücken über sie und urteilte über sie.
Der Meister erklärte uns den Grundsatz:
„Die Erscheinung resultiert aus dem eigenen Herzen” (Li Hongzhi, Fa-Erklärung auf der Sitzung von The Epoch Times, 17.10.2009)
Mein Feld der Unfreundlichkeit zog keine schönen Dinge an. In Wirklichkeit verletzten mich oft die Beschimpfungen anderer und ich war verärgert über den Mangel an angemessener Belohnung für meinen geistigen, körperlichen und materiellen Einsatz.
Der Meister sagt:
„Wenn du jenen Eigensinn hast, wird dein Herz dadurch berührt; wenn du aber jenen Eigensinn nicht hast, wirst du es gar nicht wahrnehmen, die Worte anderer wehen wie ein Windhauch vorbei. Wenn jemand sagt, dass du andere töten oder einen Brand stiften willst, wirst du es sehr lustig finden. (Der Meister lacht.) Wie kann das möglich sein? Mit einem Lächeln ist es vorbei. Du wirst es gar nicht ernst nehmen, weil du jenen Eigensinn nicht hast und diese Worte dich nicht treffen können. Ohne jenen Eigensinn kann es dich nicht berühren. Wenn sich dein Herz aber bewegt, bedeutet es, dass du den Eigensinn doch hast! Wenn du dich in deinem Herzen wirklich unausgeglichen fühlst, bedeutet es, dass diese Sache bei dir doch nicht so klein ist. (Beifall.) Sollst du sie nicht wegkultivieren?“ (Li Hongzhi, Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz in San Francisco 2014 - Fragen und Antworten, 16.10.2014)
Nachdem ich die Worte des Meisters gelesen hatte, fand ich sogleich meine tief versteckten Eigensinne: Streben nach Ruhm und Gewinn und der Wunsch nach Belohnung für meinen Einsatz. Ich erkannte die Faktoren, die da wirkten, nicht an, da das nicht die Barmherzigkeit einer Kultivierenden war.
Den Eigensinn ablegen und barmherziger werden
Viele Jahre lang war ich zufrieden im Herzen, weil ich das Glück hatte, das Fa zu erhalten und in die mächtige Barmherzigkeit des Meisters eintauchen zu dürfen. Doch ich dachte nie daran, alle Menschen um mich herum mit Toleranz und Barmherzigkeit zu behandeln. Ich wollte nur, dass mich die Lebewesen auf hohen Ebenen akzeptierten.
Die Barmherzigkeit des Meisters kann das gesamte Universum erfassen, während ich lediglich ein Element dieses Universums sein wollte. Ich wollte die Wärme spüren, akzeptiert zu werden, ohne von denen gestört zu werden, die meine Erwartungen nicht erfüllten. Mein Egoismus und Neid hielten mich davon ab, die Ebene der Barmherzigkeit zu erreichen.
Der Meister sagt:
„Die Gedanken eines Kultivierenden, das Volumen und die Größe seines Körpers werden sich vergrößern, deshalb kommt es euch manchmal in der 2. Übung so vor, als ob ihr sehr groß wärt, manche fühlen sich so, als ob sie sehr klein geworden wären, denn der fertig kultivierte Körper auf der anderen Seite kann sich sowohl vergrößern, als auch verkleinern. Der Körper von kultivierenden Menschen kann sich tatsächlich vergrößern, ansonsten würdest du das Verständnis über das wahre Antlitz des Kosmos auf hohen Ebenen nicht ertragen können.“ (Li Hongzhi, Fa-Erklärung während der Fa-Konferenz in Houston, 12.10.1996)
Den Durchbruch schaffen
Meinem Verständnis nach ist ein Grund, weshalb sich die Gedanken und Körper von Kultivierenden ausdehnen, dass sich das Volumen ihres Herzens vergrößert. Um das Volumen des Herzens zu vergrößern, muss man den Zustand der Tatenlosigkeit und der bedingungslosen Toleranz erreichen. Anders gesagt, nur wenn wir handeln, ohne zu trachten, kann sich das Fassungsvermögen unseres Herzens vergrößern.
Wenn wir ein großes Herz haben, wächst die Barmherzigkeit und wir können mehr Lebewesen aufnehmen und erretten.
Als ich zu diesem Verständnis gelangte, waren alle Menschen um mich herum angenehm anzuschauen. Ich teilte sie nicht mehr in Kategorien ein. Ich gebe mir nun Mühe, jeden Einzelnen von ihnen zu erretten.
Ich danke dem Meister für die barmherzigen Hinweise.
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