Neunundsiebzig Jahre und dann Dafa
Vorgetragen auf der europäischen Fa-Konferenz 2016, München
(Minghui.org) Ich lebe in Göteborg, Schweden. Vor zwei Jahren erhielt ich das Fa – in dem Jahr, als ich 80 Jahre alt wurde.
Meine innere Suche begann mit 48 Jahren und bestand aus verschiedenen Therapien, alle waren sehr stark spirituell. In den 80er-Jahren kam die Ashram Meditationsschule zu uns. Vor zirka 15 Jahren kam ich in Kontakt mit dem tibetischen Buddhismus und verbrachte sogar ein Jahr in einem buddhistischen Kloster. Nichts von alledem habe ich jemals bereut, es waren alles Stufen auf meinem Weg.
Als Kind glaubte ich an das Christentum; in den späteren Teenagerjahren wurde ich zu einem inbrünstigen Atheisten; später wechselte ich zum Agnostizismus und fand über die spirituellen Therapiewege schließlich nach Hause – zum Dafa.
Wenn ich jetzt auf diese Wege zurückblicke, fällt mir auf, dass sie zwar eine gewisse Hilfestellung boten, aber sie alle forderten nicht den Kern, nämlich die Eigenverantwortung für die eigenen Taten zu übernehmen. Einfacher gesagt als getan.
Natürlich, während der mehr als dreißig Jahren vor der Kultivierung im Dafa hielt ich mich aufgrund der Therapien für sehr verantwortungsbewusst. Aber in Wirklichkeit waren die meisten sehr selbstzentriert und analysierend und öffneten somit Tür und Angel für das Gefühl der Opfermentalität. Das sehe ich heute ganz klar aus dem Blickwinkel der Kultivierung.
Der große Unterschied heute ist, dass man bei der wahren Kultivierung (fast täglich) gezwungen ist, die unmittelbaren Konsequenzen der Prüfungen im Moment zu analysieren. Wenn man versucht, vor den Konsequenzen davonzulaufen – eben weil man sich als Opfer fühlt – werden die nächsten Prüfungen sehr schnell nachgeschoben.
Ich bin für diese Möglichkeiten, mich selbst zu analysieren und die Verantwortung für die Xinxing-Erhöhung zu übernehmen, sehr dankbar – nämlich von einem gewöhnlichen Menschen zu einem Dafa-Jünger zu werden.
Ich habe mich selbst immer als sehr wahrheitsgetreu betrachtet und war auch recht stolz darauf, sogar selbstgerecht. Heute sehe ich, dass ich die Wahrhaftigkeit auf ein besonderes Podest gestellt hatte. Es gab bei mir kein Verständnis davon, dass die Wahrhaftigkeit nur ein Teil der Dreieinigkeit von Zhen Shan Ren ist und in die Barmherzigkeit und Nachsicht eingebunden werden muss, ansonsten ist man ein sehr rauer Herrscher.
So war also die Wahrheit mein Leitstern – nicht die Barmherzigkeit und Nachsicht. In diesem Sinne habe ich also noch einen weiten Weg vor mir – und das ist alles erst der Anfang. Während ich das sage, bitte ich den Meister im Herzen um Hilfe.
Nun möchte ich etwas über meine ersten wichtigen Begegnungen mit Falun Dafa berichten.
Erste Begegnungen mit Falun Dafa
Ein paar Wochen nach meinem Geburtstag im August saß ich mit einem Freund im Außenbereich eines Kaffeehauses, als plötzlich eine freundliche Dame an unseren Tisch kam und uns Flyer gab, die mir bekannt vorkamen. Wir hatten eine sehr angenehme Unterhaltung. Sie erzählte uns von Falun Gong und erwähnte, dass am darauffolgenden Tag die Übungen in einem nahegelegenen Park praktiziert würden. Am nächsten Morgen traf ich dann die Entscheidung, dass ich zum Übungsplatz gehen würde und war sogar einigermaßen erstaunt, dass ich derart entschlossen war. Ich wollte hingehen - basta!
Die stehenden Übungen gefielen mir sofort, die sitzende war anscheinend zu schwierig für mich. Als ich mich nach ein paar Monaten schließlich hinsetzen konnte, war es anfangs nur im leichten Schneidersitz. Heute arbeite ich am halben Lotussitz.
Bald hörte ich nach und nach mit meinen Medikamenten auf, nach einem Jahr verabschiedete mich von den letzten Tabletten bei einem unserer Übungsplätze. Einen Tag zuvor hatte ich die erste Gabe eines Blutdruckmedikaments eingenommen, zu dem ich mich unwillig von einem Arzt hatte überreden lassen. Am nächsten Tag nahm ich eine Stunde vor den Übungen die 2. Gabe ein, aber nur die Hälfte der verschriebenen Menge. Während der zweiten Übung wurde auf einmal alles um mich herum weiß - würde ich ohnmächtig werden? Ich musste mich hinsetzen, umgeben von netten Freunden.
„Es ist die Blutdrucktablette“, sagte ich laut. Einer, der mich sehr unterstützte, flüsterte mir zu: „Erinnere dich, du bist derjenige, der entscheidet, ob du Medizin einnimmst, nicht der Arzt!“ Dieses Erlebnis markierte das Ende meiner medizinischen Odyssee und ich kann nur sagen, dass sich mein Zustand seitdem immer mehr verbessert.
Eigensinne loslassen
Ich denke, das Gedankenkarma hat mich am meisten beeinflusst. Als ich hörte, dass 2015 Shen Yun nach Stockholm kommen würde, war meine erste Reaktion: „Ach, das ist so weit weg.“ (Die Entfernung entspricht einer 4-stündigen Zugfahrt). Mein Gedankengang war also genau wie der, den man von jemandem meines Alters erwarten würde. Mir war aber klar, dass dies eine Art „Immobilitätsvirus“ war, der mich schon lange begleitete.
Es ist ein Eigensinn aus meiner Kindheit, wo ich über einen langen Zeitraum hinweg Ortswechsel vollziehen musste und oft waren es dabei Veränderungen zum Schlechten hin. Hinzu kam noch ein weiterer Eigensinn: In meinem Alter ist das Herumfahren anstrengend und es wäre doch angenehm, diese Mühe nicht zu haben. Ja, so wäre es. Dennoch, mit etwas Anstrengung und Unterstützung meiner Mitpraktizierenden konnte ich diese Faulheit überwinden.
Ich schaffte es nach Stockholm und konnte das großartige Erlebnis „Shen Yun“ genießen. Dann, als Shen Yun dieses Jahr wieder nach Europa kam, war Trägheit nicht mehr das Problem. Ich flog im April nach Hamburg für ein neues mächtiges künstlerisches Erlebnis. Dort begegnete ich einem weiteren Eigensinn.
Ein Eigensinn löst sich auf
Im Hotel in Hamburg hatte ich ein Zimmer, das ein Gefühl und ein Gedankenmuster in mir weckte, das mich mein ganzes Leben begleitet hatte. Der Gedanke war: „Ich kann diesen Krach nicht aushalten, diesen Lärm.“
Mein Zimmer war im Erdgeschoss mit Fenstern, die so hoch waren, dass man sie nicht erreichen konnte. Die Fenster waren offen und die Geräusche kamen unentwegt herein. Ich bat bei der Rezeption um ein anderes Zimmer und es entwickelte sich eine Auseinandersetzung zwischen mir und der Dame dort. Anscheinend gab es kein anderes Zimmer. Offenbar konnte jeder die Frustration in unseren Stimmen spüren. Auf einmal kam eine langjährige Praktizierende, die organisierte, dass ich mein Zimmer mit dem von ihr und ihrem Mann tauschen konnte. Das alles geschah so schnell, dass ich es nicht mitbekam. „Jetzt habe ich für einen Wirbel gesorgt“, dachte ich, „es ist wirklich peinlich, dass sie ihr Zimmer für meines aufgeben mussten.“
Mein neues Zimmer lag einige Stockwerke weiter oben und hatte ein extra Bett. Ich legte mich hin, um eine kleine Ruhepause vor der Aufführung zu bekommen. Das Zimmer wollte ich so unberührt wie möglich lassen, damit meine Freunde es dann wieder zurückbekämen.
Als nächstes passierte etwas Komisches. Während ich mich auf dem Bett ausruhte, hörte ich eine innere Stimme, die sagte: „Setz dich auf den Boden und meditiere!“ Ich gehorchte und dann passierte etwas, das nach meinem Verständnis eigentlich nicht möglich war. Mein rechtes Bein sank gleich – völlig ohne Schmerzen – ganz auf den Boden. Zum ersten Mal konnte ich im halben Lotussitz sitzen – und das für ganze zehn Minuten.
Es war im Übrigen nicht möglich, das Zimmer mit meinen Freunden zurückzutauschen. Sie bedachten mich nur mit einem ruhigen Lächeln. Der Komfort und die Ruhe, die mir so wichtig waren, waren für sie nur eine Kleinigkeit.
Die Schwierigkeit war nicht ohne Humor
Nach einer gewissen Zeit verstand ich den Inhalt aus dem Zhuan Falun, wo es darum geht, einen Schritt zurückzutreten und sich einem dann ein ganz neues Verständnis erschließen kann.
Wenn ich die Geschichte mit dem Zimmer von Anfang an leichtgenommen hätte, wäre alles vollkommen ohne störende Geräusche verlaufen. Ich besuchte meine Freunde dort und bemerkte, dass sie die hohen Fenster schließen konnten und es dann völlig ruhig war. Das war in meinem neuen Zimmer nämlich anders. Eines der Fenster war wackelig und konnte nicht ordentlich geschlossen werden.
Trotz alledem konnte ich meine Anhaftung an Lärm immer noch nicht ablegen, erst als ich diesen Mai nach New York flog, wo ich zum ersten Mal unseren Meister persönlich hören konnte.
Abschied vom Eigensinn
Nach einer unruhigen ersten Nacht im Hotel in New York bat ich um ein anderes Zimmer wegen des Lärms von der Straße und der lauten Klimaanlage. Ich schaute mir ein anderes Zimmer an und fand es schon besser als das erste, aber trotzdem …
Der genervte Rezeptionist gab mir dann den Schlüssel für ein Zimmer im 17. Stock. Ich war hingerissen von der Aussicht dort: die Manhattan Skyline in ihrer vollen Pracht.
Ich eilte in die Lobby: „Ja, ja! Ich nehme das Zimmer!“
Kaum war ich wieder in dem Zimmer, hörte ich den Lärm der Klimaanlage aus dem Badezimmer, der noch viel lauter war als im ersten Zimmer. Wie konnte das möglich sein? Wie konnte mir das nur beim erstmaligen Begehen des Zimmers nicht aufgefallen sein? Hatte mich die Aussicht so sehr überwältigt, dass meine Ohren verstopft waren?
Ich hatte keine andere Wahl als aufzugeben. Der Lärm durfte mich einfach nicht mehr in dieser schlimmen Art und Weise durcheinanderbringen. Es war ein Schachmatt und game over für meine Anstrengungen, mich vor dem Lärm schützen zu wollen. Die Erleichterung darüber, dass ich aufgab, war großartig. Heute ist mein Verhältnis zum Lärm ganz anders. Eine lebenslange Qual wurde zu etwas relativ Irrelevantem reduziert.
Wenn ich in meine alten Gewohnheiten zurückfalle, erinnere ich mich an das Hotelzimmer in New York und kann mich dann gleich wieder beruhigen.
Ich bin dem Meister extrem dankbar für alles, was mir in diesen letzten zwei Jahren gegeben wurde. Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung von den Mitpraktizierenden in Schweden.
Vielen Dank, Meister!
Vielen Dank, Mitpraktizierende!
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Rubrik: Fa-Konferenzen