Nach fünf Jahren Haft und Folter: Praktizierender kann weder gehen noch sprechen
(Minghui.org) Für Zhang Jinkus Eltern war der 2. Juli 2018 ein düsterer Tag. An diesem Tag sollte ihr Sohn nach fünf Jahren Gefängnis entlassen werden – aus einer Haft, zu der er wegen seines Glaubens an Falun Dafa [1] verurteilt worden war. Sie durften ihn nicht vom Gefängnis abholen, das knapp 500 km entfernt war, sondern es hieß, sie sollten zu Hause warten.
Schließlich kam ein Polizeiwagen beim Elternhaus an. Mehrere Polizisten holten einen völlig abgemagerten Mann heraus, der nicht mehr laufen konnte. Er war nicht wiederzuerkennen – wo war der junge, gesunde Sohn geblieben, den seine Eltern kannten. „Wo ist mein Sohn? Was ist mit ihm passiert? Wie konnten Sie ihm das antun?“, weinte seine Mutter. Als sich innerhalb kurzer Zeit eine wütende und klagende Menschenmenge zusammenfand, fuhren die Polizisten eilig davon.
Die Nachbarn trugen den 45-jährigen Zhang ins Haus. Er wog nur etwa 40 Kilo und konnte kein Wort sprechen.
Als er drinnen war, begann er sich umzusehen und nach jemandem zu suchen. Unter Tränen musste ihm seine Mutter mitteilen, seine Frau Li Yali sei infolge seiner Inhaftierung und Folter so traumatisiert gewesen, dass sie im Mai 2016 im Alter von 47 Jahren starb.
Zhang Jinku vor seiner Inhaftierung
Zhang Jinku kehrt nach fünf Jahren Gefängnis nach Hause zurück, er kann weder gehen noch sprechen.
Zhangs Mutter tut alles für ihn, aber seine Genesung verläuft nur langsam. Als sie ihn fragte, warum er so abgemagert sei, schrieb Zhang langsam mit seiner ungeübten linken Hand (sein rechter Arm war durch Folter im Gefängnis gebrochen worden): „Ich war etwa fünf Jahre lang immer wieder im Hungerstreik.“
Als seine Mutter ihn weiter befragte, schrieb er: „Sie (Wärter und Häftlinge) geben Medikamente in das Essen.“ Dann bedankte er sich bei seiner Familie, den Verwandten und anderen Falun-Dafa-Praktizierenden, dass sie mit Nachdruck immer wieder auf das Gefängnis eingewirkt hatten, damit man ihn freiließ. Obwohl er nicht vorzeitig entlassen worden war, hatten ihre Anstrengungen seine Situation im Gefängnis deutlich verbessert.
Festnahme und Inhaftierung
Zhang Jinku aus dem Kreis Boli wurde am 29. März 2013 festgenommen, kurz nachdem Wang Xiankui, Gouverneur der Provinz Heilongjiang, entlang einer Autobahn auf Transparenten die Worte „Falun Dafa ist gut“ und „Wahrhaftigkeit, Güte, Nachsicht sind gut“ gesehen hatte. Wang gab den Befehl, die Herkunft der Transparente aufzudecken. Daraufhin wurden viele Falun-Dafa-Praktizierende in der Provinz festgenommen – am selben Tag wie Zhang.
Im ersten Untersuchungsgefängnis in Yilan schlugen Polizeichef Bai und Polizisten Zhang so brutal, dass seine Rippen brachen und er mehrere Zähne verlor. Seine Verletzungen führten zu einer Lungenentzündung, die sich zu einer Tuberkulose ausweitete. Aufgrund von Zhangs schweren Verletzungen und weil er Blut erbrach, wurde er einige Wochen später, am 20. April, auf Kaution entlassen, nachdem seine Familie 10.000 Yuan [2] bezahlt hatte.
Am 17. Juli 2013 wurde Zhang erneut verhaftet und inhaftiert. Seine Wirbelsäule war verletzt, sodass er gelähmt war. Als die Bewohner seines Dorfes das erfuhren, unterschrieben sie Petitionen, in denen sie seine Freilassung forderten. Trotz aller Bemühungen wurde Zhang zu fünf Jahren verurteilt. Am 21. August 2013 brachte man ihn auf einer Trage ins Gefängnis Jiamusi.
Schwerwiegende Misshandlung im Gefängnis Hulan
Als Zhang am 1. Oktober 2103 ins Gefängnis Hulan überführt wurde, konnte er wegen der Verletzung seiner Wirbelsäule bereits nicht mehr laufen. Dennoch schlugen Wärter und Häftlinge weiter auf ihn ein und erniedrigten ihn und andere Praktizierende nach Belieben.
Am Tag nach seiner Aufnahme im Gefängnis Hulan trat Wang Hongbin, ein wegen Mordes verurteilter Insasse, Zhang in die Brust. Zhang fiel nach hinten, schlug mit dem Kopf auf und wurde fast ohnmächtig. Daraufhin trat Wang mit einem Fuß auf Zhangs Brust und stieß seinen Kopf mit dem anderen Fuß gegen den Boden.
Als Zhang zu schwach war, um sich zu bewegen oder aufzustehen, konnte er Wang schreien hören: „Die Polizisten haben uns gesagt, dass alle Falun-Dafa-Praktizierenden, die zu Tode geprügelt wurden, als Selbstmörder gelten. Durch mich sind schon einige Praktizierende gestorben.“
Obwohl Wang keine medizinischen Kenntnisse hatte, wurde er beauftragt, Zhang Blut abzunehmen. Oft entnahm er übermäßige Blutmengen und drehte dabei absichtlich die größte Nadel in Zhangs Muskel, auch am Hals und der Brust.
Einmal versuchte ein Häftling, Wang aufzuhalten, als er fürchtete, dass Zhang daran sterben könnte. Doch Wang winkte mit den Worten ab: „Das ist in Ordnung. Sein Blut kann für Krankenhauspatienten verwendet werden. Selbst wenn er stirbt, wird es sowieso als Selbstmord gelten.“
Ein anderes Mal packte Wang Zhangs Kopf und schlug ihn gegen den Boden. Er drückte seine Hoden zusammen und trat in seine Geschlechtsteile. Wenn Wärter ihn dabei sahen, sagten sie nichts oder gingen einfach weg.
Rettungsbemühungen haben etwas bewirkt
Laut Zhang waren die Jahre 2014 und 2015 die schlimmsten Zeiten seiner Inhaftierung. Allen Falun-Dafa-Praktizierenden im Gefängnis Hulan wurde befohlen, ihrem Glauben abzuschwören. Wenn sie es nicht taten, wurden sie gezwungen, lange Zeit bewegungslos zu stehen oder Laufrunden zu absolvieren. Neben körperlicher und seelischer Folter wurden den Praktizierenden jegliche Familienbesuche verboten.
Gerade als Zhang durch die Misshandlungen im Sterben lag, kamen seine Familie, vier Anwälte und über 100 Verwandte und Dorfbewohner, um ihn zu besuchen. Alle Gefängnisbeamten – vom Aufseher bis zu den Wärtern – waren erschrocken. Zum ersten Mal begannen sie, Familienbesuche für Falun-Dafa-Praktizierende zu erlauben, die sich weigerten, ihren Glauben an Falun Dafa aufzugeben.
In der Zwischenzeit bemühte sich Zhang, sich der Verfolgung im Gefängnis zu widersetzen. Aber seine Gesundheit verschlechterte sich weiter und wie viele andere Häftlinge bekam auch er ein Lungenödem. Tatsächlich starben Dutzende von Häftlingen an Lungenödemen. Ein Gefängnisarzt sagte voraus, dass Zhang die nächsten drei Monate nicht überleben werde. „Aber ich hatte so viel Glück, dass ich es geschafft habe“, schrieb er.
Schmerz und Tod seiner Frau
Zhangs Frau, Li Yali, war infolge der Verhaftung ihres Mannes und seines Verfalls im Gefängnis traumatisiert. Sie schrieb einen Brief an das Gefängnisbüro Heilongjiang. Darin stand unter anderem: „Seitdem mein Mann inhaftiert ist, hat meine Familie kein Einkommen mehr. Ich bin zu schwach, um diese Familie zu versorgen. Der Druck ist so groß wie ein Berg; ich weiß nicht, wie lange ich überleben kann.“
In einem Artikel, den sie an die Minghui-Website schickte, schrieb Li: „Ich weinte allein vor mich hin. Nach einer Weile wischte ich mir die Tränen ab und sagte mir, ich solle mich aufrichten, weil ich meine Fahrt [zum Gefängnis] fortsetzen musste. Ich musste meinen Mann nach Hause bringen, bevor es zu spät war, um seine Krankheiten zu heilen.“
Mit dem Zug und dem Bus sind es zirka 500 Kilometer vom Kreis Boli zum Gefängnis Hulan in der Nähe der Stadt Harbin, der Hauptstadt der Provinz Heilongjiang. Li unternahm zwischen Oktober 2013 und Januar 2014 elf Fahrten in das Gefängnis.
Erst bei ihrem elften Besuch am 9. Januar 2014 durfte sie ihren Mann sehen. Er wurde auf einem Karren in den Besucherraum gebracht, er war nicht mehr der starke Mann, den sie vorher gekannt hatte.
Bei mehreren Familienbesuchen im Jahr 2014, als Zhang noch sprechen konnte, berichtete er immer, dass er von Häftlingen brutal geschlagen worden sei. Aber sobald er das sagte, brachten ihn Wärter und Häftlinge weg. Sehr oft berührte Zhang seinen Kopf während des Treffens mit den Worten, er habe Kopfschmerzen wegen der Misshandlungen.
Seine Gesundheit verschlechterte sich weiter. Als seine jüngere Schwester ihn am 17. Februar 2014 besuchte, erzählte er ihr, dass der Gefängnisarzt Tian einmal zu ihm gesagt habe: „Kein Beamter kümmert sich darum, auch wenn du hier zu Tode gefoltert wirst.“
Neben den Reisen zum Gefängnis, um ihren Mann zu sehen, besuchte Li auch viele Regierungsbehörden in der Stadt Harbin. Aber sie alle weigerten sich, ihrem Mann Haftaussetzung zur medizinischen Behandlung zu gewähren. Wegen der Sorge um ihren Mann, der ständigen Enttäuschungen und der Einschüchterung durch die Behörden wurde sie zweimal ohnmächtig – einmal im Gefängnis von Hulan und ein weiteres Mal im Gefängnisbüro von Heilongjiang.
Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich rasch, bis ihr Gewicht auf weniger als 36 Kilo herabsank. Als sie am 4. Mai 2016 ihren Mann wieder besuchte, wusste keiner von beiden, dass dies das letzte Wiedersehen sein würde.
Nur zehn Tage später, am 14. Mai 2016, um fünf Uhr morgens, starb sie.
Die Tochter
Nachdem sie ihre Mutter verloren hatte und ihr Vater immer noch im Gefängnis war, kapselte sich die Tochter von Li und Zhang ab und zog sich immer mehr zurück. Sie war nicht bereit, ihre Großeltern väterlicherseits zu besuchen, die im gleichen Haus wie ihre Eltern wohnten.
Die junge Frau war nicht da, um ihren Vater nach seiner Entlassung zu begrüßen.
Zhang ist nun darauf angewiesen, dass sich seine Eltern um ihn kümmern. Das Ausmaß seiner Folterung und die Verletzungen, die er erlitten hat, sind noch nicht vollständig bekannt, da er nur mit seiner ungelenken linken Hand schreiben kann.
Was Zhang und seine Familie erlitten haben, ist nur ein Beispiel für das, was viele Millionen Falun-Dafa-Praktizierende seit Beginn der Verfolgung vor 19 Jahren erleben. Wir hoffen, dass noch mehr Menschen der Verfolgung von Falun Dafa ihre Aufmerksamkeit schenken und sich dafür einsetzen, dass solche Tragödien beendet werden.
Frühere Berichte:
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[1] Falun Dafa (auch Falun Gong genannt), eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode, wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt. Es verbreitete sich rasant und viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Gutherzigkeit und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Viele Falun-Dafa-Praktizierende wurden verhaftet, gefoltert oder sogar ihrer Organe beraubt, weil sie sich weigerten, ihren Glauben aufzugeben.
[2] Das sind umgerechnet ca. 1.260 Euro. Zum Vergleich: Das durchschnittliche Einkommen eines Arbeiters beträgt in den Städten Chinas monatlich umgerechnet etwa 300,- Euro.
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