Augenzeugenbericht eines ehemaligen Polizeibeamten: Die letzten zwei Tage des Arztes Liu Haibo

(Minghui.org) Die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) inszenierte vor 20 Jahren, am 23. Januar 2001, die Selbstverbrennung auf dem Platz des Himmlischen Friedens. Sie diente dazu, Falun Dafa [1] zu verleumden. Danach begannen Falun-Dafa-Praktizierende eine lange, mühsame Arbeit, um die Lügen der KPCh zu entlarven und die Brutalität des KP-Regimes gegen unschuldige Bürger aufzudecken, die in ihrem Glauben an Falun Dafa standhaft blieben.

Das war eine entmutigende Aufgabe, denn der gesamte Staatsapparat war mittlerweile mobilisiert worden, um Falun Dafa zu verleumden. Alle Kommunikationskanäle waren blockiert. Jede Bemühung, eine von der offiziellen Propaganda der KPCh abweichende Meinung zu äußern, war Tabu und wurde mit harten Vergeltungsmaßnahmen geahndet. Die Praktizierenden mussten zu kreativen Mitteln greifen, um die Botschaft an die Öffentlichkeit zu bringen.

Ein solches Mittel war die Unterbrechung der Fernsehsignale in der Stadt Changchun in der Provinz Jilin am 5. März 2002. An diesem Tag konnten Falun-Dafa-Praktizierende erfolgreich mehrere Programme senden, die anhand der Analyse der offiziellen Videos der KPCh den Betrug über den Selbstverbrennungsvorfall aufdeckten. Diese TV-Übertragung machte es möglich, dass bis zu einer Million Einwohner von Changchun erfuhren, was wirklich geschehen war. 

Die KPCh reagierte sofort mit heftigen Vergeltungsmaßnahmen.

Unter dem geheimen Befehl des „Tötens ohne Gnade“ von Jiang Zemin, dem ehemaligen Vorsitzenden der KPCh, wurden innerhalb weniger Tage über 5.000 Praktizierende verhaftet. Mindestens sechs Praktizierende starben zwischen dem 11. und 15. März 2002 an den Folgen der Folter. Bis September 2002 wurden 15 Praktizierende zu Haftstrafen zwischen vier und 20 Jahren verurteilt. Unter ihnen war Liu Chengjun, der im Dezember 2003 nach schwerem Leiden starb. Hou Mingkai, ein weiterer Praktizierender, der in die Unterbrechung des Fernsehsignals verwickelt war, wurde zwei Tage nach seiner Verhaftung am 21. August 2002 zu Tode gefoltert.

Praktizierende in anderen Provinzen hatten ebenfalls Programme im Kabelnetz ihrer Stadt gesendet, um die Lügen der KPCh zu entlarven. Auch gegen sie wurde Vergeltung geübt. 

He Wanji, ein Polizeibeamter und Falun-Dafa-Praktizierender in der Stadt Xining, Provinz Qinghai beteiligte sich im Juli 2002 an entsprechenden Aktionen in den Provinzen Qinghai und Gansu. Er wurde am 30. Dezember 2002 zu 17 Jahren Haft verurteilt. Am 28. Mai 2003 starb er an den Folgen der Folter im Gefängnis Haomen – mit 53 Jahren.

In diesem Artikel berichten wir über den Arzt Liu Haibo, der damals in Changchun arbeitete. Er wurde verhaftet und zu Tode gefoltert, weil er anderen Praktizierenden, die an der TV-Aktion beteiligt waren, Unterschlupf gewährte. Huo Jiefu, der damals als Polizeibeamter arbeitete, wurde Zeuge der Folterungen an Dr. Liu und gab die Informationen an Minghui weiter.

Arzt Liu in Haft gestorben

Liu Haibo, 34, war Arzt in der Abteilung für Radiologie im Krankenhaus Chuncheng, das dem Bezirkskrankenhaus Luyuan angeschlossen ist. Er und seine Frau Hou Yanjie wurden am 12. März 2002 von der Polizei des Bezirks Kuncheng verhaftet.

Nachdem Polizisten Liu mehrere Stunden lang brutal gefoltert hatten, bemerkten sie am nächsten Tag um 1 Uhr morgens, dass sein Herz aufgehört hatte zu schlagen. Erst dann beendeten sie die Misshandlungen.

Die Polizei ließ seinen Leichnam heimlich einäschern und sperrte die Information. Seine Familie suchte ein Jahr lang nach seinem Verbleib, doch vergeblich. Bis zum heutigen Tag leugnet die Polizeibehörde des Bezirks Kuncheng ihr Verbrechen an Dr. Liu und gewährte der Familie keine Möglichkeit, sich Recht zu verschaffen.

Lius Ermordung wurde nach außen hin nicht bekannt, bis eine Zeugenaussage von Huo Jiefu zur Verfügung gestellt wurde. Huo, der im gleichen Alter wie Liu war, war 1993 Polizeibeamter geworden und hatte im Laufe der Jahre auf den Polizeirevieren Nanguangchang, Kuancheng und Changchun gearbeitet. Nachdem er miterlebt hatte, wie der Arzt in der Polizeiwache Kuancheng zu Tode gefoltert wurde, weigerte er sich aus Gewissensgründen zu schweigen. Aus diesem Grund wurde er inhaftiert und später entlassen.

Ende Juni 2002 gelang es Huo, aus China zu fliehen. Er legte dann die folgende schriftliche Zeugenaussage vor.

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Am 5. März 2002 ereignete sich in Changchun der Vorfall mit der Unterbrechung der Fernsehprogramme des Kabelfernsehens und erschütterte die Welt. An diesem Tag wurden Programme über Falun Dafa im Kabelfernsehen von Changchun gesendet. Die Polizei verhaftete zwei Praktizierende, die anderen beiden konnten sicher entkommen. Es war während der Zeit des Nationalen Volkskongresses [ein jährliches Ereignis, das normalerweise im März stattfindet]. Jiang Zemin war wütend und kritisierte den Parteisekretär der Provinz Jilin, Wang Yukun. Er befahl ihm, den Fall so schnell wie möglich zu lösen. Daher kam dieser Fall unter die direkte Kontrolle des Ministeriums für öffentliche Sicherheit.

Städtische Polizeibehörde schwört, Falun-Dafa-Praktizierende schwer zu bestrafen; 6.000 Beamte werden entsandt

Am 6. März um 19:00 Uhr hielt der Polizeichef von Kuancheng, Zhou Chunming, eine Sondersitzung ab, in der er die Botschaft der städtischen Polizeibehörde weitergab. Er besprach die „düstere“ Situation und die Dringlichkeit der Bekämpfung von Falun Dafa. Laut der städtischen Polizeibehörde war „die oberste Priorität“, Falun Dafa zu schwächen und „diesen bösartigen Fall zu lösen“. Jeder musste mobilisiert werden, „loyal zu Jiang und der KPCh zu bleiben“ und diese schwierige Aufgabe mit „erhöhtem Sinn für politische Verantwortung“ erfüllen. Die städtische Polizeibehörde schwor auch, Falun-Dafa-Praktizierende hart zu bestrafen und Falun Dafa ohne rechtliche Verfahren zu besiegen. Mehr als 6.000 Polizeibeamte wurden entsandt, um den Fall zu untersuchen und zu verhindern, dass sich etwas Ähnliches wiederholen würde.

Liu Haibo und seine Frau verhaftet und geschlagen, weil sie anderen Unterschlupf gewährten

Am 12. März verhafteten Agenten der zweiten Brigade der Kriminalpolizei der Polizeibehörde Kuancheng Liu Haibao und seine Frau Hou Yanjie, weil sie anderen, die an der Sendung der Falun-Gong-Programme beteiligt gewesen waren, Unterschlupf gewährten. Liu war Arzt am Krankenhaus Kuancheng.

Mehrere Agenten der Kriminalpolizei schlugen lange auf Liu Haobao und Hou Yanjie ein.

Gegen 19 Uhr am 13. März, als ich im zweiten Stock zu meinem Büro im sechsten Stock ging, hörte ich Schläge und Schreie aus einem der Zimmer. Ich öffnete die Tür und sah, wie mehrere Beamte Liu Haibo folterten. Er war nackt und in einer knienden Position auf einer Tigerbank gefesselt. Auch sein Kopf war eingeklemmt. Zwei Beamte schockten ihn, indem sie einen Elektrostab gewaltsam in seinen Anus schoben. An der Seite befanden sich mehrere abgebrochene Vierkanthölzer. Ein großer Bereich von Lius Körper war bereits geschwollen und rot angelaufen.

Wei Guoning von der Wirtschaftsermittlungsabteilung war auch im Raum. Er und ich fragten Hauptmann Ai Limin, warum er und seine Leute Liu so schwer folterten. Ai sagte, sie müssten Liu zwingen, andere Praktizierende auszuliefern, da dies ein Befehl von höherer Stelle sei. Ai meinte, alles sei in Ordnung, und forderte uns auf zu gehen.

Ich wollte mich an einen anderen Hauptmann namens Sun Lidoing wenden, um die Folter zu verhindern, aber Wei sagte, das sei nicht unsere Sache. Ich versuchte es, fand aber Sun nicht, also ging ich zurück in mein Büro. Im Nachhinein betrachtet hätte ich sie aufhalten müssen.

Zeuge von Lius Tod und der Vertuschung durch die Behörden

Nachdem ich etwa zehn Minuten in meinem Büro geblieben war, ging ich in den dritten Stock, um wieder nach Sun zu suchen. Auf der Treppe hörte ich Sun unten schreien: „Hört auf zu prügeln!“ Eine andere Person kam heraus und fragte, was los sei. Sun sagte: „Hier ist eine Person gestorben!“

Nachdem ich den Raum betreten hatte, sah ich, dass Liu bereits von der Tigerbank entfernt und tot auf den Boden gelegt worden war. Mehrere Beamte beeilten sich, ihm seine Kleidung anzulegen, aber es war nicht einfach. Wei kam ebenfalls herein und sah alles. Während er uns aufforderte zu gehen und Ai, darüber zu schweigen, ging Sun hinaus, um den Vorfall dem Polizeichef Zhou zu melden.

Aus Angst vor Verurteilung durch internationale Gemeinschaft vertuscht Polizei das Verbrechen mit Lügen

Chang Xiaoping, der erste stellvertretende Parteisekretär von Changchun, kam am Abend an und gab Polizeichef Zhou mehrere Anweisungen, wie er damit umgehen sollte: „Erstens, der Kampf gegen Falun Gong ist ein langer, politischer Kampf und wir sollten keine Angst vor dem Tod von Falun-Gong-Praktizierenden haben. Zweitens behandeln Sie die Angelegenheit vertraulich und lassen Sie die Nachricht nicht nach außen dringen, besonders nicht an die internationale Gemeinschaft. Drittens, die Abteilung für Disziplinarinspektion und Überwachung auf allen Ebenen wurde angewiesen, sich von Falun-Gong-Fällen fernzuhalten.”

In der Nacht wurde Lius Leichnam in die Leichenhalle des Krankenhauses Kuancheng gebracht.

Bestraft für die Weigerung zu vertuschen

Am 16. März um 13:30 Uhr hielt unsere Polizeiabteilung eine Besprechung ab, an der die Kriminalpolizei und mehrere andere Abteilungen teilnahmen, darunter auch das Büro für internen Schutz, dessen stellvertretender Vorgesetzter ich war.

Zhou Chunming sagte, dass Liu Haibo an einem Herzinfarkt gestorben sei und jedes Büro jemanden zur Bewachung der Leichenhalle schicken würde [um zu verhindern, dass Lius Familie und Freunde seine Leiche finden]. Weibliche Beamte wurden auch zur Bewachung von Lius Frau abgestellt, die zu der Zeit im Krankenhaus lag.

Ich weiß nicht, woher ich den Mut nahm, aber ich sagte zu Zhou: „Mein Büro kann dabei nicht helfen. Liu ist durch Folter gestorben. Ich habe es gesehen.“ Daraufhin wurde ich aufgefordert, die Sitzung zu verlassen.

Zhou und andere hohe Beamte sprachen nach dem Treffen mit mir, und ich teilte ihnen meine Gedanken mit. Ich sagte, dass Falun-Gong-Praktizierende das Fernsehsignal abgefangen hätten, weil es für sie keine Kanäle gebe, um sich zu verteidigen, nachdem ihnen unrecht getan wurde. Da Liu in Polizeigewahrsam gestorben sei, sollten wir seine Familie nach dem chinesischen staatlichen Entschädigungsgesetz entschädigen, anstatt die Tatsachen zu verbergen, sagte ich. „Wovor sollten wir uns fürchten? Das Verbot von Falun Gong an sich entbehrt der rechtlichen Grundlage, und es ist noch lächerlicher, es als Sekte zu bezeichnen. Außerdem sind die Falun-Gong-Praktizierenden gute Menschen, und sie werden in einer Gesellschaft, die einen moralischen Verfall erlebt, dringend gebraucht.“

Ich redete viel und sie hörten nur zu. „Ihre Arbeit ist suspendiert“, sagte ein Beamter, „und es wird gegen Sie ermittelt werden.“

Am 19. März erfuhr ich von einem Kollegen, dass Polizisten im Bezirk Luyuan ebenfalls einen Falun-Gong-Praktizierenden zu Tode geprügelt hatten. Ich fragte nach dem Namen des Opfers, aber der Kollege wollte ihn nicht nennen. „Ich will nicht meinen Arbeitsplatz verlieren oder sterben“, antwortete er. „Ich muss befolgen, was auch immer die höheren Beamte von uns verlangen.“

Große Lügen der KPCh

Während der Nachuntersuchung sagte ich dem Team der Disziplinarinspektion, dass ich seit 2001 Katholik sei und dass mein Gewissen es mir nicht erlaubte, etwas so Grausames und Unmenschliches zu billigen.

Deshalb wurde ich festgenommen, gefolgt von einer weiteren 15-tägigen Haft wegen „Unterstützung von Falun Gong“. Zwischen dem 29. März und dem 12. April wurde ich wieder eingestellt, aber zur Arbeit in der Polizeiwache Xingye degradiert.

Danach wurde ich zu einer Nachtschicht zwischen 22:30 Uhr und 3:50 Uhr eingeteilt. Meine Aufgabe war es, in der Einkaufszone entlang der Guangfu Straße zu patrouillieren, ich sollte Falun-Gong-Praktizierende daran hindern, Plakate anzubringen. Ich machte diese Arbeit von Ende April bis Mitte Mai in diesem Jahr.

Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass die Regierung die ganze Zeit gelogen hat und dass sie ein politisches Gebilde ist, das auf Betrug basiert. Die sogenannten „Nachrichten“ waren und werden von der KP-Regierung fabriziert.

Nichtsdestotrotz haben die blutigen Szenen [von der inszenierten Selbstverbrennung und anderer Hasspropaganda] viele Menschen geblendet und getäuscht. Hitler sagte einmal: „Wenn eine Lüge groß genug ist und man sie oft genug erzählt, wird sie geglaubt.“ Das ist das, was die KPCh macht.

Die Zeit vergeht und die Informationsblockade der KPCh wird durchbrochen. Dadurch tauchen immer mehr Informationen aus verschiedenen Quellen auf, die schließlich ein vollständiges und genaues Bild davon zeigen werden, wie die KPCh Falun-Gong-Praktizierende verfolgt hat. Die Fakten werden ans Licht kommen. So wie ein chinesisches Sprichwort sagt: „Es gibt Gottheiten drei Fuß über dem Kopf“; es bedeutet, dass der Himmel beobachtet, was die Menschen tun. Alle, die sich an der Verfolgung von Falun Gong beteiligt haben, werden letztendlich für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen, wenn sie ihre Taten nicht wiedergutmachen.


[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Gong-Praktizierenden.